erste Version: 6/2006
letzte Bearbeitung: 6/2016

VA254.

ADHS: Du kannst ja, wenn Du willst!

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Übergeordneter Artikel:
VA238. Kersti: Ist ADHS eine Krankheit?
Dieser Text:
VA254.1 Kersti: Kann der ADHSler wenn er will?
VA254.1 Kersti: Du kannst ja, wenn Du willst!
VA254.2 Kersti: Sind ADHS-Kinder schlechter darin, eigene Gefühlszustände zu regulieren als andere Kinder?
VA254.2 Kersti: Ich habe ja auch viel mehr zu regulieren ...
VA254.3 Kersti: Haben Kinder mit ADHS Schwierigkeiten in der Handlungsplanung?
VA254.3 Kersti: Für andere kann ich gute Pläne machen
VA254.4 Kersti: ADHS und Schule
VA254. Kersti: Quellen

 
Inhalt

1. Kann der ADHSler wenn er will?

Wenn ich über ADHS und Motivation und Handlungssteuerung lese, ärgere ich mich im allgemeinen richtig, weil mich das an einem immer wieder gehörten Vorwurf erinnert:

Du kannst ja, wenn Du willst!

In meiner Kindheit bekam ich (Kersti) oft etwas gesagt, das einerseits wahr war - andererseits aber auch ein schrecklich ungerechter Vorwurf:
"Du kannst ja, wenn Du willst!"

Wahr war es, denn wenn ich etwas von ganzem Herzen will, kann ich eine ganze Menge, was ich sonst nicht kann. Ein ungerechter Vorwurf ist es aber deshalb, weil ich viele Arbeiten eben tatsächlich nicht mehr zuendebringen kann, wenn ich drei gute Gründe habe es zu wollen und vier, es nicht zu wollen.

Während ich arbeite irren meine Gedanken eben oft ab, und zwar so sehr, daß ich während ich eine Routineaufgabe erledige völlig vergesse, daß ich gerade eine Stift in der Hand habe, um eine Tabelle auszufüllen und stattdessen sehe, daß die Blumen auf meiner Fensterbank wieder einmal zu lange nicht gegossen worden sind. Ich stehe also auf, nehme die Blumengießkanne und gieße die Blumen. Danach fällt mir nicht wieder ein, daß ich bei den Hausaufgaben war sondern ich kümmere mich um den Dackel, der mir sehr deutlich mitteilt, daß er findet, daß er heute noch nicht genug Spaziergänge hatte. Wenn ich dann wieder an die Tabelle denke, suche ich verzweifelt den Stift, der wahrscheinlich da liegt, wo vorher die Blumengießkanne gestanden hat.

Es gibt tausenderlei Arbeiten, die einen von dem was man eigentlich tun wollte ablenken könnten. Bei diesen Arbeiten irren meine Gedanken dann natürlich auch oft ab - aber das bringt mir für die ursprüngliche Arbeit nur dann etwas, wenn diese genug Stellen hat, über die man nachknobeln kann, bis man eine Lösung hat, Stellen, zu denen meine Gedanken bei ihren Wanderungen abirren können, so daß sie mich wieder an die Arbeit schicken.

Eine langweilige Routinearbeit kriege ich erledigt, wenn ich, während ich meine Gedanken wandern lasse oder andere Arbeiten erledige, regelmäßig merke, daß ich sie irgendwofür brauche. Wenn ich sie nur brauche, weil der Lehrer sie am nächsten Morgen kontrolliert, wird sie nicht fertig, weil ich nach der ersten Unterbrechung erst wieder am nächsten Morgen daran denke, daß ich das doch tun wollte. Und dann ist es zu spät sie noch schnell zu erledigen.

Ich finde es ungerecht, daß andere eine solche Routinearbeit auch erledigen können, wenn sie eigentlich nicht wollen!

Kurz zusammengefaßt:
  • Wenn eine Aufgabe mich begeistert oder andere intensive Gefühle sie unterstützten, kann ich mich wesentlich besser konzentrieren und mache auch weniger Flüchtigkeitsfehler als sonst. Die Gedanken wandern nicht so leicht ab, weil die intensiven Gefühle einen beim Thema halten.
  • Wenn eine langweilige Routineaufgabe in eine umfangreichere Aufgabe eingebettet ist, in der man an mehreren Stellen merkt, daß man die Ergebnisse der Routineaufgabe braucht, dann wird die Routineaufgabe auch fertig, weil die Stellen wo man die Ergebnisse braucht einen immer wieder an die Routineaufgabe schicken und der Rest der umfangreicheren Aufgabe genug Stoff zum nachdenken bietet, daß die Gedanken, wenn sie zu anderen Themen abirren, wieder zu der umfangreicheren Hauptaufgabe zurückkehren.
  • Eine einfache Routineaufgabe ohne solche Faktoren wird nicht fertig, weil es im Alltag nichts gibt, was einem vor der Kontrolle des Lehrers an diese Aufgabe erinnern könnte.
Der Lehrer meint mit dem Satz "Du kannst ja wenn du willst!" daß der ADHSler können würde, wenn er sich bemühen würde. Der ADHSler weiß, daß er kann, wenn er hochmotiviert ist und alles richtig Spaß macht, er weiß, daß dann einerseits nicht das Gefühl von Anstrengung aufkommt und er andererseits gute Ergebnisse abliefert.
VA265.3 Kersti: Hyperfocussieren: Mein Heilpraktikerschein
Wenn der ADHSler sich richtig angestrengt hat, um etwas fertig zu bekommen, dann wird er dagegen wegen Nachlässigkeit getadelt.
VA274. Kersti: Beispielgeschichte, Kersti: Routinearbeiten sind nicht langweilig sondern furchtbar schwierig und frustrierend
Der Durchschnittsschüler kann brauchbare Ergebnisse abliefern, wenn er sich bemüht. Der ADHSler kann nur dann gute Ergebnisse abliefern wenn er hochmotiviert ist und den Zustand des hochmotiviert seins kann man nicht auf Befehl ständig haben. Er wäre auch gefährlich, denn wenn man es tatsächlich schafft, über einen langen Zeitraum ständig hochmotiviert zu sein, führt das dazu, daß man Raubbau mit seinen Kräften treibt. So etwas führt letztlich zum Burnout-Syndrom.

 
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2. Sind ADHS-Kinder schlechter darin, eigene Gefühlszustände zu regulieren als andere Kinder?

ADS-Kinder neigen zu deutlich überschießenden Gefühlsreaktionen, was die Abspeicherung von Wissen auf Interessengebieten erheblich verbessert, bei Gebieten des Desinteresses aber verschlechtert (Buch: B131.1).

Diese Aussage ist richtig und wird durch die Berichte Erwachsener mit ADHS uneingeschränkt bestätigt.
VA265.3 Kersti: Haben ADHSler Wutanfälle weil sie unbeherrscht sind?
Die folgende Aussage kann ich jedoch nicht bestätigen:
Die Selbstregulation der Gefühlszustände von ADHS-Kindern ist oft schlecht. Negative Gedankensowie der negative Gefühlszustand beim ungeliebten Schreiben von normalem Lernstoff kann zu der Einstellung führen: "Ich fang gar nicht erst an" (Buch: B131.1).

Ich habe ja auch viel mehr zu regulieren ...

Zwar bin ich durchaus oft beim "Ich fang gar nicht erst an!" gelandet - aber es liegt nicht daran, daß ich unfähig wäre, meine Gefühle zu regulieren. Im Gegenteil: Ich beherrsche viel mehr Techniken der Gefühlsregulation als der Durchschnittsmensch:
  • Ich kann jedes Gefühl direkt aufrufen, ohne einen vermittelnden Gedanken oder eine Situation. Es ist so, daß ich sozusagen den Schalter im Körper gefunden habe, den ich berühren muß, um das jeweilige Gefühl aufzurufen. Wenn ich will kann ich einfach, indem ich das tue, die Gefühle Trauer, Freude, Wut, Interesse ohne jeden äußeren Anlaß innerhalb weniger Sekunden nacheinander erleben.
  • Ich kann Vorstellungen und Gedanken benutzen, um ein bestimmtes Gefühl hervorzurufen. Beispielsweise indem ich mich auf etwas Schönes konzentriere um entspannt und ruhig zu werden.
  • Ich ändere oft die äußere Situation, um ein Gefühl hervorzurufen.
Von jeder dieser Regulationsmöglichkeiten gibt es viele Varianten, die ich bei Bedarf verwende. Als Kind war ich darin nicht ganz so gut wie ich es heute bin - aber ich war immer noch besser als Gleichaltrige.

Nur leider gibt es da bei mir auch viel mehr zu regulieren. Und meine Gefühle reagieren nicht nur auf meine eigenen Regulationsversuche sofort und genau wie ich es will, so lange der Körper noch fähig ist ein Gefühl zu produzieren, sie reagieren genauso heftig auf jeden äußeren Anlaß.

Und da habe ich halt eine ganze Menge zu tun wenn ich das wieder auf das von mir gewünschte Gefühl einregulieren will, wenn ich von außen ständig gestört werde.

Besonders geärgert hat es mich, wenn ich mich mühsam durch diverse Tricks in einen Zustand gebracht hatte, in dem ich mich konzentrieren konnte und mich dann ein Lehrer anbrüllte, weil ich irgendeinen Flüchtigkeitsfehler gemacht hatte. Wenn er dann meine Reaktion darauf - ich war normalerweise völlig unfähig zu einer sinnvollen Antwort und habe selbstverständlich noch mehr Fehler gemacht - zum Anlaß für weiteres schimpfen genommen hat, hatte ich keine Chance, wieder in einen Zustand zu kommen, in dem ich arbeiten konnte. Genau die Lehrer, die sich so verhalten, waren normalerweise was dieses Thema angeht völlig kritikungähig. Einmal meinte einer der Grundschullehrer zu einer meiner Erklärungen, warum ich bestimmte Aufgaben anders angehe als andere, er hätte seit Jahrzehnten Schüler unterrichtet, er wüßte besser, wie Schüler lernen, als ich. Da mir durchaus bewußt war, daß der Durchschnittsschüler völlig anders veranlagt ist als ich, dachte ich mir nur: "Die hießen aber nicht Kersti!" und machte weiter wie bisher.

Nun stellt sich die Frage, ob andere ADHS-Kinder auch mehr Techniken der Gefühlsregulation beherrschen als Gleichaltrige, oder ob ich diesen Vorsprung hatte, weil ich intelligenter bin, als das durchschnittliche Kind mit ADHS.

Meine Erfahrungen mit Diskussionen über Gefühle legen nahe, daß wahrscheinlich die meisten Menschen ihre Gefühle nicht getrennt von ihren Gedanken wahrnehmen können. Etwas, das jedes Kind mit ADHS zwangsläufig auseinanderzudividieren lernt: die Überschießenden Gefühlsreaktionen der ADHSler führen dazu, daß man beinahe zwangsläufig merkt, daß ein Gedanke nicht immer dasselbe Gefühl hervorruft.

Außerdem sind Kinder mit ADHS-Veranlagung auf diese Gefühlsregulation angewiesen. Kinder ohne diese Veranlagung kommen auch ohne zurecht.

Aus folgenden Gründen muß man davon ausgehen, daß Kinder mit ADHS Gefühlsregulationstechniken mehr üben und sie auch leichter lernen können:

    • Ein Kind ohne ADHS setzt sich einfach an eine ungeliebte Hausaufgabe und macht es eben. Bei einem Kind ohne ADHS werden störende Reize ohne bewußte Anstrengung ausgeblendet und es kann einfach weiterarbeiten.
    • Ein Kind mit ADHS kann das buchstäblich nicht, weil die Gedanken dann abirren und die Arbeit deshalb nie fertig wird.
      Ein Kind mit ADHS muß jede dieser Störungen BEWUSST zur Seite schieben. Das ist anstrengend und führt dazu, daß viele Arbeit so ermüdend ist, daß man sie buchstäblich nicht fertig machen kann. Nur wenn es mit sehr viel Begeisterung bei der Sache ist oder sehr viel Angst vor einem Versagen hat, gelingt ihm das automatische Ausblenden. Also sind Selbstmotivationstechniken für das Kind mit ADHS unbedingt notwendig, um um ein normales Maß an Arbeit überhaupt bewältigen zu können.
    • Ein Kind ohne ADHS ist gefühlsmäßig wesentlich ausgeglichender als eines mit ADHS. Gefühle ändern sich langsamer und gelangen selten in die Extrembereiche, in denen Arbeiten buchstäblich unmöglich ist oder das Leben zur Qual wird. Wenn das allerdings passiert, kommen Menschen ohne ADHS da auch nicht so schnell wieder heraus.
    • Das Kind mit ADHS, das erlebt täglich mehrfach heftige Gefühlszustände, in denen Arbeiten oder auch nur sinnvolles Sprechen unmöglich ist. Es kehrt aber auch sehr schnell wieder in den grünen Bereich zurück. Kinder mit ADHS kommen also regelmäßig in Situationen, in denen sie ihre Gefühle regulieren müssen, um handlungsfähig zu bleiben.
  • Gefühlsregulationstechniken wirken bei ADHS-Veranlagung deutlich stärker als bei Kindern ohne ADHS, was das erlernen von Regulationstechniken wesentlich vereinfacht, da der Erfolg sichtbarer ist.
Kurz zusammengefaßt: Kinder mit ADHS sind nicht schlechter sondern besser darin, ihre Gefühle zu regulieren, als Gleichaltrige ohne ADHS! Allerdings gibt es ein paar gute Gründe, warum man das von außen nicht sehen kann.

Das Gehirn von Menschen mit ADHS filtert wesentlich weniger Daten aus als das von normalen Menschen.

  • deshalb kommt es immer wieder vor, daß Sinneswahrnehmungen auf den ADHSler so überwältigend wirken, daß er buchstäblich handlungunfähig wird. Das kann sich darin äußern daß er erstarrt, um nicht selber noch zusätzliche Sinneswahrnehmungen im eigenen Körper zu produzieren oder aber darin daß er in Tränen ausbricht oder Gegenstände anbrüllt, um die Spannung abzubauen. (Dies ist eine Gefühlsregulationstechnik!)
    VA264.1 Kersti: Wozu Wutanfälle nötig sind
  • Wenn sie sich täglich in einer lauten, mit vielen Sinneswahrnehmungen ausgestatteten Umwelt aufhalten, wie die Schule es ist, ist das ein Dauerstreß.

    Geht dieser Streß über ein gewisses Maß hinaus zeigt das Nervensystem Ausfallerscheinungen.

    ADHSler gehen damit unterschiedlich um.

    • Die einen versuchen ständig in Bewegung und hoch erregt zu bleiben, um nicht die Erschöpfungszustände erleben zu müssen, die regelmäßig auftauchen, sobald der Aktivität nachläßt. Das sind die Hyperaktiven ADHSler.
    • Die anderen versuchen sich möglichst viel Ruhe zu verschaffen und nutzen jede Möglichkeit um zusätzlichen Sinnesreizen und Anregungen aus dem Weg zu gehen, damit die Erschöpfung am Abend nicht ganz so groß ist. Das sind die Hypoaktiven ADHSler.
    • Bei einer weiteren Gruppe ist die Überschwemmung mit Reizen so stark, daß sie das nicht bewältigen können. Solche Menschen werden psychisch krank, bekommen Autismus oder dergleichen.
  • wenn das Denken durch zu allgemeine Fragen auf die falsche Art und Weise angeregt wird, kann es passieren, daß der ADHSler so sehr von seinen eigenen Assoziationen dazu überschwemmt wird, daß nicht genug Arbeitsspeicher im Gehirn frei bleibt, um das Unwesentliche auszusortieren und die Frage zu beantworten.
  • Arbeiten, die den Arbeitsspeicher des Gehirns nicht voll ausnutzen - also beispielsweise "langweilige Routinearbeiten" - sind nicht etwa langweilig für den ADHSler - sondern sie werden so sehr durch zufällig auftauchende andere Gedanken, Sinneswahrnehmungen und Assoziationen dazu überlagert, daß ungewöhnlich viele Flüchtigkeitsfehler auftreten und von Zeit zu Zeit sind die Ablenkungen so übermächtig, daß man die Routinearbeit buchstäblich vergißt, während man sie erledigt. Der ständige Kampf gegen diese Ablenkungen macht Routinearbeiten um so anstrengender für den ADHSler, je einfacher sie sind. Deshalb ermüdet er schnell und diese Ermüdung steigert die Flüchtigkeitsfehlerrate ins unermeßliche.
    VA274. Kersti: 2. Ein ADHSler langweilt sich nicht, wenn er eine "langweilige Routinearbeit" erledigt
Die Häufigkeit ADHS liegt bei etwa 5-10% der Bevölkerung. Grundsätzlich ist ADHS so häufig oder selten, daß die Vorteile im Überlebenskampf genauso groß oder klein sind wie die Nachteile. Das wird dadurch sichergestellt, daß bis etwa 1950 die Nahrung nicht für alle Menschen gereicht hat und man nur so viele Kinder großziehen konnte, wie man mit seinen Fähigkeiten ernähren konnte.

Da bei ADHS ein geringerer Anteil der Umweltreize und unwesentlichen Gedanken ausgefiltert werden, entsteht eine erhöhte Kreativität und mehr Sensibilität bei allen Sinnen.

 
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3. Haben Kinder mit ADHS Schwierigkeiten in der Handlungsplanung?

In Büchern über ADHS findet man immer wieder die Aussage, daß Kinder mit ADHS Schwierigkeiten in der Handlungsplanung hätten. Aber - sind diese Kinder wirklich schlechte Planer?

Für andere kann ich gute Pläne machen

Ich unterhielt mich mit einer Freundin, die auch ADHS hat und mit ihrer Arbeit zum x-ten Male nicht weiterkam. Da sagte sie:
"Für andere kann ich sehr gut Pläne machen, von denen dann alle begeistert sind. Aber mir gelingt es nie, mich an meine eigenen Pläne zu halten, egal wie sorgfältig ich sie mache."
Ich nickte. das Problem kannte ich so gut, daß ich schließlich diese Art von Planung aufgegeben hatte und durch völlig andere Tricks dafür gesorgt habe, daß alles, was ich tun will, erledigt wird.

Durch die heftigen Gefühlsschwankungen und die Reizoffenheit des ADHSlers kann er die Phasen in denen er arbeitsfähig ist, nicht ausreichend genau vorraussagen, um darauf eine sinnvolle Planung aufzubauen. Außerdem sind die inneren und äußeren Ablenkungen für ihn so übermächtig, daß man meist die Arbeiten doch in einer anderen Reihenfolge erledigt als ursprünglich geplant. Und das unabhängig davon, wie sehr man sich bemüht, sich an den Plan zu halten.

Daß viele Kinder mit ADHS ihre Handlungen kaum planen können, ist also nicht darauf zurückzuführen, daß sie unfähig wären zu planen - sondern darauf, daß sie merken, daß es ihnen sowieso nicht gelingt, sich an ihre Pläne zu halten.

Lösen läßt sich dieses Problem nur, indem man spezielle auf ADHS abgestellte Planungstechniken verwendet.

  • Organisiere die Arbeit so, daß Dir immer, wenn Du Dich hast ablenken lassen, die Arbeit die Du erledigen wolltest wieder begegnet, so daß Du wieder daran denkst.
  • Organisiere Deine Arbeit so, daß der nächste Handgriff offensichtlich ist, und daß Du möglichst keine Zeit darauf verschwenden mußt, dich wieder in die Arbeit reinzudenken, ehe du mit der Arbeit beginnst. (Wie gesagt, die sogenannten einfachen Routinearbeiten sind das, was die meiste Zeit kostet und am schwierigsten zu bewältigen ist, sie erfordern eigentlich kaum Einarbeitungszeit, wenn man nicht sofort sieht, wo man weitermachen muß, hat man sich die Arbeit falsch organisiert oder zu unübersichtlich gestaltet.)
  • ADHSler arbeiten am besten, wenn sie hyperfocussieren können. Wenn du für eine Arbeit nicht deine volle Aufmerksamkeit nutzen kannst, suche dir eine Nebenbeschäftigung, die genau den Teil der Aufmerksamkeit nutzt, den Du nicht für diese Aufgabe brauchst. Dadurch ist die Gefahr geringer, daß man so abgelenkt wird, daß man die Aufgabe gleich ganz vergißt. Ich habe beispielsweise im Unterricht wesentlich mehr mitbekommen, wenn ich nebenher gemalt oder gestickt habe.

 
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4. ADHS und Schule

Textstücke aus Buch: B131.1, Kapitel 2, Abschnitt 5; S. 12ff und Kommentare dazu:
  • Ergebnisse aus amerikanischen Studien über Kinder mit ADHS zeigen, daß sie in den Schulleistung gegenüber ebenso begabten Kindern ohne ADHS zurückbleiben.

    Kommentar: Kein Wunder, Schulen sind generell zu laut und lenken zu stark ab, so daß ADHS-Kinder unter Dauerstreß stehen.

    Daß ADHS sich nach der Schulzeit oft auswachsen soll, hat nichts mit auswachsen zu tun, sondern damit, daß diverse Berufe eine wesentlich ruhigere Umgebung bieten als die Schule und daß ein voll ausgebildeter Mitarbeiter sich seine Arbeit oft relativ weitgehend selbst organisieren kann, so daß er bei der Arbeitsplanung seine eigenen Stärken und Schwächen berücksichtigen kann.

    An der Arbeit wird man gewöhnlich mit Vorliebe da eingesetzt, wo man gute Leistungen bietet und für seine Stärken gelobt. In der Schule wurden meine Stärken als "Das paßt jetzt nicht hierher!" abgelehnt, als selbstverständliche Folge dessen betrachtet, daß ich begabt bin oder aber als Gelegenheit benutzt um einen indirekten Tadel anzubringen: "Siehst Du, wenn Du willst, kannst Du ja doch!" - verstanden habe ich natürlich: "Du gibst Dir ja nur ausnahmsweise Mühe!" - Wenn eine Arbeit für mich sehr anstrengend, da es sich um eine Routinearbeit handelte, die mir gar nicht liegt, folgte garantiert ein Tadel wegen der zu hohen Flüchtigkeitsfehlerrate und kein Lob für die Mühe.

  • In IQ-Tests schneiden sie im statistischen Durchschnitt 7-10 IQ-Punkte schlechter ab als ihre nicht betroffenen Altersgenossen, sie zeigen jedoch das gleiche Intelligenzspektrum wie ihr Altersgenossen.

    Kommentar: Vermutlich Flüchtigkeitsfehler im Intelligenztest, die auf den Schul-Dauerstreßzustand zurückzuführen sind.

  • Teilleistungsstörungen im Lesen, schreiben und rechnen sind häufiger. Zahlenangaben schwanken je nach Definition 10-30%, bei manchen Definitionen auch 85%, häufigere Sprachentwicklungsverzögerungen, bis zuz 52% der ADS-Kinder haben Schwächen in der Motorik. Z.B. Auge-Hand-Koordination

    Kommentar: Mir ist unklar, ob das hauptsächlich auf eine generell andere Begabungsverteilung zurückzuführen ist oder eher darauf, daß vorhandene Probleme durch Fehlanforderungen in der zu lauten Schule nicht mehr kompensiert werden können.

  • Anstrengungsbereitschaft und Motivation sind reduziert.

    Kommentar: Nicht die Anstrengungsbereitschaft ist reduziert, sondern die Schulsituation an sich ist so anstrengend daß das Kind nach einen langen Schultag zu Tode erschöpft ist. Die Erschöpfung ist dann geringer wenn das Kind sich in der Schule sehr auf seine eigene Arbeit konzentrieren mußte und deshalb hyperfocussieren konnte. Die Erschöpfung ist am schlimmsten, wenn das Kind lange im Klassenzimmer sitzen mußte und nichts getan wurde, weil sich dann der allgegenwärtige Lärm am schlimmsten auswirkt.

    Einerseits ist die Aussage also irreführend - ich war die gesamte Schulzeit hindurch jeden Nachmittag so erschöpft, daß ich mich nur noch ausruhen wollte und tun, was für mich Erholung war, nämlich lesen. Die Erschöpfung entstand nicht durch meine Arbeit, sondern dadurch daß mein Nervensystem Reize schlechter ausfiltern kann als das anderer Leute und deshalb ständig überanstrengt war.

    In den ersten zwei, drei Jahren reichen die Sommerferien zur Erholung, später empfand ich sie durchweg als zu kurz. Bis sich das Nervensystem von einer solchen Fehlforderung erholt dauert meiner Erfahrung nach Jahre!

    Als ich später Vollzeit als Bauzeichnerin gearbeitet hatte, war ich nach der Arbeit durchaus ausgeruht und motiviert genug, um noch etwas anderes zu tun. Dadurch habe ich begriffen, daß ich durchaus leistungsfähig bin, wenn die Arbeitsbedingungen mich nicht krank machen.

    Dafür stellte ich fest, daß zum Amt gehen, um Arbeitslosengeld zu beantragen und alle dortigen Termine wahrzunehmen mehr Streß bedeutet als eine 40-Stunden-Woche. Und das in einer Zeit, als man vom Amt noch nicht so einen Mist zu hören bekommen hat, wie es jetzt üblich ist.

    Und mir fiel auf, daß ich den Ausdruck "Ich fühle mich faul" benutzt habe, wenn ich erschöpft war. Offensichtlich hatte ich doch etwas zu oft gesagt bekommen, ich sei faul, wenn ich erschöpft war.

  • ADS-Kinder sind auf unmittelbare Verstärkung bei der Aufgabenbewältigung angewiesen.

    Kommentar: Das sind alle Kinder. - Nur ADHSler bekommen Lob nur für das, was ihnen Spaß gemacht hat und wo es einfach war, bei der Sache zu bleiben. ADHSler bekommen immer Tadel, wenn sie sich wirklich angestrengt haben: für Routineaufgaben, die sehr anstrengend und schwierig für sie zu bewältigen sind. Andere Kinder werden für Arbeiten die für sie schwierig sind gelobt - genau die Aufgaben die ADHSlern so leicht fallen! - und wenn sie Routineaufgaben schlecht machen, dann deshalb, weil sie sich nicht bemüht haben - sie haben sich dann also einen Tadel für Fehlerverhalten verdient.

    Wenn die Eltern dann bei den Hausaufgaben dabeisitzen und das durch den Schullärm zu Tode erschöpfte Kind bei der Stange halten müssen, haben sie kaum genug Zeit, um die Fehler, die die Lehrer den Rest des Tages machen, indem sie das ADHS-Kind für dieselben Dinge loben, für die sie auch ein normal veranlagtes Kind loben würden, auszugleichen.

  • ADS-Jugendliche und Erwachsene sind oft in Verkehrsunfälle verwickelt. Es finden sich vermehrt Schlafprobleme. Auch besteht bei ihnen eine deutlich höhere Suizidgefährdung.

    Kommentar: Das kenne ich bei mir nur, wenn ich zu viel Lärm abbekommen habe. Natürlich hatte ich nicht so viele Verkehrsunfälle, daß sich das beurteilen ließe, aber wenn ich zu viel Lärm abbekommen habe, häufen sich die kleineren Alltagsunfälle, bei denen man sich in den Finger schneidet oder eine Tasse herunterfällt teilweise in einem Maße, daß ich es für ratsam halte, bei Erschöpfung durch Reizüberflutung keine Hausarbeit mehr anzufassen, da sie dadurch nicht erledigt, sondern in ungeahntem Maße vermehrt wird!

    Offensichtlich alles eine Folge von lang anhaltender Fehlforderung!

Kersti

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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.