4/2010
Zuerst wurden einige Scenen mit mir als Invaliden und Jeremias im Theater gedreht. Danach sollte Jeremias mich als kleinen Jungen spielen, während ich ins Krankenhaus kam, damit die Nerven im Arm regeneriert werden konnten.
Die Tage vor meiner Krankenhauseinweisung verbrachten wir auf einem Gelände mit einigen Wohnwagen, wo jeder Winkel mit Filmkameras gespickt war. Aus den abgespeicherten Material sollten dann ein paar Scenen für den endgültigen Film ausgesucht werden.
Es geschah gleich am ersten Tag. Jeremias ging über die Freifläche zwischen den Filmkameras, ich hörte einen Knall, sah dorthin, wo er herkam. Ein Mann stand dort mit einer Pistole in der Hand. Ich warf ein Messer nach der Hand, sah, wie ich traf und der Schütze die Waffe fallenließ.
Dann rannte ich zu Jeremias hin, hob ihn hoch, warf ihn mir über die Schulter und ging mit ihm hinter einem Wohnwagen in Deckung. Ich sah nach, wie schlimm die Verletzungen waren, sah das viele Blut aus der Wunde fließen und wußte, er lag im Sterben.
Ich hielt ihn in den Armen und redete mit ihm, bis er tot war.
Dann sah ich auf. Inzwischen war ich von den
drei Leuten des Filmteams, von zwei Polizisten
und drei Sanitätern umgeben.
"Wo ist der Mörder?" fragte ich.
Es war ihm gelungen zu fliehen und niemand
wußte, wo er war.
Ich gab den Polizisten eine Beschreibung des Mörders und ärgerte mich im Stillen über mich selbst. Wir waren viel zu leichtsinnig geworden. Die letzten Jahre hatte es keinen weiteren Mordanschlag gegeben, so daß ich aufgehört hatte, ständig alles im Blick zu behalten und mir um jeden Menschen Gedanken zu machen, von dem ich nicht weiß, warum er da ist. Und das hatte wohl Jeremias das Leben gekostet. Dabei hätte ich mir denken können, daß die Sache mit dem Film die Firma zu neuen Mordanschlägen aufstacheln würde.
Wie alles auf diesem Platz war auch der Mord gefilmt worden und wie ich das Messer auf den Mörder geworfen und ihn so entwaffnet hatte. Wir hatten also sehr gute Bilder von der Geschichte und bauten darauf eine sehr wirkungsvolle Pressekampagne auf, die meine private Rache an der Firma Festrana war.
Quelle: Erinnerung an ein eigenes früheres Leben
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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