erste Version: 3/2019
letzte Bearbeitung: 3/2019

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1237.

Jetzt aber war völlig klar, daß es nur einen Zeitpunkt gab, wo ich mich um Verletzte kümmern konnte und das waren eben die Gebetszeiten

Vorgeschichte: F1197. Rita: Als ich diesen Jugendlichen Khar abholen sollte, weil Tharon ihn unbedingt die Versammlung des durch den magischen Anschlag zerschlagenen Ordenskapitels leiten lassen wollte, hatte ich doch arge Zweifel an der Weisheit der Entscheidung

Khar erzählt:
Neben der Versammlung, in der wir regelten, wie wir alles organisieren, gab es noch etwas, was ich unbedingt erledigen mußte. Ich mußte bei all denen, die so schwer verletzt waren, daß sonst schwere Dauerschäden zurückbleiben würden oder daß sie sterben könnten vorbeischauen, um zu sehen was ich tun kann. Manche Dinge heile ich dabei natürlich selbst, aber noch wichtiger war, daß ich durch meine guten Anbindungen Helfer rufen kann, die außer mir kein anderer rufen kann.

Im Vergleich zu fast allen meinen Mitschülern habe ich viel früher angefangen, die Stundengebete vollständig mitzumachen. Nur meine beiden Geschwister hatten damit ungefähr in demselben Alter begonnen wie ich. Ehon war etwas später dran aber immer noch früher als normal. Im Gegensatz zu fast allen meinen Mitschülern hatte ich nie eine Gebetszeit geschwänzt, als ich so alt geworden war, daß sie das zur Verpflichtung erklärt hatten. Das lag daran daß ich es genoß, wenn alles so still war und ich mir in Ruhe die inneren Welten ansehen konnte und es mir dabei nie langweilig wurde.

Da die Arbeitszeit mit der Versammlung vollgequetscht war, gab es nur eine Zeit, wo ich mich um Verletzte kümmern konnte und das waren eben die Gebetszeiten. Gut war, daß ich sie für die Versammlung etwas verschoben hatte, so daß niemanden auffiel, daß ich das machte, denn genau die, die am dringensten Gebetszeiten brauchen, um nicht wie kopflose Hühner rumzurennen, neigen am stärksten dazu, Gebetszeiten zu schwänzen und denen würde ich nicht das Argument an die Hand geben, daß der Chef das auch macht.

Ich ging also, während sich die anderen mit Kontemplation beschäftigten zuerst zu Gerta. Der Heiler, der gerade Wache hatte, äußerte sich überrascht, daß ich die Zeit gefunden hatte vorbeizuschauen, ließ mich aber auf meine Bitte hin ein paar Minuten mit ihr allein. Gerta war bewußtlos, weil der Angriff ihren feinstofflichen Körper völlig verbrannt hatte, aber sagte mir im Feinstofflichen, daß sie weiterleben wollte und daß sie bereit war einige Schmerzen durchzustehen, um am Leben zu bleiben. Im Feinstofflichen habe ich verstanden, warum das so wichtig war. Es hatte irgendetwas damit zu tun, daß es sonst in der Welt immer furchtbarer werden würde. Ich hatte das Gefühl stundenlang zu arbeiten. Als ich das Krankenzimmer verlassen hatte, schaute ich in dem Glauben auf die Uhr, daß ich bestimmt zu spät zur Versammlung kommen würde, aber es war erst eine Viertelstunde vergangen, was sehr gut war, denn ich mußte auch noch die anderen besuchen.

Ich ging zu Michaela, aber da sah ich gleich, daß ich fast nichts tun konnte, feinstofflich sah sie völlig schwarz aus und irdisch brannte sie vor Fieber. Ganz ähnlich war das mit meinem kleinen Bruder. Tharon war zwar schwer verletzt, aber ich glaubte, ihn heilen zu können.

Nachdem ich bei allen, wo ich gebraucht wurde, reingeschaut hatt und bei jedem das Gefühl hatte, ewig lange gearbeitet zu haben, beeilte ich mich, um wieder zum Versammlungssaal zu kommen, weil ich dachte, daß ich bestimmt viel zu spät bin - aber ich täuschte mich. Ich war pünktlich da, was eigentlich gar nicht sein konnte. Eigentlich mußte doch schon das hin- und hergehen länger gedauert haben als die Gebetszeit!

Dann mußten wir natürlich besprechen, wie wir alle Probleme lösen, so daß ich mich so konzentrieren mußte, daß ich nicht über das seltsame Zeitphänomen nachdenken konnte und während der nächsten Gebetszeit hatte ich genauso viel Arbeit. Als ich schließlich ins Bett ging, war es mitten in der Nacht.

Am nächsten Morgen als ich wieder wach wurde, fühlte ich mich, als hätte ich die ganze Nacht gearbeitet, was wahrscheinlich im Feinstofflichen auch der Fall war.

Kersti

Fortsetzung:
F1198. Riko: Als die Flüchtlinge am Abend bei uns eintrafen und ich ihre Unterbringung organisierte, war ich schockiert zu sehen, daß das alles nur Kinder waren