13Kersti:

Am nächsten Tag nehmen dich die Silberschlangenreiter mit zu einer Hinrichtung.

Sie sind ein Volk mit merkwürdigen Gesetzen: Für fast alle Verbrechen, wie schlimm sie auch sein mögen, ist die Strafe, daß man für den Geschädigten arbeitet. Wie lange, hängt vor allem davon ab, wie gut man seine Arbeit tut. Es ist verboten, Gefangene zu mißhandeln oder zu töten. Nur wer vor seiner Strafe davonrennen will, wird mit Folter und Tod bestraft.

Die Todesstrafen werden, in einer riesigen Höhle mit einer kreisrunden Manege in der Mitte vollstreckt, die von riesigen abgetreppten Zuschauerrängen umgeben ist wie in einem großen Zirkuszelt. Viele Männer aus den umliegenden Höhlen sind schon dort versammelt, als ihr ankommt. Auch ihre Gefangenen, die bei ihnen eine Strafe abarbeiten müssen, haben sie mitgebracht. Man erkennt sie daran, daß sie weder Waffen noch Schmuck tragen dürfen. Viele von ihnen sind selber Silberschlangenreiter, selbstbewußte, stolze Männer, die zwischen den Bewaffneten kaum auffallen. Andere kommen aus den Orten am Fuße der großen Felswand. Sie haben dunklere Haut und Haare als die blassen, weißblonden Silberschlangenreiter. Auch die Männer aus den Dörfern haben ihren Stolz, doch man sieht ihnen an, daß sie sich hier fremd fühlen, Angst haben, einsam und unglücklich sind. Einer von diesen Männern hatte versucht zu fliehen und wird jetzt dafür gefoltert. "Mörder, Mörder!" beginnen einige der dunklen Männer zu rufen. "Mörder, Mörder!" immer wieder "Mörder, Mörder!" Lauter und lauter wird der Sprechchor, bis schließlich alle Männer, die nicht selber in den Klippen daheim sind, "Mörder!" rufen.

Die Silberschlangenreiter reagieren nicht auf diese Worte, foltern ungerührt ihren Gefangenen in der Mitte der Höhle. Gellende Schreie übertönen nach und nach den Sprechchor der Gefangenen, bis schließlich nach Stunden beides verstummt. Als der Gefangene vor Schmerzen das Bewußtsein verliert, schneiden sie ihm die Kehle durch.

Langsam leert sich die große Höhle. Die Silberschlangenreiter sammeln ihre Gefangenen wieder ein, ohne deren Beschimpfungen weiter zu beachten und fliegen zurück zu ihren Wohnhöhlen.

Wochen vegehen.

Deine Arbeit ist leicht zu bewältigen, du ißt dasselbe, wie die Silberschlangenreiter und auch sonst geht es dir gut, wenn man einmal davon absieht, daß sie dir in einem ziemlich barschen Ton Befehle geben und du dich tödlich langweilst, während sie mit ihren Silberschlangen unterwegs sind. Wochen vergehen.

Eines Nachts, als die Männer noch zusammensitzen und sich unterhalten, wirst du von Sturmwind in die Mitte ihres Kreises gerufen. Du bist verwirrt, denn bisher hat sich nie jemand darum gekümmert, wenn du dich still dazusetztest.
"Vier Wochen hast du als unser Gefangener für uns gearbeitet. Und du hast deine Arbeit gut getan, nicht wahr?" sagte Sturmwind.
"Ja!" rufen die anderen im Chor.
"Deshalb wollen wir deinen Angriff als abgegolten betrachten und dich wieder in die Gemeinschaft der Schuldlosen aufnehmen."

Feierlich überreicht Sturmwind dir deine Habseligkeiten. Dann erklären er, daß er dich mit seiner Silberschlangen an einen beliebigen Ort innerhalb von zwei Tagesflügen Entfernung bringen wird. Du könntest auch dableiben und gegen Bezahlung dieselbe Arbeit tun wie bisher.

Später fragt einer der Männer:
"Hast du Mut? In den unteren Höhlen hat eine Silberschlange Eier gelegt, die morgen ausschlüpfen. In den ersten Stunden schließen Silberschlangen mit jedem Wesen Freundschaft, das zu ihnen spricht. Auch mit Menschen. Du könntest Silberschlangenreiter werden. Aber es ist gefährlich. Die Mutter bewacht ihr Gelege gut."
 
Kersti / 141: Du arbeitest bei den Silberschlangenreitern als Diener.
Kersti / 52: Du läßt dich nahe einer Stadt am Fuße der Felswand absetzen.
Kersti / 10: Du versuchst, eine Silberschlange für dich zu gewinnen.


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