erste Version: 10/2019
letzte Bearbeitung: 10/2019

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Gruselige Experimente

F1470.

Schmutzige Tricks

Vorgeschichte: F2051. Jender LZB99-950-41: Kareth fragte mich, ob ich sein Kapitän sein wolle, was ich gerne tat

Jender LZB99-950-41 erzählt:
Ich stehe schweigend im Zentrum der Brücke und betrachte aufmerksam die Bildschirme die den kugelrunden Raum an allen Seiten umgeben. Selbst die Eingangstür trägt einen Flachbildschirm und ist jetzt deshalb kaum zu erkennen.

Kareth, mein Schiff kämpfte gegen zehn Gegner gleichzeitig - es waren zwar keine Gehirnschiffe wie Kareth, doch sie waren durchweg größer und schwerer bewaffnet als wir.

Mit schnellen, ultrakurzen Sprüngen durch den Hyperraum, verschwand Kareth immer wieder aus der Mitte seiner übermächtigen Gegner nur um auf der anderen Seite wieder aufzutauchen und sofort auf eine empfindliche Stelle eines gegnerischen Schiffes zu schießen. Bald hatte er vier der fünf Schiffe manövrierunfähig geschossen - ohne dabei sonst viel zu zerstören - plötzlich tauchten fünf weitere Gegner aus dem Hyperraum auf und schossen auf uns. Nur einer traf uns wirklich, doch er traf den Hypergenerator, so daß wir die Gegner nicht mehr wie gewohnt ausmanövrieren konnten.

Danach verwandelten die Nächsten Schüsse Kareth innerhalb kürzester Zeit in ein Wrack. Sämtliche Bildschirem wurden dunkel, dann fiel die künstliche Schwerkraft aus und ich verlor den Kontakt zum Boden.

Ich trug einen Raumanzug, weil mein Schiff darauf bestanden hatte, daß ich ihn anziehe.

Ich stand im Zentralen Raum des Schiffes, in dessen Wänden das Gehirn und der Hauptcomputer integriert waren. Rundum an den Wänden und der Decke des Raumes waren die Bilder der Sterne zu sehen und auf einer Seite stark abgeblendet und weit entfernt die Sonne.

Die feindlichen Schiffe sahen winzig aus, doch dadurch durfte man sich nicht täuschen lassen: sie waren viel größer und stärker bewaffnet als wir. Nur unsere weitaus besseren Navigationssysteme ermöglichten es uns, wirkungsvoll gegen sie zu kämpfen.

Für Bruchteile von Sekunden verschwanden die Feindschiffe samt Sonne und Sternenhimmel vom Bildschirm, dann tauchten sie viel näher und größer wieder auf und Kareth, mein Schiff beharkte sie augenblicklich mit seinen Waffen, nur um sofort wieder im Hyperraum zu verschwinden und auf der gegenüberliegenden Seite der Feinde erneut aufzutauchen und sie zu beschießen.

Plötzlich ging ein Ruck durch das Schiff, ein Treffer. Dann ein weiterer Ruck und Kareths ruhige Stimme:
"Geh zum Rettungsboot Jender. Das Schiff bricht auseinander!"
"Nein!" protestierte ich "Ich will dich nicht alleinlassen!"
"Geh zum Rettungboot. Deine Leute brauchen Dich!" befahl er mir erneut.
"Das ist ein schmutziger Trick." schimpfte ich.
"Jender sie fliegen ohne Dich nicht los, willst du sie gefährden, nur um völlig sinnlos mit mir sterben zu können?"

Ich hob den Blick zu seiner Stimme - und begann zu weinen.
"Geh, ich will daß du weiterlebst." befahl er mir.

Zögernd setzte ich mich in Bewegung.

Im Grunde war das Rettungsboot zu klein für alle. Jedoch hatte ich in jedem freien Winkel des Schiffes Raumanzüge untergebracht, so daß jeder meiner Leute entweder Platz im Rettungsaboot finden konnte, oder einen eigenen Raumanzug besaß - auch ich. Auf dem letzten Punkt hatte mein Kareth eisern bestanden.

Im Beiboothangar warteten sie wahrhaftig auf mich und erst als ich mich sicher an der Außenhaut verankert hatte, setzten sie sich langsam in Bewegung. Langsam, damit all die Männer, die sich an die Außenhaut gehängt hatten, weil innen kein Platz mehr für sie war, nicht vom Schiff abgerissen wurden. Und damit niemand von den Feinden auf uns aufmerksam wurde.

Während wir uns langsam entfernten, sah ich wie das Schiff, dessen Gehirn mein Freund Kareth war, langsam in zwei große Teile zerbrach, die in noch kleinere Stücke auseinanderbrachen. Ich sah die erschreckend großen Löcher, die die feindlichen Waffen in die Außenhülle gerissen hatten und fragte mich, wieviele meiner Männer wohl gestorben waren. Nacheinander rief ich sie über Helmfunk beim Namen - jeder antwortete - nur Deris fehlte. Er hatte versucht einige Schäden zu beheben und war deshalb in die entgegengesetzte Ecke des Schiffes gelaufen - und als das Schiff aueinanderzubrechen begann, war er in der anderen Hälfte gewesen und konnte nicht zurück zum Rettungsboot.
"Konnte man denn nichts tun, um ihn zu retten?" fragte ich.
"Kareth meinte nein. Er hat gesehen wie Deris versuchte zur richtigen Seite rüberzuspringen, war aber nicht schnell genug, um es zu schaffen und ist in den freien Weltraum hinausgetrieben."

Ich schluckte. Wir konnten wirklich nichts tun, denn wir wußten nicht nur nicht, wo er war - wir waren auch zu langsam, mit all den Schiffbrüchigen die an der Außenhülle des kleinen langsamen Rettungsboote hingen, um ihn einsammeln zu können.

Also befahl ich ihnen zur Raumstation im Orbit des Planeten Kirath zu fliegen, der der einzig bewohnbare Planet in der Umgebung war.

Der Flug war eine Nervenprobe. Wir hatten die Raumanzüge über Funk angewiesen, Beruhigungsmittel in die Luft zu mischen und gleichzeitig weniger Sauerstoff freizugeben als üblich. Mit dem Ergebnis, daß wir uns die ganze Zeit benebelt fühlten und halb schliefen. Niemand durfte sich bewegen. Das war notwendig, damit die Sauerstofftanks der Anzüge überhaupt für die zwei Tage reichten, die wir brauchten um zu unserem Ziel zu gelangen. Dabei hatte man ständig das Gefühl zu erstikken weil man viel zu langsam atmet.

Kersti

Fortsetzung:
F1471. Jender LZB99-950-41: Gerettet

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben