erste Version: 7/2019
letzte Bearbeitung: 7/2019

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1350.

"Freunde und Gefährten, Hüter des Friedens und des wahren Lichts!" begrüßte uns Khar

Vorgeschichte: F1360. Mirko: Ritter waren für Khar definitiv Wesen aus irgendwelchen Märchen oder Sagen, die magische Schwerter besitzen
F1382. Geron: "Du hast erstaunliche Fähigkeiten in der Kunst, dich behütet zu fühlen, wo andere sich bedroht fühlen würden." antwortete Khar

Ehon erzählt:
Die Ritterschlagszeremonie für Dirk, Mira und Geron wurde in der kleinen Kapelle angesetzt, weil Khar meinte, nur die Magieklasse könne sehen, wie heilig das alles sei. Ich erwartete nichts Besonderes.

Dann kam der entsprechende Abend, Khar, die Kinder und Dieter weihten die Kapelle stundenlang für den großen Abend. Ich mußte mit der Magieklasse ebensolange vorbereitende Meditationen üben. Dann erst durfte ich mit der Klasse den Raum betreten. Ich öffnete also feierlich das Haupttor der Kapelle und erstarrte vor Ehrfurcht.

Die Waffen lagen offen auf dem Altar bereit und erleuchteten die ganze Kapelle taghell. Dahinter standen ein Kelch und es lag duftendes Brot bereit. Rechts und links daneben stand auf der einen Seite ein riesiger Anteil von Erzengel Michael, auf der anderen Seite wachte ein ebenso großer Dämon. Hinter dem Altar stand Khar und hinter ihm Jesus und seine Frau Maria. In der ganzen Kapelle wuselte es vor Leben. Ich konnte leicht durchsichtig erscheinende leuchtetende Märchenwesen sehen. Manche davon waren Tiere, manche sahen eher wie Dämonen aus und andere wie Engel. Es gab auch alle denkbaren Fabelwesen. Mir war klar, daß diese Wesen nur feinstofflich waren, aber ich hatte so etwas noch nie so deutlich gesehen!

"Freunde und Gefährten, Hüter des Friedens und des wahren Lichts!" begrüßte uns Khar, "Wir haben uns versammelt, um uns wieder einmal bewußt zu machen, was die Verantwortung eines wahren Ritters Jesu ist und was das Ziel ist, für das wir all die Verfolgung durch die Mächte der Verzweiflung auf uns nehmen. Lasset und beten."
Wir beteten das Vater Unser - und doch war es ganz anders, denn die Grenzen zwischen den einzelnen Menschen lösten sich auf, und wir spürten, daß wir alle miteinander und mit dem großen Vater eins sind und daß das ganze Universum von unendlicher Liebe getragen ist. Brot und Wein wurden in der Runde herumgegeben und jeder nahm sich seinen Teil. Es handeltete sich nicht um Oblaten, sondern um einfaches dunkles Bauernbrot, genug daß jeder von uns davon satt werden konnte. Wir aßen ohne zu reden, denn Worte schienen nicht nötig. Während der Wein herumgegeben wurde, sah ich wie die Herzen der Menschen zunehmend zu leuchten begannen. Es war junger Wein, der noch keinen Alkohol entwickelt hatte, aber genug, daß jeder trinken konnte, so viel er wollte.

"Wir haben gehungert nach dem Laib Gottes und gedurstet nach dem Wasser des Lebens. Die Erde hat mehr Kriege, mehr Haß und mehr Leid gesehen, als irgendeiner von uns je erleben wollte. Und wir sind hier, um der Verzweiflung ein Ende zu bereiten, im Rahmen des großen Gerichts, alles wieder an die rechte Stelle zu stellen und und die Stücke der zersplitterten Einheit wieder zu dem großen Ganzen zusammenzufügen, das war, ist und immer sein wird. Wir alle sind Kinder Gottes, Männer wie Frauen, Engel wie Dämonen, Tiere wie Pflanzen, Sonne Mond und Sterne, aber auch die Steine, der Staub und die Erde. Das Schwert wurde verwendet, um die Einheit zu zerstören und Kriege zu führen, wir aber wollen es nehmen um Fesseln zu zerschneiden und Wunden zu heilen. Wir sind hier, um die verlorenen Kinder Gottes zu suchen, zu finden und ihnen die Heilung zu gewähren, die sie brauchen."

"Darum laden wir jedes Wesen, das nach Heilung dürstet, ein, uns Gesellschaft zu leisten."
Ich begann zu weinen und verstand nicht, wo die ganzen Tränen herkommen, fühlte tiefstes Leid und tiefsten Schmerz und doch war ich glücklich, wie ich noch nie gewesen war. Im Saal wurde es nebelig und düster. Ich hatte plötzlich das Gefühl von Monstern und zerfetzten Engeln umgeben zu sein. Lichterfüllte Wesen, von denen manche wie Engel oder Dämonen aussahen, andere jede andere denkbare Gestalt hatten, gingen von einem zum anderen, wuschen die Wunden der verletzten Wesen und heilten sie, so weit wir konnten. Ich hatte das Gefühl dabei zu helfen.

"Es gibt Wesen, die so tief in Haß und Verzweiflung versunken sind, daß sie keine Liebe mehr sehen können, daß sie alles angreifen und zerstören. Wir wollen Ritter sein, um ihnen Einhalt zu gebieten, und der Liebe wieder den Raum zu schaffen, der ihr zusteht. Geron tritt vor."
Geron wirkte wie ein übermenschlich großer Schatten, als er vor den Altar trat, dabei war er doch eigentlich noch ein kleines Kind. Khar fragte ihn, ob er in der Lage sei, jeden der ihm bisher als Feind gegenübergetreten wäre zu lieben.
Gerons Antwort ließ alles in mir zu Eis erstarren, denn er erzählte, bei wem ihm das lieben am schwersten gefallen sei und wo es ihm schwer gefallen war, das Göttliche im Feind zu sehen. Ich muß ehrlich sagen, mir fiel das schon bei der Polizei schwer, obwohl sie im Grunde anständige Menschen sind, die nur nicht tief genug sehen, um eine Hilfe und keine Last zu sein, wenn man sowieso schon genug um die Ohren hat, um einfach nicht wieder ins Gleichgewicht zu kommen, trotz fünf regelmäßiger einstündiger Gebetszeiten. Daß Khar so viel erfolgreicher Polizisten zur Vernunft bringen kann, lag daran, daß er eben wesentlich besser darin war, Menschen zu lieben, als ich. Geron erzählte nicht von so harmlosen irdischen Dingen, wie Mord, Totschlag und Folter, sondern er versuchte zu erklären, wie sich das anfühlt, was man ewige Verdammnis nennt. Natürlich gibt es keine ewige Verdammnis, sonst könnte Geron nicht davon erzählen und - nebenbei bemerkt - ich auch nicht. Aber wie es sich anfühlt, keine Liebe mehr fühlen zu können, da würde ich mich am liebsten nie wieder dran erinnern und schon gar nicht will ich darüber nachdenken, daß es Wesen geben könnte, die anderen so etwas absichtlich antun, denn ich fürchte, dann würde ich einen Wutanfall bekommen, von dem ich so schnell nicht wieder runterkomme und danach hätte ich dann Dinge getan, die ich mir so leicht nicht verzeihen könnte. Geron war offensichtlich weiter vorgedrungen, denn er hatte die Täter wahrgenommen und sie nicht zu Täterpurree verarbeitet. Er sagte aber, daß es ihm nicht gelungen sei das Göttliche in ihnen wahrzunehmen, weil er zu sehr mit seiner eigenen Angst beschäftigt gewesen sei.
Khar fragte ihn, ob er sich zutraute, solche Wesen anständig und ehrenhaft zu behandeln, wenn sie ihm als Feinde gegenübertreten würden oder sich in seiner Gewalt befänden.
"Auch wenn ich zu verletzt bin um es wahrzunehmen, weiß ich daß auch sie Kinder Gottes sind und daß die Probleme der Welt nur lösbar sind, wenn sie Heilung erfahren, daher bin ich überzeugt, daß ich anständig und ehrenhaft bleiben werde und daß ich sie auch heilen würde, so gut ich kann. Und wer weiß - vielleicht lerne ich ja dadurch sie zu lieben?" antwortete er mit einem humorvollen Lächeln.

Eigentlich hätte sich Mirko an dieser Stelle an dem Ritual beteiligen sollen. Ich wunderte mich, warum er nicht kam. Khar schien das nicht zu beunruhigen, er gab Geron einen Wink zur Seite zu gehen und machte dann mit Mira weiter, als wäre nichts Ungewöhnliches geschehen.

Mira blieb mit ihrer Erzählung zu derselben Frage ganz in diesem Leben, das allerdings war kein Wunder, denn sie war in diesem Leben schon gefoltert und vergewaltigt worden und es hatte in diesem Leben jemand - glücklicherweise erfolglos - versucht ihr diese ewige Verdammnis zu bescheren. Khar hatte so etwas gesagt, aber um ehrlich zu sein hatte ich zugesehen, daß ich möglichst schnell das Weite gesucht habe, um nicht noch mehr darüber zu hören zu bekommen. Ich begann zu frieren, wenn ich von so etwas hörte. Khar sah mich an, wirkte beunruhigt und kürzte die Fragerei jetzt deutlich ab, befaßte sich nur sehr kurz mit Dirk und Dieter.

Danach erklärte er das Ritual für abgeschlossen und meinte wir könnten ans Buffet gehen. Als ich mit den Kindern draußen war, wurde mir bewußt, daß die Zeremonie nur halb so lange gedauert hatte wie geplant und ich fragte mich, was los war. Khar hatte mir gesagt, ich solle mich um die Kinder kümmern, was ich auch tat. Ich rätselte aber, warum Geron nicht herauskam, schließlich war er einer der drei Ehrengäste.

Kersti

Fortsetzung:
F1361. Mirko: Zunächst waren da noch Angst, Haß und Schmerz, doch auch das wurde immer schwächer immer ferner, verschwand, bis da nur noch völlige Leere und Dunkelheit war
F1383. Geron: Es war schon kurz vorm Hellwerden, als der Staub endlich etwas weniger wurde, so daß man nicht gleich zwei Leute brauchte um ihn zu heilen