erste Version: 9/2015
letzte Bearbeitung: 4/2018

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Erzengel Michaels Geheimdienst

F603.

"Er hat Ideen auf die nur ein Spion kommen kann!" ist der schlechtest mögliche Eindruck, den ich auf sie machen könnte

Vorgeschichte: F821. Kersti: D

Georg erzählt:
Ich fuhr also mit der transsibirischen Eisenbahn bis zu einem Ort der an einer der Haltestellen der Bahn lag. Ursprünglich hatte das Dorf etwas abseits der Bahnstrecke gelegen, nach und nach waren aber Hütten und Häuser des alten Ortes aufgegeben worden und stattdessen neue beim Bahnhof gebaut worden, so daß der Ort jetzt hauptsächlich am Bahnhof lag. Er lag in Sibirien und ich sollte ein etwas abseits des kleinen Örtchens, das sich des Titels "Stadt" erfreute, in einer Hütte wohnen.

Meine Aufgabe bestand darin, ein Ehepaar zu beobachten, das in der Nähe wohnte und seine Alltagstätigkeiten zu beobachten.

In meiner Deckidentität war ich ein junger Biologe, der in diese abgelegene Weltengegend gereist war, in der Hoffnung, daß man dort noch unbekannte Arten entdecken könne. In meinem eigentlichen Beruf zu arbeiten, wäre zu gefährlich gewesen, weil ich da zu viel Fachwissen für einen normalen Studenten gehabt hätte.

Es ging in meinem offiziellen Auftrag nur darum, zu dokumentieren, wer bei ihnen ein- und ausging. Es war bekannt, daß es in Rußland mehrere Organisationen mit tiefgehendem Geheimwissen gab, wir wußten jedoch nicht, wie groß sie jeweils waren und was ihr Einflußbereich ist. Sinn dieses Auftrags war es, aus den Besuchern zu schließen, welche Personen zu welchen Organisationen gehören, wie die Beziehungen zwischen den Organisationen sind.

Für den Laien wirkt ein solcher Auftrag unspektakulär. Allerdings war bekannt, daß das Ehepaar eine zentrale Rolle in einer der russischen Organisation spielte und eine Ausbildung hatte, die jede direktere Aktion zu einem absolut tödlichen Unterfangen gemacht hätte, einfach weil sie darin geschult sind, Aktionen von Agenten als Aktionen von Agenten zu erkennen. Und in unserem Orden und in zwei anderen Organisationen, die wir kannten waren in dieser Gegend regelmäßig Agenten verschwunden, die die russische Organisation beobachten sollten.

Ich mußte also sehr vorsichtig sein.

Und als dann eines Abends genau diese Nachbarn kamen und mich zum Kaffeetrinken einluden, war mein erster Gedanke:
"Jetzt haben sie mich erwischt und lassen mich verschwinden."
Das war natürlich ein Gedanke, auf den nur ein Agent gekommen wäre und ich tat mein Bestes, mir das nicht anmerken zu lassen. Als örtliche Vertreter ihrer Organisation luden sie wahrscheinlich jeden Unbekannten zum Kaffee ein, um sich einen Eindruck zu verschaffen - und "Er hat Ideen auf die nur ein Spion kommen kann!" ist der schlechtest mögliche Eindruck, den ich auf sie machen könnte.

Ich nahm also die Einladung an und kam am nächsten Tag bei ihnen zum Kaffeetrinken. Tatsächlich war das angebotene Getränk Tee und der Kuchen war von der Frau selber gebacken und sehr lecker. Wir unterhielten uns sehr gut und das Ehepaar erschien für Leute aus Sibirien überraschend gebildet. Ich entspannte mich und hatte Spaß an dem Gespräch. Als sie, um irgendetwas genauer zu erklären, mit mir in ihre Bibliothek gingen - ein großer Raum mit mehreren tausend Büchern - war es um mich geschehen. Da ich nur eine Handvoll Bücher hatte mitnehmen können, um was zu lesen zu haben und die natürlich schon in der ersten Woche, die ich weitgehend im Bett verbracht hatte, durch hatte, hätte ich sie am liebsten alle sofort durchgelesen. Das war mir offensichtlich deutlich anzusehen denn der Mann bot mir sofort an, ich könne seine Bibliothek jederzeit nutzen, müsse die Bücher aber auch dort lesen. Ich stimmte begeistert zu, mir war aber sofort bewußt, daß das genau das war, von dem man jungen Agenten dringend abrät: zu enger Kontakt mit den beobachteten Personen potenziert die Zahl der Gelegenheiten, bei denen man sich durch ein falsches Wort oder eine falsche Geste verraten kann. Andererseits wäre nur ein Agent bei meiner offensichtlichen Begeisterung für Bücher auf den Gedanken gekommen, das abzulehnen. Also hielt ich es für sinnvoller, das Angebot anzunehmen und tatsächlich auch zu nutzen, so wie es meinen Wünschen entsprach.

Ich setzte mich beim Lesen an das Fenster, das einen Blick auf den Vordereingang bot und hatte damit eine unauffällige Beobachterposition von der aus ich jeden Ankömmling sehen und fotografieren konnte, ohne das es jemand merkte. Außerdem konnte ich viele der Gäste kennenlernen, weil ich oft gemeinsam mit ihnen zum essen eingeladen wurde. Wieder so eine Situation vor der junge Agenten dringend gewarnt werden, weil sie zu viele Gelegenheiten für wirklich dumme Fehler bietet. Ich wußte nur, daß es auch ein Fehler gewesen wäre, abzulehnen, weil ich dann einfach nicht hätte erklären können, warum ich nicht will.

Tatsächlich waren das wirklich interessante Treffen. Die teils jungen, teils älteren Besucher waren durchweg viel zu gebildet für dieses Hinterwäldlerdörfchen in Sibirien. Sie wirkten mit ihren vielfältigen Interessen und ihrer Lesebegeisterung wie die Leute aus unserem Orden. Damit war natürlich klar, was das für Leute waren. Und offensichtlich wollten sie mich gerade für ihre Organisation anwerben.

Einsickerungsaufträge, bei denen es darum geht, in eine fremde Organisation aufgenommen zu werden, werden nie an einen Anfänger gegeben, weil sie als viel zu schwierig für unerfahrene Leute gelten. Außerdem ist aus Sicht des Ordens dann auch die Gefahr zu groß, daß der Agent endgültig überläuft, weil die persönlichen Bindungen an die neue Organisation ab irgendeinem Punkt enger sind, als die an die Herkunftsorganisation.

Wie auch immer. Sie wollten mich offensichtlich anwerben und alles, was ich hätte tun können, um sie von dieser Meinung abzubringen, hätte sehr laut herausgeschrieen: "Hier ist ein Agent, der euch unterwandern will!" Also verbannte ich alle Gedanken an den Orden, der mich hierhergeschickt hatte, irgendwo in ein abschließbares Hinterzimmer meines Geistes und versuchte mich so zu fühlen und zu verhalten, wie ich das tun würde, wenn ich wirklich nur ein Biologe wäre.

Das führte dann allerdings dazu, daß ich automatisch total fasziniert von diesen Leuten war - wie früher bei meinem Orden - und nicht genug von ihnen bekommen konnte. Und das Dumme dabei war, daß jede andere Reaktion auf sie merkwürdig gewirkt haben müßte, weil diese Leute auf jemanden wie mich nur faszinierend wirken konnten. Schließlich war ich - wenn sie so ähnlich vorging wie meine Orden in Ungarn - mich ausgesucht hatten weil ich hochbegabt, vielseitig interessiert und ein inkarnierter Kernanteil meiner Gruppenseele war, der mehr über Politik und die Welt nachdenkt als ein normaler Gleichaltriger. Sie konnten sich sicher sein, daß ich mich selbst unter Biologiestudenten nicht wie unter meinesgleichen gefühlt hatte und deshalb auf die intelligenten Menschen, die sie mir zeigten, reagieren würde wie ein Verdurstender in der Wüste auf Wasser.

Es war zunehmend so, daß ich tagsüber, wenn ich mit diesen Leuten umging, fasziniert und begeistert von allem war und immer mehr Spaß mit allen hatte - und abends sobald ich allein war und darüber nachdachte, ob ich mich klug verhalten hatte, war ich mit jedem Tag besorgter, weil ich immer engeren Kontakt mit ihnen pflegte und deshalb bestimmt irgendetwas rauskommen mußte.

Kersti

Fortsetzung:
F638. Georg: Ich sah Mondlicht etwas in seiner Hand blitzen und nahm an, daß er auch ein Messer hatte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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