76Kersti:

Am nächsten Tag bringt die Frau dich in eine dir noch fremde Höhle weiter unten in der Felswand. Unterwegs erklärt sie, wie du dich dort zu verhalten hast:
"Wenn Daheira, die Mutter der jungen Silberschlangen zu dir kommt, bleibst du ruhig. Solange du nicht wegläufst und ihre Eier nicht in Gefahr bringst, wird sie dir nichts tun. Bleib bei den kleineren Eiern, aus denen die Männchen schlüpfen. Sobald sie aus der Schale sind schnappst du dir die erste Silberschlange, die dir über den Weg läuft und fütterst sie mit dem Fleisch aus dem Beutel, bis sie satt ist. Bewege dich langsam und bedächtig. Auch junge Silberschlangen haben Giftzähne. Sie schnappen bei jeder schnellen Bewegung zu, weil sie Menschen noch nicht kennen. Hier sind die Eier."

Außer dir sind noch einige junge Leute in der Höhle. Alle haben sie weißblondes Haar und Augen von der Farbe sehr hellen Bernsteins. Ohne viele Worte verteilen sie sich auf die ledrigen, runden Silberschlangeneier.

Nach einiger Zeit fangen die ersten Eier an, sich zu bewegen. Die Jungen zeigen aufgeregt auf eines, dessen ledrige Hülle schon ein Loch hat, laufen dorthin. Auch du schaust zu, wie das kleine Tier sich aus der Schale befreit. Plötzlich spürst du etwas kaltes, das dich von hinten berührt. Entsetzt willst du herumfahren, doch gerade noch rechtzeitig fällt dir ein, daß du dich langsam bewegen mußt. Die junge Silberschlange wirkt so hilflos, so kindlich und so vertrauensvoll, als sie dich vorsichtig mit ihrem Maul anstupst, einfach süß.

Sanft streichelst du sie, fütterst sie mit dem Fleisch aus deinem Beutel, bis sie satt ist. Dann nimmst du das kleine Tier auf den Arm und trägst es hinter den anderen Jungen her in einen Raum, wo ein Tisch für euch Menschen gedeckt ist. Erst als das Tierchen schon schläft, kommt dir in den Sinn, daß es absurd klingt, eine Schlange als niedlich zu bezeichnen.

Weiter in Kersti / Buch 2, Nr. 10: ("Das Volk der Silberschlangenreiter")


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