erste Version: 10/2018
letzte Bearbeitung: 10/2018
Vorgeschichte:
F1051. Khar:
"Also betrachte es einfach als Übung darin, dich verständlich zu machen."
Michaela erzählt:
Khar war in den letzten Tagen so erwachsen geworden und ich weiß gar nicht, ob mir das gefällt.
Als ich ihn kennenlernte, war er eines von den Kindern gewesen, die immer eine verrückte Idee hatten, die sie ausprobieren müssen. Die Betreuer im Kindergarten hatten eine ganze Menge zu tun, damit nicht das völlige Chaos ausbrach, wenn er eine seiner Ideen ausprobierte. Gleichzeitig waren sie aber begeistert von dem Jungen, weil sie der Ansicht waren, daß das für eine außergewöhnliche Intelligenz sprach. Die Reitlehrer waren auch der Ansicht, daß er beim reiten viel zu tollkühn wäre, weil er da auch so viele verrückte Sachen machte, gleichzeitig waren sie der Ansicht, daß er außergewöhnlich gut auf sein Pferd abgestimmt war. Als ich einige seiner Eskapaden hörte, stellte ich mir die Frage, die seine Lehrer immer wieder zu Wutanfällen veranlaßte: Warum war es dabei eigentlich noch nicht zu einem ernsten Unfall gekommen?
Seit Darion wieder aufgetaucht war, hatte er für so etwas keine Zeit mehr gehabt. Khar wirkte nicht, als würde er das vermissen, sondern er war wie umgeschaltet und redete nur noch über seine Arbeit und was man tun müßte, damit alles besser funktioniert. Als dann auch noch Tharon verletzt wurde, wurde er schweigsamer, wenn er aber etwas sagte, dann ging es darum, einen Lösungsvorschlag an den Mann zu bringen, der fast immer auch mit geringen Veränderungen umgesetzt wurde. Ich fragte mich, wo mein fröhliches Kind mit den verrückten Ideen hingekommen war.
Ich brauchte länger, um die Veränderungen richtig einzuordnen, als ich hätte brauchen sollen, denn ich hatte von einem Tag auf den anderen plötzlich viel mehr Arbeit zu tun. Die Schwarzen Ritter, die neben ihren Aufgaben normalerweise viel Freizeit hatten und sich daher gerne zu mir gesetzt hatten, sich irgendeine kleine Aufgabe hatten geben lassen und sich dann mit mir während der Arbeit über etwas unterhielten, hatten nämlich keinen Zeit mehr. Daher mußte ich meine Arbeit ohne diese vielen bereitwilligen Helfer erledigen. Selbst die Jungen, die am Beginn ihrer Ausbildung standen, begleiteten immer wieder einen der Ritter auf eine Wachschicht bei Darion oder an Tharons Krankenbett und waren danach sehr lange ziemlich müde. Ich hatte plötzlich einfach keine Freizeit mehr. Das nötigste war zu schaffen, aber nur wenn man wirklich den ganzen Tag arbeitete und alles, was man nicht unbedingt tun mußte, wegließ. Beim essen stellte ich fest, daß es allen so ging. Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen hatten plötzlich viel mehr zu tun, weil die Eltern nicht mehr so viel Zeit für ihre Kinder hatten wie bisher. Darüberhinaus kamen keine erwachsenen Schwarzen Ritter vorbei und entlasteten sie, indem sie irgendein Kind beiseite nahmen, um ihm etwas zu erklären oder etwas mit ihnen auszuprobieren. Die Köchinnen hatten niemanden, der sich für eine Unterhaltung zu ihnen setzte und nebenher beim Gemüse schnippeln half. Wir wurden jeden Tag satt und es schmeckte auch gut, aber dem essen war anzusehen, daß man sich auf Malzeiten konzentrierte, die möglichst wenig Arbeit machen sollten.
Irgendwann erwähnte Khar nebenher, daß er den ganzen Tag nur schlief und sich auch noch müde fühlte, wenn er beim Abendessen mit Rios redete.
Ich war der Ansicht, daß sie Khar überforderten und beschwerte mich deshalb auch bei Rios.
"Das Problem ist, daß wir alle in einem Maße überfordert sind, das zu Unfällen führen wird, wenn noch eine geringe Kleinigkeit dazukommt. Khar ist einer derjenigen, ohne den wir gar nicht mehr zurechtkommen würden."
Er schilderte den Tagesablauf bei Darion - nach Khars Schicht war normalerweise alles ruhig und einfach, danach wurden Darions Dämonen mit jeder Stunde schwieriger und unberechenbarer, so daß er selbst die letzte Schicht vor Khar übernimmt, weil er derjenige ist, der der erfahrenste Mann am Standort ist.
"Tatsächlich ist diese Schicht oft wirklich beängstigend. Die Dämonen benehmen sich wie gereizte Raubtiere und ich bin heilfroh, daß ein Gitter zwischen mir und ihnen ist. Trotzdem finden sie gelegentlich etwas, was sie nach mir werfen können. Dann kommt Khar hereinspaziert, um mich abzulösen und sie sind plötzlich ruhig. Khar scheint in diesen zwei Stunden alle Probleme, die im Verlaufe des Tages mit Dämonen aufgetreten sind, zu klären, denn die erste Schicht nach Khar läuft so problemlos, daß man Ehon mit einem der anderen Jungen allein in das Zimmer schicken kann."
"Aber er kommt nur noch zum arbeiten und schlafen!" beschwerte ich mich.
"Geht es dir denn anders?" fragte Rios zurück.
"Nein, aber ich bin erwachsen." antwortete ich.
"Ist dir schon aufgefallen, daß auch deine jüngeren Kinder viel mehr Schlaf brauchen als sonst?"
Ich hatte nicht darauf geachtet, denn die Magd, die mir und einigen benachbarten Familien den Haushalt machte, zog die Kinder an. Aber wenn ich mir recht überlegte, kamen auch sie seltener als sonst in mein Büro, um zu spielen, sie wären erwachsen und müßten im Büro arbeiten oder um Hausaufgaben zu machen. Mir war auch aufgefallen, daß die Kinder sehr viel systematischer zum Tischdecken und für andere Hilfstätigkeiten eingespannt wurden. Wenn ich zum Essen kam, sah ich plötzlich meine Kinder Essen und Geschirr auf den Tisch stellen oder es stand schon bereit, wenn ich mich müde von der Arbeit hinsetzte. Sonst war ich immer etwas früher gekommen, um mich darum zu kümmern. Ich hatte auch immer wieder mal selber etwas Besonderes gekocht oder gebacken, um den Kindern eine kleine Freude zu machen und sie waren auf den letzten Drücker vom Spielen gekommen.
"Ich versuche den Eindruck zu vermitteln, daß wir alles im Griff haben, indem ich darauf achte, daß ein regelmäßiger Tagesablauf eingehalten wird."
Mich hatte verblüfft, daß trotz der allgemeinen Überforderung, die Gebetszeiten strikt eingehalten wurden, sogar noch strenger als sonst. Andererseits hatte ich sonst nie erlebt, daß jemand bei den Kontemplationen einschlief. Jetzt kam das häufiger vor.
"Wir werden nämlich zu allem Überfluß auch noch ständig magisch angegriffen."
Die Gebetszeiten hatten sich auch völlig verändert. Normalerweise waren sie eher wie gesellige Ereignisse, mit einer heiteren entspannten Stimmung verbunden und alle Anwesenden, auch die schwarzen Ritter verteilten sich zwanglos im Raum, lediglich der Wachhabende saß auf der Wachkanzel und durfte nicht gestört werden. Er wirkte aber feinstofflich lediglich als währe er völlig passiv, nur auf Wahrnehmung ausgerichtet.
Jetzt vermittelte mir der Ritter, der gerade magische Wache hatte und deshalb auf der Wachkanzel saß, feinstofflich den Eindruck eines großen Fabeltiers, das seine mächtigen Schwingen schützend über den Saal breitete. Es war nicht immer dasselbe Fabeltier, aber es vermittelte immer den Eindruck eines mächtigen Beschützers. Kurz bevor das Läuten aufhörte, das zum Gebet rief, betraten zwölf weitere Ritter in zeremonieller schwarzer Kleidung den Saal und nahmen ihre Positionen an ganz bestimmten Stellen des Saals ein. Dabei schien sich Ruhe und Frieden wie eine Decke über uns alle zu legen. Wenn ich sie nicht alle persönlich gekannt und gewußt hätte, was für friedliche Menschen sie sind, hätte ich mich gefürchtet, denn die Wächter waren beeindruckend große Dämonenfürsten. Wenn sie mir böse gewollt hätten, wären sie mir überlegen. Da ich ihnen aber allen vertraute, fühlte ich mich so beschützt, wie ich mich schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Tatsächlich war ich, also ich das letzte mal einen so umfassenden magischen Schutz erlebt hatte, noch eine wesentlich jüngere Seele gewesen und die Beschützer waren damals Engel gewesen, keine Dämonen.
Ich fasse meine Erinnerungen dazu mal kurz zusammen:
Vor etwa 7000 Jahren hatten wir geglaubt, wir hätten die Dämonen endgültig besiegt
Vor etwa 7000 Jahren hatten wir geglaubt, wir hätten die Dämonen endgültig besiegt und in die Höllen verbannt, aber vor etwa 5000 Jahren wurde nach und nach klar, daß die Höllen nicht mehr dicht waren. Ständig tauchten Dämonen auf der Erde auf. Wir glaubten, das wären Spione, die uns infiltrieren sollten, denn sie tarnten sich als Engel und es schien Engel zu geben die Verrat begangen hatten, indem sie ihnen das ermöglichten.Nach und nach bröckelte unsere Macht. Immer mehr der Engelkrieger kamen in Kämpfen, um oder liefen zum Bösen über, so schien es mir jedenfalls und wir fühlten uns zunehmend mehr wie wehrlose Verfolgte. Die Dämonen und die gefallenen Engel wurden immer mehr und immer mächtiger.
Und dann kam der Tag als ein andere Michaelanteil mir unterstellte, ich wäre zum Bösen übergelaufen und mich in die Hölle warf. Ich weiß bis heute nicht wie er auf die Idee gekommen ist, denn reden kann man mit ihm nicht.
Das war aber nicht alles, denn in der Hölle fand mich ein Dämon und statt mir etwas zuleide zu tun, sammelte er mich auf, heilte mich und übergab mich an einen Anteil von Jesus. Ich war mehr als verwirrt, besonders als ich dann auch noch einem Michael von einer Gruppenseelenfraktion, die aus unbekannten Gründen immer mehr Glück zu haben schienen als wir, begegneten und dann - zusammen mit einem Teufel - erst einmal eine längere Unterhaltung führten, bei der es darum ging, was ich jetzt machen wollte. Ehe ich zu einem Ergebnis gekommen war, tauchte Luzifer auf und meldete, daß Thartaros eine Hölle entdeckt hätte, in der diverse Engel seien, die Heilung und Hilfe bräuchten.
Ich ging dann erst mal zu dieser Hölle und half bei den Heilungen. Dabei erfuhr ich viele Geschichten von anderen Engeln, denen es ähnlich gegangen war wie mir. Sie waren aus Gründen, die sie selber sich nicht erklären konnten, in die Höllen geworfen worden. Es gab natürlich Fälle, in denen man sich vorstellen konnte, wie jemand zu dem Verdacht hätte kommen können, sie seien zum Bösen übergelaufen, aber auch einen beträchtlichen Anteil an Leuten, die wie ich keine Ahnung hatten, wie derjenige, der sie in die Höllen geworfen hatte, zu diesem Entschluß gekommen war.
Jedenfalls wurde uns danach Jesus Plan erklärt. In diesem ging es darum, daß wir uns mit Dämonen verbünden wollten, um alle - Dämonen wie Engel - zu heilen und ein Friedensreich zu schaffen.
Und es gab tatsächlich Dämonen, die sehr motiviert daran arbeiteten, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Daß Dämonen das offensichtlich wollten, brachte mein ganzes Weltbild aus den Fugen, in dem Dämonen immer die Bösen gewesen waren. Mir wurde klar, daß ich ihnen nie eine Chance gegeben haben und da man kein Wesen im feinstofflichen endgültig vernichten kann, wir aber nur zufrieden gewesen wären, wenn sie aufgehört hätten zu existieren, konnten sie und nicht zufriedenstellen.
Die Dämonen, die sich als Engel verkleidet hatten, hatten das getan, weil sie in Frieden leben wollten und das ging nur, wenn sie als Engel erschienen. Sie waren zu der Zeit viel zu machtlos gewesen, um an Krieg auch nur zu denken.
Fortsetzung:
F1052. Khar:
Ich tat wie er gesagt hatte und erstarrte. Tharons Beine waren weg
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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