8/2011

VB131.

Mohammed als Frauenrechtler

Vor längerem bekam ich in Kassel eine Broschüre mit dem Titel "Mohammad der Befreier der Frauen" geschenkt und hielt den Titel für Propaganda. Nachdem in meinem Gästebuch am 28/10/2011 um 18:36 eine Diskussion über Kopftücher und Frauenrechte im Islam aufgeflammt ist, nahm ich mir die deutsche Übersetzung des Koran zur Hand, die ich mir einmal gekauft hatte, weil ich fand, daß ich über den Inhalt dieses Buches informiert sein müsse.

Beim Lesen war ich zunehmend erstaunt. Mohammed wuchs als armer Waise offensichtlich in einer Gesellschaft auf, in der Frauen praktisch rechtlos waren und keinen eigenen Besitz hatten. Er heiratete aber die Ausnahme von dieser Regel - eine reiche jüdische Witwe. In seiner Zeit als Religionsführer setzte er sich dann massiv für die Rechte der Frauen ein, betonte immer wieder, daß sie spirituell dem Mann gleichgestellt seien und daß sie ein Recht auf ihr eigenes Erbe hätten.

Mohammed hatte reale Macht und machte reale Politik. Deshalb muß man annehmen daß die Regeln, die er durchzusetzen versuchte, sicherlich selber schon einen Kompromiß zwischen dem möglichen und dem wünschenswerten darstellten. Möglicherweise konnte er sich eine wirklich gerechte Gesellschaft auch nicht vorstellen. Doch es erscheint mir sehr unwahrscheinlich, daß ein Mann, der sich im Rahmen seiner Zeit so massiv für die Rechte der Frauen eingesetzt hat ein Problem mit einer Gesellschaft gehabt hätte, in der Gleichberechtigung herrscht.

Wenn man sich den heutigen realen Islam anschaut, stellt man fest, daß Mohammeds Feldzug für die Frauen offensichtlich nur sehr begrenzten Erfolg hatte. Die meisten islamischen Staaten räumen Frauen in der Praxis nicht wesentlich mehr Rechte ein, als vor Mohammeds Reformversuch.

In einem Land wie der Türkei mag ein Kopftuchverbot Sinn machen, da dort weniger unterschiedliche islamische Religionsrichtungen vertreten sein dürften, diese dafür aber in größerer Zahl. Hier in Deutschland, wo letztlich alle islamischen Richtungen vertreten sind, ist ein Kopftuchverbot keine erfolgversprechende Strategie, um etwas zu ändern, eben weil ein Kopftuch einfach nur ein Kleidungsstück ist, das an und für sich nicht mehr Nachteile hat als die Tatsache, daß Männer richtige Probleme bekommen wenn sie mit einem schönen Abendkleid in ihrer Heimatstadt einkaufen gehen.

Wesentlich erfolgversprechender als ein Kopftuchverbot ist es, wenn eine Person - vorzugsweise ein Wissenschaftler - mal den Koran auseinandernimmt und und danach öffentlich in den Medien eine Kampagne gestartet wird, die das Wissen verbreitet, daß Mohammed sich für die Rechte der Frauen eingesetzt hat und daß die Ungleichbehandlungen, die noch im Koran stehen, sicherlich nicht daß Endziel Mohammeds waren sondern realpolitische Kompromisse. Das würde den Frauenfeinden unter den Mohammedanern nämlich das Religionsfreiheitsargument aus der Hand nehmen!

Die Broschüre, die ich am Anfang genannt habe, wurde von einer Islamischen Reformbewegung herausgegeben und ist deshalb für diesen Zweck nicht geeignet. Man braucht das Werk eines Außenstehenden, damit nicht die Animositäten zwischen unterschiedlichen Richtungen des Islam angeheizt werden.

Kersti

Quelle

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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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