erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F567.

Und damit hatte er sich - auch wenn ihm das nicht bewußt war - freiwillig für den Tempel des Schweigens gemeldet, der viel näher an den Schaltstellen der Macht war

Vorgeschichte: F573. Kersti: D

Der vorgesetze Priester erzählt:
Der junge Mann betrat das Zimmer und wirkte dabei erstaunlich entspannt und selbstbewußt.

Seine Betreuer hatten vor dieser Hingabeübung im Göpel beobachtet, daß er sich sehr zurückhaltend über seine eigenen Lernfortschritte äußerte und seine Kratzbürstigkeit besonders hervorkehrte und hielten es für einen Versuch, das unvermeidliche Ende seiner Ausbildung möglichst weit hinauszuzögern. Jetzt war von beidem nichts mehr zu bemerken. Er erzählte sehr offen von den Erfahrungen, die er mit der Aufarbeitung seiner Ängste im Göpel gemacht hatte, offensichtlich ohne sich Sorgen um die Folgen zu machen. Die erste Erfahrung war irdisch, eine Aufarbeitung einer Kindheitsangst. Die zweite war interessanter, denn sie führte weit in die spirituellen Bereiche hinein. Tatsächlich war er auf die Urangst vor der ewigen Verdammnis gestoßen und hatte sie ein erhebliches Stück weit bearbeitet, bis durch die Arbeit im Göpel nichts mehr von der Angst zu erreichen war.

Ich sagte ihm, daß er mit seiner Arbeit im Göpel eine wichtige Prüfung bestanden hätte und konnte an seiner Miene ablesen, daß er von dieser Eröffnung gar nicht begeistert war.

Das wunderte mich nicht weiter, denn mir war bekannt, daß er sich ziemlich genau ausgerechnet hatte, wo ihn sein Lebensweg hinführen würde - nämlich in den Tempel des Schweigens - und daß er es für abartig erklärte, daß man dort den Dienern - wie er dann einer sein würde - die Zunge herausschnitt, damit sie die Geheimnisse des Tempels nicht verraten konnten. Ich war mir aber ziemlich sicher, daß er, wenn wir ihn heute dorthin schicken würden, durchaus in der Lage wäre sich mit einem solchen Leben zu arrangieren, ohne dabei unglücklich zu sein. Das allerdings wäre eine Verschwendung seines Potentials.

Ich nahm seine Hand und ein Messer aus einer Feuerschale. Er hielt still, warf mir aber einen Blick zu, wie eine Mutter das bei einem ungezogenen Kind tun würde. Ich ertastete Puls, Muskeln und Sehnen und schnitt dann ein Loch zwischen Elle und Speiche hindurch durch den Unterarm. Als ich nach der zweiten Hand griff, um mit ihr dasselbe zu machen, ging er entspannt mit dieser Bewegung mit und ließ mich widerstandslos, aber immer noch mit diesem mißbilligenden Blick machen. Er wehrte sich auch nicht, als ich ihm die Hände durch diese Löcher mit Hilfe von Handschellen und einer Stange auf dem Rücken fixierte und die Ärmel so darüberzog, daß es wirkte, als hätte er die Hände auf dem Rücken zusammengelegt.
"So und was sollte das jetzt?" Seine Stimme paßte genau zu seiner mißbilligenden Miene.
Ich erklärte ihm die Aufgabenstellung - und er fragte sehr genau zurück, um auch alles zu verstehen, was mit dieser Übung erreicht werden sollte. Er würde sich auch an meine Anweisungen halten und durchaus motiviert sein, so lange an sich zu arbeiten, bis er das Übungsziel erreicht hatte. Aber er ließ nie einen Zweifel daran, daß er jede Hingabeübung für falsch hielt, bei der der Körper verletzt wurde und daß er nur gehorchte, weil wir ihn notfalls zwingen würden.

Ich war anderer Ansicht und da ich der Lehrer war und er der Schüler, traf ich die Entscheidungen, die ich für richtig und seiner Entwicklung am förderlichsten hielt. Ein Schüler kennt die Ziele in der Persönlichkeitsentwicklung, die ihm vermittelt werden sollen, noch nicht aus eigener Erfahrung, daher kann er nicht beurteilen können, welche Mittel seiner Ausbildung angemessen sind.

Allerdings war es gar nicht falsch, daß der Junge bei allem, was ich sagte, immer eine andere Meinung vertrat. Dadurch schulte er sein Denken. Ich war auch angetan davon, wie sein Widerspruchsgeist sich entwickelt hatte. Anfangs hatte man nur den Eindruck, er müsse einfach allem widersprechen. Jetzt merkte man, daß er bei jedem Thema, wo sich sein Widerspruchsgeist regte, jeden dazu befragte, von dem er gerüchteteweise gehört hatte, er könne zu dem Thema eine noch andere Meinung haben als die fünf ihm bisher bekannten. Er interessierte sich für Menschen, die ganz anders aufgewachsen waren als er und fragte sie, was diese andere Erziehung mit ihnen gemacht hatte. Dann dachte er sehr tiefgehend darüber nach und kam dann mit einer völlig neuen Theorie. Ein Mensch mit einer solchen Denkweise konnte das Land, in dem er wirkte, zum Positiven verändern.

Ich hatte vorgeschlagen, ihm diesen Wildfang als ersten spirituellen Lehrer zuzuteilen, weil der ältere Eunuch die Erfahrung brauchte, für jemanden verantwortlich zu sein und sich Gedanken zu machen, wie man die Entwicklung eines Jungen fördert und weil ich dachte, daß der Junge mit seiner Mischung aus Widerspruchsgeist und sinnvoller Anpassung sowohl Verständnis für die rebellischen Seiten seines Lehrers haben könnte, als auch genug gesunden Menschenverstand, daß die beiden sich nicht gegenseitig zu immer schlimmeren Streichen aufstacheln oder sich gegenseitig in einer Verbitterung über die ganze Welt bestätigen. Daß sie gegenseitig einen so positiven Einfluß aufeinander haben würden, hätte ich aber nicht vermutet. Der Lehrer wirkte schon nach relativ kurzer Zeit sehr viel zufriedener und entspannter, so daß wir zu dem Schluß kamen, er sei nun bereit für den Tempel des Schweigens. Sein Schüler hatte seinen geistigen Horizont erheblich erweitert und wirkte auch weniger rebellisch und gleichzeitig aufrechter.

Doch damit dieses Potential des Jungen sich zum Positiven nutzen ließ, fehlte noch das ein oder andere. Er war als Sklave geboren und mußte deshalb besonders geschickt vorgehen, um seine Vorschläge an den Mann zu bringen. Noch komplizierter wurde es, weil es dem Jungen nicht reichte, diesen Tempel zu ändern, wo Widerspruchsgeist relativ positiv aufgenommen wurde. Nein, am liebsten würde er gleich ganz Ägypten reformieren. Und damit hatte er sich - auch wenn ihm das nicht bewußt war - freiwillig für den Tempel des Schweigens gemeldet, der viel näher an den Schaltstellen der Macht war. Er brauchte nur vorher eine Ausbildung, die ihn befähigte, seinen Herrn von seinen Meinungen auch zu überzeugen, statt wie ein pubertierender Jugendlicher rüberzukommen.

Ich wechselte das Thema und befragte ihn zu seinem spirituellen Schüler und er redete, als wäre alles in bester Ordnung. Seine Körpersprache war entspannt, sein Mienenspiel ausdrucksvoll und seine Worte wirkten selbstsicher und als wäre gar nichts passiert. Er schien sich gar nicht anstrengen zu müssen, damit man ihm die Schmerzen nicht anmerkt.

Doch, der Junge hatte etwas.

Kersti

Fortsetzung:
F568. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
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