erste Version: 9/2019
letzte Bearbeitung: 10/2019

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Das Leben des perfekten Kriegers

F1460.

"Wir warten darauf, daß der Kapitän aufhört, jeden zu beschimpfen, dann darf er auch wieder aus seinem Zimmer kommen." antwortete Treron

Vorgeschichte: F1732. Treron XZB12-5-13: Ich wäre lieber selber zu den Drachen gegangen, als Geson zu schicken

Dira von Leuenhorst erzählt:
Geson XZB12-56-78 ging zu den Drachen und nicht einmal eine Stunde, nachdem er von dort auf sein Schiff zurückgekehrt war, wurden wir durch den ersten Offizier Treron XZB12-5-13 zu einer Besprechung auf das große Zuchtmenschenschiff eingeladen. Vom Kapitän war nichts zu sehen und ich fragte mich, was sie mit ihm gemacht hatten. Der erste Offizier erklärte, daß sie einen vorläufigen Friedensvertrag mit den Drachen hätten und hoffen würden, daß der König den auch unterschreibt. Kernstück des Vertrages wäre, daß niemand die Drachen aufsuchen müsse, aber jeder der wolle es dürfe.
Ich fragte, wer denn schon freiwillig zu den Drachen hingehen würde.
"Beispielsweise Geson XZB12-56-78. Den kennen sie doch." antwortete Treron XZB12-5-13.
"So weit ich das mitbekommen habe, hat er den Befehl bekommen, mit den Drachen zu verhandeln." gab ich zurück.
"Geson ist einer meiner engsten Mitarbeiter. Selbstverständlich war er an den Recherchen und der Planung der Angelegenheit beteiligt, lange bevor wir wußten, ob sich jemals eine Gelegenheit dazu ergeben würde, diesen Plan umzusetzen." antwortete Treron.
Als ich fragte, warum man mit den Drachen Frieden schließen wollen könne, rechnete er mir vor, daß wir dabei waren den Krieg mit den Drachen zu verlieren. Er erklärte, daß die einzige Möglichkeit, einen Frieden zu haben, wie wir ihn haben wollen, darin besteht, die Drachen, die wir besiegen, am Leben zu lassen und eine Umgangsweise zu finden, die für Menschen in Ordnung ist. So lange wir jeden Drachen umbringen, den wir in die Finger bekommen, ist ein Frieden, in dem Menschen Macht über Drachen ausüben können, für Drachen undenkbar, weil sie eben leben wollen. Wenn wir den Umgang, den Drachen mit Menschen üben unzumutbar finden, müssen wir mit diesen gefangenen Drachen arbeiten um Alternativen zu finden, die sowohl für Drachen als auch für Menschen akzeptabel sind. Die Drachen würden das nämlich nicht von sich aus machen, daher müßten wir uns um die Probleme kümmern, ehe wir nicht mehr genug Spielraum haben, um unsere Wünsche durchzusetzen. Außerdem hätten die Drachen durchaus gute Gründe, um mit jedem Menschenplaneten Frieden zu schließen, der gefangenen Drachen nichts zuleide tut, weil sie dadurch erreichen könnten, daß die Menschenreiche aufhören, jeden Drachen auf jedem Menschenplaneten, den sie besiegen, zu ermorden.

Ich hatte mir die Zahlen nicht angeschaut, was ich hätte tun sollen, aber er hatte recht mit seiner Berechnung. Daß ich immer bei der Streitmacht gewesen war, die sämtliche Siege eingefahren hatte, hatte mich über den gesamten Stand des Krieges hinweggetäuscht. Das hätte mir nicht passieren sollen. Wirklich nicht.

Ich fragte nach dem Kapitän.
"Wir warten darauf, daß er aufhört, jeden, der zu ihm kommt, um ihm etwas zu essen zu bringen, zu beschimpfen, dann darf er auch wieder aus seinem Zimmer kommen." antwortete Treron.
Also war ihm nichts passiert - und die Zuchtmenschen beschäftigten sich mit Erziehungsmaßnahmen. Ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, denn wenn ich mir vorstelle, mein erster Offizier wäre ein Zuchtmensch gewesen, der einfach den Befehl übernommen hätte... Aber andererseits ... mein erster Offizier WAR ein Zuchtmensch und er hatte einen Teil meiner Aufgaben mit übernommen, als hätte er bereits über den Schlachtplan bescheid gewußt. Ich hatte ihn einfach machen lassen und mich auf das focussiert, das ich schaffen konnte, weil ich wußte, daß ich mich auf ihn verlassen kann, da, was immer er tut, funktioniert. In Simulationen hatte er immer wieder die Befehle gegeben und ich hatte sie nur bestätigt, auch wenn er durch einen fragenden Ton irgendwie noch die Form wahrte. Im sonstigen Alltag vermittelte er mir immer den Eindruck, als wolle er am liebsten für mich den roten Teppich ausrollen und mich bei Tisch bedienen. Tatsächlich brachte er mir aber nur gerne etwas mit, wenn er sich selber Nachlag holte und rote Teppiche hatten wir sowieso nicht. Es war nur sein sehr höfliches Auftreten, das diesen Eindruck vermittelte.

Ich redete dann, sobald Geson den Vertragsentwurf abgeschickt hatte, mit ihm darüber, ob er da wirklich freiwillig hingegangen sei.
"Ja. Ich habe mich mit Treron darüber unterhalten, wen man schicken könnte und bin dann zu dem Schluß gekommen, daß er nur mich gut genug kennt, um jedem gegenüber vertreten zu können, daß er selbst subtile Veränderungen bemerken würde, weil alle anderen Offiziere, die ihm sehr nahe standen, zu andere Schiffen versetzt worden sind." antwortete er.
"Und was, wenn du dann nicht mehr du selbst gewesen wärest?" fragte ich.
"Dann hätte einer der anderen Offiziere meine Stelle in der Schiffsführung übernommen." antwortete er.
Ich war irritiert, weil er das so selbstverständlich sagte, als würde ihn der Gedanke, daß man ihn abschieben könnte, gar nicht stören. Als ich danach fragte, erklärte er mir ausführlich warum er diese Entscheidung für richtig hielt und daß er sie deshalb selbstverständlich akzeptieren würde.
Ich fand das gruselig, wenn auch nicht ganz so gruselig, wie das, was mir die Ärztin erzählt hatte, die damals Treron und seine Untergebenen behandelt hatte. Treron hatte entschieden, daß einer seiner Männer sterben mußte, damit vier andere überleben konnten. Ich kann diese Entscheidung nicht wirklich falsch finden, denn sonst wären alle fünf gestorben. Treron war dann zu dem Mann, den er so zu Tode verurteilt hatte, gegangen und hatte ihm die Entscheidung erklärt. Wirklich gruselig war, daß der Mann, der vorher richtig unruhig und ängstlich gewirkt hatte, sich sichtlich entspannt hatte, als Geson mit ihm redete und diese Entscheidung lächelnd akzeptierte. Geson hatte ihm die Hand gehalten, bis er tot war und er hatte offensichtlich gar nicht verstanden, was uns daran so erschüttert hat. Mein erster Offizier hatte meine Frage danach auch nicht verstanden.

Wahrscheinlich braucht man die Fähigkeit ein Todesurteil mit einem Lächeln zu akzeptieren, um mit einem Leben als Kriegsklave klarzukommen.

Andererseits waren sie auch nicht einfach gehorsam, wie man daran sehen konnte, daß sie mehrfach gezeigt hatten, daß sie in gut ausgesuchten Situationen den Befehl verweigern. Mein erster Offizier hat nie einen Befehl verweigert, den ich ihm gegeben habe, andererseits habe ich ihn auch nie in die Sorte Situation gebracht, wo sie zu so etwas neigen. Ich hätte an Stelle dieses anderen Kapitäns wahrscheinlich einfach still neben meinem ersten Offizier gesessen und ihn unwidersprochen an meiner Stelle Befehle geben lassen, denn das ist nun mal am klügsten, wenn man selber ratlos ist. Andererseits waren sie ja auch zu diplomatisch, um mich in so eine Situation zu bringen, wenn sie es vermeiden können. Im Grunde hatte ich - ohne daß mir das richtig bewußt gewesen war, mit meinem ersten Offizier Verfahrensweisen ausgearbeitet, mit denen ich ihm unauffällig den Befehl übergab, wenn ich von der Situation überfordert war, so daß meine Autorität nicht gefährdet wurde und seine größere Kompetenz trotzdem voll genutzt wurde. Schließlich hatte ich als Teil meiner Ausbildung zur späteren regierenden Königin, die ich einmal sein werde, wenn meine Mutter stirbt, gelernt wie man delegiert, ohne dabei die eigene Autorität zu untergraben und das hatte ich an dieser Stelle angewendet.

Kersti

Fortsetzung:
F1733. Treron XZB12-5-13: Ich wollte mir selbst einen Überblick verschaffen, daher mußte ich so schnell wie möglich nachweisen, daß die Kommunikation mit den Drachen ungefährlich ist, ohne wichtige Abläufe zu gefährden
F1477. Jender LZB99-950-41: Wir sollten zur Zuchtstation und da so viele Schiffe und Leute flott machen, wie irgend möglich

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben