erste Version: 1/2012
letzte Bearbeitung: 2/2012

Reinkarnationserinnerung - Niemand braucht Sklavenjungen

F147.

Die Verletzung

Als die ältesten der Kinder etwa fünfzehn waren, fiel in einem Kampf ein sterbendes Pferd auf mich und brach mir den Oberschenkel. Es war ein geschlossener Bruch, aber das Bein heilte nie wieder zusammen und jeder Schritt, den ich ging, tat höllisch weh. Also versuchte ich möglichst keinen Schritt zu gehen, was mir mein Herr erleichterte, indem er mir ein Pferd schenkte und mein Zimmer direkt neben der Pferdebox einrichtete. Mit diesem Pferd machte ich jeden Morgen einen langen Ausritt in die Wüste, denn es brauchte Bewegung und ich brauchte die Möglichkeit auch mal etwas anderes zu sehen als Zimmerwände und der Fußweg in den Garten war mir zu weit.

Sobald ich erwachte zog ich mich also an, stellte mich auf ein gesundes Bein, öffnete die Tür der Pferdebox und rief mein Pferd zum Satteln ins Zimmer. Ich sattelte und striegelte es, indem ich in auf meinem Bett saß, zog mich dann auf den Pferderücken und ritt hinaus auf dem Hof.

Ich hatte einige Riemen am Sattel anbringen lassen, um mein Bein so fixieren zu können, daß es möglichst wenig wehtat und schnallte mich mit einem weiterem Riemen zusätzlich im Sattel fest, wie man das mit Bewußtlosen macht. Zwar konnte ich mich auch ohne diese Maßnahmen im Sattel halten, nur wäre ich, wenn ich doch einmal gefallen wäre, kaum wieder in den Sattel hoch gekommen.

Die anderen hatten mir meine weiten morgendlichen Ausritte ausreden wollen, da ich mich jetzt doch angeblich nicht mehr richtig verteidigen könne und deshalb jemand mitnehmen müßte, doch ich war anderer Meinung und tat einfach, was ich wollte.

Die erwachende Natur am frühen morgen war einfach zu schön, als daß ich mir das von irgendeinem Menschen verderben lassen wollte, der mir ständig dazwischen redet, weil er diese Schönheit nicht so recht zu schätzen weiß. Den Mönch hätte ich vielleicht mitgenommen, aber der wollte nicht, weil er Angst vor Pferden hatte und er hätte mich sowieso nicht verteidigen können.

Abgesehen davon hatte ich mein Schwert dabei und niemand hat mich je angegriffen.

Als Kämpfer war ich mit meiner Verletzung natürlich nicht mehr zu gebrauchen und arbeitete deshalb als Schreiber. Ich war mit dieser Arbeit zufrieden, weil ich so mit meinem Freund dem Mönch zusammenarbeiten konnte und weil die Kinder regelmäßig in die Schreibstube kamen und mir ihre Sorgen erzählten. Abends kamen sie alle, weil die älteren Kinder dann abwechselnd eine Geschichte vorlasen. Besonders beliebt war - warum auch immer - mein Buch.

Dennoch wurden auch alle anderen Bücher der Bibliothek durchgelesen und neue dazugekauft.

Das Bein war eine ständige Quälerei und wurde mit jedem Jahr schlimmer. Jedes mal wenn ich stolperte und es versehentlich doch belastete oder wenn jemand ungeschickt dagegen kam, war da ein heftiger stechender Schmerz, als würde jemand mir da mit einem Messer hineinstechen. Ich dachte aber, daß es in Wirklichkeit der gesplitterte Beinknochen war, dessen unterer scharfkantiger Teil sich jedesmal wenn ich drauf trat, weiter in die Muskeln bohrte.

Nach drei Jahren hatte sich der Knochen bis nach draußen gebohrt und die dadurch entstandene offene Wunde entzündete sich so, daß der Arzt das Bein amputieren mußte. Zu meiner großen Erleichterung hatte ich danach so gut wie keine Schmerzen mehr - "Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich den Arzt gleich gebeten, das nutzlose Bein zu amputieren!" dachte ich mir, bin mir aber nicht sicher, ob ich das wirklich getan hätte, denn ich hatte immer gehofft, daß es doch irgendwie noch heilt.

Jedenfalls lief ich nach der Amputation sehr viel mehr auf meinen Krücken herum und hatte, nachdem ich meine Riemenkonstruktion so abgeändert hatte, daß das ging, auch mehr Spaß am reiten, weil nicht mehr jede Bewegung mit heftigen Schmerzen verbunden war.

Kersti

Quelle: Erinnerung an ein eigenes früheres Leben


F148. Kersti: Fortsetzung: "So, jetzt mußt du nicht mehr so leiden."
F146. Kersti: Voriges: Mein kleiner Junge
FI11. Kersti: Niemand braucht Sklavenjungen
VA106. Kersti: Reinkarnation
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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