Ich drehte mich zu ihr um und fragte, was
los sei. Sie sah mich mit großen verschreckten Augen an und
begann zu weinen. Sanft legte ich ihr meine Hand auf die Schulter und
fragte, ob er sie vergewaltigt hatte. Sie nickte.
"Dann zieh deinen Rock aus und leg dich auf mein Bett. Ich will
dich untersuchen. Wenn ein Erwachsener mit einem Kind schläft,
kann das lebensgefährliche Verletzungen zufolge haben."
befahl ich.
Ich trat vor die Tür, rief den nächsten Gardisten, und wies
ihn an, mir die medizinische Ausrüstung des Arztes zu bringen. Er
sah mich nur schweigend an.
"Ohne Arzt. Als Amazone habe ich mit Sicherheit mehr Ahnung von
DEM Problem als jeder Arzt. Beeil dich!" fuhr ich bestimmt
fort.
Er gehorchte und war nach wenigen Sekunden mit dem Gewünschten
wieder da.
Es sah schlimm aus. Die Scheide war viel zu klein gewesen, um den großen Erwachsenenpenis aufzunehmen, und ihr Vater hatte ein Messer genommen, um sie aufzuschneiden. Der Schnitt hatte nicht nur die Scheide sondern auch die Gebärmutter verletzt und blutete gefährlich. Um die Gebährmutter nähen zu können - daran wäre sie verblutet, wenn ich es nicht getan hätte - mußte ich die Wunde an der Scheide noch weiter dehnen. Erst danach konnte ich die Scheide selber nähen. Sie hielt so gut wie möglich still und wimmerte die ganze Zeit leise vor sich hin. Als ich fertig war nahm ich sie in den Arm und ließ sie sich an meiner Schulter ausweinen. Und ich war genau in der richtigen Stimmung, um ihren Vater mit bloßen Händen zu erwürgen.
Er kam tatsächlich, kaum daß sie erschöpft
eingeschlafen war, her.
"Du hast meine Tochter!" warf er mir vor.
Das war nicht zu übersehen. Sie lag auf meinem Bett. In einer
großen roten Pfütze.
"Richtig. Und ich werde nicht zulassen, daß du sie noch
einmal in die Finger kriegst." antwortete ich, zog mein Schwert
und drängte ihn mit der Spitze der Waffe wieder aus dem
Zimmer.
"Ich rufe die Wachen!" drohte er.
"Das kannst du tun" antwortete ich "Du solltest aber
bedenken, daß sie mich diesmal nicht umzingeln können,
weil ich eine Wand im Rücken habe. Wenn sie mich angreifen,
wird es viel mehr Tote geben, als damals, als ich gefangengenommen
wurde."
Mein Tonfall war so sanft und ruhig, daß er
sich nicht bewußt wurde, daß er mich in die
Ecke gedrängt hatte und daß ich keine
Chance auf Sieg sah. Es ist eine Frage der
Ehre, daß eine Ausbildungsoffizierin nie ihre
Schützlinge im Stich läßt. Ganz abgesehen
davon, daß er sie sonst früher oder später
wirklich umgebracht hätte.
Er zögerte, blickte in meine zornigen Augen und wich Schritt für Schritt zurück. In der Tür blieb ich stehen, so daß er die Reichweite meines Schwertes verlassen konnte. Nach und nach tauchten seine Männer auf. Er befahl ihnen, vor meinem Zimmer Wache zu halten und ging. Ich atmete auf.
"Karon, ich möchte dir erklären, was geschehen ist. Komm
bitte in mein Zimmer." wandte ich mich an den Offizier.
Er sah überrascht aus, teilte die Wachen für
die Nacht ein und kam ins Zimmer. Ich
schloß die Tür hinter uns und erzählte ihm in
allen Einzelheiten, was ich wußte.
"Du hast ja gekämpft wie eine Wölfin für ihre
Jungen." meinte er.
"Ich habe nicht gekämpft. Und das ist ein Glück, sonst
wäre sowohl ich als auch viele deiner Männer tot. Aber ich
hätte gekämpft bis zum Tod, wenn ihr angegriffen
hättet." widersprach ich.
"Warum? Du hattest doch gar keine Chance."
"Ich habe Verantwortung für ihre Ausbildung übernommen.
Bei uns heißt das, daß es meine Pflicht ist, sie im
Notfall bis zum Tod zu verteidigen." erklärte ich.
"Und jetzt?" fragte er.
"Jetzt brauche ich deinen Rat. Alleine fliehen kommt nicht in
Frage, weil ich ihr verpflichtet bin. Würde ich sie mitnehmen,
gäbe es einen Krieg. Hierlassen kann ich sie unter diesen
Umständen auch nicht, denn ich kann sie nicht auf Dauer
beschützen. Im Grunde brauche ich eine offizielle Bitte an die
Amazonenkönigin, daß wir das Mädchen im Schwertkampf
ausbilden sollen. Und sie muß dem König bekannt sein."
erklärte ich.
"Du verlangst aber gar nicht wenig..." meinte
der Offizier kopfschüttelnd.
"Meinst du, es würde etwas nützen, wenn der Arzt oder
eine Hebamme ihm klarmacht, daß er seine Tochter beinahe
umgebracht hätte?" fragte ich.
"Ich weiß es nicht. Einen Versuch ist es wert. Vielleicht
kann ihre Mutter mit ihm reden."
Ich verzog verächtlich das Gesicht.
"Sag nichts, Kind. Sie kann sich selbst nicht einmal verteidigen.
Trotzdem liebt sie ihr Kind und kann ihn manchmal überzeugen."
widersprach er sanft.
"Gut. Wenn du meinst - schaden kann es
nicht. Gibt es noch jemanden, den man um
Hilfe bitten könnte?" stimmte ich zu.
"Auf Anhieb fällt mir keiner ein. Aber laß
mich überlegen. Ach - und du brauchst ja
eine zweite Decke. Ich hole sie."
Er kam nach ein paar Sekunden mit einer Decke zurück. Ich schickte
ihn noch einmal los, sauberes Wasser holen und auch das brachte er mir.
Verletzte brauchen viel Wasser um das verlorene Blut zu ersetzen.
Schließlich setzte ich mich so in die geschlossene Tür, daß jeder Versuch, sie zu öffnen, mich totsicher wecken würde, wickelte die Decke um mich und versuchte zu schlafen.
Quelle: Erinnerungen an eigene frühere Leben
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/ E-Mail an Kersti
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