12/09

Reinkarnationserinnerung

F81.

Merkwürdigerweise erleichterte mich die Kastration irgendwie

Als Chehija kurz darauf als Zwölfjährige das erste mal ihre Tage bekam, wurde das Problem auch für mich akut. Ich erklärte ihr, daß ich mich Schaha zusammenbleiben will, wenn ich mit ihr mitgehe. Und sie setzte sich dafür ein, erhielt aber keine klare Antwort auf ihre Bitten, außer mir auch Schaha und mein Kind mitnehmen zu dürfen. Auch zu heiraten, wurde uns nicht erlaubt. Ich hörte wie Chehijas Eltern über verschiedene mögliche Ehemänner für ihre Tochter sprachen und wußte von jedem der Stämme, daß dort die Leibwächter für Frauen Eunuchen waren. In dieser Zeit wußte ich oft wenig mit mir anzufangen, weil mir das solche Sorgen machte.

Dann änderte sich plötzlich alles.

Ich erwachte in einem kleinen gemauerten Raum und fühlte mich wie ein Tier im Käfig, weil ich in Zelten aufgewachsen war. Als ich mich ein wenig bewegte, fuhr ein heftiger Schmerz durch mein linkes Bein und mir wurde schwarz vor Augen.

Ich überlegte, wie ich an diesen merkwürdigen Ort gekommen war. Das letzte, an das ich mich erinnern konnte, war, daß ich mit den Frauen und Kindern des Stammes und einigen wenigen Wächtern durch die Wüste ritt. Die anderen Männer waren auf einem Kriegszug gegen einen verfeindeten Stamm. Dann brach die Erinnerung unvermittelt ab.

"Du bist wach?" fragte eine Frau, die still neben mir gesessen hatte und fütterte mich mit kleinen Brotstückchen und Obst. Auf meine Fragen antwortete sie nicht. Auch in den folgenden Wochen erhielt ich keine Antworten. Ich bekam zu essen, mein offensichtlich schwer verletztes Bein wurde von einem Arzt fachgerecht versorgt und ich grübelte, wie ich in diese Situation gekommen sein mochte. Niemand war unfreundlich zu mir.

Als ich allmählich wieder zu Kräften kam, fesselten sie mich ans Bett. Ich dachte, daß sie vielleicht fürchteten, ich könnte sie angreifen oder weglaufen - doch zwei Tage später kastrierte mich der Arzt vollständig, das heißt er schnitt mir Penis und Hoden ab. Danach wurden mir die Fesseln gelöst. Sie sagten mir, daß ich Chehija wiedersehen könne, sobald ich mich von der Operation ausreichend erholt hatte.

Die nächsten Tage wagte ich mich kaum zu rühren, denn wenn ich still hielt, flauten die Schmerzen so weit ab, das es beinahe erträglich war, doch immer, wenn ich mich ein wenig bewegte, fuhr neuer heißer Schmerz durch meinen Körper.

Merkwürdigerweise erleichterte mich die Kastration irgendwie. Natürlich war das das letzte, was ich mir gewünscht hätte. Aber jetzt brauchte ich nicht mehr darüber nachdenken, ob es schlimmer war, kastriert zu werden oder als Verstoßener in der Wüste zu leben. Jetzt war die Entscheidung gefallen und ich mußte es akzeptieren, wie es war.

Ich konzentrierte mich darauf, wieder auf die Beine zu kommen und dachte mir, daß sich der Rest schon finden würde.

Kersti

Quelle: Erinnerung an ein eigenes früheres Leben


F82. Kersti: Fortsetzung: Die Wahrheit muß etwas Furchtbares sein
F89. Kersti: Voriges: "Tut einfach so, als wäre ich gestorben."
FI8. Kersti: Inhalt:
VA106. Kersti: Reinkarnation
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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