erste Version zwischen dem 01.05.2000
und dem 07.06.2000
letzte Überarbeitung: 6/06
Es war die schwierigste Zeit meines Lebens: In der Schule ließen
mich meine Klassenkameraden keinen Augenblick in Frieden. V38. Einerseits bin ich Legastenikerin - andererseits hatte und habe ich einen Wissensdurst und eine Auffassungsgabe, die weit über das übliche Maß hinausgehen, so daß ich auch die Probleme Hochbegabter, die Frau Schlichte-Hiersemenzel so treffend schildert (Idee und Bewegung Heft 38, S.21) aus eigener Erfahrung kenne. O3: O4: O6: Jetzt kann ich mit meinen Stärken die Schwächen ausgleichen - in der Schule wurde mir dazu jeder Weg verbaut. Zuhause erlebte ich mit, wie tief es Karola verletzte, von jenen verstoßen zu werden, die getan hatten, als wollten sie ihr Eltern sein. Da sie eine meiner beiden besten Freundinnen war, holten wir sie zu uns. Ihrer Erfahrung nach waren Erwachsene unzuverlässig. Das ist lebensbedrohlich: Kein Kind kann ohne Erwachsene gesund großwerden. Nie wagte sie es eine Schwäche zu zeigen. Mein Problem: Um jede Kleinigkeit kämpfte sie wie ein in die Enge getriebenes Tier in Todesangst. Nachgeben half nichts - es sei denn, ich wäre gerne Fußabtreter geworden. Dazu, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, hätte ich nicht die Überzeugung aufgebracht: So wichtig, daß man sich darum prügeln müßte, bis Blut fließt, ist beispielsweise eine Tüte Gummibärchen nicht. Als Mittel, möglichst viel Friede zu haben, bestand ich unnachgiebig auf Gerechtigkeit: Die Bärchen wurden nach Farben sortiert einzeln ausgeteilt. Doch egal was ich machte, hatte ich jeden Tag mehrfach Streit mit ihr.
Ich durchdachte zum X-ten Male meine Zukunftsprognosen: Umweltverschmutzung wird innerhalb von zehn Jahren den Wald töten. Nahrung und Trinkwasser werden vergiftet. Die Tierhaltung wird immer grausamer. Die Selbstmordraten und die Zahl der Drogentoten steigen - die Menschheit geht vor die Hunde ... und ich gehe daran, wie die anderen mit mir umgehen nach und nach zu Grunde! Ich hätte aufgeben können - doch entschied ich, wie oft zuvor: Wenn es mit der Welt und meinem Leben so schlecht steht, will ich zumindest nicht mit schuld daran sein. Ich tat ohne Hoffnung, was meiner Ansicht nach am ehesten dazu beitragen könnte, beides zu verbessern. Heute als Erwachsene muß ich über mein damaliges Weltbild schmunzeln. Was mich zu diesen Prognosen veranlaßte existiert. Doch ist der Wald heute krank - nicht tot. Neben Entwicklungen zum Schlechteren gibt es Gemeinschaften, die bessere Wege suchen und finden. Ich fand Freunde, die mich verstehen. Ich bin glücklich. Hätte ich nicht alles getan, was in meinen Kräften stand, um meinen Idealen gerecht zu werden - Woher hätte ich meine Selbstachtung beziehen sollen? Aus dem Spott meiner Klassenkameraden? Woher hätte ich den Willen nehmen sollen, irgendetwas zu tun? Aus meiner Hoffnungslosigkeit? Wozu hätte ich leben sollen? Um mich zu prügeln? Aufgeben, nichts tun und Anderen die Schuld an meinen Problemen geben, wäre einfacher gewesen - aber glücklich wird man so nicht! Solange ein Mensch ein sicheres Leben in geregelten Bahnen lebt, mag er ohne Ideale zurechtkommen. Doch wenn es keine äußeren Sicherheiten mehr gibt, muß ein Mensch in seinem Inneren die Kraft finden, die ihn durch die Wirren des Lebens trägt. Ideale. Wißt ihr, daß ich trotz aller dieser Probleme damals die meiste Zeit zufrieden und ausgeglichen war? Unrecht macht unglücklich. Manchmal auch den, dem es angetan wird, aber immer, ohne Ausnahme jeden, der Unrecht tut. Daß ich mit mir selbst zufrieden war, konnte mir niemand nehmen. |
VA2. VA34. VA35. VA37. VA53. VA60. VA61. VA75. VA101. VA108. VA109. VA112. VA181. VB26. V17. V25. V26. V57. V105. V111. V114. V146. V153. V159. V166. V167. V168. V172. V173. V174. V223. V228. V248. V277. V285. V299. V300. |
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.