erste Version: 2/2014
letzte Bearbeitung: 2/2014

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Dämonenkind

F314.

"So sehr ich mich darüber ärgere, daß ihr mich überhaupt gesehen habt, muß ich doch zugeben, daß ihr dafür eine Belobigung verdient habt"

Vorgeschichte: F313. Kersti: D

Karl erzählt:
Einige Tage später ließ mich Göring rufen. Schon als ich die Szene sah, bekam ich schlechte Laune. Da war die selbstgerechte Haushälterin und hatte ihr verbissenes "Ich bin empört über diesen ungezogenen Jungen"-Gesicht aufgesetzt, als sie mich ansah, zwei Soldaten, die wie gescholtene Schuljungen aussahen und ein Hermann Göring, dem die Situation sichtlich unangenehm war.

"Ich habe gehört, du wärest ganz in der Nähe des Hauses völlig nackt herumgelaufen?" fragte Göring in einem neutralen Tonfall.
Ich war augenblicklich auf hundertachtzig. "Hat man denn nirgendwo seinen Frieden?" fragte ich mich und fühlte mich furchtbar bloßgestellt, weil ich natürlich nicht gewollt hatte, daß mich jemand nackt sieht.
Mühsam kämpfte ich den Impuls nieder, alle Anwesenden zu erschlagen. Wegen den beiden Soldaten durfte ich es mir nicht einmal erlauben, einen schärferen Ton anzuschlagen. Ich riß mich nach Kräften zusammen.
"Das entspricht den Tatsachen." bestätigte ich in einem ebenso neutralen Tonfall.
Mein Gott, ich hatte mich so sorgfältig versteckt! Und immerhin hatte mich der gesamt Haushalt von Carinhall mehrfach das gesamte Gebiet durchkämmt und mich nicht gefunden. Wie hatten sie es also herausbekommen? Ich fragte nach. Göring erklärte mir immer noch in diesem neutralen Tonfall, daß die beiden Soldaten auf einer Streife etwas auf einem Baum gesehen hatten, von dem sie meinten, daß es doch kein Tier sein kann. Also hatten sie ihren Feldstecher genommen, nachgeschaut und mich entdeckt, wie ich nackt auf einer Eiche herumkletterte. Da ich das nur einmal gemacht hatte, wußte ich damit genau, an welchem Tag sie mich entdeckt hatten. Danach wäre es zu Gerede unter den Soldaten gekommen was eines der Dienstmädchen dann der Haushälterin berichtet hatte.
"In Zukunft ziehst du mindestens eine Shorts an." befahl Göring.
Tatsächlich war die Hose beinahe das Kleidungsstück, was ich am dringendsten ausziehen wollte. Die gesamte Haut war überempfindlich und brannte, wenn irgendeine blöde Naht sie berührte oder der Stoff nicht weich genug war, wie Feuer. Es gab praktisch kein Kleidungsstück, das auf der Haut erträglich war. Der Penis war aber noch viel schlimmer und tat weh, egal was ich anhatte und nur wenn ich völlig nackt war ließ das nach. Im Haus ging das nicht, weil ich die Dienstmädchen nicht über längere Zeit aus meinem Zimmer aussperren konnte. Da ich mich aber offensichtlich nicht darauf verlassen konnte, daß mich niemand sieht, wenn ich mich verstecke und ich mich auch nicht völlig außerhalb der Gesellschaft stellen wollte, konnte ich das wohl auch nicht im Wald um Carinhall tun.
"Gut. Ich ziehe ab jetzt eine Shorts an." antwortete ich.
Göring war offensichtlich bewußt, daß er sich auf mein "Ja." verlassen kann, daß eine ausweichende Antwort aber gleichbedeutend mit einem "Nein" ist. Er gab sich deshalb nie mit einer ausweichenden Antwort zufrieden, was oft zu langen, fruchtlosen Diskussionen führte, wenn weder ich ihn von meinem noch er mich von seinem Standpunkt überzeugen konnte. Er war dann, wenn wir die Diskussion deswegen beendeten, aber so klug, meine Entscheidungen einfach hinzunehmen oder dafür zu sorgen, daß ich nichts gegen seine Entscheidungen unternehmen konnte und sie deshalb hinnehmen mußte. Ihm war bewußt, daß er mit Strafen rein gar nichts erreicht hätte, wenn man mal davon absieht, daß es die Beziehung beschädigt hätte.

Ich drehte mich zu den Soldaten um.
"Es fragt sich natürlich, was man mit euch anstellen sollte", begann ich, "So sehr ich mich darüber ärgere, daß ihr mich überhaupt gesehen habt - ich hatte mich immerhin so gut versteckt daß ich mehrfach nicht gefunden wurde, als das Personal die ganze Gegend nach mir durchkämmt hat und war dabei direkt neben dem Haus versteckt" offensichtlich hatten die Soldaten die Geschichte gehört, denn sie mußten mühsam ein Lachen unterdrücken "muß ich doch zugeben, daß ihr dafür eine Belobigung verdient habt. Wenn ihr mich nicht entdeckt hättet, hätte ich davon ausgehen müssen, daß ihr auch einen Feind übersehen hättet, der hier einen Mordanschlag versuchen will. So kann ich hoffen, daß man hier wirklich sicher ist." Diese Bemerkung schien die Soldaten zu freuen, "Andererseits habe ich gehört, daß es einen Dauerbefehl geben soll, daß alle ungewöhnlichen Ereignisse zu melden sind." Tatsächlich wurde den Soldaten ausdrücklich erklärt, daß auch so etwas wie "Herr Göring benimmt sich heute aber komisch!" zu den ungewöhnlichen Ereignissen gehört, die den Vorgesetzten sofort zu melden sind. "Ungewöhnlich ist das euch offensichtlich vorgekommen, schließlich hat es genug Gerede für diese kleine Veranstaltung hier gegeben. So weit ich das sehe, habt ihr das aber nicht getan oder? Sonst hätte mich" ich nannte den Namen des vorgesetzten Offiziers "ganz bestimmt unauffällig beiseite genommen und mir geraten, ein bißchen besser aufzupassen, daß mich niemand so sieht." Ihr jetzt verlegener Gesichtsausdruck bestätigte mir diese Vermutung "Stattdessen habt ihr darüber im Lager getratscht. Und ihr konntet euch schon denken, wenn ihr jemanden im Wald an einer Stelle nackt herumlaufen seht, wo er sich einbilden kann, allein zu sein, daß das unter die große Überschrift 'Privat und nicht für fremde Ohren und Augen bestimmt' fällt? Könnt ihr euch vorstellen, wie peinlich mir das ist?" Sie sahen noch verlegener aus. Wenn sich jemand im Haus vor dem Personal oder vor der Wachmannschaft unmöglich, interessant oder seltsam benimmt, dürfen sie untereinander darüber reden. Wenn sie aber zufällig etwas offensichtlich Privates beobachten, so wird ihnen erklärt, daß sie das zwar im Zweifelsfall melden sollen, aber nicht darüber tratschen dürfen. Meist kann man sich darauf verlassen, daß sie sich auch an die Regeln halten, aber daß ich nackt auf Bäume geklettert bin, war wohl einfach eine zu gute Geschichte gewesen, viel zu verlockend, als daß man sich darauf verlassen könnte, daß der nächste Soldat, der so etwas beobachtet, den Mund hält. "Und dabei habt ihr noch nicht berücksichtigt, daß ich nirgendwohin hätte gehen dürfen, wo ich mir wirklich sicher sein kann, allein zu sein. Hermann Göring macht sich zu viele Sorgen, daß ich wieder gefangen und gefoltert werden könnte." Die Soldaten sahen nur noch auf ihre Schuhspitzen.

Danach fragte ich Göring, ob das das gewesen sei, was er mit mir hätte besprechen wollen, oder ob es noch etwas gebe. Als er meinte, das sei alles, verabschiedete ich mich, ging bis hinter die nächste Hausecke und blieb dann lauschend stehen.
"Der Junge hat es eigentlich ganz gut zusammengefaßt." hörte ich Görings Stimme, "Es wäre mir wirklich lieber, wenn ihr euch so verhalten hättet, daß ich euch die Belohnung für die guten Leistungen auch hätte geben können. Ich hoffe, ihr denkt da beim nächsten mal dran?"
"Zu Befehl Herr Göring!" "Ganz bestimmt Herr Göring!" hörte ich die Stimmen der Soldaten, die plötzlich viel fröhlicher klangen.
"Na dann: Abtreten!"
Am Klang der Stimme hörte ich, daß Göring bei diesem Befehl lächelte. Die Schritte der Soldaten entfernten sich.

Als sie weg waren, hörte ich die Haushälterin meckern, daß Göring mich und die Soldaten doch hätte bestrafen müssen. Es ist mir schleierhaft, was die Haushälterin meint, was Strafen, die nicht selber maßlose Folter sind, bei jemandem bewirken können sollen, der gefoltet wurde und nicht bereit war, in wesentlichen Punkten nachzugeben. Es war so lächerlich: Keine Strafe, die ihr in den Sinn kommen könnte, war schlimmer als die Schmerzen, die mir diese Hose bereitete oder meine Kopfschmerzen durch den ganz normalen Lärm des Haushaltes, den sie wegen irgendwelcher wirklich albernen Prinzipien nicht zu reduzieren bereit war.

Und bei den Soldaten war ich auch Görings Ansicht. Ich hatte bei ihnen, als ich mit ihnen redete, nicht Angst vor Strafe sondern Scham gesehen und genau deshalb würden sie bei der nächsten Gelegenheit nicht noch einmal denselben Fehler machen.

Tatsächlich war "peinlich" nicht mein Hauptproblem mit der Situation gewesen. Bei so viel Gerede würde die Geschichte sehr wahrscheinlich auch Haushofer und Co. zu Ohren kommen. Während ich meinem Arzt gerne deutlicher klar gemacht hätte, wie es mir gesundheitlich geht und damit frustrierend wenig Erfolg hatte, wollte ich daß Haushofer, Crowley und Co. meine Situation möglichst schlecht einschätzen konnten, damit sie sich nicht ganz so nah an die Grenze herantrauen, bei der ich sterben würde. Ich weiß zwar nicht, was sie sich bei ihren Aktionen gedacht haben, aber wenn sie mich hätten umbringen wollen, wären sie anders vorgegangen.

Kersti

Fortsetzung:
F315. Kersti: "Sollte euch so etwas Absurdes passieren, wie daß ihr mich mit einem grünen Ballettröckchen durch den Wald marschieren seht, dann ist das wie ein großes Umhängeschild mit der Aufschrift 'Melde mich, wenn du mich siehst'"

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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