4/2010

Reinkarnationserinnerung: Mördervogeljäger

F115.

Ich nickte eifrig, weil ich wollte, daß sie mit mir und nicht über mich sprechen

Eines Tages brachten die Menschen mich mit dem Auto ganz weit weg. Der Herr hat ich einfach aus dem Auto gesetzt und gesagt, ich solle da warten, der der mich abholt, wäre ein Fachmann, der wüßte wie mit mir umzugehen wäre.

Aber ich hatte Angst weil ich gefesselt war und nicht wußte wer da kommen würde - ich kannte ihn doch gar nicht! Ich mußte eine ganze Weile warten, bis schließlich zwei Leute kamen und mich ansahen.

"Das ist er also." meinte der eine.
"Ganz schön klein noch." sagte der andere.
"Aber sie meinten, er wäre schon voll ausgebildet."
Ich nickte eifrig, weil ich wollte, daß sie mit mir und nicht über mich sprechen. Menschen sind ein bißchen dumm. Man muß immer GANZ deutlich mit ihnen sprechen, damit sie einen auch verstehen.
"Das sieht ja aus als würde der nicken!" meinte der eine.
"Selbstverständlich. Sie können einfache Gesten verstehen und nutzen, um sich zu verständigen."

Ich fiepte und wies mit der Nase auf die Stange im Arm.
"Der will wohl daß wir ihn freilassen."
"Kein Wunder, das würde ich auch wollen, wenn ich so gefesselt wäre."
Ich nickte und fiepte wieder. Sprechen konnte ich ja nicht. Zu meiner Freude entfernte der eine wirklich sofort die Stange aus meinem Arm und tat die kürzeren rein, die waren, damit die Löcher nicht einfach wieder zuwachsen.

Dann befreite er auch die Beine und sagte mir "Komm mit". Er führte ich zu einem Haus und zeigte mir dort ein Nest von Menschenjägern. Das sind große Raubvögel, die ihre Brut mit Menschen und, wenn keine zur Verfügung stehen, mit anderen Säugetieren füttern. Ich nickte und begann sofort die Stahlkrallen die sie mir an die Finger anoperiert hatten aus der Ruheposition nach vorne zu schieben und dort festzuschrauben. Dann bückte ich mich und tat dasselbe mit den Fußkrallen. Und schließlich streckte ich die Hand fordernd nach dem Giftfläschchen aus, das der eine herausgeholt hatte. Ich mag es gar nicht wenn Menschen die Giftfächer in den Krallen füllen weil sich manche dabei so ungeschickt anstellen, daß nachher nicht in jeder Kralle genug Gift ist. Und das kann einen Kampf mit den Menschenjägern lebensgefährlich in die Länge ziehen.

Dann begann ich den Weg zum Nest hochzusteigen und hielt dabei aufmerksam die gesamte Umgebung im Auge. Ich war kaum auf halber Höhe angekommen, als mich das erste Elterntier entdeckte und im Sturzflug angriff. Als es mich fast erreicht hatte, sprang ich es an und verkrallte mich mit ganzer Kraft in seinem Bauch. Das Tier schrie vor Schmerz und hackte mit dem Schnabel nach mir, woraufhin ich mich in der Kehle verbiß.

Es kam ins trudeln und stürzte auf den Boden zu, fing aber den meisten Schwung ab, indem es die Flügel ausbreitete, dann biß ich ihm richtig die Kehle durch und es stürzte zu Boden ehe es wieder Höhe gewonnen hatte. Ich ließ meine Beute los und untersuchte meinen Körper auf Verletzungen. Es war nur ein harmloser Kratzer am Arm.

Dann machte ich mich ein zweites mal an den Aufstieg zum Nest, biß dort die Kleinen tot, arrangierte sie so, daß sie wie schlafend aussahen, versteckte ich unter ihnen und wartete auf die Mutter. Sie landete nichtsahnend auf dem Nest und war sofort tot, als ich sie in die Kehle biß. Dann warf ich die Vögel runter und kletterte wieder hinunter zu den Menschen, die dort schon meine Beute ins Auto luden.

Ich prüfte nach, ob sie das auch anständig gemacht hatten - schließlich wollte ich die nächsten Tage auch was zu essen haben und nicht zuhause feststellen, daß sie meine Beute verloren hatten, nur weil sie sie nicht richtig festgeschnallt haben. Dann fragte mich der einer, ob ich verletzt war und ich zeigte ihm den harmlosen Kratzer, den ich abbekommen hatte.

"Das ist nicht schlimm. Das nähe ich zuhause." erklärte mir der eine.
Also war er wohl Arzt. Dann streichelte er mich und sagte:
"Danke. Ich weiß das zu schätzen, daß du dein Leben einsetzt, um uns vor den Vögeln zu schützen. Deshalb werde ich dich ganz bestimmt nicht ständig gefesselt halten."
Als er das sagte schloß ich ihn ins Herz. Der würde mich jedenfalls ganz bestimmt nicht wie ein dummes Tier behandeln.

Mein Mensch hat mich immer frei herumlaufen lassen, mit mir geredet wie mit einem Menschen. Das war viel besser als in der Zuchtstation, wo ich aufgewachsen war.

Als ich mal bei der Jagd so schwer verletzt wurde, daß mein Mensch befürchtet hat, ich würde ein Bein verlieren, erfuhr ich, daß mein Mensch kein richtiger Arzt ist - er näht nur die kleinen Wunden. Der richtige Arzt macht viel kompliziertere Sachen - er nagelt gebrochene Knochen wieder zusammen und so. Er hat ziemlich besorgt geguckt als er mein Bein gesehen hat und dann sehr lange daran herumgeschnippelt, genagelt und genäht. Das hat sehr wehgetan und ich mußte lange Antibiotika nehmen und mein Bein schonen, bis es wieder geheilt war.

Mein Mensch wollte noch einen Mördervogeljäger kaufen, aber er hat sich ganz viele Gedanken gemacht, ob der dann auch nett zu mir ist. Dabei kümmern wir uns doch immer gut um unsere Verletzten! Aber ich bin wieder richtig gesund geworden und durfte wieder jagen. Dann wurde doch kein zweiter Jäger gekauft.

Und später sind wir dann zusammen in die Zuchtstation gefahren und ich durfte mir eine Frau aussuchen, die ich heiraten wollte. Natürlich habe ich sie gefragt, ob sie das auch will.

Und dann haben wir Kinder bekommen. Meinen Kindern konnte ich alles über die Instinkte und die Kultur der Menschen erzählen, was sie wissen mußten. Aber als ich noch jung war, habe ich viel nicht verstanden, weil es uns noch nicht so lange gab und meine Mutter ihr ganzes Leben eingesperrt gewesen war, und deshalb nicht so viel wußte.

Und als ihnen die Stahlkrallen anoperiert wurden, haben wir ständig mit ihnen gekuschelt, damit sie sich nicht so verlassen fühlen, bei den Schmerzen.

Kersti

Quelle: Erinnerung an ein eigenes früheres Leben


F116. Kersti: Fortsetzung: Autos und Autokinder
F114. Kersti: Voriges: Mördervögel
FI10. Kersti: Inhalt: Mördervogeljäger
VA106. Kersti: Reinkarnation
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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