erste Version: 12/2015
letzte Bearbeitung: 12/2015

Chronik des Aufstiegs: Mittelalter und frühe Neuzeit: Der an die Kette gelegte Heilige

F664.

Die Frau Wirtin hatte ihre eigenen Vorstellungen wie ihr Hausheiliger sich zu kleiden, zu benehmen und auszusehen hätte, und sie tat ihr Bestes, mich ihren Vorstellungen anzupassen

Vorgeschichte: F663. Kersti: D

Der Heilige erzählt:
In den nächsten Tagen kamen die Gastwirte mich besichtigen. Diese Formulierung habe ich bewußt gewählt, denn sie taten, als wäre ich ein Tier in einem Zoo oder ein Ausstellungsstück in einer Kuriositätenshow. Im Großen und Ganzen fand ich das eher lustig, weil manche ihrer Ideen doch recht absurd waren. Außerdem - selbst wenn sie mich mit einem Ausstellungsstück verwechselten, würde ich mich nie als solches fühlen.

"Igitt ist der schmutzig. Wäscht der sich denn nie? Den müssen wir erst baden, ehe wir ihn reinholen können." meinte einer.
"Ich wasche mich gerne, falls jemand bereit ist, Wasser in meine Reichweite zu bringen. Aber meine Kette reicht nicht bis zum Brunnen." sagte ich laut.
Sie sahen mich an, als hätte eine Ratte angefangen zu sprechen.
"Meinem Wächter haben sie sogar verboten, einen Eimer zu nehmen, um mir Wasser zum Waschen zu bringen." fuhr ich so laut fort, daß es jeder hören konnte. Das hatte mich nämlich geärgert, weil ich als Erwachsener schließlich zu dem Schluß gekommen war, daß ich es mochte, mich täglich zu waschen. Als Kind hatte ich mich allerdings tatsächlich nie gewaschen, da hatte ich ganz andere Sorgen gehabt.

Insgesamt nahm ich das aber als positives Zeichen und war froh, als sie mich eine Woche später zu einem der am Marktplatz gelegenen Gasthäuser führten, wo ich zuerst ein warmes Bad bekam und dann in einem sauberen Bett schlafen durfte. Mir wurde ein kleines ebenerdiges Zimmer zugeteilt, an dessen Tür nach draußen meine Kette befestigt wurde. Sie waren also immer noch der Ansicht, mich unbedingt anketten zu müssen. Und welches von den gemachten Angeboten mir am Besten gefiel, hatte mich ebenfalls keiner gefragt. Ich war nicht einmal bei der Versteigerung anwesend gewesen, wo es darum ging, welches Gasthaus mich aufnimmt.

Hier bekam ich dann auch jeden Tag drei Malzeiten, eine davon warm. Und außerdem war ich heilfroh, die kalten Winternächte nicht draußen auf dem Marktplatz verbringen zu müssen.

Die Frau Wirtin hatte ihre eigenen Vorstellungen wie ihr Hausheiliger sich zu kleiden, zu benehmen und auszusehen hätte, und sie tat ihr Bestes, mich ihren Vorstellungen anzupassen. Dabei schien sie mich irgendwie mit einer Heiligenfigur zu verwechseln, die man mit möglichst viel Glitterkram behängen muß und wenn es nach ihr gegangen wäre hätte sie mich wohl auch noch bunt angemalt, damit ich nicht so verwittert und beschädigt aussehe, wie man nach zehn Jahren Landsknechtsleben und diversen Verletzungen nun mal ist.

Während ich ihr in den meisten entgegen kam - schließich kam es mir sehr entgegen, daß sie meine Kleider in Ordnung hielt und mir jede Woche ein warmes Bad bereitete - gab es doch Grenzen. Ich würde mich nicht mit Schmuck behängen, der eher zu Frauen paßt und ich war nicht bereit zu frieren, nur weil ihr eine warme Wolldecke zu vulgär erschien. Außerdem mußte die Kleidung für meine Begriffe noch in die Kategorie Männerkleidung fallen. Die meisten Streits waren schnell entschieden, denn sie konnte mir weder gegen meinen Willen etwas anziehen, noch mich bunt anmalen, wenn ich mich dagegen wehrte - schließlich war ich als Mann immer noch stärker als sie. Der Streit um die Wolldecke dauerte länger als ein Jahr, weil ich nur eine Sekunde unaufmerksam sein mußte, damit sie mir das Ding klaute und dann nicht bereit war, es an meine Soldaten rauszurücken. Und das Frauenzimmer war nicht zu belehren.

Danach schenkte mir jemand einen warmen Pelzmantel, den sie zu akzeptieren bereit war.

Kersti

Fortsetzung:
F665. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI22. Kersti: Inhalt: Der an die Kette gelegte Heilige

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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