F30.

Die Amazonenprinzessin

Eine Einladung

Ein paar Wochen ging es gut. Ich sorgte dafür, daß sie täglich acht Stunden übte, teilweise schweißtreibende, schnelle Schläge, teilweise in Zeitlupe, um die Bewegungsabläufe exakt einzuüben. Salia, die Fürstentochter begann langsam beim Üben zumindest so auszusehen, als könne sie ein Schwert führen und trotz der Sorgen, die sich alle um mich machten, heilten meine Wunden ohne Zwischenfälle ab und ich konnte selber bald das volle Training mitmachen.

Die ganze Zeit aber beobachtete ich heimlich den Offizier. Je länger ich das tat, desto besser gefiel er mir. Er als Witwer mit zwei Kindern war frei, mit mir eine Beziehung eingehen zu können. Und er machte auf mich den Eindruck, dem nicht so ganz abgeneigt zu sein.

Als die Wunden verheilt waren, lud ich ihn in mein Bett ein.
"Wie? Was? Aber wir sind doch nicht verheiratet!" rief er.
Manchmal sind Männer niedlich.
"Amazonen heiraten nicht und kriegen Kinder. Ich hoffe, ich muß jetzt nicht erklären, wie das mit dem Kinderkriegen funktioniert." sagte ich ihm schmunzelnd.
"Aber du bist doch keine Nutte!"
"Nein. Ich schlafe nur mit Männern, die ich liebe und die sich auch für einen Sohn verantwortlich fühlen, den sie zeugen."
"Aber nein, das geht doch nicht..." und er lief weg.
Ich war ja immer schon der Ansicht, daß Männer manchmal komisch sind - aber das schlug alles, was ich bisher erlebt hatte.

Am nächsten Tag fragte er, ob ich ihm jetzt böse sei. Eigentlich wolle er schon, aber er hätte einfach nicht mit so etwas gerechnet. Ich lächelte:

"Nein. Ich war nur verblüfft, daß du vor mir davongerannt bist." antwortete ich.
"Und was machst du, wenn du schwanger wirst?"
"Ich habe gerade nicht meine fruchtbare Zeit." antwortete ich.
"Kann man das so genau wissen?"
"'Mann' kann das nicht so genau wissen. Aber eine gebildete Frau kann es sehr genau wissen." antwortete ich.
"Meine Frau wußte es nie."
"Sie war auch keine Amazone. Wir bilden unsere Töchter darin aus." antwortete ich.

Sobald ich körperlich dazu fähig war, begann ich mit Salia waffenlosen Kampf zu trainieren, zuerst mit mir als Übungspartnerin, dann mit dem Offizier, der das zwar nicht gelernt hatte, aber etwa so groß war wie ihr Vater. So würde sie sich dadurch nicht mehr einschüchtern lassen. Diese Übungen geschahen heimlich.

Kersti

Quelle: Erinnerungen an eigene frühere Leben


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