erste Version vor: 26.02.01
letzte Überarbeitung: 3/2007
Jeder, der sich gerne mit Außenseitermeinungen beschäftigt,
stellt irgendwann ein merkwürdiges Phänomen fest: Vertreter von
Außenseitermeinungen sind besser informiert, als Vertreter von weit
verbreiteten Meinungen! Und nicht nur das: Sie argumentieren sachlicher,
geben im allgemeinen die zur weiteren Informationsuche nützlicheren
Quellenangaben und machen meist weniger sachliche Fehler. Kaum zu glauben? Ist aber so. Nur heißt das halt noch lange nicht, daß Außenseitermeinungen häufiger richtig sind, als weit verbreitete Meinungen. Tatsächlich hat dieser Effekt ganz andere Ursachen:
Wie kommt man zu einer weit verbreiteten Meinung?
Wie kommt man zu einer Außenseitermeinung?
Was passiert, wenn man eine Außenseitermeinung hat?Das ist jedoch nur der erste Schritt der Ursachenkette für die durchschnittlich bessere Informiertheit der Vertreter von Außenseitermeinungen. Das offene Vertreten einer Außenseitermeinung außerhalb des geschützten Rahmens, den eine geschlossene Gruppe mit derselben Meinung bietet, hat nämlich aus folgenden Gründen einen erheblichen erzieherischen Effekt:
Wer aber fähig ist, das schadlos zu verkraften, für den lohnt sich das offene Vertreten einer Außenseitermeinung, weil er daraus viel lernen kann. In absoluten Zahlen: Gibt es mehr gut informierte Vertreter von Außenseitermeinungen oder von weit verbreiteten Meinungen?Keine Ahnung.Das ist ungefähr so, als hätte jemand einige Stecknadel in einen großen Heuhaufen geschmissen und ein paar andere in eine Schachtel, wo eine Handvoll Heu drin ist. Es ist praktisch unmöglich, alle Stecknadeln im Heuhaufen zu finden - ja sogar nur ein Zehntel der Stecknadeln aus dem Heuhaufen wieder herauszufischen ist nahezu unmöglich. Aber die Stecknadeln in der kleinen Schachtel, die findet man alle wieder. Nur die Frage, wo denn nun mehr reingeworfen wurden Heuhaufen oder Schachtel - läßt sich durch Stecknadeln wieder heraussammeln nicht sicher klären. Vergleichbar ist das mit dem wirklich gut informierte Leute zu einer weit verbreiteten Meinung finden - zwischen den ganzen schlecht informierten Besserwissern, sind sie wirklich so schwer aufzustöbern, wie eine Stecknadel im Heuhaufen. Gut informierte Leute zu einer Außenseitermeinung finden, ist dagegen ganz einfach - man bekommt sie von nahezu allen, die diese Meinung offen vertreten geradezu aufgedrängt.   Aufgrund der aufgeführten Mechanismen nehme ich an, daß Menschen, die in irgendeinem Bereich eine Außenseitermeinung offen außerhalb des Rahmens einer Gemeinschaft, die diese Außenseitermeinung teilt, vertreten oder über einen längeren Zeitraum vertreten haben, im großen und Ganzen ein realistischeres Weltbild haben, als Menschen, die in keinem Bereich eine Außenseitermeinung offen vertreten. Und zwar unabhängig davon, ob diese Außenseitermeinung zutrifft.
Nachbemerkung: Ich war zuerst einmal überrascht, ob dieser Antwort - bei ihrem Beruf mußte sie eigentlich irgendwo schon einmal gelernt haben, was der Begriff repräsentative Stichprobe bedeutet. Denn wenn man Wissenschaftliche Fachleute für den Bereich miteinander vergleicht, dann erhält man dasseebe Ergebnis wie wenn man - wie ich oben - zu gleichen Teilen auch die außerwissenschaftliche Diskussion betrachtet. Im Falle von wissenschaftlichen Fachzeitschriften hängt das mit dem Peer-Review zusammen: Zwar ist Wissenschaftlern theoretisch bewußt, daß kritische Meinungen wichtig für die wissenschaftliche Diskussion sind, jedoch sind sie immer noch Menschen, die automatisch die Gegenmeinung kritischer bewerten als die eigene. Deshalb erfüllen wissenschaftliche Artikel zu Außenseitermeineungen, falls sie tatsächlich veröffentlicht werden, die üblichen Anforderungen an wissenschaftliche Artikel im Allgemeinen über. Und auch diese hyperkritische Haltung wirkterzieherisch auf Menschen, die Außenseitermeinungen vertreten. Und sie müßte sich an fünf Fingern abzählen können, daß ihr persönlicher Bekanntenkreis zweiffellos keine repräsentative Stichprobe aus der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik Deutschland darstellt. - Zumindest die in der Krebsforschung arbeitenden gut informierten Fachleute, die weit verbreitete Meinungen verteten, dürften erheblich überrepräsentiert sein. Abgesehen davon mag sie einiges für Außenseitermeinungen halten, was in unserer Gesellschaft ganz gewiß keine Außenseitermeinung mehr ist. Beispielsweise gibt es - wie jeder mit einem kurzen Blick ins Telefonbuch feststellen kann, eine erheblich Anzahl an Heilpraktikern - etwa ein Drittel bis ein Viertel der Anzahl der Ärzte. Die weitaus meisten Heilpraktiker machen unter anderem auch Homöopathie - und von daher kann man die Behauptung, daß Homöopathie eine brauchbare Heilmethode sei, wohl kaum als Außenseitermeinung in unserer Gesellschaft betrachten. Das zählt zu den weit verbreiteten Meinungen.
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VB6.
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.