12/09
Ich wurde ja gebraucht - als Druckmittel! Und das brachte mich zur Weißglut.
Chehija ließ sich von diesem Scheich einreden, ich wäre nur kastriert worden, um sie zu bestrafen. Was Blödsinn war - die Bemerkung mit dem Spielzeug zeigte doch eindeutig, daß er von Anfang an viel zu eifersüchtig gewesen war, um etwas anderes zu tun! Aber Chehija glaubte mir das nicht. Dann kam noch diese Farce mit den Peitschenhieben dazu. Wenn er mich mit diesen Peitschenhieben zu irgendetwas hätte zwingen wollen, hätte ich sie schlicht ignoriert und mal gesehen, wer da mehr Ausdauer hat. Aber es gelang ihm, damit dem Mädchen Schuldgefühle einzureden.
Wenn sie nicht weinte, beschäftigte Chehija sich damit, sich bei mir zu entschuldigen für Dinge, an denen sie überhaupt nichts ändern hätte können. Es nützte nichts, daß ich sie immer wieder daran erinnerte, daß sie nicht die Macht hatte mich zu schützen, daß sie unschuldig war. Ich merkte wie nach und nach etwas in ihr zerbrach - und konnte nichts dagegen tun.
Die Leibwachen achteten darauf, daß ich keine scharfe Waffe in die Hand bekam, gaben mir aber bei ihrem Training ein Holzschwert und ließen mich mitmachen. Mir wurden zum üben abwechselnd drei verschiedene Gegner zugeteilt und alle drei waren mir im Kampf überlegen. Ich kämpfte immer wieder verbissen bis zur Erschöpfung gegen sie. Dann fragten sie mich, ob ich mich jetzt etwas besser fühlte. Ich nickte wortlos und wußte, daß sie meine Wut verstanden und billigten. "Armes Mädchen" sagten sie, wenn sie über Chehija redeten. Und mit der Zeit war ich meinen drei überlegenen Gegnern gewachsen - Übung macht den Meister.
Wenn ich dem Scheich begegnete, sagte ich ihm jedes mal, daß er, wenn er ihre Liebe wollte, auch mal etwas Gutes für mein Mädchen tun mußte. Und ich sagte Chehija, daß ihr sehr wahrscheinlich auf lange Sicht nichts anderes übrigbleiben würde als nachzugeben.
Quelle: Erinnerung an ein eigenes früheres Leben
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
Internetseite: https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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