erste Version: 1/2012
letzte Bearbeitung: 2/2012

Reinkarnationserinnerung - Niemand braucht Sklavenjungen

F145.

Wenn ich einen Aufstand planen wollte, hätte ich kein Buch geschrieben

Der Herr paßte mich ab, als ich alleine in der Bibliothek saß. Er hatte den ersten Band meines Buches in der Hand und und wirkte aufgewühlt. Mir blieb, als ich sah, was er in der Hand hatte, fast das Herz stehen.
"Kannst Du mir bitte verraten, was das sein soll?" fragte er mich empört.
Da ich erst meine Schreibtafel heranziehen mußte, hatte ich eine Sekunde Zeit, um mich wieder zu fassen und meine zitternden Finger wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dann schrieb ich:
"Ich denke, du hast es schon richtig identifiziert. Schließlich steht mein Name und worum es dabei geht, groß auf der Titelseite."
"Willst Du einen Aufstand planen?" fragte er empört.
"Wenn ich das vorhätte, hätte ich kein Buch geschrieben, denn hier können nur die Menschen lesen, die mich garantiert nicht bei einem solchen Vorhaben unterstützen würden." erklärte ich "Nein, ich will daß du das Buch liest, verstehst und daraus lernst, wie die Menschen fühlen, für die du die Verantwortung trägst."
Er las, wurde rot, versuchte erfolglos etwas zu sagen und stürmte dann raus. Ich blieb sitzen und versuchte am gerade erst begonnenen zweiten Band des Buches weiterzuschreiben, brachte dazu jedoch nicht die nötige Konzentration auf.

Tatsächlich hätte ein Aufstand einfach nichts gebracht, das hätte nur einen Herrscher, der die meiste Zeit seine Sklaven wie Menschen behandelt durch einen anderen ersetzt - der möglicherweise schlimmer gewesen wäre. Da war es erfolgversprechender, den Herrn, den man hat, zu ändern zu versuchen - und seine Kinder anständig zu erziehen.

Ich hatte Angst, wußte aber, daß ich im Augenblick nichts unternehmen konnte. Der Mönch kam aus dem Nachbarzimmer und fragte, was denn los war. Ich schrieb dann, daß der Herr mein Buch gefunden hatte, ergänzte seine beiden Fragen auf der Tafel und schrieb darunter "und dann ist er weggelaufen". Die Reaktion des Mönchs vermittelte mir den Eindruck, er hatte allen Ernstes geglaubt, das Buch so lange verbergen zu können wie nötig. Ich hatte damit gar nicht gerechnet, da schon das Schreiben viel zu lange dauert. Wenn ich allerdings gewußt hätte, daß er mich nicht beim Schreiben erwischt sondern das Buch findet, hätte ich meinen Namen nicht drauf geschrieben, das war mir nur wie die weitaus unwahrscheinlichere Möglichkeit vorgekommen. Nun ja, im Grunde hatte er mich ja doch - ohne es zu bemerken - beim Schreiben erwischt, daher wäre das mit dem Namen weglassen sowieso sinnlos gewesen.

Koris brauchte etwas länger, um bei mir aufzukreuzen.
"Sag mal bist du wahnsinnig?" fragte er mich beim Hereinkommen.
Ich zuckte mit den Schultern und zeigte ihm ebenfalls das Schreibtäfelchen mit dem kurzen Gespräch. Ein Vorteil hat schriftliche Kommunikation: man braucht nicht alles drei mal zu sagen!
"Weißt Du eigentlich wie wütend er eben war?"
"Ich habe es gesehen." schrieb ich.
"Sag mal, begreifst Du denn nicht, in welcher Gefahr du schwebst? Er hat mir bestimmt fünf mal erzählt, wie genau er dich hinrichten lassen will, bevor ich es ihm ausreden konnte."
Das amusierte mich dann doch.
"War es jedesmal dieselbe Methode?" fragte ich neugierig.
"Nein, er hat sich jedes mal was neues ausgedacht."
"Dann wollte er wohl eher seinen Zorn damit abreagieren." schrieb ich.
Koris sah mich fassungslos an. Dachte wohl über das ein oder andere nach, was er mir hätte an den Kopf werfen wollen, doch letztlich sagte er nur:
"Ich weiß einfach nicht, ob es mir wirklich gelungen ist, ihm das mit der Hinrichtung auszureden. Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen." und weinte.
Ich umarmte ihn und schrieb, als er sich einigermaßen wieder gefangen hatte:
"Es ist ein wenig spät, um mir noch zu überlegen, daß ich das Buch doch lieber nicht schreiben will. Wir können nur abwarten, wie schlimm es ist. Es ist übrigends Zeit fürs Training."
Als ich aufstand, um hinzugehen, warf er mir einen fassungslosen Blick zu und folgte mir dann kopfschüttelnd. Ich dachte mir halt, daß es mir besser tut, wenn ich jetzt wie jeden Tag trainiere, als wenn ich herumsetze und mir Sorgen mache. Schließlich hatte ich schon beschlossen, daß ich nicht fliehen würde. Das wäre natürlich etwas anderes, wenn ich mir sicher wäre, daß er mich hinrichten will, aber bei jeder geringeren Strafe würde ich die Strafe hinnehmen und dableiben. Hier war schließlich das einzige Zuhause, das ich hatte, und hier lebten die Menschen, die ich liebte.

Letztlich verblüffte mein Herr mich. Er bestrafte mich nämlich gar nicht, sondern befahl mir nach drei Tagen sogar, es zuende zu schreiben. Das Buch sei interessant.

Kersti

Quelle: Erinnerung an ein eigenes früheres Leben


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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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