12/09

Reinkarnationserinnerung

F86.

Sie tun das, weil sie eine Tochter haben, für die es wichtig ist, daß du sie ehrlich liebst

Chehija war noch ein kleines Kind, als ich meine ersten sexuellen Abenteuer erlebte. Die ernsteste dieser Geschichten lief mit Schaha. Wir verbrachten viele schöne Stunden miteinander.

In der Zeit begann ich darüber nachzudenken, was es bedeutete eine Frau zu sein. Ich kannte - als Leibwächter von Chehija - das Leben der Familie des Scheichs und - da ich selber einer war - das der Sklavinnen. Und wenn ich zwischen diesen beiden Möglichkeiten zu wählen gehabt hätte, wäre ich lieber Sklavin gewesen.

Prinzessinen wurden sehr behütet und jeder ihrer Schritte wurde überwacht. In unserem Stamm war es eine freundliche Überwachung, Chehija und ihre Schwestern wurden zärtlich geliebt, das konnte ich sehen. Aber ihnen entgingen damit solche Erfahrungen, wie ich sie mit Schaha teilte. Chehija würde als sehr junge Frau an einen fremden Mann in einem anderen Stamm verheiratet werden. Und natürlich gab es keine Garantie, daß die Ehe dann glücklich werden würde.

In unserem Stamm war es undenkbar, ein Sklavenmädchen zu vergewaltigen. Also wurden die hübschen Mädchen von den Jungen der freien Familien hofiert, wenn diese ihre ersten Liebesexperimente machen wollten. Ältere Männer, deren Frau gerade mal nicht wollte, bemühten sich ebenso, eines der Mädchen ins Bett zu bekommen. Und die Kinder, die aus solchen Beziehungen stammten, waren zwar Sklaven wie ihre Mütter, aber sie bekamen von den Männern, die sie gezeugt hatten, manchmal ein Stück Vieh geschenkt.

Doch diese Beziehungen waren nur das zusätzliche Vergnügen und die ersten Experimente, auf die sich ein solches Mädchen einließ, denn sie hielten nie dauerhaft. Die wesentlichen Beziehungen waren die zu Männern, die selber Sklaven waren und sich fast genug Vieh erworben hatten, um eine Familie zu ernähren. Irgendwann, wenn die Sklavin nicht mehr so schön und jung war, würde ihr erlaubt werden, ihren Geliebten zu heiraten. Falls er dann noch lebte.

Sklavenjungen wurden bei uns nicht kurz nach der Geburt kastriert, wie das in manchen anderen Stämmen üblich war. Sie wurden genauso erzogen wie Freie und ihre Rechte und Pflichten unterschieden sich nicht wesentlich von denen der Freien. Sie taten dieselbe Arbeit und nahmen genauso an den Kriegszügen teil. Wenn sie ein Stück Vieh auf einem Raubzug als Kriegsbeute erhielten, war es genauso unzweifelhaft ihr eigen, als wären sie frei. Und wenn sie genug Vieh erworben hatten, bekamen sie dann irgendwann statt ihren Anteil der Beute die Freiheit. Danach heirateten sie die Mutter ihrer Kinder.

Das allerdings hört sich besser an als es ist. Denn das Essen reichte nur in guten Zeiten, damit alle satt wurden. Und während ein Mädchen immer eine Möglichkeit fand, einem ihrer früheren Liebhaber eine zusätzliche Malzeit abzuschwatzen, waren die Hungerzeiten für arme männliche Sklaven schwer. Daß jemand regelrecht verhungerte, war die Ausnahme. Sklavenjungen starben viel häufiger weil sie in Raubzügen freiwillig die gefährlichste Aufgabe übernahmen, um einen höheren Anteil der Beute zu erhalten.

Von diesen Problemen war ich verschont geblieben, denn als Leibwächter der Tochter des Scheichs aß ich mit den Frauen der Familie, wurde immer satt und durfte nachher meinen Angehörigen von den Resten mitbringen. Da ich nicht auf die Raubzüge mit durfte, schenkte mir der Scheich Vieh.

Nachem wir ein halbes Jahr regelmäßig miteinander geschlafen hatten, teilte mir Schaha mit, daß sie von mir schwanger war. Ich freute mich auf mein Kind und noch größer wurde meine Freude, als sich herausstellte, daß das Baby eine Tochter war. Mädchen haben einfach bessere Chancen. Da begann ich mir Sorgen zu machen. Ich wollte miterleben, wie mein Kind erwachsen wurde - und dadurch wurde mir klar, daß Leibwächter für eine Prinzessin sein, wirklich Nachteile hat. Denn wenn Chehija heiratete, würde ich mit ihr gehen - und die Chancen, meinen Herrn davon zu überzeugen, daß Schaha mich begleiten sollte, standen nicht gut.

Der alte Leibwächter von Chehijas Mutter, der ein Eunuch war, hatte oft Sachen mit mir besprochen, die ich nicht so gerne hören wollte. In vielen Gesprächen machte er mir klar, daß Chehijas Mutter nicht aus reiner Herzensgüte nett zu mir war und daß ihr Vater mir nicht aus Freundlichkeit Vieh schenkte. Sie taten das, weil sie eine Tochter hatten, für die es wichtig war, daß ihr Leibwächter sie ehrlich liebte. Denn nach ihrer Hochzeit würde ich der einzige Mensch in ihrer Nähe sein, der ihr vertraut war. Der Eunuch sorgte dafür, daß ich das begriff, doch es änderte natürlich nichts daran, daß die Rechnung aufging. Ich liebte Chehija, als wäre sie meine kleine Schwester und ich hatte keinerlei Vorbehalte dagegen, sie in die Ehe zu begleiten.

Bisher hatte ich in der Familie des Scheichs nicht über meine Freundin gesprochen. Denn selbst die freundlichste Einmischung in meine Angelegenheiten bleibt eine Einmischung und ich wollte meine Beziehung für mich haben.

Jetzt änderte sich das. In all den Gesprächen, die ich nicht hatte führen wollen, hatte mir der alte Leibwächter sehr genau erklärt, wie man Beziehungen ausnutzt, um seine persönlichen Ziele zu erreichen. Er hatte mir beigebracht, wie man erreicht, daß eine Freundschaft da entsteht, wo man sie haben will. Und jetzt nutzte ich dieses Wissen.

Ich nahm die kleine Chehija öfter zu Schaha mit und ließ sie zusehen, wie mein Baby bei ihrer Mutter trank. Ich gab ihr meine Tochter in die Arme, wie ich selbst Chehija von ihrer Mutter in die Arme gelegt bekommen hatte. Besonders in Hungerzeiten achtete ich darauf, daß Chehija meine Tochter zu allen Malzeiten der Familie des Scheichs mitnahm. Kleinkinder sterben sehr schnell, wenn sie nicht genug zu essen bekommen. Meist nicht direkt am Hunger, sondern weil sie sich an irgendeiner Krankheit anstecken, die gerade im Lager umgeht.

Während ich ihr früher schöne Steine mitgebracht hatte oder eine Puppe, die meine Mutter für sie gemacht hatte, weil ich Spaß daran hatte, wenn sie sich freut, verbrachte ich jetzt viele schlaflose Nächte damit, mir zu überlegen, wie ich unsere Beziehung verbessern konnte, weil mein Lebensglück davon abhing, wie sehr sie bereit war, sich für mich einzusetzen.

Ich ließ Chehija probieren, wie es war, auf meinem Pferd zu reiten und als sie mit zehn Jahren alt genug war, um auf solche Ideen zu kommen, machte ich mit ihr einige verbotene, heimliche Ausflüge in die Wüste obwohl ein feindlicher Stamm in der Nähe war. Einmal wurden wir beiden erwischt und erhielten dafür beide gleichermaßen eine Tracht Prügel.

Kersti

Quelle: Erinnerung an ein eigenes früheres Leben


F89. Kersti: Fortsetzung: "Tut einfach so, als wäre ich gestorben."
F80. Kersti: Voriges: Ich erwarte von dir, daß du Chehija liebst, als wäre sie deine kleine Schwester
FI1. Kersti: Inhalt:
VA106. Kersti: Reinkarnation
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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