erste Version: 6/2019
letzte Bearbeitung: 6/2019

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1314.

Nach den Gesprächen vom Vortag wünschte ich mir augenblicklich, zuhause in meinen eigenen Ordensgebäuden zu sein, wo ein Satz von mir ausgereicht hätte, damit das alles so eingerichtet wird, wie Mirko das will

Vorgeschichte: F757. Khar: Diese Ritter waren Menschen, denen alles unter den Fingern zerbröckelte, das ihr Leben ausmachte und die nichts dagegen tun konnten
F1347. Mirko: Bei Geron sah niemand Dämonen - außer mir - und auch ich sah sie nur, wenn ich allein im Krankenzimmer war

Khar erzählt:
Die nächste Station meines Weges war Mirko, denn erstens war er mein Freund und zweitens war er Gerons Mentor.

Ich suchte ihn also in seinem Zimmer auf und fragte ihn nach Geron. Ehe ich die Frage zuende gestellt hatte, brach er in eine verbitterte Schimpftirade aus, die sich gewaschen hatte. Ich sah ihn erstaunt an, denn so hatte ich ihn wirklich noch nie erlebt, obwohl er ja echt kein einfaches Leben gehabt hatte. Er war eigentlich immer der entspannte und freundliche Typ. Immerhin wurde aus dem Inhalt der Tirade klar, was die Probleme waren.

Ein Problem war, daß sie Geron im ersten Stock untergebracht hatte, obwohl Josef ein freies Zimmer in seiner eigenen Wohnung im Erdgeschoß angeboten hatte, wo er nicht jedesmal, wenn er den Jungen hätte besuchen wollen, jemanden um Hilfe bitten muß. Es ging weiter damit, daß sich nicht genug Leute um ihn gekümmert hatten und daß Mirko mich schon vor Monaten gerufen hätte, wenn sie ihm das nicht strikt verboten hätten. Genauer gesagt, war er irgendwann so weit gewesen, daß er auf sein Pferd gestiegen war, um die Botschaft persönlich an den Mann zu bringen. Sie waren ernthaft der Ansicht gewesen, daß man Mirko nicht alleine reiten lassen könne, weil er ja auf den Rollstuhl angewiesen ist, obwohl er durchaus auch ohne Hilfe aufs Pferd kommt. Ich staune darüber, denn ich habe mal probiert ob ich auch ohne meine Beine zu benutzen auf Pferd komme und obwohl mein Hengst bestimmt so kooperativ war wie Mirkos Stute, ist mir das nicht gelungen. Nichts desto trotz kann Mirko ohne fremde Hilfe reiten, auf und absteigen und es gibt deshalb keinen Anlaß ihn daran zu hindern, wenn er allein auf Reisen gehen will. Sie haben ihn aber nicht allein reiten lassen und auch niemanden anders geschickt um seine Botschaft zu überbringen und auch verhindert, daß er Briefe per Post verschicken konnte.

Außerdem hatte sich auch Josef um Geron kümmern wollen und für ihn war der Weg zu weit und zu anstrengend. Er brauchte ihn dazu in seinen eigenen Räumen.

Nach den Gesprächen vom Vortag wünschte ich mir augenblicklich, zuhause in meinen eigenen Ordensgebäuden zu sein, wo ein Satz von mir ausgereicht hätte, damit das alles so eingerichtet wird, wie Mirko das will. Das sagte ich auch und dann überlegten wir, was wir tun konnten - ich meine außer, daß ich Mirko nach dem Gespräch hochbringe und später Josef. Ich bin ja immer noch jung und gesund, auch wenn ich schon seit Jahren bei den uralten Männern mitrede, die die verschiedenen Ordensstandpunkte leiten, also kann ich das durchaus hinbekommen.

Wie die Leute aber so uneinsichtig hatten sein können, Geron an einem Platz unterzubringen, wo seine beiden engsten zum Orden gehörigen erwachsenen Bezugspersonen außer Igor nicht aus eigener Kraft hingelangen konnten, war mir unbegreiflich! Und Igor - so erfuhr ich, wurde vom Arzt nicht ins Krankenzimmer gelassen, weil er irgendein psychisches Problem hatte, das durch Gerons jetzige Situation angetriggert wurde und er es deshalb nicht schaffte, ausreichend ruhig zu werden, um am Krankenbett tragbar zu sein. Da er es einfach nicht fertigbrachte, das Problem ernsthaft anzugehen, hatte er sich damit selbst von der Liste der Personen gestrichen, die Geron am Krankenbett besuchen durften. Wenn man bedenkt, wie ich nach meinem ersten Blick ins Krankenzimmer in Tränen ausgebrochen bin, waren die Ansprüche, die der Arzt stellte, auch dann nicht unerfüllbar hoch, wenn tatsächlich massiv unaufgearbeitete Gefühle hochkommen. Sie sollten auch für Igor erfüllbar sein, der ja auch eine magische Ausbildung hatte und eigentlich wußte, wie man so etwas angeht.

Das Ritual, mit dem wir offiziell das machten, was ich, ohne es jemandem zu sagen, zum größten Teil schon bei meinem ersten Besuch im Krankenzimmer erledigt hatte, damit niemand Gelegenheit hat, es mir zu verbieten, fand am Abend statt.

Kersti

Fortsetzung:
F1348. Mirko: Am Tag nach ihrer Ankunft wollte jeder einzelne von den Schwarzen Rittern von mir eine Einschätzung der Lage haben