Reinkarnationserinnerung - Mein Leben zu Jesu Zeit

K31.

Eine Frage der Ehre

Am Tag nach der Hochzeit wurden wir wieder von Zeloten zu Verletzten gerufen. Wir gingen hin und taten unsere Arbeit. Doch bevor wir fertig waren, kamen die Römer wieder und griffen das Dorf erneut an. Vor dem Haus, in dem wir arbeiteten, lief eine Schlacht ab. Ich machte ungerührt weiter.

Ein Essenerheiler, der unerwarteterweise mitten in Kampfhandlungen hineingerät, arbeitet weiter, ohne den Kampf eines Blickes zu würdigen. Das ist eine Sicherheitsfrage. Es führt dazu, daß die kämpfenden Parteien ihn automatisch umgekehrt auch nicht zur Kenntnis nehmen, weil sie nur auf Menschen achten, die ihnen gefährlich werden könnten.

Die Römer gewannen, sahen sich im Dorf um und erschlugen jeden, den sie dabei fanden - jeden Mann, jede Frau, jedes Kind. Zum Schluß kamen sie zu uns und erstachen die Verletzten der Reihe nach. Ich konnte nichts tun. Ich gab nicht zu erkennen, daß ich sie überhaupt bemerkte, arbeitete einfach weiter, indem ich um Heilung für meinen augenblicklichen Patienten betete. Schließlich kam der Römer zu mir, erstach den Patienten und stieß mich grob an.

"Jetzt bist du an der Reihe."
"Friede sei mit dir." grüßte ich ihn und lächelte ihm zu.
"He, du bist jetzt dran, mit dem Sterben." wiederholte er.
"Ja. Friede sei mit dir." wiederholte ich den Gruß ruhig und sah ihm offen in die Augen.
Er holte mit dem Messer demonstrativ aus stach zu und wurde von den Rippen aufgehalten. Insgesamt war es nur ein Kratzer. Ich schloß daraus, daß der Römer mich nicht wirklich hatte erstechen wollen. Er wußte zweifellos, daß er das Messer nur um 90 Grad hätte drehen müssen, damit es zwischen den Rippen hindurchgleiten und mein Herz treffen kann. Ich strahlte ihn an.
"Der hier ist verrückt geworden." sagte der Römer trocken zu seinen Kameraden.
Ich mußte über diese Bemerkung lachen, was den Eindruck der Römer nur noch bestätigte. Eigentlich gibt es keinen logischen Grund, weshalb man Verrückte nicht erstechen sollte. Dennoch wurde ich nur in Ketten gelegt und abgeführt.

Dann marschierten sie mit mir ab und Maria stand im Dorf und sah mir entsetzt nach. Ich wunderte mich, daß sie noch lebte, wo die Römer doch selbst die Babys erstochen hatten.

Als Gefangener war ich ein schrecklicher Langweiler. Ich beobachtete die Wolken am Himmel und bewunderte ihre schönen Farben. Die Soldaten fragten sich, was mich daran interessieren konnte. Ich gab auf die wüstesten Beschimpfungen nette Antworten. Sie kamen zu dem Ergebnis, daß ich nicht verstand, wovon sie redeten. Die drei, vier Schläge, die sie mir versuchsweise gaben, ignorierte ich völlig, wies nur auf einen hübschen Vogel hin, der vor uns herflatterte. Schließlich gaben sie den Versuch auf, meine heitere Laune zu erschüttern und unterhielten sich über ihre eigenen Probleme.

Als sie in ihrer Garnison ankamen, mußten zwei Männer mich bewachen. Sie waren mit ihren Unterhaltungen bei ihren Familien angekommen. Einer von ihnen hatte eine kranke Tochter. Ich erkundigte mich nach genaueren Einzelheiten der Erkrankung und gab ihm dann eine Salbe für das Kind. Da bekam auch sein Kamerad Interesse an mir und fragte mich, ob ich auch seiner gelähmten Mutter helfen könne.
"Vermutlich ja. Dazu muß ich sie jedoch sehen." antwortete ich.
Also verließen die Männer ihren Posten und brachten mich zu der alten Frau.

Ich mußte einige Stunden arbeiten, um ihr verschmutztes Energiefeld zu heilen, während das gesamte Lager nach dem verschwundenen Gefangenen und seinen pflichtvergessenen Wächtern abgesucht wurde. Als ich endlich fertig war, konnte die Frau aufstehen - und sie fanden uns. Langsam machte mir die Geschichte Spaß, mit diesen ganzen Verwicklungen. Ich begrüßte die empörten Soldaten mit einem herzlichen Lächeln und sagte:
"Oh - ihr habt uns gesucht. Entschuldigt. Es tut mir leid, das ihr so viel Mühe damit hattet. Aber diese Frau war so schwer krank. Ihr müßt verstehen, daß ich mich zuerst um ihr Leiden kümmern mußte." entschuldigte ich mich.
Zuerst einmal blieb ihnen der Mund offenstehen. Dann besann sich der Zenturio doch noch auf seine Strafpredigt, die er für uns vorbereitet hatte und ließ uns allen dreien jeweils zehn Peitschenhiebe geben. Und nachdem ich noch eine unwesentliche Verletzung am Arm des Zenturios geheilt hatte, durften mich die beiden Soldaten freilassen.

"Und, war euch das die Schläge wert?" fragte ich.
"Ja. Aber warum hast du dich um unsere Familien gekümmert? Das hatten wir doch nicht verdient." fragte einer.
"Essenerheiler heilen auch die Verletzten ihrer Feinde. Das ist eine Frage der Ehre." antwortete ich mit einem alten Lehrsatz Karmels.

Getrübte Freude

Als ich nach diesem Erlebnis schließlich zu Hause ankam, war ich strahlender Laune. Ich ging in unser Haus und wurde dort von meiner Frau Maria und Johannes empfangen. Freudestrahlend begrüßte ich sie.
"Oh - du lebst? Und ich dachte schon, ich müßte eine junge Witwe trösten." begrüßte mich Johannes.
Ich kam herein und setzte mich zu ihnen. Dann erzählte ich ihnen, was ich an diesem Tag alles erlebt hatte.
"Hmm... Ich frage mich, was passiert wäre, wenn du den römischen Soldaten entgegengetreten wärest und sie sofort begrüßt hättest, als sie das Haus mit den Verletzten betraten." sagte Johannes.
"Vielleicht wären die Verletzten dann jetzt noch am Leben." überlegte ich, "Das nächste mal werde ich das ausprobieren." Mit meiner strahlenden Laune war es vorbei. "Du holst einen aber schnell wieder aus den Wolken, Johannes. Ich hatte mich gerade so gefreut, daß ich es geschafft habe, zu überleben." sagte ich.
"In Situationen, wo jedes richtige Wort einen Toten weniger und jedes falsche Wort einen Toten mehr bedeutet, ist ungetrübte Freude selten." antwortete Johannes.
Ich nickte. Dann war meine Leistung vielleicht gar nicht so schlecht. Aber ob ich die Verletzten hätte retten können? Ich wußte es nicht. Beim nächsten Mal würde ich die Römer sofort begrüßen.

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