erste Version: 3/2015
letzte Bearbeitung: 3/2015

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Dämonenkind

F441.

"Ich kann nicht einmal versprechen, daß ich beim nächsten mal anders reagiere"

Vorgeschichte: F440. Kersti: D

Karl erzählt:
In den Diensträumen angekommen, sagte der Offizier, er wolle sich uns einzeln vorknöpfen. Wir sahen uns an und zuckten mit den Schultern. Mein Freund wurde in den Arrestraum gebracht, ich kam mit in das Büro.
"So und jetzt erzählst du mir schön der Reihe nach was passiert ist." befahl er mir.
"Wir machten einen Spaziergang am Wald entlang. Gerade als er mir ein paar Rehe zeigte, griff mich jemand von hinten an. Ich habe voll automatisch den Angriff abgewehrt und mich erst nachher weit genug umgedreht, um zu sehen, daß die Person, der ich das Genick gebrochen hatte, Klaus war. Da ich sah, daß der Maler einen anderen Mann an der Kehle hatte, habe ich den Befehl gegeben, der bei uns im Kampftraining der Befehl für das Ende eines Kampfes ist. Er hat sofort gehorcht. Danach habe ich per Funk gemeldet was geschehen ist." faßte ich die Ereignisse kurz zusammen.
"Wer hat dir so gefährliche Kampftechniken beigebracht."
"Dieselben Leute, die mich immer foltern."
"Also hör mal du willst mir doch wohl nicht im ernst einreden, daß jemand der dich foltern will, dir Methoden beibringt, mit dem du ihn mit bloßen Händen ermorden kannst."
Manchmal sollte man die Wahrheit selbst dann nicht sagen, wenn man sie aussprechen darf. Allerdings wäre mir beim Besten Willen auch keine bessere Erklärung für mein Können eingefallen. Selbst mit der Erklärung mit diesem Übermenschenprogramm erschien mir die ganze Geschichte so wahnsinnig, daß ich es die Hälfte der Zeit einfach nicht glauben konnte, daß jemand der mir Grund gibt, so eine Stinkwut auf ihn zu haben, mir gleichzeitig die Mittel in die Hand gibt, ihn fertigzumachen.
"Was sie mir glauben und was sie mir nicht glauben, ist ihr Privatvergnügen. Wenn ich rede, sage ich entweder die Wahrheit oder nichts. Und das ist meine Antwort auf ihre Frage." antwortete ich.
Von dem Offizier kam ein Gefühl frustrierter Wut.
"Du bist dir schon im Klaren, daß auf Mord Todesstrafe steht?"
"Ja, bin ich." antwortete ich. Als wenn irgendeiner auf Carinhall die Macht hätte, mich so einfach hinzurichten. Ich kann mich ja nicht einmal selber umbringen. Und davon abgesehen fiel das nicht unter Mord sondern unter Totschlag. Ein bißchen Ahnung von Gesetzen habe ich auch.

"Und warum sollten die Soldaten euch angreifen?" fragte der Offizier.
"Das habe ich mich auch gefragt. Laut ihrer Aussage war es ein Befehl von Hermann Göring." antwortete ich.
"Das glaubst du doch nicht im Ernst!"
"Das ist, was mir erzählt wurde. Und diesen Idiot von Göring werde ich mir dafür vorknöpfen. Er hätte das wirklich besser wissen müssen." fuhr ich fort.
Diese Aussage von mir schien der Offizier völlig unfaßbar zu finden.
"So. Und findest du es angemessen, einem Menschen das Genick zu brechen, nur weil er von hinten kommt?"
"Angemessen? Nein. Allerdings sind wir beiden in der letzten Zeit hier auf diesem Gelände mehrfach von Leuten entführt worden, die uns bei der Entführung angeschossen und nachher gefoltert haben. Das wissen sie. Also mußten wir damit rechnen, hier von Feinden angegriffen zu werden. Zwischen dem Augenblick, in dem ich reagieren mußte, um den Angriff rechtzeitig abzuwehren und dem Augenblick, wo ich ihn bemerkt habe, war keine Sekunde Zeit. Der Angriff kam von hinten, so daß ich keine Chance hatte, die Uniform zu erkennen. Also habe ich automatisch wie auf einen feindlichen Angriff reagiert. Ich kann nicht einmal versprechen, daß ich beim nächsten mal anders reagiere, denn ich kann es mir unter den gegebenen Umständen nicht erlauben, meine Wachsamkeit herunterzufahren." erklärte ich.
"Und für diese Dummheit hat ein Soldat es deiner Ansicht nach verdient zu sterben?" fragte er.
Ich starrte ihn nur sprachlos an, begann zu weinen und konnte damit nicht wieder aufhören. Das hielt ihn aber nicht davon ab, mich weiter nach einer Antwort zu drängen.
"Er konnte doch gar nicht einschätzen, wie gefährlich das ist. Er war doch noch so jung. Er hat doch nie eine echte Gefahr erlebt." sagte ich immer noch weinend.
"Jung? Er war fünfundzwanzig! Ein erwachsener Mann, der wissen sollte, was er tut."
"Ich weiß schon, daß ich noch jünger bin. Aber ich habe mehr Gewalt erlebt, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben erleben."
Er sah mich zweifelnd an.
"Ich habe immerhin den Weltkrieg erlebt." sagte er.
Ich war genervt. Ich konnte mich ebenfalls an den ersten Weltkrieg erinnern. Dummerweise war das nicht in diesem Leben gewesen, also durfte ich nicht darüber reden. Im Krieg war das eine andere Art von Gewalt, weil klar definiert war, wer der Feind war, während in der Anstalt jeder einen angreifen konnte und manchmal mußte. Das was ich im ersten Weltkrieg erlebt hatte war schlimm, aber nichts im Vergleich zu meinen Erfahrungen in der Anstalt. Außerdem konnten normale Menschen das Ausmaß an Foltern und Verletzungen, das ich in diesem Leben erlebt hatte, gar nicht überleben. Am Besten war es wohl, den Satz einfach zu ignorieren und beim vorhergehenden Thema weiterzumachen.
"Und so etwas kannte er nicht, er konnte doch nicht einschätzen, wie das einen Menschen verändert. Er war immer so fröhlich und sorglos. So sorglos war ich zuletzt, als ich zehn war und dann brach die Hölle los. Ich wünschte mir, ich könnte wieder so sein." fuhr ich fort.

"Was du getan hast, ist aber keine Kleinigkeit!" sagte er.
"Ich weiß!" antwortete ich.
"Und was soll ich jetzt mit einer lebenden Zeitbombe wie dir tun?"
"Also hör mal, ich bin keine lebende Zeitbombe! Das Problem war, daß sein Angriff zu gut geplant war. Ich bin im Nachhinein zu dem Ergebnis gekommen, daß er mich mit dem Knüppel wahrscheinlich bewußtlos hatte schlagen wollen, denn für einen tödlichen Schlag hätte die Geschwindigkeit nicht gereicht. Möglicherweise wollte er den Schlag auch im letzten Augenblick abstoppen. Aber wenn es ein ernst gemeinter Angriff gewesen wäre, hätte er ihm gelingen können."
"Und was soll ich jetzt mit dir tun?" wiederholte er.
Die Frage war natürlich berechtigt. Und es mußte etwas getan werden, damit so etwas nicht noch einmal geschieht.
"Es gibt sicherlich noch einige Soldaten, denen derselbe Fehler passieren könnte. Und damit ihnen das nicht passiert, muß man ihnen so drastisch wie möglich klar machen, wie ein Mensch, der in jedem Augenblick mit einem lebensgefährlichen Angriff rechnet, auf Scherze, die von hinten kommen, reagieren kann. Am Wirkungsvollsten wäre es wahrscheinlich, wenn ich das selber vor allen Soldaten erzählen würde." schlug ich vor.
Dieser Vorschlag schien ihn aus unerfindlichen Gründen zu überraschen.

Ich merkte, daß ich langsam in einen gefährlich gereizten Zustand kam. Ich ermahnte mich, nicht die Nerven zu verlieren. Daß ich geweint hatte, war sicherlich eher von Vorteil, auch wenn ich es haßte, wenn ich in solchen Situationen weinen mußte. Aber ihn wegen seiner gemeinen Verhörtaktik anzubrüllen, wäre aber ganz bestimmt kontraproduktiv. Und wenn dann noch Krallen an Händen und Füßen wachsen würden, wie das bei mir in der Anstalt in solchen Situationen oft geschah, dann hätte ich ein echtes Problem. Ich mußte irgendwie meine Gefühle unter Kontrolle bringen!

Ich konnte nicht einmal behaupten, daß ich an seiner Stelle etwas anderes gemacht hätte. Er hatte gemerkt, daß irgendetwas an der Situation faul war. Ihm war aufgefallen, daß der lebende Soldat extrem verängstigt war und er mußte natürlich annehmen, daß wir ihn mit einer sehr gemeinen Methode eingeschüchtert hatten. Und als verantwortungsvoller Vorgesetzter, der loyal zu seinen Untergebenen war, wollte er natürlich herausbekommen, was wirklich passiert war. Nur würde ich ihm keinen Gefallen tun, wenn ich das, was er so unbedingt herausbekommen wollte, erzählen würde. Jeder der über diese Dinge Bescheid weiß, steht auf der Abschußliste der Loge, wenn sie ihn nicht irgendwozu brauchen.

Er nahm mich noch einige Stunden länger in die Mangel und er wurde dabei zunehmend gereizt und frustriert, was meiner Stimmung gar nicht gut tat. Dennoch gelang es mir, im Wesentlichen in menschlicher Gestalt zu bleiben.

Als er das Verhör beendete, machte ich mir ernsthaft Sorgen, denn ich wußte, daß meinem Freund wesentlich schwerer fiel, unerwünschte Verwandlungen zu verhindern, als mir. Andererseits konnte ich den Offizier nicht erklären, warum seine Verhörtaktik unklug war, ohne ihm genau das zu erzählen, was ich ihm nicht sagen durfte. Also würde mein Freund sein Bestes tun müssen, um die Situation zu bewältigen. Und wenn es nicht klappte, dann konnte ich auch nichts tun.

Zuletzt bat ich ihn, dem Bibliothekar Bescheid zu sagen, wo ich war und was passiert war, da er wissen müßte, warum ich nicht zu meiner nächsten Unterrichtsstunde kam. Ich hoffte, daß er das möglichst sofort erledigen würde, weil das der einzige war, der mir helfen konnte, die Situation zu kären. Er versprach mir, das zu tun, brachte mich zu dem Arrestraum. Ich umarmte wortlos meinen Freund, dann ging er mit dem Offizier mit.

Kersti

Fortsetzung:
F442. Kersti: W

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
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