Inhalt
VB165.1
Muskellesen
VB165.2
Herkunft der Worte Muskellesen und Cumberlandismus
VB165.3
Durchführung des Muskellesens
VB165.4
Muskellesen als Methode der Trickkünstler
VB165.5
Muskellesen und Gestützte Kommunikation
VB165.6
Muskellesen als Beispiel für die Nutzung minimaler Signale zur Kommunikation, wie sie beim kluger Hans Effekt auftritt
VB165.
Quellen
Inhalt
Muskellesen
Der Begriff Muskellesen oder Cumberlandismus1. bezeichnet einen Vorgang, bei dem man aus geringen Änderungen von Muskelspannung und Druck bei einer Berührung durch eine andere Person, komplexe Handlungen, die sich diese Person vorstellt, richtig ausführt. Dies wurde oft in betrügerischer Absicht benutzt, um vorzugeben, es handele sich um Telepathie. Umgekehrt wurde teilweise fälschlicherweise angenommen, alle Telepathie ließe sich über Muskellesen erklären.1., 2., 3., 4.
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Herkunft der Worte Muskellesen und Cumberlandismus
Muskellesen - Der erste Wortteil "Muskel" leitet sich von lateinisch "musculus" für "Mäuschen" ab5.. Der zweite Teil ist das deutsche Wort "lesen", geht auf ein gemeingermanische Verb zurück, das auf mittelhochdeutsch lesen, althochdeutsch lesan, gotisch lisan, altenglisch lesan und schwedisch läsa heißt. Es geht auf die Wortwurzel *les- zurück, die "verstreut umherliegendes aufnehmen und zusammentragen" oder "sammeln" bedeuted. Diese alte Bedeutung hat sich in Ausdrücken wie "Weinlese" bis heute gehalten, es kam jedoch die jüngere Bedeutung "Geschriebenes lesen" hinzu.
Der Ausdruck "Cumberlandismus" ist von dem Namen "Stuart C. Cumberland" abgeleitet, einem professionellen Trickkünstler, der ein Buch darüber schrieb, wie man die verschiedensten Tricks, die Trickkünstler in Magieschows und Séancen vorführen, bewirken kann.6.
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Durchführung des Muskellesens
Max Dessoir beschreibt Experimente, die er durchführte, um herauszufinden, wie viele Informationen durch Muskellesen von einer Person auf eine andere übertragen werden können. Er stellte dabei fest, daß eine leichte Berührung an der Schulter ausreichte, um den Empfänger eindeutig zu führen. Eines seiner Beispiele hierfür gebe ich hier wieder:4.
Führer: Ewald Weiss, Geführter: Max Dessoir:
Ein Experiment zu der Frage, wie differenziert Muskellesen möglich ist
Herr Weiss stellte sich Folgendes vor: Daß der Geführte durch diverse Räume zu einer Bronzefigur gehen solle, sie vom Schrank herunternehmen und streicheln und sie dann nach unten tun solle. Danach solle er weitergehen und sich auf einen bestimmten Stuhl setzen. Der Versuch war ein voller Erfolg.
Es war klar, wie dieser Erfolg erreicht wurde. Der Geführte hatte die Augen verbunden und war ganz auf sich selbst konzentriert. Durch unbewußte durch die Muskeln vermittelte Führung wurde er zu der Bronzefigur geleitet.
Dabei erhebt sich die Frage, wie da eine Führung nach oben möglich sein solle.
Was diesen Punkt betrifft, habe ich die folgende aufschlußreiche Erfahrung gemacht: Erstens wenn der Geführte diesen Platz verlassen will, führt der Führer ihn immer wieder zurück, so daß er begreift: "Da gibt es noch etwas, was hier getan werden muß." Zweitens verringert sich der Druck auf die Schulter, wenn der Geführte die Hände unbewußt ein wenig hebt, als Folge davon, daß seine Gedanken auf eine höhere Position gerichtet sind. Daher kann der Geführte daraus sicher schließen, daß seine Aktivität sich auf die Richtung nach oben konzentrieren sollte. Das Streicheln der Figur, das auf den ersten Blick bemerkenswert erscheint, wird dadurch erklärt, daß jeder Führer, wie es auch hier war, einen Code an bestätigenden Muskelbewegungen hat, die Befriedigung ausdrücken. Als meine Hand - völlig zufällig - die Figur entlang herunterstrich, spürte ich völlig klar diesen beifälligen Druck. Das brachte mich dazu, diese Handlung zu wiederholen bis das Ende des Drucks mir signalisierte, daß dieser Teil der Aufgabe abgeschlossen sei. Ich wurde dann durch den ahnungslosen Führer zu dem ausgewählten Stuhl dirigiert und ein starker Druck nach unten, führte zu der natürlichen Bewegung des Hinsetzens.4.
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Muskellesen als Methode der Trickkünstler
Manche Bühnen-Täuschungskünstler können beispielsweise versteckte Gegenstände finden, indem sie die Hand eines beliebigen Zuschauers ergreifen und diesen zum Versteck führen. Tatsächlich liest der Täuschungskünstler jedoch an unbewußten Muskelreaktionen ab, in welche Richtung er gehen muß.1.
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Muskellesen und Gestützte Kommunikation
Beispielgeschichte:
Ein Gummiband am Finger reicht...
Durch Kezuka wurde ein autistisches Mädchen untersucht, bei dem dieses Gestützte Schreiben auch dann noch funktionierte, wenn der Unterstützer nur durch ein Gummiband an einem Finger oder durch eine auf die Schulter gelegte Hand Körperkontakt mit dem Kind hatte. Dabei wurde klar nachgewiesen, daß das Verhalten und die Bewegungen des Kindes nur dann erklärlich sind, wenn man annimmt, daß es sich beim Schreiben durch unbewußte Signale des Unterstützers leiten läßt. Im Fall der Hand auf der Schulter fiel beispielsweise auf, daß das Kind beim schreiben Bewegungen machte, um den Körperkontakt zu verstärken und daß es den Finger beim schreiben oder versuchsweise über der Zieltatste benachbarten Tasten schweben ließ, ehe es dann die richtige Taste drückte.7.
VB191.4
Gestützte Kommunikation: Muskellesen?
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Muskellesen als Beispiel für die Nutzung minimaler Signale zur Kommunikation, wie sie beim kluger Hans Effekt auftritt
Der Kluge Hans wurde von seinem Besitzer Wilhelm von Osten und auch von seinem späteren Besitzer Karl Krall mit den Unterrichtsmethoden die er auch bei Volksschülern anwendete so weit ausgebildet, daß er komplizierte Rechenaufgaben lösen zu können schien und auch sonst schwierige Fragen beantworten zu können schien. Er überzeugte viele Wissenschaftler davon, daß er tatsächlich versteht was er tut.
V239.2.1
Der kluge Hans
Oskar Pfungst fand heraus, daß er die Aufgaben nur beantworten konnte wenn mindestens eine der anwesenden Personen wußte, wie die Antwort lautete und daß der Hengst Hans auf minimale körpersprachliche Signale achtete, um die Fragen zu beantworten.8.
Der kluge Hans und diverse ähnlich ausgebildete Tiere lieferten aber so überzeugend wirkende Ergebnisse, daß viele Menschen, darunter auch einige Wissenschaftler sich nicht überzeugen ließen, daß diese Tiere nicht rechnen, lesen und schreiben können.8.-11.
In diesen Fällen haben die Tiere nicht eigentlich Muskellesen gemacht, die haben aber andere Körpersprachliche Signale so genau beobachtet und interpretiert, daß sie daraus ableiten konnten, was von ihnen erwartet wurde, so daß die Erkenntnisse, die man aus dem Muskellesen gewonnen hat, sehr hilfreich zum Verständnis des Kluger-Hans-Effekt genannten Phänomens sind.

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Quellen
- 1.
Walter von Lucadou:
Wie »hell« sehen Hellseher? In: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 33, 237-249 (1992 erschienen) ( Volltext).
- 2.
William Walker Atkinson:
B147.2
Practical Mindreading. (1907) Philadelphia, PA, USA: Lyal Book Co.
( Volltext 1, 2, 3) Abschnitt: "Contact" Mind Reading
- 3.
James Crichton Browne:
Dr. Beard's Experiments in Hypnotism. In: British Medical Journal, 1881 August 27; 2(1078): 378–379. ( Volltext 1, 2)
- 4.
Max Dessoir:
Experiments in Muscle-Reading and Thought-Transference. In: Proceedings of the Society for Psychical Research. 1885, Volume: 4 ( Volltext), S.111
Übersetzung durch Kersti Nebelsiek
- 5. Stichwort "Muskel" in
B146.1
Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. (1994) 257. Auflage Berlin, New York: Walter de Gruyter ISBN 3-11-012692-3
- 6.
Stuart C. Cumberland:
B147.3
A thought-reader's thoughts, being the impressions and confessions of Stuart Cumberland. London Sampson Low, Marston, Searle & Rivington ( Volltext)
- 7.
Emiko Kezuka:
The Role of Touch in Facilitated Communication. In: Journal of Autism and Developmental Disorders, Vol. 27, No. 5, 1997 ( Volltext)
- 8.
Heike Baranzke:
Nur kluge Hänschen kommen in den Himmel. Der tierpsychologische Streit um ein rechnendes Pferd zu Beginn des 20. Jahrhunderts. ( Volltext) In: Friedrich Niewöhner, Jean-Luc Seban: B141.15 Die Seele der Tiere. Sonderdruck. Wolfenbütteler Forschungen, Bd. 94 (2001) Wiesbaden Harrassowitz, ISBN 3-447-04475-6 , S. 333-379
- 9.
Matthias Dräger,
Henny Jutzler-Kindermann:
B141.16
Können Tiere denken? Vom Verstand und Weltbild der Tiere. Reichl, Otto Der Leuchter, ISBN: 978-3876672199
- 10.
Karl Krall:
B141.16
Denkende Tiere. Der Kluge Hans und meine Pferde Muhamed und Zarif. (1912) Leipzig: F. Engelmann.
- 11.
L. Plate:
Beobachtungen an den denkenden Elberfelder Pferden des Herrn Krall. In: Naturwissenschaftliche Wochenschrift, Folge XII, Band 17, 1913 ( Volltext)
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VB3.
Das darfst du nicht sagen, du mußt wissen, daß es
falsch ist!
VB50.
Entwicklungspsychologie: Weltbild-Stufen
VB51.
Verdrängung - oder warum der Teufel verteufelt wurde
VB52.
Das "üben" magischer Praktiken ist kein üben sondern eine Therapie
VB53.
Ockhams Skalpell dient nicht dazu die richtigste Theorie auszuwählen,
sondern dazu, die nützlichste Theorie zu finden
VB94.
Esoterik: Verdrängung aufheben kann krank machen
VB100.
Wie deutlich und detailliert muß die feinstoffliche Wahrnehmung
bei der magischen Arbeit mit der Vorstellungskraft sein?
VB101.
Wenn Bestellungen beim Universum plötzlich nicht mehr funktionieren
VB102.
Wann und wie erinnern sich Menschen an frühere Leben
VB103.
Wie wissenschaftlich kann Esoterik werden?
VB104.
"Es ist, als wäre da ein Teufelchen"
- Besessenheit oder eigener Persönlichkeitsanteil?
VB108.
Esowatch - ungenaues Formulieren, unsaubere Recherche und Verleumdung in anonym
VB119.
Haben Wicklands Geister recht, wenn sie glauben,
es gäbe keine Reinkarnation?
VB121.
Hauptfehlerquellen bei Channelings und anderen Methoden,
Wissen aus der geistigen Welt und höheren feinstofflichen
Welten zu erhalten
VB132.
Cold Reading? - Was an der diesbezüglichen Argumentation
der Skeptikervereine daneben ist
VB162.
Spiegelungen in den Augen und auf anderen spiegelnden Oberflächen als eine mögliche Quelle des Betrugs oder unbewußten Selbstbetrugs in der Parapsychologie
VB163.
Wie ich meine feinstofflichen Wahrnehmungen erlebe
VB164.
Einfluß der Überzeugungen auf Ergebnisse von PSI-Experimenten
VB166.
Die Bedeutung der Kryptomnesie für die parapsychologische Wissenschaftliche Forschung
VB167.
False Memories - falsche Erinnerungen und wie sie entstehen
VB169.
Besessenheit innerhalb der Familie und durch Menschen aus dem persönlichen Umfeld
VB172.
Statistische Daten zur Häufigkeit spiritueller Überzeugungen
VB173.
Mütterliche Impression
VB174.
Körper und Seele
VB176.
Die Fantasy-Prone Personality und der Unterschied zwischen spirituellen Erfahrungen und Fantasieprodukten
VB178.
Erfundene Freunde sind eigene Persönlichkeitsanteile
VB191.
Gestützte Kommunikation bei Menschen, die nicht sprechen können: wer ist der Urheber der Worte?
V4.
Merkwürdige Erfahrungen
V10.
Bilde ich mir meine übersinnlichen Fähigkeiten nur ein?
V12.
Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben.
V94.
Eine Sammlung sämtlicher denkbarer Verrücktheiten
V253.
Manchmal frage ich mich: "Leben wir überhaupt in derselben
Welt?"
V255.
Einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalten...
V288.
Wie funktionieren magische Symbole
V289.
Verschmutzungen der Aura durch Reiki
V290.
Verniedliche ich Dämonen?
V291.
Strahlungen als Waldschadensursachen
V292.
Populärwissenschaftliche Bücher?
V293.
Ist es verboten Heilungsversprechen zu geben?
V294.
Warum Außenseitermeinungen für Fachleute
schwerer zu verstehen sind als für Laien
V295.
Magie ist so natürlich wie atmen
V296.
Impfen: Überwiegt der Nutzen den Schaden?
V297.
Das ist ja wie im Dritten Reich!
V298.
Was ist ein Ritual?
V299.
Der Unterschied zwischen Elitebewußtsein und
Standesdünkel
V300.
Ohne eigene Erfahrungen keine zutreffende Theorie
V301.
Um Außenseiter zu integrieren, muß man die
Gemeinschaft ändern, die ausgrenzt
V302.
Strafe dafür, daß man etwas schon vor den anderen kann
V303.
Sind Jugendbewegte rechts oder links?
V304.
Warum nimmt die Zahl der Kulturen und Subkulturen ab?
V305.
Verdrängung
V306.
Eine rein körperliche Unfähigkeit, mit Streß
umzugehen
V307.
Über Sheldrake, LSD und den 100. Affen...
V308.
Aussenseiterkarrieren - wie sie entstehen, was sie verhindern kann
V309.
Gibt es Aussenseitereigenschaften?
V310.
Gibt es einen Krebserreger?
V311.
Warum ich glaube, daß es stimmt, daß ich Jesus kannte
V312.
Manchmal wünschte ich mir, ich hätte wenigstens in
irgendeinem Bereich eine durchschnittliche Begabung
V313.
Einserzeugnis als Gefahrenzeichen
V314.
Es gibt viele Menschen, die irrtümlicherweise meinen, Jesus
gekannt zu haben
V315.
Meine Überzeugungen, die ich schon als Kleinkind hatte,
passen dazu, daß ich Jesus kannte
V316.
Mißbrauch von Jesu Lehre für üble Zwecke
V317.
Meine Reaktion auf die Bibel
V318.
Option: "Und ich hatte doch recht gehabt!"
V319.
Was heißt "Ichlosigkeit"?
V320.
Im oberen Teil der Brücke wird man verrückt!
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