erste Version: 8/2013
letzte Bearbeitung: 4/2016

VA124.

Wie Kleinkinder Bilderbücher auffassen

Inhalt

VA124.1 Kersti: Kleinkinder erfassen nur jeweils eine einzelne Szene als Geschichte, nicht das ganze Bilderbuch
VA124.2 Kersti: Sachbuchstil oder Erzählstil, um Sachwissen zu erlangen? - Warum sich die Vorliebe ändert
VA124.3 Kersti: Manche Informationen gehen verloren, wenn man Sachwissen als Geschichte vermittelt, doch den Büchern mangelt es nicht an Lehrstoff
VA124.4 Kersti: Bilder als Lernhilfe
VA124.5 Kersti: Der Wert der richtigen Reihenfolge
VA124.6 Kersti: Der Wert und die Problematik der Identifikation
VA124.7 Kersti: Die Unterscheidung zwischen Form und Inhalt
VA124.8 Kersti: Fakt oder Fiktion? Kleinkinder und Fachleute für Kindererziehung urteilen anders als Naturwissenschaftler
VA124. Kersti: Quellen

 
Inhalt

1. Kleinkinder erfassen nur jeweils eine einzelne Szene als Geschichte, nicht das ganze Bilderbuch

Vor längerer Zeit habe ich einmal ein wissenschaftliches Buch gelesen, in dem über die Träume von Kindern geschrieben wurde. Dort stand, daß die Träume von kleinen Kindern sich deutlich von Träumen von Erwachsenen unterscheiden, daß sie keine zusammenhängende Handlung hätten, sondern nur aus einzelnen Bildern oder Scenen bestehen. Erst mit neun bis zehn Jahren träumen Kinder etwa wie Erwachsene1..
VA169.2 Kersti: Evolution, Entwicklungspsychologie und die Träume von Ungeborenen, Kindern und Tieren

Ich habe versucht mich beim Lesen an meine frühesten Träume zu erinnern und mir wurde bewußt, daß das tatsächlich so war. Dabei fiel mir aber auf, daß auch meine Erinnerungen aus der Kleinkindzeit gewöhnlich nur aus einer Scene bestehen.

Meine frühesten Erinnerungen stammen aus der Zeit, als ich anderthalb bis zwei Jahre alt war, weitere aus dieser Liste reichen bis kurz vor meinem vierten Geburtstag. Sie spielen in der ersten Wohnung, an die ich mich erinnern kann und auch die erste Erinnerung ist schon eine episodische Erinnerung.

Daß generell die ersten Erinnerungen, die ein Mensch hat eher Erinnerungsafragmente oder Bilder ohne Kontext sind, während die ersten kleinen Geschichten mit Kontext und Verlauf etwas später im Gedächtnis haften bleiben, war auch das Ergebnis einer Untersuchung von Autor: Arryl Bruce und Mitarbeitern. Die ersten Erinnerungsbilder tauchten im Schnitt bereits mit 3 1/3 Jahren auf, die ersten episodischen Erinnerungen mit 4 Jahren11..

Ich habe mir inzwischen ein Buch von Autor: David Foulkes, der diese Forschungen durchgeführt hat, herausgesucht und bin mir nicht sicher, ob es korrekt ist, zu behaupten daß die Träume von Kindern nur aus einzelnen Scenen bestehen würden. Da nur untersucht wurde, was die Kinder über ihre Träume erzählen, könnte die Handlung der Träume durchaus eine längere zusammenhängende Geschichte gewesen sein, während die Kinder nur einzelne Szenen erinnern und zusammenhängend beschreiben können.1.

Wenn ich mich jetzt erinnere, was mich früher an Bilderbüchern angesprochen hat, sind mir ebenfalls nur einzelne Scenen und ihre Bedeutung im Gedächtnis haften geblieben.

Das Schwanenbilderbuch enthält deshalb viele solche kurze Scenen, wie sie mir von damals im Gedächtnis haften geblieben sind, aber keinen regelrechten Spannungsbogen, der sich über das gesamte Buch hinzieht. Mir war als Vorschulkind bei meinem Storchenbilderbuch, das das Aufwachsen junger Storche beschrieb, zwar bewußt, daß die Storche immer größer werden, erst ein Dunengefieder haben und dann Federn wie die Altvögel entwickeln, aber noch einige Zeit einen grauen Schnabel haben, der sie von den Altvögeln unterscheidet. Mich haben aber als "Geschichten" immer nur einzelne Bilder und ihre Bedeutung oder kurze Scenen angesprochen, nie das ganze Buch mit seinem Spannungsbogen. Ich halte es für wichtig, die Geschichte im Buch in der Reihenfolge zu erzählen, wie sie passiert sein könnte. Aber für mein kindliches Empfinden lag die Spannung eines Bilderbuches immer in einzelnen Bildern oder kurzen Scenen, nicht im Gesamtbuch.

 
Inhalt

2. Sachbuchstil oder Erzählstil, um Sachwissen zu erlangen? - Warum sich die Vorliebe ändert

Beim Schreiben der Tierbilderbücher habe ich mich bemüht, möglichst alle wesentlichen Informationen aus dem Wikipediaartikel und dem Abschnitt des Vogelbuches, das ich verwendet habe einzubringen und durch Bilder darzustellen.

Ich wollte ein typisches Beispiel dafür bringen, wie es aussieht, wenn die jeweilige Tierart ihren Nachwuchs erfolgreich aufzieht. Gefahren, natürliche Feinde und Probleme im Leben eines solchen Tieres sollten benannt werden, aber die beschriebene Geschichte ist die des Individuums das überlebt hat.

Ich habe mich gefragt, ob meine Tierbilderbücher von der Redaktion Biologie in Wikipedia als sinnvoller Link gelten würden oder nicht. Ich war mir da nicht sicher.

Also fragte ich nach:

Bei Wikibooks habe ich Bilderbücher über einige derjenigen Vogelarten erstellt, zu denen wir in Commons die meisten Bilder haben. Dabei habe ich mich bemüht, möglichst zu jeder im Wikipediaartikel oder im BLB Handbuch Vögel von Einhard Bezzel beschriebenen Verhaltensweise auch Bilder zu finden. Die Bücher haben am Ende Quellenangaben und Bildnachweis.

Hier kam eine Beschreibung der einzelnen Bilderbücher:
Buch: B148. Meine Tierbilderbücher auf dieser Internetseite

Für meine Begriffe gibt es ein Argument, warum die Bilderbücher als Wikipedialink nicht so passend wären:

Es gibt aber auch Argumente warum sie durchaus passend wären. Deshalb würde ich gerne wissen, ob ihr meint, daß die Bilderbücher manchmal oder immer als Link in die zugehörigen Wikipediaartikel sollten. --Kersti (Diskussion) 09:33, 11. Nov. 2014 (CET)
Auf den Grund, weshalb die Bilderbücher letztlich abgelehnt wurden, war ich jedoch nicht gekommen: Sie erwarteten auch von den Links einen Sachbuchstil, der Stil einer Erzählung für Kinder erschien ihnen nicht akzeptabel für ein Buch, das Sachwissen vermittelt.

Diese Denkweise ist für mich durchaus nachvollziehbar. Ich selber ziehe eine klare Trennung zwischen Sachbüchern und Romanen für mich persönlich auch vor. Ich kann mich allerdings auch daran erinnern, daß ich das als Kleinkind und in der Grundschule noch ganz anders sah und dies wiederum war der Grund, warum ich den Erzählstil für mein Kinderbuch gewählt habe.

Achim Raschka schrieb in seinem Diskussionsbeitrag vom 11:15, 11. Nov. 2014 (CET):
Ich denke, auch einem Kleinkind von 2 bis 3 Jahren kann man ein Was-ist-Was-Buch (mein Favorit: Pinguine) vorlesen, wenn es um Wissensvermittlung geht - auch wenn es nicht alles versteht wird es zuhören und fragen, wenn es Interessantes gibt, oder es wird später - mit 6, 8, 12 - seine Neugier erneut befriedigen und auf die aus früherer Zeit bekannten Bücher zurückgreifen. Ich stelle damit nicht die großartige Leistung von Die kleine Raupe Nimmersatt und anderer Klassiker in Frage, aber diese vermitteln Wissen direkt fiktional und versuchen sich nicht daran, einen Hybriden für kleinkindgerechte Wissensvermittlung zu basteln.
Hierin kann ich Achim Raschka nicht zustimmen, da mein Interesse an Was-ist-Was-Büchern exakt zu derselben Zeit erloschen ist wie mein Interesse an Hybriden zwischen Sach- und fiktionalen Büchern. Der wesentliche Unterschied zwischen einem Roman und einem Sachbuch liegt eben nicht im Stil des Buches, sondern darin, ob benannt ist, wie gut oder schlecht die Sachbehauptungen belegt sind.

Der historische Roman verrät gewöhnlich nicht: Stimmt das überhaupt? Wie gut oder schlecht ist das belegt? Wie kommt der Autor darauf? Soll genau dieser Stelle des Buches Wissen vermittelt oder nur Unterhaltung geboten werden?

Auch Was-ist-Was-Bücher wollen zwar Wissen vermitteln, sie verraten aber auch nicht, wie gut oder schlecht dieses für jede Einzelaussage belegt ist. Daher wurden sie in dem Augenblick uninteressant, als ich mich zu fragen begann: Stimmt das überhaupt? Wie gut oder schlecht ist das belegt? Wie kommt der Autor darauf?

In dem Augenblick, wo mich die Hybriden zwischen Sachbüchern und Romanen zu nerven begannen, befriedigte mich plötzlich nur noch Fantasy, Science-Fiction und wissenschaftliche Literatur! - Also rein fiktive Texte und Texte, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen.

Da viele Erwachsene Bücher mögen, die sowohl die Gelegenheit zum erlernen von Sachwissen als auch einen Roman bieten, zeigt, daß den Lernschritt, der eine klare Trennung zwischen beiden Literaturformen wirklich erfordert, bei weitem nicht alle Menschen so durchmachen. Kindergarten- und Grundschulkinder dürften jedenfalls gewöhnlich noch nicht so weit sein!

Woran das liegt, wird deutlich, wenn man sich die entwicklungspsychologischen Grundlagen des Erschaffens von Weltbildern anschaut.
VB50. Kersti: 2. Warum und wann historische Romane beginnen zu nerven

 
Inhalt

3. Manche Informationen gehen verloren, wenn man Sachwissen als Geschichte vermittelt, doch meinen Bilderbüchern mangelt es nicht an Lehrstoff

Bücher, in denen Menschen die Erfahrungen ihres Lebens erzählen, sind meist in Romanform geschrieben, es wird aber manchmal großen Wert darauf gelegt, deutlich zu machen, was subjektive Eindrücke sind, was möglicherweise Irrtümer sein könnten und was Erfahrungen sind, die andere in ähnlichen Situationen immer wieder machen. Solche sorgfältig durchdachten Bücher genügen daher den Ansprüchen der Wissenschaftler und werden in der Wissenschaft als interessante Einzelfälle diskutiert. Solche Bücher mag ich deshalb immer noch.

Wie diese Bücher sind meine Tierbilderbücher stilistisch eine Geschichte für Kinder. Sie enhalten jedoch keine frei erfundenen Szenen, um eine gute Geschichte zu schreiben, sondern dienen ausschließlich der Wissensvermittlung. Alle Scenen stellen typische Problemstellungen und Verhaltensweisen aus dem Leben der Tierart dar. Keine Scene dient lediglich dazu, eine schöne Geschichte zu erzählen. Es handelt sich also um ein Sachbuch, das im Stil einer Geschichte formuliert wurde, nicht um eine Geschichte, die mit Sachwissen angereichert wurde.

Da stellt sich natürlich die Frage: Macht es Sinn, ein Sachbuch als Geschichte zu verkleiden und dabei von "Mutti Schwan" zu reden?

Die Bedenken, die in der Kritik an meinen Bilderbüchern von den Wikipedia-Autoren genannt worden waren, lassen sich sachlich entkräften:
Ich habe Ausdrücke wie Mutti Schwan verwendet, um die Identifikation mit den Tieren zu erleichtern. Das wurde kritisiert. Ich sehe aber nicht, warum man das Tier unbedingt Schwanenweibchen nennen müßte, denn eine inhaltliche Fehldeutung ist nicht zu erwarten: in beiden Fällen ist das Tier eindeutig als das Muttertier identifiziert. Die Gefahr, diesen Begriffe nicht rechtzeitig zu lernen, erscheint mir so nicht gegeben, Weibchen wird schließlich im Zusammenhang mit allen Tieren verwendet. Dafür werden durchaus diverse Worte wie Kaulquappen, Erpel, Insekten, Kropf eingeführt, die nicht jedes Kind in dem Alter bereits kennt. Das Lernen der deutschen Sprache wird durch die Bilderbücher ganz bestimmt nicht verzögert!

Die Bilderbücher verniedlichen die Welt auch nicht. Zwar beschreiben sie die erfolgreiche Jungenaufzucht und nicht die zahlreichen Fehlschläge, aber Jagd, natürliche Feinde, Hunger, Aggression, Folgen von Fehlernährung und Ähnliches wird durchaus thematisiert. Es ist nur jeweils nicht der Held der Geschichte, dem das passiert, sondern jemand anders. Dem Kind ist nachher im Wesentlichen klar, welche Gefahren dem jeweiligen Tier drohen und wie es die typischerweise vermeidet.

Einen erkennbaren Nachteil hat der Stil: Statistische Angaben wie "1/4 der Gelege werden ausgeraubt", Lebenserwartung und Ähnliches lassen sich in einem solchen Text schlecht unterbringen. Es würde wahrscheinlich auch eher unfreundlich klingen wenn man schreiben würde: Die Katze hat die jungen Blaumeisen von nebenan gefressen, die Elster das Nest da hinten ausgeraubt, jetzt endlich finden Mutti und Papa Blaumeise genug zu Essen für ihre eigenen Kinder! - So allerdings sieht oft die Realität aus. Genauer gesagt: Es wurde nachgewiesen, daß insgesamt mehr Jungtiere überleben, wenn Elstern einen Teil der Nester ausrauben und die Vögel durch die Nachgelege zeitlich versetzt brüten7.. Vor die Frage, ob ich das bringe, wurde ich allerdings nicht gestellt: Weder ein ausgeraubtes Blaumeisennest, noch eine nesträubernde Katze oder Elster am Blaumeisennest habe ich bisher im Bilderschatz von Wikimedia Commons gefunden.

Es hat aber auch einen Vorteil: Beim Schreiben des Stockentenbilderbuches entdeckte ich eine inhaltliche Lücke sowohl im Wikipediaartikel als auch in dem Vogelbuch, das meine zweite Hauptquelle für den Inhalt des Artikels darstellte: In beiden Texten stand nicht, wann Erpel das erste mal ins Prachtgefieder wechseln: Im ersten Winter ihres Lebens oder im zweiten? Ich habe ziemlich suchen müssen, bis ich mir sicher war, daß sie das tatsächlich im ersten Winter tun. Gelegentlich hat die Aufteilung in Sachgebiete, die für den Wikipediaartikel typisch ist, also den Nachteil, daß wesentliche Sachinformationen verloren gehen, ohne daß der Autor das bemerkt.

Insgesamt kann man den Bilderbüchern keinen Mangel an wichtigen Sachinformationen bescheinigen. Einige Erwachsene werden sie lesen und feststellen daß sie dort vieles finden, was sie noch nicht wußten.

 
Inhalt

4. Bilder als Lernhilfe

Es gibt Bücher, die praktisch kein Bild enthalten und andere Bücher, die fast nur aus Graphiken bestehen. Dies ist relativ unabhängig vom inhaltlichen Niveau eines Buches aber teilweise abhängig vom Thema der Darstellung. Ein Anatomieatlas ohne Bilder erscheint ebenso absurd wie ein Bilderbuch für Kleinkinder ohne Bilder.

Einige Inhalte kann man sowohl über Text als auch über Bilder ganz gut vermitteln. Was für den Leser besser ist, hängt von der persönlichen Veranlagung ab, also davon ob man über Sprache oder Bilder besser lernt. Andere Informationen lassen sich nur in einem der beiden Medien adequat darstellen und müssen deshalb auch auf diesem Wege vermittelt werden.

Um alle wesentlichen Informationen zu erfassen, ist es nötig, die Möglichkeiten der verschiedenen Medien zu kombinieren. Wenn man aber beispielsweise Pflanzen bestimmen will, so gibt es Bestimmungsschlüssel mit relativ wenigen Bildern, in denen bestimmte Bestimmungsmerkmale abgefragt werden und Bestimmungsbücher, bei denen man die jeweilige Pflanze hauptsächlich im Vergleich mit Bildern der ganzen Pflanze erkennt. Im Biologiestudium wurde uns geraten, beides zu verwenden, da sich beide Möglichkeiten ergänzen und nur so eine wirklich sichere Bestimmung gelingt.

Bilderbücher, bei denen möglichst jedes arttypische Verhaltensweise und jedes Artmerkmal über Bilder dargestellt wird, sind daher auch eine wesentliche inhaltliche Ergänzung des hauptsächlich sprachlich vermittelnden Sachtextes.

 
Inhalt

5. Didaktik: Der Wert der richtigen Reihenfolge

Wenn ich während des Lehramtsstudiums bei den Übungen zur Fachdidaktik das Bild anders herum gezeichnet hatte, als ich den praktischen Versuch aufgebaut habe, führte das zu einem Tadel: Die meisten Schüler haben ein Problem, wenn sie das Bild im Kopf umdrehen sollen.

Der typische Wikipediaartikel teilt sich in unterschiedliche Abschnitte auf, die themenbezogen sind. In einem Abschnitt wird beispielsweise das Aussehen beschrieben, im nächsten das Verhalten, im dritten die Ernährung im vierten der Lebensraum und die Verbreitung, im fünften die Abstammung der Art und ihre Aufteilung in Unterarten. Daran, daß der normale Aufbau eines Wikipediaartikels diverse Vorteile hat, kann kein Zweifel bestehen. Sonst wäre er nicht das normale Schema für solche Artikel, sondern es hätte sich eine der möglichen Alternativen durchgesetzt.

Die Bilderbücher vermitteln das Wissen in der Reihenfolge, in der es einem im Leben der Tiere begegnen könnte und wechseln dabei immer wieder zwischen den verschiedenen Themenbereichen.

Es fragt sich, ob der Leser, das in einem typischen Wikipediaartikel mit seiner thematischen Aufteilung enthaltene Wissen im Kopf so umstrukturieren kann, daß er nachher weiß, wie das Leben einer Stockente typischerweise abläuft.

Ich kann das selbstverständlich, schließlich wäre ich ohne diese Fähigkeit nicht in der Lage gewesen, meine Bilderbücher zu schreiben. Die Mitarbeiter der Redaktion Biologie können es sehr wahrscheinlich auch, sonst hätte ich nicht diese harsche Kritik bekommen, sondern irgendwer hätte dort geschrieben: "Endlich weiß ich, wie ich mir das Leben einer Stockente vorstellen soll!"

Da sich solche Fähigkeiten erst nach und nach entwickelt, muß man davon ausgehen, daß ein Kleinkind das noch nicht kann. Und da jede menschliche Fähigkeit im Erwachsenen von fast nicht vorhanden bis erstaunlich perfekt rangieren kann, muß man damit rechnen, daß auch diverse Erwachsene nicht in der Lage sind, aus dem Wikipediaartikel eine Vorstellung vom Leben der Stockente zu entwickeln und daß noch mehr das nur unvollkommen schaffen.

Zur Ergänzung und Vertiefung des Wissens im Wikipediaartikel ist ein solches Bilderbuch also auch in dieser Hinsicht wertvoll.

 
Inhalt

6. Der Wert und die Problematik der Identifikation

Donkey shot schrieb in seinem Beitrag vom 09:57, 11. Nov. 2014 (CET): "Mutti und Papa Blaumeise? Das a-a ist in einem kleinen Beutel verpackt? Mutti Stockente sucht einen Mann? Tut mir leid, das so sagen zu müssen, aber diese Verniedlichung und Vermenschlichung grenzt an Volksverdummung."

In meinem Text habe ich Verhaltensweisen, die dieselbe biologische Funktion haben und auf sehr ähnlich ausgeführt werden mit den Bezeichnungen zu versehen, die man für Menschen an dieser Stelle verwenden würde, um die Identifikation des Lesers mit den Tieren zu erleichtern.

Der Begriff "vermenschlichen" hat allerdings eine hiervon abweichende Bedeutung: er meint, daß man Tieren Verhaltensweisen oder Empfindungen unterstellt, die sie so sehr wahrscheinlich nicht haben.

Angenommen man sieht sich zwei Scenen an. In der einen Scene wird ein kleiner Hund von einem größeren gekniffen, läuft dann jammernd zu seiner Mutter und diese leckt ihn ab. In der anderen läuft der junge Hund zu seinem Herrchen, wird von diesem auf dem Arm genommen, gestreichelt und mit tröstenden Worten überschüttet.

Der Hundemutter die Absicht zu unterstellen, daß sie ihren Welpen trösten will und ihr dabei sehr ähnliche fürsorgliche Gefühle zu unterstellen wie sie auch eine menschliche Mutter hätte, ist sehr wahrscheinlich realistisch. Dieses Verhalten ist nämlich sowohl homolog als auch analog. Es beruht beim Menschen wie beim Hund auf derselben stammesgeschichtlichen Wurzel und hat auch dieselbe soziale Funktion in der menschlichen Familie wie im Wolfsrudel. Der Hundemutter die Absicht zu unterstellen, daß sie den Welpen trösten will, ist also keine Vermenschlichung.

Wenn man schreibt, daß die Hundemutter ihr Kind tröstet, hilft das dem Menschen sich in den Hund hineinzuversetzen und das Verhalten der Tiere auch emotional zu verstehen und richtig darauf zu reagieren.

Wollte man der Hundemutter aber ernsthaft unterstellen, daß sie dieselben in Worte gefaßten Gedanken denkt, wie der Mensch, der den jungen Hund tröstet, ausspricht, so hätte man die Hundemutter vermenschlicht: Hunde können zwar einzelne Befehle lernen, sind aber nicht in der Lage, Sprache in ihrer vollen Komplexität zu erfassen und nehmen Gesten zeitlebens wichtiger als Befehle.
VA11. Kersti: Wieviel Sprache versteht ein Hund?

Wenn der Autor eines Hundebuches die Hundemutter tröstende Worte sprechen läßt, kann er davon ausgehen, daß der Leser sich bewußt ist, daß Hunde nicht sprechen können und diesen Teil der Vermenschlichung daher zurücknimmt. Er kann sich aber nicht sicher sein, ob der Leser dem Hund nicht vielleicht unterstellt, daß er diese Worte denkt. Daher muß man mit derartigen Vermenschlichungen in Tierbüchern vorsichtig sein, da sie dazu führen können, daß Menschen Tieren Fähigkeiten unterstellen, die sie nicht haben.

Daß man Sprache verwendet, um das Denken von Tieren zu beschreiben ist in einem geschriebenen Text unvermeidbar. Daher kann man es nicht als generellen Fehler bezeichnen wenn der Autor schreibt: "Der Hund dachte, daß das Tier aber ganz schön groß ist" und vom Leser erwartet, daß er annimmt, der Hund hätte das eben nicht sprachlich gedacht, sondern die Größe zur Kenntnis genommen und darauf reagiert, ohne Worte zum denken zu verwenden. Wenn in einem deutschen Text das Gespräch zweier Engländer in England in wörtlicher Rede aber auf deutsch beschrieben ist, gehen wir schließlich gewöhnlich auch davon aus, daß der Leser sich darüber klar ist daß das Gespräch wahrscheinlich auf englisch geführt wurde.

Über die Gefahr hinaus, daß der Leser Vermenschlichungen übernehmen könnte, die so nicht richtig sind, könnte ein Text, der zu Identifikation bestimmter tierischer Verhaltensweisen mit analogen menschlichen Verhaltensweisen auffordert, auch den Effekt haben, daß der Leser sich zu Vermenschlichungen aufgefordert fühlt, die so im Text nicht vorkommen.

Ein Beispiel hierfür liefert Donkey shot unbeabsichtigt in seinem Beitrag vom 11:34, 11. Nov. 2014 (CET):
"Außerdem trägt es nichts zu einem gesunden Naturverständnis bei, wenn man dem Tier die Fähigkeit andichtet, Erfahrungsberichte zu formulieren oder zu reflektieren."

Die entsprechende Textstelle lautet:
"Da muss man sehr aufpassen, dass man es an den richtigen Platz baut. Papa Schwan hatte beispielsweise mal einen Schwan gesehen, der sein Nest auf einen Weg gebaut hatte.
Das war ganz schön blöd, weil er lauter böse Hunde und Menschen wegjagen musste, die bestimmt seiner Frau und den Eiern etwas tun wollten."

Ganz sicher wird hier nicht einmal angedeutet, der Schwan hätte einen Erfahrungsbericht formuliert oder reflektiert - dann stände da das Wort "Ich" statt "Vater Schwan" und etwas von denken statt von sehen. Papa Schwans Beobachtung wird eindeutig aus der Sicht des allwissenden Erzählers beschrieben und daß Schwäne andere Schwäne sehen können und sie auch beobachten, ist sachlich nicht zu bezweifeln. Ob der allwissende Erzähler dann zur Sichtweise des von Vater Schwan beobachteten anderen Schwans wechselt oder Vater Schwan aus der Beobachtung der Probleme des anderen Schwans bewußt wird, daß diese Stelle schlecht ist, wird aus der Formulierung nicht klar.

Tatsächlich lernen Vögel durchaus, welche Verhaltensweisen erfolgversprechend sind, indem sie andere Vögel beobachten. So begannen Blaumeisen, die von einem Käfig aus zugeschaut hatten, wie andere Blaumeisen unter gelben Klebstreifen Mehlwürmer fanden, sobald man sie freiließ, ebenfalls unter den Klebstreifen nach Mehlwürmern zu suchen.6. S.91ff Im konkreten Fall der Auswahl des Neststandortes ist nicht bekannt in welchem Maße Schwäne aus der Beobachtung anderer Schwäne lernen, welche Neststandpunkte gut sind, inwieweit sie es aus eigenen Erfahrungen lernen und inwieweit dieses Wissen angeboren ist. Daß sowohl lernen als auch Instinkte im Spiel sind, ist jedoch klar, denn für eine reine Instinkthandlung ist das Verhalten zu flexibel.

Bei der folgenden Stelle ist nach dem Wissen des typischen Erwachsenen nur noch die Deutung logisch, daß die Erklärung der Verkrüppelung der Ente vom allwissenden Erzähler stammt.
"In der Stadt lernt der Erpel auch einen Erpel kennen, der nicht fliegen kann. Er kann seine Flügel auch nicht zusammenfalten kann, wie Enten das normalerweise tun.
Der hat, als er klein war, immer nur Brot gegessen. Das war wohl nicht so gut."

Es ist jedoch nicht absolut ausszuschließen, daß ein Kleinkind auf den Gedanken kommen könnte, daß die eine Ente es der anderen erzählt hätte. In diesem Falle wäre dieses aber eine Erfindung des Kleinkindes und nichts, was der Text wirklich nahelegt.

Man kann Leser also nicht daran hindern, Dinge in Texte hineinzuinterpretieren, die in diesen Texten nicht drinstehen. Im Einzelfall muß man sich aber entscheiden, ob eine solche Fehlinterpretation so häufig und gravierend ist, daß man etwas dagegen unternehmen muß, indem man den Text umformuliert.

Im Falle von Donkey shots Fehlinterpretation halte ich eine derartige Änderung für witzlos: Ich habe seine Abneigung für die Sorte Kinderbücher, zu der er meines mit Gewalt hinzuzählen will, nicht verursacht und es scheint nicht, als könnte ich ihn zu differenziertem Lesen bewegen. Außerdem wird er nichts Falsches aus den Bilderbüchern lernen. Der mögliche Gedanke des Kleinkindes, daß die eine Ente es der anderen erzählt hätte, ist da schon wichtiger. Mir will nur keine Änderung einfallen, die solche Interpretationen grundsätzlich ausschließt.

 
Inhalt

7. Die Unterscheidung zwischen Form und Inhalt

Donkey shot schrieb in seinem Beitrag vom 09:57, 11. Nov. 2014 (CET): "Mutti und Papa Blaumeise? Das a-a ist in einem kleinen Beutel verpackt? Mutti Stockente sucht einen Mann? Tut mir leid, das so sagen zu müssen, aber diese Verniedlichung und Vermenschlichung grenzt an Volksverdummung."

Wo Donkey shot da eine Verniedlichung entdeckt hat, ist mir nicht nachvollziehbar, denn ich habe die erfolgreiche Aufzucht junger Blaumeisen so beschrieben, wie sie tatsächlich stattfindet. Und meine Mutter blieb eine erwachsene, nicht besonders "niedliche" Frau, obwohl ich sie als Kind Mutti genannt habe und auch heute noch so anspreche. Auch der Kot eines Tieres wird nicht niedlich, wenn man ihn A-a nennt. Wenn man ihn allerdings als Scheiße bezeichnet, könnte das dazu führen, daß manchem Eltern meinen, so etwas dürfe man einem Kind nicht vorlesen und Kot wird normalerweise im Alltag so selten benutzt, daß ich nicht vorausgesetzt habe, daß ein Kleinkind dieses Wort kennt. Umgekehrt ist es aber auch nicht so fachtypisch, daß ich es als Lehrstoff vermitteln wollte.

Auch die Volksversdummung ist nicht nachvollziehbar: Wie der "Beutel" aussieht, ist auf dem Bild zu erkennen, so daß nicht die Gefahr besteht, daß das Kind sich falsche Vorstellungen machen könnte und eine chemisch physikalisch korrekte Beschreibung wäre nun wirklich eine Überfrachtung des Textes mit Detailinformationen, die auch nicht im Wikipediaartikel stehen.

Donkey shot schrieb in seinem Beitrag vom 09:57, 11. Nov. 2014 (CET):
Genau aus einer solchen verhältschelten Haltung gegenüber der Natur resultieren viele Probleme in der öffentlichen Wahrnehmung derselben. Unter anderem, dass manche Tiere heute immer noch als gut und andere als böse angesehen werden, dass die Leute ihr altes Brot in Teiche schmeißen und denken, sie tun den Tieren was gutes.

Mich verblüffte diese Aussage völlig, denn in den Bilderbüchern werden die jeweiligen Tiere als Wesen dargestellt, die sich mit ihren Problemen selbst auseinandersetzen und sie manchmal erfolgreich, manchmal weniger erfolgreich lösen. Sie haben genau die positiven oder negativen Verhaltensweisen, die auch in der Realität von ihnen regelmäßig beobachtet werden, inklusive der Tatsache daß immer wieder beobachtet wird, wie männliche Stockenten - meist in Städten - weibliche Stockenten vergewaltigen und sie dabei auch verletzen oder daß Fütterung mit Brot zu Verkrüppelung der Flügel führen kann.

Inhaltlich war da nichts verniedlicht. Jeder, der aufmerksam liest, sollte das bemerken!

Man bekommt den Eindruck, daß manche Leute, sobald sie einen gewissen sprachlichen Stil erkannt zu haben meinen, den Inhalt eines Textes nicht mehr sehen können! Oder - was wahrscheinlicher ist - daß sie nicht in der Lage sind Stil und Inhalt geistig voneinander zu trennen und beides getrennt zu beurteilen.

Genau diese Fähigkeit läßt sich aber am ehesten trainieren, indem man Lesern dasselbe Wissen in unterschiedlicher Verpackung anbietet, wenn also ein Sachbuch nicht immer im Sachbuchstil geschrieben ist und Fiktion nicht immer in Romanform angeboten wird.

 
Inhalt

8. Fakt oder Fiktion? Kleinkinder und Fachleute für Kindererziehung urteilen anders als Naturwissenschaftler

Was die Fachleute für den Inhalt des Bilderbuches, die Biologen, sagen, habe ich oben ausführlich auseinandergesetzt und man kann es kurz so zusammenfassen, daß sie im positiven Falle das Buch inhaltlich als fiktiven Roman betrachten, obwohl es inhaltlich ein Sachbuch ohne fiktive Elemente ist. Im negativen Falle interpretieren sie in den Text Inhalte hinein, die in diesem Text so definitiv nicht drin stehen.

Ich habe aber auch eine ganze Reihe Leute zu den Bilderbuch befragt, die im Bereich der Erziehung von kleinen Kindern gearbeitet haben. Meine Mutter ist Grundschullehrerin, meine Tante hat als junge Frau im Heim gearbeitet und später Kindergärtnerinnen in der Berufsschule unterrichtet, eine meiner Freundinnnen arbeitet nach einem Sozialwesenstudium in einem Kinderhort, eine weitere Freundin hatte eine Ausbildung als Heimerzieherin gemacht und im Heim gearbeitet. All diese Leute waren sich einig: Das ist genau so ein Bilderbuch, wie man es sich wünscht, weil es keine für sie erkennbaren sachlichen Fehler enthält und inhaltlich für Kleinkinder gut geeignet ist. Sie haben meine Bilderbücher damit auch zutreffend als Sachbücher im Erzählstil eingeordnet.

An dieser Stelle will ich noch einmal auf eine Bemerkung von Achim Raschla eingehen.

Achim Raschka schrieb in seinem Diskussionsbeitrag vom 11:15, 11. Nov. 2014 (CET):
Ich denke, auch einem Kleinkind von 2 bis 3 Jahren kann man ein Was-ist-Was-Buch (mein Favorit: Pinguine) vorlesen, wenn es um Wissensvermittlung geht - auch wenn es nicht alles versteht wird es zuhören und fragen, wenn es Interessantes gibt, oder es wird später - mit 6, 8, 12 - seine Neugier erneut befriedigen und auf die aus früherer Zeit bekannten Bücher zurückgreifen. Ich stelle damit nicht die großartige Leistung von Die kleine Raupe Nimmersatt und anderer Klassiker in Frage, aber diese vermitteln Wissen direkt fiktional und versuchen sich nicht daran, einen Hybriden für kleinkindgerechte Wissensvermittlung zu basteln.
Ich habe mich nämlich mit einer Freundin darüber unterhalten, welche unserer Bilderbücher wir im Kindesalter als Sachbücher und welche als Fantasiegeschichten aufgefaßt haben. In den meisten Fällen ähnelte das Urteil den der erwachsenen Fachleute für Kindererziehung. Bilderbücher, die ähnlich wie die von mir geschriebenen, das Leben von Tieren in der Reihenfolge beschrieben haben, in der es stattfand, wurden von uns beiden damals als Sachbücher aufgefaßt. Ebenso haben wir die Was-ist-Was-Bücher als Sachbücher aufgefaßt, wobei ich sie zu spät kennengelernt habe: In der dritten Klasse lernte ich sie kennen und sie hatten für mein persönliches Empfinden bereits ein erheblich zu geringes Niveau, obwohl ihre Zielgruppe 8-10-jährige waren. Ich zog damals schon Sachbücher für Erwachsene vor.

Es gab aber auch zwei Bilderbücher, die Erwachsene sofort als fiktive Geschichten erkennen, aber jeweils eine von uns als Kleinkinder als Sachbücher aufgefaßt hatten:

Ein Märchenbilderbuch mit dem Namen "Das hässliche Entlein"8. faßte ich als Sachbuch auf, weil es mir durchaus vorstellbar schien, daß einer Ente ein Schwanenei untergelegt wird, schließlich wußte ich von meinen Eltern, daß Kuckuke nicht selber brüten, sondern ihre Eier in fremde Nester legen. Wenn man das häßliche grauen Entlein fälschlicherweise als Sachbuch auffaßt, enthält es zwei unzulässige Vermenschlichungen: Zum einen würde eine Ente einen jungen Schwan sicherlich nicht als häßlich sehen, sondern das Schwanenei wegen seiner Größe sehr wahrscheinlich als besonders wohlgeratenes Ei sehen. Das Schwanenküken würde der Ente sehr wahrscheinlich so lange es seine Flaumfedern und typischen Kükenmerkmale beibehält niedlich erscheinen, sobald es aber in das Jugendkleid wechselt würde es vermutlich wie eine erwachsene Ente behandelt und spätestens bei der Partnersuche im Herbst bis Winter vom Muttertier verjagt. Da die monogamen Schwäne ihren Nachwuchs den ganzen Winter hindurch betreuen, bis sie im Frühjahr ein neues Nest bauen, ist das für den jungen Schwan noch etwas früh.

"Die kleine Raupe Nimmersatt" sah ich als Fiktion, weil ich als Dorfkind, deren Eltern einen eigenen Garten hatten, wußte, daß sich Raupen so jedenfalls nicht ernähren. Meine Freundin, die in einer Hochhaussiedlung aufgewachsen war, hatte sie aber als Kleinkind als Sachbuch aufgefaßt.

Für Kinder müssen fiktive Geschichten also eindeutiger als fiktiv gekennzeichnet werden als für Erwachsene, damit keine Verwechslungen vorkommen.

Sowohl meine Freundin als auch ich haben unsere Irrtümer lange bevor wir erwachsen waren korrigiert. Schließlich haben unsere Eltern uns beiden ausreichend mit korrekter Sachbuchliteratur versorgt, daß wir solche Fehler aussortieren konnten und es auch getan haben. Doch überall da, wo Kinder, deren Eltern nicht zur Bildungsschicht gehören, betroffen sind, können sich solche Fehler erschreckend lange im Denken erhalten.

"Das hässliche Entlein", "Die kleine Raupe Nimmersatt", "Die Biene Maja" oder auch die Milkawerbung mit der lila-weiß gefleckten Kuh sind damit nicht unproblematisch, weil die Kinder daraus falsches über die Welt lernen können, ohne daß sie den korrigierenden Informationen begegnen, die ihnen verraten könnten, daß es sich um eine fiktive Geschichte handelt und welche Elemente darin genau fiktiv, welche real sind.

Dieses Problem des nicht-trennen-könnens haben drei- bis vierjährige Kleinkinder nicht mit ihren eigenen bewußt erschaffenen Fantasiegeschöpfen, die sie sehr gekonnt von realen Geschöpfen unterscheiden. Kleinkinder reagieren aber emotionaler auf ihre Fantasien als Erwachsene und wollen deshalb möglicherweise trotzdem nicht mit einem erfundenen Monster alleingelassen werden. Dies wurde von Autor: Marjorie Taylor untersucht. Da sie in ihrer Untersuchung nach "pretent frieds", wörtlich "So-tun-als-ob-Freunde", auf deutsch würde man wohl nach einem "erfundenen Freund" fragen, konnten in diese Untersuchungen keine als real wahrgenommenen Wesen wie Schutzengel, Naturgeister, Schutztiere eingehen. Kinder die solche erfundenen Freunde haben, sind früher kompetent darin, Fantasie und Realität zu unterscheiden als Kinder die keine solchen Fantasiefreunde haben.10.
Ausführlicher: VB67.4 Kersti: Erfundene Freunde sind eigene Persönlichkeitsanteile

 
Inhalt

9. Gute Lernvorraussetzungen für Kinder zur Unterscheidung von Fakt und Fiktion

 
Inhalt

Kleine Kinder etwa bis zum achten Lebensjahr sollten ein matierialistisches Weltbild angeboten bekommen

Kleinkinder haben häufig sehr viele feinstoffliche Wahrnehmungen und oft auch Erinnerungen an ihre eigenen früheren Leben, sind aber noch nicht fähig ein wirklich esoterisches Weltbild zu verstehen, weil ihnen dazu das passende logische Grundgerüst fehlt. Sie empfinden Träume als auf dieselbe Weise real, wie ihnen die Erlebnisse auf dem Spielplatz als real erscheinen9. S.24ff. Andererseits wissen sie aber schon, daß in Träumen Dinge möglich sind, die ihnen tagsüber auf dem Spielplatz nicht passieren können10.. Es ist also eher die theoretische Einordnung als als das praktische Detailwissen, was ihnen noch fehlt.
O7.A7.1 Kersti: 1. Stufe: Undifferenziertes Weltbild - Träume und Schutzengel erscheinen auf dieselbe Weise real wie Alltagsereignisse

Wenn Kleinkinder diese Unterscheidung noch nicht gelernt haben, bietet ein von ihren Eltern angebotenes materialistisches Weltbild ihnen ein bessere Lernvoraussetzungen für den nächsten Lernschritt als ein spirituelles Weltbild. Im Alter zwischen vier und acht Jahren lernen Kinder in materiell ausgerichteten Kulturen zwischen innerer und äußerer materieller Realität zu differenzieren. Das heißt Kinder lernen, daß beispielsweise Träume nicht wirklich im materiellen Raum sind, daß andere die Träume ihrer Mitmenschen nicht sehen können, daß Träume von innen kommen und innen stattfinden, daß sie immateriell und selbst verursacht sind. In Kulturen, in denen Magie und Telepathie als real gelten, läuft diese Entwicklung erheblich langsamer ab, da die Kinder durch das religiöse Weltbild der Eltern in diesem jungen Alter verwirrt werden. Sie machen also im Prinzip dieselben Erfahrungen mit Träumen und Alltagserfahrungen wie die Kinder materialistisch ausgerichteter Kulturen, es gelingt ihnen aber langsamer, daraus ein Konzept für real und irreal zu entwickeln. So wurde sie in einer Untersuchung an Atayal-Kindern im Alter zwischen 8 und 11 Jahren durchlaufen. Die Atayal sind eine Volksgruppe malayischen Ursprungs, die an die Realität der Träume glauben.9. S.24ff
O7.A7.2 Kersti: 2. Stufe - Materialistisches Weltbild: Aufteilung in real und irreal

Wenn man kleinen Kindern also eine möglichst gute Grundlage bieten will, um Fakt und Fiktion früh unterscheiden zu lernen, sollte einerseits ein materialistisches Weltbild angeboten werden, Fantasygeschichten und Märchen, die von außen an das Kind herangetragen werden, sind hierbei nicht hilfreich. Andererseits sollten aber die eigenen Fantasiespiele der Kinder gefördert werden, weil sie das Erlernen der Unterscheidung von Fakt und Fiktion in jedem Fall fördern.

 
Inhalt

Ältere Kinder etwa ab dem achten Lebensjahr sollten ein spirituelles Weltbild angeboten bekommen

Tatsächlich gibt es Nachweise daß neben Fantasieprodukten und der Materiallen Welt auch spirituelle oder feinstoffliche Dinge, Körper oder Geister, das Jenseits, Telepathie und Ähnliches tatsächlich existieren.
Daher kann ein materialistisches Weltbild nicht das Endziel sein.

Kersti

Quellen


Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
Werbung - auch in Form spiritueller Newsletter - ist nicht erwünscht und ich bin nicht damit einverstanden, daß diese Adresse für Werbezwecke gespeichert wird.