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letzte Bearbeitung: 3/2024

VB225.

Ist Asperger eine soziale Behinderung?

Inhalt

Übergeordneter Artikel:
VB189. Kersti: Autismus - Gedanken zu einem rätselhaften Phänomen
Dieser Text:
VB225.1 Kersti: Schuldzuweisungen an Eltern und Ursache und Wirkung
VB225.2 Kersti: Zwillingsstudien und der Nachweis genetischer Faktoren
VB225.3 Kersti: Sozialer Erfolg ist ungleich soziale Fähigkeiten
VB225.3 Kersti: Es ist egal was ich mache, entweder erfüllt es seinen sozialen Zweck nicht oder es wird als sozial unangemessen erachtet
VB225.4 Kersti: Nicht nur der Autist hat Probleme im Verständnis, wenn ein Autist mit einem normal Veranlagten interagiert
VB225.4 Kersti: Alle unterstellen mir irgendwelche Absichten und Gefühle, die ich definitiv nicht habe
VB225.5 Kersti: Hochsensibilität und sozialer Erfolg
VB225.5 Kersti: Das aufdringliche Daumen-Hoch-Plakat
VB225.5 Kersti: Eine Alternative zum Menschen nicht ansehen: Augen unscharf einstellen!
VB225.6 Kersti: Defizite, die soziale Fähigkeiten tatsächlich betreffen
VB225.6.1 Kersti: Sinneswahrnehmung und Probleme in der sozialen Kommunikation
VB225.6.2 Kersti: Defizite in der Gesichtserkennung
VB225.6.2 Kersti: "Ich erkenne die Gesichter nicht!" erklärte der Junge sein Problem mit dem Computerspiel
VB225.6.2 Kersti: Murmelversteckspiele und kognitive Perspektivübernahme
VB225.6.3 Kersti: Nichtsprachliches denken
VB225.7 Kersti: Bewußteres Handeln als Ursache von Autismus
VB225.7 Kersti: Alle anderen sind komisch
VB225.7 Kersti: Leiten wir die spezifischen Muskeln, die wir bewegen wollen?
VB225.8 Kersti: Soziale Fähigkeiten durch bewußteres soziales handeln
VB225.8 Kersti: Ich war ein bisschen schockiert, als sie mir sagte, dass sie nicht beschreiben kann, wie ihre Gedanken und Gefühle zusammenkommen
VB225. Kersti: Quellen

 
Inhalt

1. Schuldzuweisungen an Eltern und Ursache und Wirkung

Was Autismus ist, ist in folgendem Abschnitt kurz zusammengefaßt:
VB189.1 Kersti: Autismus - ein seltsam paradoxes Phänomen
Im Artikel verwende ich das Wort Autismus, wenn der betreffende Mensch so schwerwiegende Probleme hat, daß er als ernsthaft behindert gelten muß. Beispielsweise wenn ein Mensch nicht sprechen kann oder sich in seiner Umwelt nicht so bewegen kann, daß er normale Alltagsdinge wie einkaufen oder einen Haushalt führen nicht altersentsprechend bewältigen kann. Als Asperger bezeichne ich Menschen, deren Besonderheiten zwar auf ähnlichen Veranlagungen beruhen, die auf ihre Mitmenschen aber durchaus gesund und nur etwas komisch wirken.

Eine Theorie zur Entstehung von Autismus wird mit einer "Kühlschrankmutter" in Verbindung gebracht und wird normalerweise Autor: Bruno Bettelheim zugeschrieben. Er beobachtete, daß diese Kinder oft ablehnend auf andere Menschen reagieren und schloß aus deren Verhalten und daraus, daß es ihm gelungen war einigen der rund 40 Kinder so erfolgreich zu helfen daß sie danach gesund erschienen, daß das eine Reaktion darauf sei, daß die Mutter sie in der frühen Kindheit abgelehnt hätte, daß das Kind diese Ablehnung gespürt hätte und das Gefühl gehabt hätte, daß sie nichts tun könne, um ihre Gleichgültigkeit zu durchbrechen. Das Verhalten der Mutter hätte dann zum Rückzug des Kindes geführt6.. In Wirklichkeit stammt der Begriff von Autor: Leo Kanner.

Nun, es mag sein, daß die Eltern von Aspergern auf Außenstehende wie Kühlschrankmütter wirken könnten, denn Asperger wirken auf andere tatsächlich oft gefühllos oder unterkühlt und sie haben diese Veranlagung - und es handelt sich nachgewiesenerweise um eine Veranlagung - von ihren Eltern geerbt. Nur dürfte eben das bewirken, daß sich das Kind von der Mutter eher verstanden und akzeptiert fühlt, als von Menschen, die die Veranlagung nicht einmal in Ansätzen teilen.

Eltern von Autisten wurde aber auch das Gegenteil vorgeworfen - überbehütendes und zu aufdringliches Verhalten. Nun ist es tatsächlich so, daß Autisten sich offensichtlich oft durch zu viel Nähe bedrängt fühlen. Aber - man kann einen Säugling oder ein Kleinkind nicht gar nicht anfassen, ohne daß das Kind körperlich Schaden nimmt. Es kann sich anfangs weder selber anziehen, noch selbstständig essen, noch baden, ohne daß man es hält. Auf all diese Tätigkeiten kann ein Autist aber mit Protest reagieren.

Es kann aber auch - da in diesem Fall von richtig kranken Kindern, die sich wirklich sehr komisch verhalten die Rede ist - eine Verwechslung von Ursache und Wirkung sein. Als junge Erwachsene lernte ich über eine Schülerin des Gymnasiums für Blinde in Marburg deren blinde Freunde kennen und erfuhr von den meisten von ihnen ein wenig über ihre Eltern. Was ich hörte, entsetzte mich. All diese Eltern hatten sich - mit einer einzige Ausnahme - völlig komisch verhalten. Die Reaktionen reichten von Überbehütung bis Vernachlässigung, von maßloser Überforderung, da von ihnen Dinge verlangt wurden, für die man wirklich sehen können muß, bis hin dazu, daß das Kind überhaupt nichts tun durfte, weil es angeblich nichts können konnte, weil es ja blind war. Zusätzlich bekam ich auch noch einen Fall von schwerer Traumatisierung durch sexuellen Mißbrauch erzählt. Insgesamt entstand der Eindruck, daß die Eltern von der Aufgabe, ein blindes Kind zu erziehen, maßlos überfordert waren und deshalb völlig verquer reagierten. Ähnliches kann man auch in Büchern über das Thema Blindheit lesen10., 11.. Kinder die autistisch im Sinne von richtig krank sind, stellen ihre Eltern dadurch, wie sie sind, vor eine Aufgabe, die eher noch schwerer zu lösen ist. Wenn Eltern darauf in irgendeiner Form komisch reagieren, ist das vielleicht gar kein Wunder, weil die meisten normalen Leute darauf komisch reagieren würden.

 
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2. Zwillingsstudien und der Nachweis genetischer Faktoren

Zu Autismus gibt es mehrere Zwillingsstudien, in denen nachgewiesen wird, daß eineiige Zwillinge von Autisten auffallend oft sozial erfolglos erscheinen - sie haben oft ohne deutlich erkennbaren Grund Probleme, eine Arbeitsstelle und einen Partner zu finden. Häufig haben die Zwillinge von Autisten ausgesprochen spät sprechen gelernt oder konnten noch mit fünf Jahren nicht so sprechen, daß andere sie verstehen können. Allerdings gibt es auch Zwillinge mit überdurchschnittlicher Sprachentwicklung8.. Der gesunde Zwilling unterscheidet sich also von normalen Gleichaltrigen, das aber nicht in einer Form, die klar wie eine Krankheit erscheint. Derjenige der das Vollbild von Autismus entwickelt hat, hat dann möglicherweise eine Kombination aus einer Veranlagung und einer Erfahrung, die ihm traumatisch vorkam, auf die ein Kind mit normaler Grundveranlagung aber mit anderen Symptomen reagiert hätte8..

Tatsächlich sind die Verhaltensmerkmale, die für Asperger und Autismus typisch sind, stufenlos und kontinuierlich in allen Übergängen in der normalen Bevölkerung vorhanden und bei 1,4% der Jungen und 0,3% der Mädchen so ausgeprägt, daß die dem Krankheitsbild "pervasive developmental disorder not otherwise specified" entsprachen. Autistische Züge sind in hohem bis moderatem Ausmaß erblich und beruhen auf vielen verschiedenen Genen.9. Je schwerwiegender die Symptome sind, desto weniger variieren sie zwischen eineiigen Zwillingen und desto größer ist die Rolle der Vererbung bei der Ausprägung der Symptomatik12.. Wenn man zu viele der Autismusgene in seinem Genom versammelt hat, bleibt also immer weniger Raum für eine gesunde Entwicklung. Ein paar davon hat aber fast jeder, daher ist anzunehmen, daß diese genetischen Varianten auch durchaus einen Nutzen für den Träger haben, wenn nicht zu viel von der Sorte zusammenkommt. Die Geschlechtsunterschiede in der Häufigkeit von Autismus gehen nicht auf Autismusgene auf den Geschlechtschromosomen sondern auf andere Faktoren zurück, die keinen direkten Bezug zu Autismus haben9.. Denkbar wären als Ursachen, daß Mädchen anders erzogen werden als Jungen oder daß die generelle Anpassung weiblicher Säugetiere an das aufziehen von Nachwuchs die Autismussymptome abschwächt. Denkbar wäre aber auch, daß weibliche Autisten bessere Chancen haben, da die gleichaltrigen Mädchen sozialer auf Asperger reagieren und sie weniger ausgrenzen als Jungen das tun, so daß Aspergermädchen bessere Möglichkeiten zu sozialem lernen haben.

Allerdings besagt die reine Zahl dieser Gene schon, daß was man Autisten und Asperger nennt in Wirklichkeit nicht ein Persönlichkeitsmerkmal sondern hunderte sind, die in eine einzige Kategorie einzuordnen grob irreführend ist. Wer über mehrere verschiedene Autisten oder Asperger die Ergebnisse einfach mittelt, verwischt alle Unterschiede, die das Individuum zum normalen Menschen hat.

 
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3. Sozialer Erfolg ist ungleich soziale Fähigkeiten

Fachleute zu Autismus und Asperger vertreten üblicherweise die Meinung, daß Asperger sozial unfähiger seien als andere Menschen. Nun kenne ich einige Leute bei denen Autismus oder Asperger - das ist die Grundveranlagung zu Autismus, bei der die Menschen aber durchaus als gesund gelten - diagnostiziert wurde und neige dazu, sie völlig normal zu finden. Allerdings waren dann zum Zeitpunkt des Kontaktes auch keine schwerwiegenden Krankheitssymptome vorhanden, sondern sie zeigten dann nur die Aspergersymptomatik. Darüberhinaus findet niemand mich normal oder durchschnittlich und wann immer ich über Freunde indirekte Rückmeldungen darüber bekomme, die andere mich empfingen, lauten die "die ist komisch"! - und gerade diese Formulierung macht es natürlich unmöglich an dem "komisch" irgendetwas zu ändern, denn der Satz enthält keine inhaltliche Aussage darüber, was genau man tun müßte, um das "komisch" zu ändern. Es gab Zeiten, wo ich mich krampfhaft bemüht habe, normal zu sein, aber ich bin inzwischen zu dem Schluß gekommen, daß beim Thema Anpassung manchmal weniger mehr ist. Seit ich mich unkonventionell kleide und offen ungewöhnlich Meinungen vertrete, habe ich weniger Ärger und finde passendere Freunde. Offensichtlich ist es durchaus sinnvoll, damit die Leute, die mit "komisch" gar nicht können, das aus Entfernung sehen und Abstand halten können, während die, die alles, was anders ist, interessant finden, dann wissen wo sie interessante Menschen finden.

Außerdem muß ich noch sagen, daß ich häufig gerade deshalb soziale Probleme bekommen habe, weil mir andere Menschen meine Bedürfnisse verbieten wollten oder sie ignoriert haben.

Beispielgeschichte, Kersti:

Es ist egal was ich mache, entweder erfüllt es seinen sozialen Zweck nicht oder es wird als sozial unangemessen erachtet

Die meisten Menschen in freundschaftlichen Beziehungen kitzeln als einen erlaubten sozialen Übergriff, der irgendwo in der Mitte zwischen lustig und unangenehm liegt. Für mich ist es gar nicht lustig und so unangenehm, daß ich mein Bestes tue, um sicherzustellen, daß niemand das bei mir auch nur versucht, denn eine Ohrfeige kann ich weitaus besser wegstecken als kitzeln. Das Ergebnis ist dann, daß die Leute oft meinen Tonfall unangemessen fanden, aber bei allem was sie als angemessenen Tonfall gesehen hätten, ganz bestimmt nicht die Kitzelei unterlassen hätten. Das heißt, es ist egal was ich mache, entweder erfüllt es seinen sozialen Zweck nicht oder es wird als sozial unangemessen erachtet.

Und während meiner Erfahrung nach jeder Behinderte oder sonstwie ungewöhnliche Mensch durchaus in der Lage ist, auf Anfrage eine konstruktive Kritik zu liefern, scheinen viele Menschen, die mit all ihren Veranlagungen im Normbereich liegen, sich offensichtlich nicht bewußt zu sein, daß ihre sozialen Erfolge auf das zufällig normal sein und nicht auf soziale Kompetenz zurückzuführen sind. Zusätzlich scheinen sie oft der Ansicht zu sein, sie hätten ein Recht, andere dafür zu bestrafen, wenn sie zufälligerweise nicht normal sind.
O4. Kersti: 2.1 Evolutionäre Herkunft des Mobbings: sei normal oder stirb
O4. Kersti: 4. Defizite der ausgrenzenden Gemeinschaft

Die Anlage, die zu Autismus führt wird als soziale Behinderung gedeutet, eine Sicht, der ich nicht zustimme.

Aus meiner Sicht sind ihre sozialen Wahrnehmungen und Fähigkeiten anders, aber im Schnitt genau so differenziert, wie die von Nicht-Aspergern. Ihre Probleme liegen auch nicht daran, daß ihnen im eigentlichen Sinne soziale Fähigkeiten fehlen würden, sondern ihre Probleme sind darauf zurückzuführen, daß sie in vieler Hinsicht anders sind als die Mehrheit der Bevölkerung und deshalb viele Dinge, die andere durch von sich auf andere schließen herausfinden, direkt gesagt bekommen müssen, weil die Erklärung für die irritierten Reaktionen der anderen eben im Inneren des Autisten oder Aspergers nicht zu finden ist, sondern nur im Inneren des Normalen. Ich selber komme mit Aspergern oder hochfunktionalen Autisten normalerweise sehr gut klar, weil ich mit ihnen immer die Erfahrung mache, daß sie - mindestens auf Anfrage - erklären warum sie was wie machen und welche Wünsche sie an mich haben. Die Erfahrung, daß ich nicht einmal, wenn ich hartnäckig nach einer Erklärung für unverständliche Kritik bohre, eine Antwort bekomme, mache ich nur mit Leuten, die in der Gesellschaft durchaus als normal durchgehen.
VB202.3.3 Kersti: "Du sollst den Satz gar nicht interpretieren!"
V166. Kersti: Dann einigten sich Klasse und Lehrer, ich sei schuld, daß sie mich ärgerten und gaben mir die üblichen Ratschläge
Solches Verhalten halte ich für absolute soziale Unfähigkeit.

 
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4. Nicht nur der Autist hat Probleme im Verständnis, wenn ein Autist mit einem normal Veranlagten interagiert

Beispielgeschichte, Kersti:

Alle unterstellen mir irgendwelche Absichten und Gefühle, die ich definitiv nicht habe

"Du willst mich ärgern!" sagte die Lehrerin. Ich war zutiefst verletzt, denn ich habe nie Menschen absichtlich geärgert.
"Gibt nicht so an!" sagten meine Mitschüler in der dritten Klasse und ich sah sie an wie ein Auto. Ich hatte nur ein paar von den Büchern erwähnt, die ich in den letzten beiden Wochen gelesen hatte. Sie redeten doch auch über die Dinge die sie täglich taten!
"Guck nicht so böse!" wurde mir gesagt. - Ich hatte aber keinerlei Gefühle, die diesen Eindruck erklären konnten, sondern hatte mich in eine ruhige Ecke zurückgezogen, weil mir der Lärm zu viel war. Warum sie mich nicht in meiner Ecke in Frieden lassen konnte, war mir unklar, schließlich hatte ich niemandem etwas getan. Es war doch offensichtlich, daß ich mich zurückgezogen hatte, um meine Ruhe zu haben, oder?
Meine Mutter erzählte mir, daß einer ihrer Freunde sich beschwert hatte, ich hätte ihn nicht gegrüßt. "Ich habe ihn nicht gesehen!" antwortete ich, aber in Wirklichkeit waren das Muttis Freunde, ich kannte sie nun wirklich nicht gut genug, um sie irgendwo wiederzuerkennen! Mein Mutter kam wohl auf den richtigen Gedanken, woran es gelegen haben könnte, denn sie riet mir, einfach jeden Erwachsenen zu grüßen, der mir auf der Straße begegnet, weil niemand sich daran stört, wenn man ihn unnötigerweise grüßt, aber alle beleidigt sind, wenn man sie nicht erkennt. Ich verstand die Logik nicht, ich kannte sie doch gar nicht und mir war völlig unklar, wie ich sie bei den wenigen Begegnungen hätte gut genug kennenlernen können, um sie auf der Straße wiederzuerkennen. Ich habe mich allerdings an den Rat meiner Mutter gehalten und tue das heute noch, weil mir klar ist, daß ich nahezu gesichtsblind bin.
Kurz gesagt, wirklich jeder unterstellte mir irgendwelche Absichten und Gefühle, die ich nun wirklich nicht hatte und wenn ich nachfragte, konnten sie mir nicht einmal erklären, wie sie auf den Schwachsinn kamen! Außerdem waren sie beim besten Willen nicht bereit, mir meine Erklärung für meine Reaktionen zu glauben und behaupteten allen ernstes, sie wüßten besser, was ich denke, als ich.
Das ist, wie normale Menschen mich fehlinterpretiert haben. Das haben sie aber nicht nur mit mir so gemacht, sondern mit jedem, der irgendwie aus dem Rahmen fällt.

Solche Erfahrungen haben mir Leute erzuählt, die ich als Asperger einordnen würde, aber nicht nur sie.

Wenn jemand einer Allergie hat, ist das nur um seine Mitmenschen damit zu tyrannisieren, behaupten viele. Ich war der Ansicht, daß das doch wirklich kein Ding ist, darauf Rücksicht zu nehmen, stellte das Geburtstagsbuffet so zusammen, daß jeder der Leute mit den verschiedenen Unverträglichkeiten unter ein paar geeigneten Dinge auswählen kann und erntete erstaunte und erfreute Reaktionen. Nein, ich glaube nicht, daß sie jemanden tyrannisieren wollen, denn offensichtlich ist Rücksichtsnahme so selten, daß es sowieso nicht funktioniert mit dem tyrannisieren. Im Gegenteil, wenn man Menschen mit Allergien fragt, macht ihnen die Allergie soziale Kontakte schwer, weil die Leute ja nicht nur beleidigt reagieren wenn man um Rücksichtsnahme bittet, sondern auch, wenn man sich sein Essen selber mitbringt. Das hat sich erst nach 2000 allmählich zu ändern begonnen, weil Allergien immer häufiger werden.

Die größten Problemfälle, wenn man solche Mißverständnisse, die aus simplem Anderssein entstehen, klären will, sind diejenigen, die nie in irgendeiner Form deutlich aus dem Rahmen gefallen sind, so daß sie immer jemanden finden konnten, der sie bestätigt, wenn sie meinen, sie haben recht und der andere ist nur komisch oder böse. Leute die selber aus dem Rahmen fallen, sei es, weil sie blind sind, weil sie Ausländer sind, weil sie Autisten sind, weil sie gesundheitliche Probleme haben - sie alle erklären gewöhnlich auf Anfrage ihre Sichtweise so, daß man eine Chance hat zu verstehen, wie sie zu ihrer Einschätzung kommen, nur der Normale hält das oft für völlig unnötig und verlangt nachdrücklich, man müßte doch auch ohne Erklärung wissen, was er meint.

 
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5. Hochsensibilität und sozialer Erfolg

Ich denke, daß es sich bei der Veranlagung um Hochsensibilität handelt, um ein Nervensystem, das in den ersten Verarbeitungsschritten sehr wenige Informationen ausfiltert, so daß oft diejenigen Gehirnzentren überfordert werden, die für die höheren und späteren Auswertungsvorgänge verantwortlich sind. Das Nervensystem gerät leicht in Überforderungszustände. Für Autisten fühlt sich manches wie Foltern an, von denen andere Menschen meinen, daß so etwas doch nicht wirklich wehtun kann2. S.69-98.

Wie sich das im sozialen Bereich auswirken kann, wird in folgendem Beispiel deutlich:

Beispielgeschichte, Kersti:

Das aufdringliche Daumen-Hoch-Plakat

Ich stieg aus dem Zug und setzte mich neben eine andere Person auf den Bahnhof. Neben der Bank, auf der ich saß, befand sich eine Plakatwand, auf der eine Person mit einem überdimensionalen Daumen-hoch-Geste abgebildet war. Der Daumen war von meinem Standpunkt aus ungefähr an einer Stelle zu sehen, wo ich den Daumen meines Nebenmannes gesehen hätte, wenn er eine Daumen-Hoch-Geste gemacht hätte.

Ich nahm mein Handy und beschäftigte mich mit den Bildern, die ich im Urlaub gemacht hatte. Plötzlich schaute ich auf, weil ich den Eindruck hatte, daß mein Nebenmann etwas von mir wollte. Doch das war nicht der Fall, er hatte einfach irgendeine neutrale Beobachtung gemacht, so daß sich die Hand auf dem Plakat relativ zu ihm bewegt hatte, so saß ich das gefühl hatte er hätte eine Daumen-hoch-Geste gemacht, obwohl das nicht der Fall war.

Ich versuchte mich erneut mit dem Handy zu beschäftigen, doch ehe ich damit weit gekommen war, fühlte ich mich wieder von der Seite angesprochen, sah hin und stellte fest, daß es wieder nur dieses bescheuerte Plakat war.

Ich hielt das Handy so, daß ich etwas von dem Plakat wegsah, doch hatte ich Sekunden später schon wieder das Gefühl, mein Nebenmann wolle mich ansprechen, dabei hatte er sich nur ein wenig bewegt und ich kann ihm ja schließlich nicht das bewegen verbieten, damit ich mich nicht ständig aus meiner Beschäftigung rausgerissen fühle, weil das Daumen-hoch-Plakat wir bei jeder Bewegung die er macht das Gefühl vermittelt, daß er etwas von mir will.

Mein Nebenmann stand auf. Einige Minuten war der Platz frei und ich entsprannte mich etwas, weil mich nicht ständig eine völlig bedeutungslose Bewegung meines Nachbars aus meiner Beschäftigung riß.

Dann setzte sich eine Frau auf den Platz zwischen Plakat und mir und wieder wurde ich alle paar Sekunden aus meiner Beschäftigung gerissen weil die Daumen-hoch-Geste mir bei jeder völlig unschuldigen Bewegung das Gefüghl vermittelte, die frau wolle etwas von mir. Ich war langsam ernsthaft gebervt.

Vor allem war ich genervt, weil ich nirgendwo einen ausschaltknopf finden konnte, schließlich wußte ich doch daß dieses bescheuerte Plakat da hängt und daß ich deshalb so reagiere!

Meine Reaktion konnte nicht normal sein, denn wenn sie das wäre, würden solche aufdringlichen Plakate innerhalb von kürzester Zeit wieder abgehängt, weil sich dauernd Leute beschweren würden. Leider wußte ich aus Erfahrung, daß ich mich gar nicht zu beschweren brauchte, wenn mich etwas stört, weil die Leute mir dann nur erklären, daß es solche Wahrnehmungen, wie ich sie zu haben meine, eigentlich gar nicht gibt und deshalb würde ich mir das nur einbilden. Diese Antwort ist absurd, denn natürlich ist Wahrnehmung definitionsgemäß eine innere Reaktion (=Einbildung) auf ein äußeres Ereignis. Und wenn das Gehirn ein wenig anders funktioniert, kann die innere Reaktion natürlich anders sein, auch wenn der äußere Reiz derselbe ist.

Warum Autisten Menschen ungern ansehen hat ähnliche Gründe.
Beispielgeschichte, Kersti:

Eine Alternative zum Menschen nicht ansehen: Augen unscharf einstellen!

Ich weiß auch, warum Autisten andere Menschen möglichst nicht ansehen, wenn ich völlig überreizt bin, tue ich das nämlich auch nicht, weil sich das störend und unangenehm anfühlt. Ich bin von meiner Mutter dazu erzogen worden, meine Mitmenschen anzusehen, weil es komisch wirkt, wenn ich das nicht tue. So wirklich daran gehalten habe ich mich allerdings nicht, denn statt mein gegenüber wirklich anzusehen, habe ich die Augen einfach unscharf eingestellt, um das Gesicht nicht in allen Feinheiten erkennen zu müssen. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, zu wenige soziale Wahrnehmungen zu haben, sondern ich fühlte mich von diesen Wahrnehmungen sogar regelrecht überschwemmt und das war der Grund nicht so genau hinzusehen. Ausführlicher habe ich das im zusammenhang mit feinstofflicher Wahrnehmung geschildert.
VB130.3 Kersti: Die Mehrheit der Leute, die die Aura wahrnehmen, kennt andere mit derselben Fähigkeit, weil sie gezielt nach solchen Leuten gesucht haben
Augen unscharf einstellen, um Überreizung zu vermeiden, ist offensichtlich generell eine weitgehend unbewußte Gewohnheit von mir, denn als ich mir 2018 eine neue Brille geholt habe, die so stark war, daß das nicht mehr ging, störte mich das schon mal, weil mich die zustätzlichen Feinheiten in der Wahrnehmung nur irritiert haben! Außerdem habe ich Migräne bekommen, wie ich sie häufig bei Überreizung bekomme. Ich habe mir dann eine Brille mit der alten schwächeren Stärke geholt und die Migräne war weg.

Ich habe mich im Zusammenhang mit ADHS mit dem Thema Hochsensibilität beschäftigt und in diesem Zusammenhang ein paar Beispiele geschildert, in denen sich Erfahrungen wie Folter angefühlt haben, von denen ein normaler Mensch meinen würde, daß da doch nichts wehtun könnte.
VA238.1.6 Kersti: Kaum lag die Bettwäsche nicht mehr auf der nackten Haut, waren die Schmerzen weg
VB86.2 Kersti: Autofahren ...
VA265.1.3 Kersti: Zahlenkaiser: Die Stimme des Lehrers hat mir buchstäblich wehgetan
VA265.3.3 Kersti: Wenn mich jemand mitten in einem Lied unterbricht, zerreißt mir das das Herz und sie behauptete ernsthaft, solche Empfindungen gäbe es nicht
Austisten und Asperger berichten oft sehr ähnliche Erfahrungen.

Außerdem scheint bei Autisten die neuronale Plastizität - die Fähigkeit des Menschen, Gehirnbereiche nachträglich umzunutzen - stärker ausgeprägt zu sein als bei anderen Menschen. Anders kann man sich die bei Autismus oft stark ausgeprägten Spezialbegabungen, teilweise in Bereichen, für die wir nun wirklich keine Instinkte haben können3. kaum erklären.

Diese beiden Faktoren - eine Veranlagung bei der die unwillkürlichen und nicht unterdrückbaren Reaktionen dem normal veranlagten Mensch nicht wirklich verständlich sind und eine neuronale Plastizität, die immer wieder mal instinktive Programme so überschreibt, so daß der Autist nicht weiß, wie ein Mensch instinktiv auf eine bestimmte Situation reagieren würde - sind der Grund für den Mangel an sozialem Erfolg. Autisten haben nicht im eigentlichen Sinne eine schlechte soziale Begabung, wie man daran erkennen kann, daß Temple Grandin sich ausgesprochen erfolgreich in Tiere hineinversetzen kann4.. Und daß Gunde Kottenrodt ausgesprochen erfolgreich die ihr anvertrauten Kinder betreut und behandelt hat, so daß die Kinder ihrer Heimgruppe im Gegensatz zu den von ihren Kolleginen betreuten Kindern keinen Hospitalismus entwickelt haben4.. Auch ich habe übrigens die Erfahrunge gemacht, daß ich Tiere und jede Art von irgendwie außergewöhnlichen Menschen besser verstehe als der Durchschnittbürger, daß ich aber ein Problem mit Leuten habe, die so sehr in allen Bereichen normal veranlagt und normal aufgewachsen sind, daß sie nie in die Verlegenheit gekommen sind, die Hintergründe ihres Verhaltens auch erklären zu müssen.
VA315.2 Kersti: Normale zu verstehen ist schwierig, Anomale zu verstehen einfach

In der Autismusforschung wurde die These aufgestellt, Autismus würde entstehen, weil das Spiegelneuronensystem der Autisten kaputt wäre. Kurz zusammengefaßt gab es in der Erforschung der Aktivitätsmuster im Gehirn Ergebnisse, die als Unterstützung dieser These gedeutet wurden und andere die sie zu widerlegen schienen. 16., 17., 18. Ich bin der Ansicht, daß der Ausdruck "Spiegelneuronen" grob irreführend ist, da es kein Neuronentyp nachgewiesen wurde, der nur fürs Spiegeln zuständig wäre sondern in unterschiedlichen Gehirnbereichen neuronales Spiegeln benutzt wird, man also in einigen - aber nicht in allen Bereichen des Gehirns - nachweisen kann daß Neuronen bei der Ausführung einer Handlung dasselbe machen, wie sie tun, wenn der betroffene Mensch eine Handlung nur beobachtet, dann kann man also sehen, daß körperliche Bewegungen und beispielsweise auch Schmerzempfindungen zu einem gewissen Grade im eigenen Gehirn simuliert werden, während andere Vorgänge selbstverständlich keine Simulation der beobachteten Handlung sind, sondern eben ein nachdenken über diese Simulation, um Absichten hinter der Handlung zu erraten und um sich zu fragen, ob man das Beobachtete nachahmen, unterstützen oder etwas dagegen unternehmen will.
VB253. Kersti: Es gibt keine Spiegelneuronen, sondern nur ein neuronales Spiegeln
Wenn man sich jetzt fragt, was passiert mit dem neuronalen Spiegeln, wenn das Gehirn, das zu spiegeln versucht, sich entweder in seinem Aufbau oder in seinem Aktivierungsgrad von dem des gegenübers unterscheidet, ist ganz klar, daß das scheitern muß, denn das andere Gehirn führt dazu daß beim Versuch zu spiegeln ein anderes Ergebnis entsteht.

Sich in Menschen hineinzuversetzen, die grundsätzlich anders veranlagt sind, ist schon prinzipiell schwierig.
O6: Kersti: Hochbegabung als Verständigungshindernis, OI6.
Kinder unter dem Alter von 14 Jahren müssen unabhängig von ihrer Intelligenz daran scheitern, da ihnen die emotionale Reife fehlt, die sie bräuchten, um Erfolg zu haben.
VB50. Kersti: 4.3 Erst Jugendliche lernen, bei ihrer Erklärung den Entwicklungsstand des anderen zu berücksichtigen
VB50. Kersti: 4.5 Ein Begriff für unterschiedliche Lernvorraussetzungen aufgrund unterschiedlicher Weltbilder ist nötig, um unterschiedliche Lernvorraussetzungen aufgrund unterschiedlicher Veranlagungen tiefgreifend verstehen zu können
Erwachsene können das prinzipiell lernen, aber das Ergebnis ist erlernt. Im Gegensatz zu dem instinktiven angeborenen in den anderen hineinversetzen mittels neuronalem spiegeln, kommt das Erlernte in den anderen hineinversetzen nicht als angeborene unwillkürliche Reaktion vor dem denken, sondern das bewußte in den anderen hineinversetzen kommt mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung, weil man erst denkt und dann versteht und wird dann eventuell aufgrund dieser Verzögerung als Lüge fehlinterpretiert. Wenn die Vernetzung im eigenen Gehirn nicht dieselbe wie beim Gegenüber ist, kann man dessen erleben nicht automatisch nacherleben, ohne nachdenken zu müssen.

 
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6. Defizite, die soziale Fähigkeiten tatsächlich betreffen

6.1 Sinneswahrnehmung und Probleme in der sozialen Kommunikation

Die Probleme die ich in den folgenden Abschnitten aufzähle, sind nicht im Kern soziale Fähigkeiten, sondern es handelt sich um Probleme in der Auswertung der Sinneswahrnehmungen. Bein lesen der Beispiele sollte man sich bewußt bleiben, daß zwar meines Wissens alle Autisten und Asperger irgendwie anders wahrnehmen als normale Menschen wahrnehmen. Asperger und Autisten nehmen die Welt aber nicht alle auf dieselbe Weise anders wahr. Jedes der aufgezählten Probleme ist daher ein Problem von einem Teil der Asperger oder Autisten, aber keines das alle so haben.

 
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6.2 Defizite in der Gesichtserkennung

Viele Autisten haben Schwierigkeiten, menschliche Gesichter zu erkennen und zu unterschieden.
Beispielgeschichte, Kersti:

"Ich erkenne die Gesichter nicht!" erklärte der Junge sein Problem mit dem Computerspiel

Eine Bekannte von mir ist für Menschen der Nachkriegsgeneration erstaunlich Computerbegeistert. Sie hat ihrem Enkel, bei dem Asperger diagnotiziert wurde, als er noch ein Kleinkind war, ein Computer-Lernspiel geschenkt. Bei einem ihrer späteren Besuche hatte der Junge ihr erklärt, daß er mit dem Spiel nicht zurechtkäme "Ich erkenne die Gesichter nicht" erklärte er, warum es ihm nicht gelang, seinen eigenen Account herauszufinden, der durch ein stilisiertes Gesicht gekennzeichnet war, wie die anderen Accounts auch.

Ich war erstaunt als ich das hörte, denn ich halte mich schon für so schlecht in der Gesichtserkennung, daß man mich gleich als gesichtsblind bezeichnen könnte. Zumindest hatte ich immer mindestens die vollen drei Jahre, die eine Klasse im Schnitt in der Schule zusammenbleibt, gebraucht, um alle Gesichter meiner Klassenkameraden gut genug zu kennen, um sie erkennen zu können. Dabei waren fast immer mindestens ein Drittel der früheren Mitschüler mit in die neue Klasse gekommen. Wenn er damit ein Problem hatte, mußte er in der Gesichtserkennung noch um Klassen schlechter sein als ich!

Ich fragte meine Bekannte, ob die Gesichter des Computerspiel nicht so unterschiedich dargestellt seien, wie Gesichter nur sein können.
"Doch natürlich. Schwarze Haare, braune Haare, rote Haare, blonde Haare, einer mit Bart, einer ohne, ein Mädchen mit Zöpfen, eines mit offenen Haaren. Wie das halt üblicherweise so ist, wenn man möglichst leicht erkennbare Gesichter malen will. Und natürlich sind sie auch alle ganz unterschiedlich angezogen."

Bei manchen Kindern ist also die Fähigkeit zur Gesichtserkennung wirklich erstaumlich schlecht. Wenn man jetzt ein Experiment macht, das das Verständnis der Perspektivübernahme prüfen soll, kann das zu irreführenden Ergebnissen führen.

Murmelversteckspiele und kognitive Perspektivübernahme

"Es gab zwei Puppen-Protagonisten, Sally und Anne. Zunächst wurde überprüft, ob die Kinder wussten, welche Puppe welche ist (Benennungsfrage). Sally legte zunächst eine Murmel in ihren Korb. Dann verließ sie die Szene, und Anne nahm die Murmel und versteckte sie in ihrer Schachtel. Als Sally zurückkam, stellte der Versuchsleiter die kritische Belief Frage: "Wo wird Sally nach ihrer Murmel suchen?". Wenn die Kinder auf den Standort der Murmel zeigen, bestehen sie die Glaubensfrage, indem sie indem sie die nun falsche Überzeugung der Puppe anerkennen. Zeigen sie jedoch auf den aktuellen Standort der Murmel, bestehen sie die Frage nicht, weil sie die Überzeugung der Puppe nicht berücksichtigen. Diese Schlussfolgerungen sind gerechtfertigt, wenn zwei Kontrollfragen richtig beantwortet werden: "Wo ist die Murmel wirklich?" (Realitätsfrage); "Wo war die Murmel am Anfang?" (Erinnerungsfrage)." 19.1 Die Autoren stellten fest, daß die Autisten konsequent auf die Stelle zeigten, wo die Puppe tatsächlich lag, während normale Kinder und Kinder mit Trisomie 21 sagten, daß Sally die Kugel da vermutet, woe sie sie selbst ursprünglich hingetan hatte. Sie waren deshalb der Ansicht, daß Autisten nicht zur kognitiven Perspektivübernahme fähig seien, also nicht verstanden haben, daß Sally nicht wissen kann wo die Kugel ist, weil sie nicht im Raum war, als anne sie woanders versteckt hat.19.
Autisten lernen oft ausgesprochen lange nicht, was die richtige Antwort wäre. Dies wird als Defizit in der Fähigkeit der Perspektivenübernahme gedeutet. Wenn ein Autist aber dermaßen ausgeprägte Defizite in der Gesichtserkennung hat, wie der Junge im obigen Beispiel, ist das möglicherweise eine Fehldeutung. Es könnte sein, daß er, wenn die Frage, welche Puppe welche ist, am Ende des Experimentes gestellt worden wäre, nicht mehr bescheid gewußt hätte, während er am Anfang des Experimentes noch wußte, welche wo liegt, so daß er die richtige Antwort geben konnte, obwohl er die Puppen nicht unterscheiden konnte. Mit so schlechten Fähigkeiten beim Gesichter erkennen kann man den Test nicht bestehen, selbst wenn man sehr gut in der Lage ist, fremde Perspektiven zu übernehmen. Das Gesichterkennungsproblem tritt, wenn man selber einer der Handelnden ist, nicht auf, weil man ja jederzeit weiß, wer man selbst ist.

 
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6.3 Nichtsprachliches denken

Ein erheblicher Teil der Autisten und Asperger denkt nichtsprachlich. Dies führt einerseits dazu, daß man Gedanken, nachdem man sie gedacht hat, erst mal übersetzen muß, also mit einer geringfügigen Verzögerung antwortet. Es führt aber andererseits dazu, daß man manchmal auch Dinge denkt, die sich nicht in Worte übersetzen lassen oder für eine Person, die sprachlich denkt, nicht verständlich sind.
VB205. Kersti: Denken in Bildern
VA233.1.2 Kersti: Andere Beispiele für ein geometrisches abstraktes Denken, das nicht bildlich ist

 
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7. Bewußteres Handeln als Ursache von Autismus

Autor: Doug Marman schrieb in seinem Artikel "The Lenses of Perception Interpretation of Quantum Mechanics." er würde die Notwendigkeit, Bewußtsein zu definieren umgehen, und brachte dann im folgenden Abschnitt die beste Definition von Bewußtsein, die mir bisher untergekommen ist, indem er beschrieb, daß Bewußtsein letztlich die Fähigkeit wahrzunehmen, zu entscheiden und zu handeln ist14. S.43. Dabei ist, wenn man darüber nachdenkt, was Bewußtsein ausmacht, die Fähigkeit zu handeln das, woran ein anderes Bewußtsein dieses Bewußtsein erkennt, aber nicht absolut notwendig, damit Bewußtsein vorhanden ist, denn man kann sich einer Situation auch bewußt sein und sich gegen eine konkrete Handlung entscheiden. Wahrnehmung ist das, worin ein bestimmtes Bewußtsein sich selbst wahrnimmt, aber nicht absolut notwendig, damit Bewußtsein existiert, denn man kann sich auch bewußt entscheiden, sich von bestimmten Wahrnehmungen zurückzuziehen. Die bewußte Entscheidung ist aber der Kern dessen, was Bewußtsein ausmacht. Bewußtsein ist, was nicht automatisch reagiert, sondern sich aus mehreren Möglichkeiten für eine entscheidet.
Beispielgeschichte, Kersti:

Alle anderen sind komisch

" Buch: Alle anderen sind komisch"1. hieß das Buch, und ich mußte sofort grinsen, als ich den Titel las.

Im Radio wird ein Geisterfahrer gemeldet. Der Fahrer sieht sich die Autobahn an, weicht schon wieder auf den Randsteifen aus, um keinen Unfall zu haben und schimpft:
"Ein Geisterfahrer? - Hunderte hunterte!"

Das ist ein Witz an den ich im Alltag oft denken muß, weil ich zu meinem Leidwesen regelmäßig feststelle, daß ich das von mir auf andere schließen nicht abstellen kann - dabei weiß ich seit meiner frühesten Kindheit, daß das Ergebnis immer falsch ist, na ja fast immer. Wenn ich in einer Situation etwas denke oder fühle, dann denken oder fühlen Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller ganz bestimmt ganz anders! Und obwohl sie ihre Gedanken nicht begründen können, halten sie ihre logikfernes Denken garantiert für den Inbegriff der Vernunft und bilden sich ein, jeder müßte ohne Erklärung wissen, warum sie das so sehen und auch danach handeln können. Und ich kann es natürlich nicht, denn es ist eben nicht logisch sondern ein Instinkt gekoppelt mit einem Nervensystem das doch in mancher Hinsicht anders ist als meines.

Selbst wenn das, was sie tun, sich für mich gerade wie Folter anfühlt - beispielsweise weil mal wieder alles zu laut ist - werden meine unwillkürlichen und nicht unterdrückbaren Reaktionen als Unhöflichkeit oder gar Bosheit meinerseits gewertet.

Als das Buch - einen oder zwei Tage nachdem ich es bestellt habe - endlich kam, habe ich es auch sofort aufgeschlagen und las - was mir bei der Bestellung nicht aufgefallen war - daß es sich um einen Roman handelt. Ich dachte mir, wenn ich das gewußt hätte, hätte ich es nicht gekauft, denn Romane ... ich hasse vor allem Bücher die vorgeblich aus Sicht eines Tieres geschrieben sind. Ich sage vorgeblich, weil ich bei jedem derartigen Buch, das mir bis jetzt untergekommen ist, sofort gemerkt habe, daß es mit der Sicht von Tieren nicht die geringste Ähnlichkeit hatte. Die meisten Romane sind nicht ganz so schlimm, aber wenn es um Asperger geht, rechnete ich mit dem Schlimmsten und wurde enttäuscht - das Buch war gut. Ich hatte es innerhalb von kürzester Zeit durchgelesen und kam aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus. Viele der Gedanken, die dort standen, hatte ich selbser schon gedacht.

Allerdings merkte ich schon, daß es sich um einen Roman, geschrieben durch eine Nichtbetroffene handelte. Wer so gut beschreiben und erzählen kann, hätte auch ein sehr drastische Beispiel dafür gebracht, auf welch absurde Weise simple und scheinbar harmlose Sinneswahrnehmungen zur Qual werden können, nur damit man weiß, wer da eigentlich rücksichtslos ist, wenn man dem Autisten oder Asperger vorwirft, er wäre rücksichtslos, wenn er sich zunehmend nachdrücklich, bis hin zum Wutausbruch oder Tränenausbruch über unzumutbare Situationen beschwert, die anderen völlig harmlos vorkommen. Es ist keine Rücksichtlosigkeit, wenn man verlangt, daß etwas, was sich wie Folter anfühlt, beendet wird. Wer allerdings nicht einmal bereit ist Arbeit zu sparen, um etwas zu beenden, was jemanden anders zu Wut- oder Tränenausbrüchen veranlaßt, ist sehr rücksichtslos.

Asperger, auch hochfunktionale Autisten genannt, haben tatsächlich oft ein Problem, nachzuvollziehen, was andere von ihnen wollen.
VB170.2.b2 Kersti: Asperger: Ich weiß nicht, wovon sie reden
Das allerdings liegt oft daran, daß diese das auch regelrecht geheimhalten und wahrscheinlich nicht einmal selber wissen.

Autor: Brit Wilczek beschreibt aus seiner therapeutischen Erfahrung heraus in " Buch: Wer ist hier eigentlich autistisch?" daß der normale Mensch in unserer Gesellschaft einen sozialen Autopilot entwickelt, der in instinktiv und voll automatisch auf die sozialen Signale seiner Mitmenschen reagieren läßt. Durch den Sozialen Autopilot bekommt der normale, nicht autistische Mensch Interpretationen sozialer Situationen geliefert, da sie automatisch und unbewußt geschehen, leicht mit direkten Beobachtungen verwechselt werden. Anders ausgedrückt: Dem Normal veranlagten Menschen wird nur die zusammengefaßte instinktiv abgelaufene Interpretation der sozialen Signale bewußt, deshalb hält er diese Interpretation für eine direkte Beobachtung. So lange ein normal begabter Mensch mit anderen normal begabten umgeht, ist der soziale Autopilot schneller als bewußte Interpretation und liegt meist richtig. Ist sein Gegenüber jedoch deutlich anders veranlagt, kommt der normal veranlagte zu den erstaunlichsten Fehlinterpretationen. Autistisches Verhalten wird oft, da die sozialen Signale langsamer kommen oder auch ganz anders ausfallen für rücksichtslos, gefühllos und selbstbezogen gehalten. Das sind sie aber nicht. Mal kommen sie nur etwas verzögert, weil sie eben bewußt gegeben werden. Manchmal liegt es daran, daß sich der normal begabte gerade rücksichtslos verhalten hat, indem er die persönlichen Grenzen des hochsensiblen Autisten, der das meist vorher ausdrückllich verboten hat, rücksichtslos so überschritten hat, daß der in Schreckstarre verfallen ist. Wilczeks Beobachtung nach fehlt dem Autisten oder Asperger dieser soziale Autopilot, daher reagiert er langsamer, bewußter und durchdachter auf soziale Signale. Dem Autisten ist das soziale Signal bewußt, er führt dessen Interpretation bewußt durch. Da die Interpretation im bewußten Denken geschieht, unterscheidet er zwischen beobachteten Signal und seiner Interpretation des Signals.13.

Wenn man jetzt zu Marmans Bewußtseinsdefinition zurückkehrt, wird klar, daß das, was dem Autisten oder Asperger als "keine Gefühle haben" vorgeworfen wird tatsächlich ist, daß er nicht automatisch reagiert, sondern bewußt entscheidet. Dem Autisten wird sein stärker ausgeprägtes Bewußtsein für unterschiedliche Handlungs- und Reaktionsmöglichkeiten vorgeworfen, das dazu führt, daß er unbequem ist, weil er öfter mal etwas unerwartetes tut, statt automatisch nach vorgefertigten Programmen zu handeln.

Interessanterweise schreibt Marman

Leiten wir die spezifischen Muskeln, die wir bewegen wollen?

Wie bewegen wir beispielsweise unsere Muskeln, indem wir über Bewegungen nachdenken? Leiten wir die spezifischen Muskeln, die wir bewegen wollen? Wissen wir überhaupt, welche spezifischen Muskeln wir bewegen müßten um aufzustehen und mit der Hand zu winken? Auch wenn wir die genaue Timing-Sequenz zum Joggen herausfinden könnten, lenken wir unsere Muskeln tatsächlich auf diese Weise?

Zum Glück lautet die Antwort nein. Experimente zeigen schlüssig, daß wir, wenn wir einen Weg fänden, jeden Muskel bewusst in der richtigen Reihenfolge zu steuern, wie eine kaputte Maschine aussehen würden, die sich ruckelnd vorwärts bewegt, weil unsere Denkprozesse viel zu langsam sind. Glücklicherweise kontrollieren wir unsere Muskeln nicht auf diese Weise. Der einzige Grund, warum wir flüssig laufen und uns bewegen können, ist, dass wir unsere individuellen Handlungen nicht analysieren. Analyse ist Lähmung, wie das Sprichwort sagt.

Gleiches gilt für unsere Wahrnehmungen. Wie Wilson zeigt, ist unser Gehirn mit sensorischen Botschaften von Nervenzellen in unserem Körper überflutet. Können Sie sich vorstellen, wie lange es dauern würde, die Millionen von Nachrichten zu sortieren, die unser Gehirn jede Sekunde erhält? Es wäre unmöglich, weil wir einfach nicht an mehr als eine Sache gleichzeitig denken können.

Es gibt keine Möglichkeit, alle unsere Empfindungen zu sortieren und darüber nachzudenken, so wenig wie wir jede Handlung unseres Körpers bewusst kontrollieren können. Dieses Bild ist ein Mythos. Es ist jedoch eine nützliche Geschichte, die wir uns selbst erzählen, denn wenn wir uns entscheiden, unsere Hand zu heben, hebt sich unsere Hand. Wir haben die Möglichkeit, zwischen Vanille- und Schokoladeneis zu wählen. Wir wissen, daß wir uns an manchen Tagen aus dem Bett erheben müssen, um zur Arbeit zu gehen. Wir müssen es schaffen.14. S.43

und interessanterweise haben Autisten und Asperger tatsächlich eine gewisse körperliche Ungeschicklichkeit und auch die Neigung körperliche Vorgänge bewußter zu beobachten - was im Positiven die Fähigkeit verbessert, instinktiv nicht vorgegebene Handlungsmuster einzuüben und Behinderungen zu kompensieren.

 
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8. Soziale Fähigkeiten durch bewußteres soziales handeln

Autor: Temple Grandin, eine bildlich denkende Autistin schrieb über denken und Gefühle:
Autor: Temple Grandin schreibt:

Ich war ein bisschen schockiert, als sie mir sagte, dass sie nicht beschreiben kann, wie ihre Gedanken und Gefühle zusammenkommen

"Kürzlich habe ich einen Vortrag besucht, in dem ein Sozialwissenschaftler sagte, dass Menschen nicht wie Computer denken. Abends auf einer Dinnerparty sagte ich dieser Wissenschaftlerin und ihrer Freundin, dass meine Gedankenmuster dem Rechnen ähneln und dass ich meine Gedankenmuster Schritt für Schritt erklären kann. Ich war ein bisschen schockiert, als sie mir sagte, dass sie nicht beschreiben kann, wie ihre Gedanken und Gefühle zusammenkommen. Sie sagte, wenn sie über etwas nachdenkt, werden die sachlichen Informationen und die Emotionen zu einem nahtlosen Ganzen kombiniert. Ich habe endlich verstanden, warum so viele Menschen zulassen, dass Emotionen die Fakten verfälschen. Mein Verstand kann die beiden immer trennen. Selbst wenn ich sehr aufgeregt bin, rufe ich die Fakten immer wieder ab, bis ich zu einer logischen Schlussfolgerung komme."15.1
Diese Aussage könnte ich so unterschreiben, auch wenn meine konkreten Beispiele andere wären.

Ich denke nicht in Bildern, sondern in etwas, das ich Gedankenkristalle nenne, als ich die Schule oder Universität besucht habe, wäre auch wahrscheinlich nicht Asperger, sondern ADHS diagnostiziert worden, wenn man einen Fachmann gefragt hätte. Zumindest trafen die Diagnosekriterien zu.
V237. Kersti: Der Gedankenkristall
VA238. Kersti: Ist ADHS eine Krankheit?
Aber als ich das erste mal zu dem Verdacht kam, daß viele normale Menschen ihre Gefühle und Gedanken so wenig auseinanderdividieren können, konnte ich das einfach nicht glauben. Bis dahin hatte ich das immer für eine auf purer Bosheit durchgeführte Geheimhaltung gehalten, mit der sie mir die Informationen, die ich brauche, um zu wissen, was sie überhaupt von mir wollen, vorenthalten und ihre Fantasieprodukte über meine Motive für wahrer erklären als meine wirklichen Motive, die ich ihnen erkläre. Außerdem war ich der Ansicht, daß sie die Tatsache, daß sie in der Mehrheit sind, ausnutzen, um ihre Ignoranz zur absoluten Wahrheit zu erklären.

Auch Grandins Aussage, sie würde die Menschen erforschen wie ein Anthropologe vom Mars, könnte ich so unterschreiben. Das habe ich mein Leben lang mit diesen Aliens gemacht, schließlich mußte ich zumindest brauchbare Strategien zum Umgang mit ihnen erarbeiten, um zurechtzukommen und unmittelbar verständlich war mir ihr Verhalten nicht.

Emotional sind wir beiden sehr unterschiedlich - Ich war immer der Ansicht, daß die Sprache zu wenig Worte bietet, um mein Gefühlsleben angemessen auszudrücken, bin also in der Lage sehr viel unterschiedlichere Gefühle zu erleben und als unterschiedlich zu erkennen als der Durchschnittsbürger, während Grandin über sich selbst sagt, sie würde keine komplexen Emotionen kennen, sondern nur die fünf Grundemotionen in reiner Form erleben.

Autor: Temple Grandin schrieb ein ganzes Buch, nämlich " Buch: Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier" darüber, daß sie Tiere viel unmittelbarer versteht, als die meisten Menschen das tun, während sie Probleme hat, Menschen zu verstehen4.. Daß ich Tiere viel unmittelbarer verstehe als Menschen, habe ich mit ihr gemeinsam, doch offensichtlich bin ich wesentlich mehr auf Menschen bezogen als sie und für mich sind menschliche Beziehungen nicht nur im Zusammenhang mit meinen Hobbies wichtig. Allerdings muß ein Mensch mir ähnlicher sein als die meisten es sind, damit die Passung zwischen mir und ihm gut genug ist, daß es nicht einfach nur anstrengend ist, mit ihm umzugehen. Ich bin dadurch in meiner Kindheit in ein Helfersyndrommuster gerutscht.
VA145.6.2 Kersti: Wir akzeptieren dich nur, wenn du uns therapierst
VA231.6 Kersti: An denen die selber ungewöhnlich sind, merke ich, wie unglaublich anpassungsfähig und -bereit ich bin
Grandin hat sich ihr unmittelbares Verständnis von Tieren zum Beruf gemacht, indem sie Vorrichtungen konstruiert, die zur Tierhaltung dienen, wie Tauchbäder, um Tiere von Ungeziefer zu befreien, Gänge durch die Tiere getrieben werden können, ohne zu stocken oder zu scheuen, Stände zum impfen und zur Schlachtung. Sie hält aber auch zu Autismus Vorlesungen.

Für uns beide gilt also: Während wir mehr Schwierigkeiten haben, normale Menschen zu verstehen, sind wir besser darin uns in Wesen hineinzuversetzen, die stark vom Durchschnittsmenschen abweichen, gleich ob es sich um Menschen oder Tiere handelt und das würde wahrscheinlich auch für Marsmenschen oder Echsenwesen mit menschlicher Intelligenz gelten.

Diese Erkenntnis ist sicherlich nicht auf alle Autisten, Asperger oder ADHSler so übertragbar, denn deren Begabungsspektrum ist zu unterschiedlich, um so einheitliche Ergebnisse zu bringen. Aber Grandin ist sicherlich nicht der einzige Autist mit derartigen Fähigkeiten.

Kersti

 
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Quellen

  1. Autor: Martina Grünebaum: Buch: B21.12 Alle anderen sind komisch. (2018) Norderstedt: Books on Demand. ISBN: 978-3748108986
  2. Autor: Temple Grandin, Autor: Richard Panek: Buch: B21.4.2 The Autistic Brain. Exploring the strength of a different kind of mind. (2014) London: Rider Books, ISBN: 978-1-846-04449-6
  3. Autor: Steve Silberman (Aus dem Amerikanischen von Harald Stadler, Barbara Schaden): Buch: B21.6 Geniale Störung. Die Geheime Geschichte des Autismus und warum wir Menschen brauchen, die anders denken. (2016) Köln: DuMont Buchverlag, ISBN 978-3-8321-9845-9
  4. Autor: Temple Grandin, Autor: Catherine Johnson (Aus dem Englischen von Christiane Burkhardt): Buch: B21.4.1 Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier. Eine Autistin entdeckt die Sprache der Tiere. (2006) Berlin: Ullstein, ISBN 978 3 548 36857 3
  5. Autor: Gunde Kottenrodt: Buch: B21.2 Kristall- und Sternenkinder. Meine Erfahrung mit Autisten- und Asperger-Kindern. (2012) United P. C. Verlag ISBN 978-8490156520
  6. Autor: Roberto Truzoli, Autor: Birgit Zybell: A brief review of treatments of children diagnosed with autism. In: Zeitschrift: Journal of applied radical behavior analysis, 2005, vol. 2, 27-41. (Welt: Volltext)
  7. Autor: Bruno Bettelheim: The Empty Fortress: Infantile Autism and the Birth of the Self (1972)
  8. Autor: Ann Le Couteur, Autor: Anthony Bailey, Autor: Susan Goode, Autor: Andrew Pickles, Autor: Irving Gottesman, Autor: Sarah Robertson, Autor: Michael Rutter: A Broader Phenotype of Autism: The Clinical Spectrum in Twins. In: Zeitschrift: Journal of Child Psychology and Psychiatry, Vol. 37, No. 7, pp. 785-801, 1996, Welt: PMID: 8923222
  9. Autor: John N. Constantino, Autor: Richard D. Todd: Autistic Traits in the General Population. A Twin Study. In: Zeitschrift: Archives of General Psychiatry, 2003;60(5):524-530, Welt: doi:10.1001/archpsyc.60.5.524 (Welt: Volltext)

     :

  10. Autor: Mounira Daoud-Harms: Buch: B139.1 Blindheit. Zur psychischen Entwicklung körpergeschädigter Menschen. (1986) Frankfurt/Main: Campus-Verlag, ISBN 3593335875
  11. Autor: Sabriye Tenberken: Buch: B139.2.1 Mein Weg führt nach Tibet. Die blinden Kinder von Lhasa. (2000) München: Knaur ISBN 3462031708
  12. Autor: Thomas W. Frazier, Autor: Lee Thompson, Autor: Eric A. Youngstrom, Autor: Paul Law, Autor: Antonio Y. Hardan, Autor: Charis Eng, Autor: Nathan Morris: A Twin Study of Heritable and Shared Environmental Contributions to Autism. In: Zeitschrift: Journal of Autism and Developmental Disorders, 2014 Aug; 44(8): 2013–2025. (Welt: Volltext)
  13. Autor: Brit Wilczek: Buch: B21.13 Wer ist hier eigentlich autistisch? Ein Perspektivenwechsel. (2018) CH Bruderholz /Bottmingren: Mad Man's Magic, ISBN 978-3-9524457-2-3
  14. Autor: Doug Marman: The Lenses of Perception Interpretation of Quantum Mechanics. In: Zeitschrift: Integral Review, August 2018, Vol. 14, No. 1 (Welt: Volltext)
    • 14.1 Original Textstelle:
      For example, how do we move our muscles by thinking about moving them? Do we direct the specific muscles that we want to move? Do we even know which specific muscles are needed to stand up and wave our hand? Even if we were able to figure out the exact order and timing sequence to go for a jog, do we actually direct our muscles this way?

      Thankfully, the answer is no. Experiments show conclusively that even if we could find a way to consciously control each muscle in the right order, we would look like a broken-down machine jerking its way forward, because our thinking processes are way too slow. Fortunately, we do not control our muscles this way. In fact, the only reason we are able to run and move fluidly is because we do not analyze our individual actions. Analysis is paralysis, as the saying goes.

      The same is true with our perceptions. As Wilson (2002) shows, our brain is flooded with sensory messages from nerve cells throughout our body (p. 24). Can you imagine how long it would take to sort through the millions of messages our brain receives every second? It would be impossible, because we simply cannot think about more than one thing at a time.

      There is no way we can sort through and think about all of our sensations any more than we can consciously control every action of our body. That picture is a myth. However, it is a useful story that we tell ourselves because when we decide to raise our hand, our hand does go up. We do have the ability to choose between vanilla and chocolate ice cream. We know that on some days we clearly need to get ourselves up out of bed to go to work. We do need to make it happen.

  15. Autor: Temple Grandin: Buch: B21.4.3 Thinking in pictures and other reports from my life with autism. 'A fascinating picture of her life and mind, and her abiding love of animals.' Elle (2006) London: Bloomsbury publishing, ISBN: 978-0-7475-8532-9
    • 15.1 Original Textstelle, S.159:
      Recently I attendet a lecture where a social scientist said that humans do not think like computers. That night at a dinner party I told this scientist and her friend that my thought patterns resemble computing and that I am able to explain my thought patterns step by step. I was kind of shocked when she told me that she is unable to descrive how her thoughts and emotions are joined. She said that when she thiks about something, the factual information and the emotions are combined into a seamless whole. I finally understood why so many people allow emotions to distort the facts. My mind can always separate the two. Even when I am very upset, I keep retrieving the factsover and over until I come to a logical conlusion.
  16. Autor: Ilan Dinstein, Autor: Cibu Thomas, Autor: Marlene Behrmann, Autor: David J. Heeger: A mirror up to nature. In: Zeitschrift: Current biology 2008 Jan 8; 18(1): R13–R18. Welt: doi: 10.1016/j.cub.2007.11.004, Welt: PMID: 18177704 (Welt: Volltext)
  17. Autor: Giacomo Vivanti, Autor: Sally J. Rogers: Autism and the mirror neuron system: insights from learning and teaching. In: Zeitschrift: Philosophical Transactions of the Royal Society of London, Series B, Biological sciences. 2014 Jun 5; 369(1644): 20130184. Welt: PMID: 24778379 (Welt: Volltext)
  18. Autor: Antonia F. de C. Hamilton: Reflecting on the mirror neuron system in autism: A systematic review of current theories. In: Zeitschrift: Developmental Cognitive Neuroscience, Volume 3, January 2013, Pages 91-105, Welt: https://doi.org/10.1016/j.dcn.2012.09.008 (Welt: Volltext)
  19. Autor: Simon Baron-Cohen, Autor: Alan M. Leslie, Autor: Uta Frith: Does the autistic child have a “theory of mind”? In: Zeitschrift: Cognition, Volume 21, Issue 1, October 1985, Pages 37-46 (Welt: Volltext)
    • 19.1 Englisches Original: "1. There were two doll protagonists, Sally and Anne. First, we checked that the children knew which doll was which (Naming Question). Sally first placed a marble into her basket. Then she left the scene, and the marble was transferred by Anne and hidden in her box. Then, when Sally returned, the experimenter asked the critical Belief Question: “Where will Sally look for her marble?”. If the children point to the previous location of the marble, then they pass the Belief Question by appreciating the doll’s now false belief. If however, they point to the marble’s current location, then they fail the question by not taking into account the doll’s belief. These conclusions are warranted if two control questions are answered correctly: “Where is the marble really?” (Reality Question); “Where was the marble in the beginning?” (Memory Question)."