Die Silberschlange hält nachdenklich inne. Ihre Wut ist verraucht. Du spürst eine zögernde, sanfte
Berührung in deinen Gedanken. Du hast das Gefühl, als würde die Silberschlange auf den Grund deiner Seele
blicken. Dann hörst du, nicht laut, sondern fast wie deine eigenen Gedanken, eine Stimme. Du weißt, daß
die Worte nicht von dir stammen, denn es unterscheidet sich von deinem Denken wie der Klang einer Flöte sich von dem
eines Kontrabasses, wenn sie dieselbe Melodie in derselben Tonlage spielen.
"Wer bist du?"
Verwirrt überlegst du, ob und wie antworten willst, fragst dich, seit wann Schlangen sprechen können, denn es
war ihre Stimme, die Stimme einer ausgewachsenen weiblichen Silberschlange. Bevor du antworten kannst, fragt sie:
"Was hast du mit IHR gemacht?" Damit war, wie du dem Tonfall entnimmst, die Verletzte gemeint. Wieder fragt sie
schon weiter, als du noch über die Beantwortung der vorhergehenden Frage nachdenkst:
"Warum wolltest du sie gesundmachen?"
Als du ihr einen verwirrten Blick zuwirfst, erklärt die Silberschlange:
"Ich lese deine Gedanken, wie ich dir erlaube, die meinen zu lesen."
Nach einem Augenblick des Nachdenkens, denkt sie weiter:
"SIE ist gegangen, wohin ich IHR jetzt nicht folgen kann. Willst du jetzt meine Reiterin sein? Du hast SIE mir
nicht geraubt."
Als du zauderst, weil dir jetzt erst bewußt wird, daß du eine Frau bist, verspricht sie:
"Ich werde dich überallhin bringen, wo du hinwillst."
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/E-Mail an Kersti
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