erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F556.

Das heißt, letztlich waren die Schläge an sich völlig harmlos, aber du hast dich von ihnen gründlich aus der Bahn werfen lassen und dich den ganzen Nachmittag deswegen schlecht gefühlt. Kommt dir das nicht übertrieben vor?

Vorgeschichte: F555. Kersti: D

Erigon erzählt:
Nach einer Woche sagte man mir, daß es Zeit wäre an der Arbeit teilzunehmen. Ein vorgesetzter Priester unterhielt sich mit mir darüber, welche Arbeiten ich beherrsche, was ich gerne mache und was ich weniger gerne mache und ich wurde für eine der Aufgaben eingeteilt, die ich am liebsten machte. Hinzu kam daß alle bei der Arbeit gut gelaunt waren und daß die Arbeit irgendwie hier viel mehr Spaß machte als zuhause, weil alle so nett waren und so gerne arbeiteten. Es schien als dürfe sich jeder seine Arbeit selbst aussuchen und als fänden alle, daß das alles ein Riesenvergnügen ist. Ich verstand das nicht, denn das paßte so gar nicht zu dem, was man draußen über den Tempel hörte.

Die Gespräche mit meinem spirituellen Lehrer trugen nicht wirklich zum Verständnis der Situation bei, denn er fragte mich nur, ob ich mir wirklich durch meine Verwirrung den Spaß verderben lassen wollte, wenn mir eine schöne friedliche Zeit vergönnt wäre. Ich sollte alles weiter aufmerksam beobachten und würde irgendwann auch den Sinn der Übung verstehen. Er mußte noch öfter mit mir darüber reden, daß es völlig sinnlos ist, mir Probleme einzureden, wenn gerade mal etwas schön ist. Auf diese Weise würde ich mich nur selbst daran hindern, das, was in meinem Leben schön sein könnte, in vollen Zügen zu genießen und das sei doch unsinnig.

Ich entspannte mich aber schließlich und genoß das schöne Wetter, den netten Umgang miteinander, das einfach aber durchaus leckere Essen und die entspannten Gespräche mit Menschen, die eine sehr unterschiedliche Geschichte hatten und deshalb sehr interessante Dinge zu erzählen hatten. Nachdem ich mich so entspannt hatte, ließ man mich diesen Zustand noch eine Woche genießen.

Eines Tages kam der Vorgesetzte, der die Arbeit hier beaufsichtigte und auch fleißig und gut gelaunt mitarbeitete, zu mir, befahl mir, den Oberkörper freizumachen, niederzuknien und die Augen zu schließen. Ich fand den Befehl zwar merkwürdig gehorchte aber augenblicklich. Ein Peitschenhieb traf meinen Rücken, riß mich aus dem entspannten Zustand und während noch neun weitere Hiebe folgten, war ich zu schockiert und überrascht, um etwas anderes zu tun, als mit erschrocken aufgerissen Augen da zu knien. Der Aufseher drehte sich um, als er fertig war, ging in einen entfernten Teil des Gartens und wandte sich ohne Erklärung wieder der Arbeit zu, die er für diese zehn Peitschenhiebe unterbrochen hatte.

Ich blieb knien und wußte nicht, was ich sagen, denken oder tun sollte. Ich war völlig verwirrt, zu verwirrt um traurig oder wütend zu sein oder auch nur darüber nachzudenken, daß Peitschenhiebe eigentlich weh tun.

Irgendwann sprach mich einer der anderen an, ob ich denn nicht weiterarbeiten wolle und ich tat das, war aber nicht richtig bei der Sache. Niemand schien überrascht zu sein, daß ich geschlagen worden war, niemand schien das zu beunruhigen, niemand schien sich vor Schlägen zu fürchten, alle wirkten völlig entspannt und gut gelaunt wie immer. Sie reagierten tatsächlich, als wäre gar nichts passiert!

Als Sklave war ich durchaus schon das ein oder andre mal geschlagen worden, weil ich ungehorsam gewesen war, aber diese Schläge waren immer erklärbar und verständlich gewesen. Sie waren nicht ohne jeden Grund aus heiterem Himmel gekommen wie das hier. Der Aufseher schien nicht einmal wütend zu sein oder seine schlechte Laune an mir abgelassen zu haben. Er hatte mich einfach ohne ein Anzeichen von Gefühl geschlagen, mit derselben Beiläufigkeit, mit der er mir sonst einen Eimer in die Hand gab.

Was war das?

Wie jeden Abend sprach ich auch an diesem Tag mit meinem spirituellen Lehrer und wie jeden Tag fragte er mich zuallererst, wie ich mich fühle.
"Völlig verwirrt."
"Warum?" fragte er.
Ich erzählte, was passiert war und was mir dazu so alles für Gedanken gekommen waren. Mit einigen schnellen Rückfragen klärte er, daß es sich offensichtlich um keine Strafe gehandelt haben konnte, denn ich hatte nichts Ungezogenes getan und er hatte mir auch nicht nachträglich gesagt, daß ich etwas falsch gemacht hätte. Ein Wut ablassen konnte es auch nicht gewesen sein, denn er war gar nicht wütend gewesen.
"Alle üblichen Erklärungen scheiden also aus, daher wirst du ihn wohl fragen müssen, was er sich dabei gedacht hat, wenn du es wissen willst." schloß er. Mir fiel ein, daß er so etwas schon einmal gesagt hatte, als ich gefragt hatte, was sich der Verschneider bei seinen Worten gedacht hatte.

Er wechselte das Thema:
"Haben die Peitschenhiebe denn Schaden angerichtet?" fragte er.
"Warum?" fragte ich.
"Mach deinen Rücken frei." befahl er und sah sich die Angelegenheit an, als ich gehorchte.
"So weit ich das sehe, sind nicht einmal Striemen entstanden." sagte er.
Ich war überrascht, denn über die Frage hatte ich gar nicht nachgedacht gehabt. Er machte seinen Rücken frei und ich sah, daß die ganze Haut kreuz und quer von Narben bedeckt war. Auf dem Rücken schien es keinen Quadratzentimeter Haut zu geben, der noch unverletzt aussah. Er erklärte sachlich, daß das die Narben von dem einem Jahr im Kerker waren und daß Peitschenhiebe, mit dem man einen Menschen ernsthaft bedrohen will, so aussehen.
"Haben sie denn schlimm wehgetan?" fragte er genauso sachlich weiter.
Ich überlegte und konnte mich nicht erinnern. Der Schreck und die Verblüffung über die unerwarteten Schläge waren so viel stärker als der Schmerz gewesen, daß ich keine Erinnerung hatte, wie sie sich wirklich angefühlt hatten. Das sagte ich dann auch.
"Das heißt, letztlich waren die Schläge an sich völlig harmlos, aber du hast dich von ihnen gründlich aus der Bahn werfen lassen und dich den ganzen Nachmittag deswegen schlecht gefühlt. Kommt dir das nicht übertrieben vor?" fragte er.
Die Frage verblüffte mich, aber ich mußte zugeben, daß ich wirklich völlig übertrieben auf etwas reagiert hatte, was an sich völlig harmlos war. Er wies mich an, die nächsten Meditationen darauf zu verwenden, einen Weg zu finden, wie ich mit solchen Dingen gelassen umgehe. Ich sollte aber nicht nur einen Weg finden, mit reiner Willkür gelassen umzugehen sondern auch mit echter Bösartigekeit, denn das wäre ein Thema, mit dem ich später ganz sicher konfrontiert würde.

"Wenn ich das richtig sehe, war dein Hauptproblem, daß du Angst hattest, daß er ärgerlich auf dich ist, nicht wahr?"
"Ja so ungefähr."
"Du hast aber nichts unternommen, um diese Frage zu klären, obwohl du jederzeit hingehen und nachfragen konntest." meinte er.
"Stimmt."
"Dann ist deine Hausaufgabe für morgen, daß du zu ihm hingehst und ihm die Fragen stellst, die dich bewegen."

Als ich ihn danach fragte, stellte der Aufseher zunächst sehr ähnliche Fragen wie mein spiritueller Lehrer und erklärte mir schließlich, daß das lediglich eine Übung in Hingabe gewesen sei. Wie ich gesehen hätte, wäre ich darin noch nicht besonders gut, weil ich auf etwas, das eigentlich völlig harmlos wäre, ziemlich überreagiert hatte. Ich hätte schließlich genausogut selber erkennen können, daß die Hiebe rein symbolisch waren, ohne ernsthaft wehzutun oder meine Haut zu verletzen, ich hätte ihn gleich nach dem Sinn der Maßnahme fragen können, falls mich das interessiert und die ganze Aufregung wäre völlig unnötig gewesen.

Ich konnte nicht behaupten, daß er damit Unrecht hatte und war sehr seltsam berührt durch das, was er mit mir angestellt hatte.

Kersti

Fortsetzung:
F557. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
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