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letzte Überarbeitung: 5/07

V301.

Um Außenseiter zu intergrieren, muß man die Gemeinschaft ändern, die ausgrenzt

Mit Außenseiter meine ich jetzt keinen Menschen, der sich gerne zurückzieht, weil er beispielsweise gerne alleine arbeitet, meditiert, in Ruhe ein Buch liest. Ich meine auch niemanden, der einfach anders lebt als der Rest der Gesellschaft. Daraus muß sich schließlich nicht unbedingt ein Problem ergeben. - Sondern Menschen, die geärgert und ausgegrenzt werden.

Ein Mensch verhält sich nur dann sozial, wenn

  • Er weiß, welches Verhalten als sozial welches als asozial gilt. (Das kann von Gemeinschaft zu Gemeinschaft erheblich differieren und ist den Menschen in weiten Teilen nicht angeboren.)
  • Er mit der Gemeinschaft zumindest so zufrieden ist, daß sich für ihn der Aufwand sich anzupassen lohnt.
  • Die Anforderungen im Rahmen seiner Leistungsfähigkeit liegen.
  • Anpassung ihn nicht in Gewissenskonflikte bringt.

Wenn er sich nicht sozial verhält, scheitert das an einem oder mehreren dieser vier Punkte. Ausgegrenzt werden ist etwas dermaßen Unangenehmes, daß das niemand ohne triftigen Grund auf sich zieht.

Informationsmangel

In eine anderen Artikel habe ich einmal beschrieben, wie ich gefragt - ja regelrecht gebohrt habe, weshalb ich in der Schule ausgegrenzt wurde, und daß ich trotzdem keine Antwort bekommen habe, aus der ich auch nur annähernd schließen konnte, was ich denn nun an meinem Verhalten hätte ändern müssen, um akzeptiert zu werden.
V39. Kersti: Wie wird man zum Außenseiter?

Tatsächlich aber ist es leicht möglich, daß Jugendliche Kindern beibringen, wie man einem solchen Informationsmangel abhilft. Die in jugendbewegten Gruppen weit verbreitete Meckerrunde ist ein solcher gezielter Unterricht in Toleranz. Dort lernen die Teilnehmer wie sie mit jemanden reden, was sie fragen, was sagen müssen, damit derjenige versteht, was das Problem ist, was andere mit ihm haben und auch sagt, welche seiner Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen, damit er die Reserven hat, sich so zu verhalten, daß es für die anderen keine Belastung ist.
V167. Kersti: 17-jährige Gruppenführer verhindern Ausgrenzung wirksamer als Lehrer
V168. Kersti: Meckerrunde

Unzufriedenheit mit der Gemeinschaft

Unzufriedenheit mit der Gemeinschaft stellt sich immer dann ein, wenn man meint, mehr für eine Gemeinschaft aufzugeben, als man durch sie bekommt.

Der augenfälligste Fall ist der Außenseiter, der je nach Persönlichkeit nach ein paar Monaten bis Jahren der erfolglosen Anpassungsversuche schließlich denkt: "Ihr könnt mich doch alle mal am Arsch lecken!" und sich dann auch entsprechend verhält.

Eine "Ihr könnt mich doch alle mal am Arsch lecken"-Haltung entsteht nicht durch Zufall und auch nicht aus der Bosheit desjenigen heraus, der so reagiert, sondern es ist immer ein Zeichen von Verzweiflung. Deshalb ist es auch sinnlos, dem Betreffenden dafür dann auch noch Vorwürfe zu machen, da er dadurch dann ja nur noch mehr Grund zur Verzweiflung hätte.

Andererseits ist es aber auch hoffnungslos darauf zu warten, daß er von sich aus die Initiative ergreift, um seine sozialen Probleme zu lösen - denn "Ihr könnt mich alle mal am Arsch lecken" heißt auf deutsch übersetzt - ich habe es längst aufgegeben und versuche irgendwie ohne Menschen auszukommen. Da das der menschlichen Natur einfach nicht entspricht, steht da immer eine ziemliche Verzweiflung hinter und es ist anzunehmen, daß die Gemeinschaft von ihm Leistungen erwartet hat, die er nicht erbringen konnte - weil sie ihm nicht verraten haben, was diese Leistungen denn nun sein sollten, weil ihm die nötigen Begabungen dazu fehlten oder weil seine Bedürfnisse nicht einmal annähernd berücksichtigt wurden.

Nicht erfüllbare Anforderungen

Andererseits ist es aber auch so, daß die Begabungsstruktur von den durchschnittlichen etwa 95% der Bevölkerung als normal akzeptiert wird - und jeder der aus diesem Rahmen herausfällt wird kritisiert. Und das völlig unabhängig davon, ob er irgendetwas macht was irgendjemandem schadet.
V302. Kersti: Strafe dafür, daß man etwas schon vor den anderen kann

Wenn von einem geistig behindertem Kind als Preis der Anpassung erwartet wird, daß es Leistungen erbringt, die nur ein normal intelligernter bringen kann, wenn man von einem hochintelligenten Kind verlangt, daß es sich für den Unterricht, der für viel dümmere gemacht ist gefälligst genauso interessieren soll wie jeder andere auch, keine weitergehenden Fragen stellen soll, dann sind das einfach unrealistische Forderungen. Anderssein ist kein Verbrechen, wird aber oft wie eines bestraft.
V140. Kersti: Die zerstörerische Arroganz der herrschenden Meinung
V41. Kersti: Das Gewicht einer Gabe
O3: Kersti: Ist in der Schule das Denken verboten?, OI3.

Gewissenskonflikte

Ganz im Allgemeinen läßt sich also sagen, daß es unserer Gesellschaft an sozialer Toleranz mangelt. - Nun ist soziale Toleranz aber nichts, was sich von alleine einstellt, wenn man sich nur Mühe gibt - sondern sie setzt sich aus einer ganzen Reihe Einzelfertigkeiten zusammen, von denen die viele erlernbar sind.
O2: Kersti: Toleranz als Fähigkeit, OI2.

Kersti

O4: Kersti: Unterbindet Ausgrenzung in der Schule soziales Lernen?, OI4.
O6: Kersti: Hochbegabung als Verständigungshindernis, OI6.
VA1. Kersti: Sekteneigenschaften als Folge von Ausgrenzung
VA2. Kersti: Hoffnungslosigkeit und doch nicht aufgeben
VA5. Kersti: Gefährliche Formen der Aufklärung
VA30. Kersti: Der Unterschied zwischen Meinungsbildung und Pauken
VA31. Kersti: Warum es unmöglich ist, bei vorurteilsgeladenen Themen auf Wörter zu verzichten, die als abwertend gelten
VA45. Kersti: Was ist an Heiligen so gefährlich, daß man sie unbedingt totschlagen muß? oder Wunder sind wie eine Vergewaltigung
VA48. Kersti: Direkte Zensur - indirekte Zensur - Gedankenzensur
VA50. Kersti: Denken verboten Schilder...
VA103. Kersti: Sektenhetze
VA108. Kersti: Ausgrenzung
VA112. Kersti: Geistige Freiheit
VA178. Kersti: Der Unterschied zwischen "schlecht recherchiert" und "nicht allwissend sein"
VA182. Kersti: Ego? - oder warum schlecht aufgearbeitete Erinnerungen immer so groß erscheinen
VA231. Kersti: Wenn man zu anders ist, besteht das halbe Leben aus Mißverständnissen - und die andere Hälfte aus Einsamkeit
VA267. Kersti: Die Spanne zwischen Dogmatismus, Kreativität und Chaos - oder - Ist Ritalin bei ADHS Doping?
VB3. Kersti: Das darfst du nicht sagen, du mußt wissen, daß es falsch ist!
VB7. Kersti: Danke für Kritik
VB15. Kersti: Lernen: Zwischen den Stühlen
V38. Kersti: Ausgeschlossen!
V40. Kersti: Als käme ich von einem anderen Stern
V62. Kersti: Wie gehen wir sinnvoll mit Sekten um?
V85. Kersti: Ideale: Was mir wirklich geholfen hat
V100. Kersti: Sekteneigenschaften - Was sind Sekten?
V108. Kersti: Kritik: Was betreffen mich die Fehler anderer Leute?
V111. Kersti: Warum ich "gut" mit "vernünftig" gleichsetzte
V112. Kersti: Telepatie: Jemand, der mich versteht
V113. Kersti: Aura: Wenn niemand eine Antwort weiß
V114. Kersti: Ausgrenzung: Ich bin zu stolz, um gegen mein Gewissen zu handeln
V166. Kersti: Außenseiter: Das Opfer ist schuld?
V171. Kersti: Außenseiter: Es tut in der Seele weh, das zu beobachten
V172. Kersti: Ein echt guter Rat
V173. Kersti: Was ist Gewissen?
V174. Kersti: Warum ich schreibe, wie es war, ausgegrenzt zu sein
V176. Kersti: Standpunkte
V194. Kersti: Was unterscheidet eine Gehirnwäsche von einem Dazulernen?
V243. Kersti: Ist die Schulmedizin wirklich so schlecht, wie das hier auf meiner Internetseite erscheint?
V244. Kersti: Warum Vertreter von Außenseitermeinungen besser informiert sind, als Vertreter weit verbreiteter Meinungen
V246. Kersti: Esoterik und Exoterik
V248. Kersti: Spielverderber - oder - Wer sind die Guten?
V281. Kersti: Wie man Menschen von außen in eine Sekte sperren kann...
V282. Kersti: Ratschläge für Angehörige von Sektenmitgliedern
V285. Kersti: Keine Liebe ohne "Nein"
V308. Kersti: Aussenseiterkarrieren - wie sie entstehen, was sie verhindern kann
V309. Kersti: Gibt es Aussenseitereigenschaften?
V320. Kersti: Im oberen Teil der Brücke wird man verrückt!

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.