erste Version: 9/2019
letzte Bearbeitung: 9/2019

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Das Leben des perfekten Kriegers

F1440.

Heute war der Tag, an dem ich in die Schule kommen sollte, und mir war mulmig, denn wenn man in die Schule kommt, wird man kastriert

Vorgeschichte: F144. Kersti: D

Geson XZB12-56-78 erzählt:
Heute war der Tag, an dem ich in die Schule kommen sollte, und mir war mulmig, denn wenn man in die Schule kommt, wird man kastriert.

Meine Mutter hatte mich an die Hand genommen und war mit in die Schule gekommen, weil sie mich dabei nicht alleine lassen wollte und sie hatte mir versprochen, daß sie mich jeden Tag besuchen würde, so lange ich noch im Bett bleiben sollte. Aber ich wußte auch, daß die Besuche kurz sein würden, denn eine Mutter hat viel Arbeit und kann deshalb den Kindergarten nur kurz verlassen.

Es war eine große Ärztin da mit vielen kleinen Ärztinnen und Ärzten, die noch ins Gymnasium gingen. Die große Ärztin hieß Gesa und sie erklärte, daß jeder von uns einen eigenen jungen Arzt bekommt, der ihn kastriert. Weil die jungen Ärzte das noch nicht wirklich gut können, kann es sein, daß das mehr weh tut, als unvermeidbar, aber wir müssen trotzdem still halten.
"Aber ihr seid ja schon groß und ihr könnt das aushalten, weil ihr Krieger seid." schloß sie ihre Erklärungen.
Das hatte ich natürlich alles schon gewußt und daß Krieger oft viel aushalten müssen, weiß ich auch.

Ich hatte eine Ärztin mit blonden Haaren, die irgendwie unsicher wirkte. Sie sagte mir, daß ich mit zu einem Tisch kommen und mich da drauf legen sollte. Dann steckte sie einen dünnen Schlauch in meinen Penis und band ihn ab. Das tat zwar ein bißchen, weh aber nicht so schlimm, daß man das nicht aushalten kann. Dann nahm sie eine Klemme und machte sie an meine Hoden und das tat richtig weh. Ich mußte mir große Mühe geben, damit ich nicht anfange zu weinen. Dann sagte sie mir, daß wir ein bißchen warten muß, weil Gesa alles noch einmal kontrollieren muß.

Ich beobachtete die große Ärztin Gesa, wie sie von einem zum anderen ging und die Mädchen lobte, weil sie alles richtig gemacht hatten. Dann schnitten die kleinen Ärztinen und Ärzte Hoden und Penis ab. Als sie zu mir kam lobte sie meine kleine Ärztin nicht, sondern schimpfte sehr mit ihr. Sie hätte die Klemme nämlich nicht an die Hoden machen sollen sondern an die dünne Stelle zwischen Hoden und Körper und dann hätte das auch nicht so furchtbar weh getan. Ich konnte sehen, daß meine kleine Ärztin sich furchtbar schämte, weil sie mir mehr wehgetan hatte als unvermeidbar und als sie die Klemme abmachen und wieder richtig dranmachen sollte, hatte ich Angst, daß sie wieder alles falsch macht. Aber diesmal paßte Gesa sehr gut auf und es tat nicht ganz so weh wie beim ersten Versuch. Gesa paßte auch auf, daß die junge Ärztin ganz genau richtig geschnitten hat. Ich war nicht böse auf meine kleine Ärztin, denn ich wußte, sie hat das nicht absichtlich gemacht. Aber ich habe einige Jahre später nachgeschaut, wie sie die Schule abgeschlossen hat und sie hat keine guten Noten bekommen. Ich habe auch gesehen, daß sie eine Arbeit bekommen hat die bei den Ärzten sehr unbeliebt ist, sie sollte nämlich den ganze Tag kastrieren - und ich glaube nicht daß das gut ist. Ich finde Ärzte, die schlechte Noten haben, sollten überhaupt nicht als Ärzte arbeiten sondern etwas anderes machen, wo es nicht so schlimm ist, wenn man Fehler macht.

Ich war dann also in der Schule und wir lernten, wie man bei Kämpfen überlebt. Wir lernten natürlich auch lesen und schreiben und alles, aber wenn man nicht weiß, wie man Kämpfe überlebt, hat man von dem allen nichts, weil man kein langes Leben hat. Wir übten mit Farbkanistern die explodieren, wenn man nicht aufpaßt, wie man Minen erkennt und wie man erreicht, daß die Feinde mit ihren Gewehren und was sie sonst noch so alles für Waffen haben, einen nicht treffen. Die ersten Male war ich nach der Übung von oben bis untem mit bunter Farbe bespritzt und der Lehrer sagte zu uns allen, daß das so aber nicht geht, weil wir, wenn wir das in einem echten Kampf so gemacht hätten, tot wären. So lange wie er unser Lehrer war, wurde das aber nicht viel besser und als er wieder in den Krieg mußte, weil er wieder gesund war, meinte er daß wir noch viel üben müssen, weil er nämlich will, daß wir ein langes Leben haben.

Natürlich will jeder ein langes Leben, aber normalerweise werden wir nicht alt, denn die freigeborenen Menschen schicken uns im Krieg immer da hin, wo sie denken, daß das keiner überleben kann und wir müssen dann sehen, wie wir das machen. Es interessiert sie auch nicht, ob wir am Leben bleiben, so lange wir nur die Feinde besiegen. Unser Lehrer hatte uns erzählt, daß die ersten von uns, die einen Kampf überlebt hatten, einfach nicht wieder abgeholt worden waren, obwohl man ihnen das versprochen hatte. Sie waren dann zu den freigeborenen Menschen gegangen und hatten sie gebeten sie zurück auf ihr Schiff zu bringen. Das haben die auch gemacht, aber es stellte sich heraus, daß das Schiff kein Essen für die Rückkehr geladen hatte und daß sie das erst besorgen mußten, bevor sie zurückfliegen konnten.

In der Grundschule braucht man einigermaßen gute Zeugnisse, damit man nicht, wenn man zehn ist, zum Organspender gemacht wird. Wie gut die Abschlußprüfung ist, die man hat, ist dagegen ziemlich egal, weil man eben doch in den Krieg geschickt wird. Trotzdem muß man natürlich alles können, was einem helfen könnte zu überleben. Das müssen die, die die Noten geben, aber nicht unbedingt wissen, daß man das kann.

Kersti

Fortsetzung:
F1441. Geson XZB12-56-78: Daher machte ihn unser Zugführer darauf aufmerksam, daß wir ein Recht darauf hätten, Ausrüstung zu bekommen, die unbeschädigt ist

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben