erste Version: 2/2005
letzte Bearbeitung: 9/2015
InhaltVA207.1VA207.2 VA207.2 VA207.3 VA207.4 VA207.5 VA207.5 VA207. 1. Die weibliche Beschneidung bedeutet Schmerzen und Krankheit lebenslänglichDie Klitoris entspricht entwicklungsbiologisch dem Penis (Homologie) und ist mit ebensovielen Nerven versorgt wie dieser. Sie wird bei der harmlosesten Form der weiblichen Beschneidung entfernt.Bei der schlimmsten Form der Beschneidung, der Pharaonischen Beschneidung werden alle äußeren Geschlechtsmerkmale zwischen den Beinen entfernt und nur ein Stecknadelkopfgroßes Loch übriggelassen. Viele der Mädchen sterben an Infektionen durch die Beschneidung. Die Pharaonische Beschneidung führt dazu, daß die Regel auf über eine Woche ausgedehnt und sehr schmerzhaft wird. Daß das Blut und die Fetzen, in die die Gebärmutterschleimhaut bei der Monatsblutung zerfällt, lange im Körper zurückgehalten werden, daß sie dort vergammeln können, ist eine weitere lebensgefährliche Quelle für Infektionen. Wenn die Frau dann verheiratet wird, muß der Mann sie penetrieren. Er kommt oft tage- bis wochenlang nicht durch das stecknadelgroße Loch mitten in einer oft verhärteten Narbe, das von den weiblichen Geschlechtorganen übrig ist. Dann wird die Vagina oft mit einem Messer geöffnet, was eine neue Quelle für Infektionen und Schmerzen ist. Wenn es unglücklich läuft, sticht das Messer auch durch die Außenwand der Vagina hindurch in den Darm, so daß eine Fistel, eine Verbindung zwischen Darm und Vagina entsteht, eine weitere Quelle für oft tödliche Infektionen. Viele Frauen sterben später bei den Geburten ihrer Kinder, die dadurch erheblich länger dauern und wesentlich gefährlicher werden.1., 3.
2. Ist die männliche Beschneidung harmlos?Die Männliche Vorhaut ist ein kleines Stück Haut, das die Eichel des Penis schützen soll. Sie zu entfernen scheint mir deshalb mindestens unsinnig. Aber es ist keine schwere Verletzung und daran zu sterben ist ungefähr so wahrscheinlich wie es ist, daß man daran stirbt, wenn man sich in den Finger schneidet. So etwas kann passieren, selbst bei dem kleinsten Kratzer, es ist jedoch nicht häufig. Langfristige gesundheitliche Schäden sind bei dieser Verstümmelung normalerweise nicht zu erwarten.Die leichteste Form der weibichen Beschneidung, bei der die Klitoris entfernt wird, wäre in etwa damit zu vergleichen, was es mit einem Mann machen würde, wenn man die Eichel vom Penis abschneiden würde. Für die schweren Formen der Beschneidung läßt sich kein angemessener Vergleich finden, denn beim Mann sind die Geschlechtsorgane nach außen verlagert, er hat keine Monatsblutung, kann keine Kinder austragen und zur Welt bringen. Was immer man mit den männlichen Geschlechtsorganen macht, kann nicht auf vergleichbare Weise zu lebenslänglichen Schmerzen und gesundheitlichen Problemen führen, wie die pharaonische Beschneidung bei der Frau. Die weibliche Beschneidung ist also erheblich gefährlicher als die männliche. Aber daß man Leuten nicht den Kopf abschneiden sollte, weil sie sonst tot sind, ist kein Grund ihnen die Nase abzuschneiden, weil das doch viel harmloser ist. Und eventuell könnte Nase abschneiden ja medizinisch sinnvoll sein, weil man sich sonst zu oft die Nase stößt bein Küssen? Auszüge aus einem Emailkontakt mit erklärenden Sätzen, H: und kursiv mein Mailpartner, K: ich (Kersti)In einem Land, in dem die weibliche Beschneidung der Normalfall ist, würde ich mich hauptsächlich darauf konzentrieren, die weibliche Beschneidung abzuschaffen, bis sich ein gesellschaftlicher Konsens gegen sie gebildet hat. Allerdings mit Argumenten, die sich später problemlos auch auf die männliche Beschneidung anwenden lassen. Erst danach wäre die Beschäftigung mit der männlichen Beschneidung dran. Wir leben hier allerdings in einem Land, wo die weibliche Beschneidung das Problem einer kleinen Randgruppe ist. Die männliche Beschneidung dagegen wird hier allgemein als harmlos eingestuft, deshalb sollten die Berufsgruppen, die mit der Eingliederung von Ausländern befaßt sind, in das Thema in einer Form eingeführt werden, die ihnen klare Richtlinien gibt, was man am zu tun verpflichtet ist, um zu verhindern daß auch in Deutschland Mädchen beschnitten werden. Hier sollte aber abgesehen davon eher das Thema männliche Beschneidung überdacht werden als das der weiblichen Beschneidung. Alles andere ist eher ein mit dem Finger auf andere zeigen, als alles andere.
Ergänzung: 9/2015 Inhalt3. Was macht Beschneidungen so immun gegen Veränderungen?Ich hatte mich in meinen Reinkarnationserinnerungen erinnert, daß in meinen Leben in Afrika in Ägypten oder Afrikanischen Wüstenstämmen auch schon deutlich vor Mohammed Beschneidungen von Frauen und Kastrationen von Männern und Frauen üblich waren. Manche dieser Erinnerungen hatte ich einfach nicht glauben wollen, weil dort auf eine sehr eiskalte Weise Menschen gezüchtet wurden und alle Männer, die keine Kinder kriegen sollten, kastriert wurden. Die damals üblichen Beschneidungen waren die extremste Form der Beschneidung, keine der weniger extremen Formen, die es heute auch gibt. Zu meiner Überraschung habe ich genau das bei Doris Wolf bestätigt gefunden. Beschneidungen wurden spätestens zur Zeit des Pharaohs Echnaton (die exakte Regierungszeit ist laut Wikipedia unklar, zwischen 1340–1324 v. Chr. und 1353–1336 v. Chr.) in Ägypten eingeführt und dienten tatsächlich diesem Zweck.2.1
Auch bei anderen themen merkt man, daß vergleichsweise harmlose Fehler wie ein aufgezwungenes Küßchen gewöhnlich als Fehler erkannt werden. Wie kommt es, daß ausgerechnet eine Tradition, die wirklich kein Mensch braucht, so viele gesellschaftliche Veränderungen, Religionswechsel (in dieser Gegend beschneiden auch die Christen) und über drei Jahrtausende übersteht, während so viele andere Traditionen und Gebräuche sich verändert haben?
Die Antwort auf diese Frage hat mit Überlebensinstinkten eines Kindes, Verdrängung und Tabus zu tun. Das Kind ist auf seine Eltern - vor allem auf die Mutter - angewiesen, um zu überleben. Wenn es Eltern hat, die nicht ausreichend auf das Kind aufpassen, dann fängt das Kind an aufzupassen, daß es seine Eltern nicht verliert. Es ist deshalb paradoxerweise so, daß ein Kind sich um so mehr an die Eltern klammert, je unzuverlässiger und allgemein schlechtere Eltern sie sind. Das Kinder ohne Eltern schlechte Karten haben, ist selbst heutzutage noch so, wie man beispielsweise in dem Buch "Wie Bäume ohne Wurzeln" nachlesen kann.
Der Zweite Faktor, der hierbei eine Rolle spielt ist die Verdrängung. 4. Beschneidung bei Erwachsenen?Wenn sie in einer Gesellschaft leben - oder z.B. einer Sekte angehören, wo es quasi Pflicht ist, dergleichen zu machen, können auch volljährige Menschen im Allgemeinen nicht frei entscheiden.In Ländern, wo die weibliche Beschneidung üblich ist, lassen sich ein erheblicher Teil der Mädchen, deren Eltern sie bewußt nicht beschnitten haben vor der Hochzeit "freiwillig" beschneiden, weil sie Angst haben, ihr Mann könne sie sonst nicht akzeptieren.
Ergänzung: 9/2015 Inhalt5. Rüdiger Nehberg - eine erfolgreiche Kampagne gegen die BeschneidungBeispielgeschichte, Kersti:Ich fasse diesen Vortrag hier sehr kurz zusammen. Rüdiger Nehberg, geboren 1935, ist Bäckermeister und wurde zunächst durch seine Survivalbücher und seine Berichte von abenteuerlichen und gefährlichen Reisen bekannt. Bei einer dieser Reisen gehörte er von den Yanomami als dem letzten echten Jäger- und Sammlervolk in Brasilien, das durch Mafiaartig orgenisierte Goldsucher bedroht war, die, wo sie arbeiten, nur noch Wüsten von einem Gebiet zurücklassen, das einmal der artenreichste Regenwald der Welt war. Er suchte dieses Volk alleine auf und sorgte, nachdem er sie kennengelernt hatte, durch diverse einfallsreiche und spektakuläre Aktionen - wie eine Fahrt mit einem Trimaran aus einem Baumstamm über den Atlantik - dafür, daß sie die nötige öffentliche Aufmerksamkeit erhielten, um gegen die Regierung durchzudrücken, daß das Volk weiterhin auf seine traditionelle Art leben kann und hierbei den nötigen Schutz vor Goldsuchern erhält. Nach diesem Erfolg wurde er durch das Buch Wüstenblume von Waris Dirie wieder an ein Problem erinnert, das ihm flüchtig Jahre früher begegnet war: Die weibliche Beschneidung. Während er es zu dem Zeitpunkt, als es ihm begegnete für ein Problem gehalten hatte, an dem er ganz bestimmt nicht drehen kann, hatte ihm die Yanomami-Erfahrung mit mehr Optimismus versorgt. Jetzt hatte er die politische und menschliche Erfahrung um sich zuzutrauen, daß das Problem lösbar war und er wußte wie er es am klügsten angehen könnte.
Auf einer seiner früheren Reisen, die in dem Buch "Danakil - Zu Fuß durch die äthiopische Wüste" beschrieben ist, war er einer Frau begegnet, die ihm von der Beschneidung erzählt hatte. Damals hatte er gleichzeitig auch die Beziehung aufgebaut, die ihm jetzt helfen sollten, das Problem zu lösen: Er kannte einen Scheich, der ihm damals zwei Leibwächter mitgegeben hatte, die die beiden mehrfach beschützt haben indem sie sich vor sie gestellt haben, als sie erschossen werden sollten und gesagt haben: Er besuchte also den Scheich, erklärte ihm mit Hilfe von einem kurzen Film, wie schlimm Beschneidungen wirklich sind - das ist Männern in solchen Kulturen nicht wirklich bewußt, weil sie an Beschneidungen nicht teilnehmen - und daß er als Dank für die Hilfe dessen Volk einen Dienst erweisen wolle, indem er dafür sorgen wolle, daß Beschneidungen abgeschafft werden. Der Scheich lud die Führer seines Stammes, der Afar ein, Rüdiger Nehberg hielt einen Vortrag mit Film darüber, warum die Beschneidung abgeschafft werden sollte und nach einer längeren Diskussion über alle diesbezüglichen Fragen beschlossen die angereisten Stammesvertreter einstimmig, die Beschneidung abzuschaffen. Damit endeten die Beschneidungen nicht sofort, wie man vielleicht vermuten könnte, aber sie wurden mit jedem Jahr weniger und damit das besser funktioniert brauchen die vormaligen Beschneiderinnen, die gewöhnlich die ärmsten Frauen des Dorfes waren auch einen anderen Beruf, ein Problem um das sich Nehberg kümmerte, indem er ausbildungen als Schneiderinnen organisierte.
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V1. V4. V5. V9. V11. V15. V22. V25. V33. V35. V39. V40. V41. V42. V54. V55. V56. V57. V58. V59. V65. V66. V67. V68. V69. V70. V71. V72. V73. V74. V75. V76. V77. V78. V79. V80. V81. V82. V83. V84. V85. V86. V87. V88. V89. V90. V91. V107. V111. V114. V140. V141. V142. V143. V144. V147. V150. V153. V154. V159. V165. V166. V167. V168. V169. V171. V172. V173. V174. V175. V228. V243. V255. V292. V293. V294. V295. V297. V298. V299. V300. V301. V302. V303. V304. V305. V306. V308. |
Quelle: 7.
Die WHO teilt die Beschneidung folgendermaßen drei Schweregrade ein:
Typ I: Entfernung der Klitorisvorhaut mit oder ohne teilweiser oder vollständiger Entfernung des äußeren Teils der Klitoris.
Typ II: Entfernung der Klitoris oder eines Teils oder gesamten kleinen Schamlippen
Typ III: Vollständige entfernung der kleinen Schamlippen, des äußeren Teils der Klitoris und der Klitorisvorhaut, sowie anschließendes Vernähen der großen Schamlippen. Es bleibt eine kleine Öffnung für Urin und Menstruationsflüssigkeit.
Tatsächlich gibt es zwischen diesen Formen alle Übergangsformen und alle denkbaren Varianten und Abwandlungen davon, so daß eine solche Einteilung immer eine grobe Vereinfachung sein muß.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.