erste Version: 10/2019
letzte Bearbeitung: 10/2019

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Gruselige Experimente

F1471.

Gerettet

Vorgeschichte: F1470. Jender LZB99-950-41: Schmutzige Tricks

Jender LZB99-950-41 erzählt:
Ich habe keinerlei Erinnerung an unsere Ankunft - ich muß wohl bewußtlos gewesen sein.

Eines Tages wachte ich auf und wunderte mich, warum ich nicht in meiner eigenen Kabine war. Außerdem begriff ich nicht, woher meine Kopfschmerzen kamen. Dann erst erinnerte ich mich an den Kampf und mir wurde klar, daß es uns wohl irgendwie doch gelungen sein mußte, zur Raumstation zu gelangen.

Ich kletterte aus meinem Etagenbett und stellte fest daß ich immer noch sehr wackelig auf den Beinen war. Dann erst fiel mir auf, daß eine Kanüle in meinem Arm steckte. Wahrscheinlich hatten sie mich darüber mit Wasser versorgt. Es war ein Standart-Mannschaftsschlafraum, ein Mittelgang mit auf beiden Seiten je drei Betten übereinander und einer Naßzelle an dem der Außentür gegenüberliegenden Ende. Dort gab es auch einen Nahrungssyntheziser, wo man sich etwas zu essen ziehen konnte. Ich ging erst einmal ins Bad, trank genug, um meinen Durst zu löschen. Danach zog mir dann eine Ration, setzte mich wieder auf mein Bett und begann zu essen.

Die anderen fünf Betten waren mit Männern aus meinem Schiff belegt. Während ich aß, begann einer von ihnen sich zu rühren.
"Hallo Ken." sprach ich ihn an.

Er sah mich kurz an, traute seinen Augen nicht, schaute kurz weg und sah mich dann noch einmal an.
"Kaptain, was machst du denn hier?" fragte er erstaunt.
"Ich bin gerade aufgewacht - und offensichtlich sind wir heil auf der Station angekommen." antwortete ich.
"Aber warum hast du keine eigene Kabine?"
"Die werde ich wohl nie wieder haben. Du weißt doch welche Schulden ich jetzt habe." antwortete ich ihm.

Der Pilot teilt alles mit seinem Schiff - das große Einkommen - aber auch die Schulden. Und Schulden hatte jedes Schiff zu Beginn seiner Laufbahn, weil die Baukosten des Schiffes von seinem Konto abgezogen wurden. Und da Kareth jetzt tot war, hatte ich die Schulden geerbt. Zusammen mit Kareth hätte ich sie innerhalb von zehn Jahren abbezahlen können. Jetzt waren meine Chancen, sie je abzubezahlen, auf null gesunken. Denn welches Schiff würde es wagen, zusätzlich zu seinen eigenen Schulden noch die eines anderen Schiffes auf sich zu laden, indem es mich zum Kapitän nahm? Und keine andere Stelle war gut genug bezahlt um solche Summen abzubezahlen.

Ich drückte auf die Ruftaste neben der Tür und wartete, ob eine Antwort kam.
"Ja?" antwortete augenblicklich eine Maschinenstimme.
"Mit wem spreche ich?"
"Jas von Staion Kirath." meldete sich das Stationsgehirn mit Name und Stationsnahme.
"Grüß dich Jas. Kannst Du mir sagen, wie wir hierhergekomen sind? Ich war unterwegs die meiste Zeit nicht bei Bewußtsein."
"Natürlich Jender. Kareth hat oft von dir gesprochen, wenn er bei Kirath war und er wäre sicherlich ärgerlich, wenn ich mich nicht anständig um dich kümmere.
Vor zwei Tagen kam ein Beiboot an, das über und über mit in Raumanzügen steckenden Männern behängt war. Ich wußte, daß der Kampf damals schon 49 Stunden her war, und glaubte deshalb, daß bestimmt kein einziger von den außen dranhängenden überlebt hat. Dennoch habe ich dafür gesorgt, daß die Männer so schnell wie möglich in die Hände von Ärzten gelangten. Und bis jetzt scheint es, als hätten alle überlebt."
"Wirklich alle?" fragte ich.
"Alle die noch am Boot waren. Nach den Schiffslisten fehlt einer - Deris. In ein paar Tagen sind sie alle wieder auf den Beinen."

Ich atmete auf. Noch niemand hatte alle Leute eines Schiffes auf diese Weise gerettet, deshalb war ich nicht sicher gewesen, daß es funktioniert. Schon gar nicht so tadellos!
"Ist inzwischen klar, was mit den Leuten geschieht?" fragte ich.
"Kendra ist vor ein paar Tagen in ein neugebautes, größeres Schiff eingebaut worden, er wird die gesamte Mannschaft übernehmen." informierte das Stationsgehirn mich.

Ich nickte. "Mich auch?"
"Ja. Aber nicht als Pilot."
"Das war mir klar." antwortete ich.
"Es ist nicht fair. Du kannst nichts dafür, daß Kareth abgeschossen wurde. Du hättest nichts tun können, um es zu verhindern! Sie sollten dir wenigstens die Strafe ersparen." sagte er.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Ich werde irgendwie damit zurechtkommen."

Natürlich war es wirklich nicht fair, daß ich nicht nur die Schulden aufgebrummt bekam, sondern auch noch einmal die Woche zur Strafe dafür gefoltert werden würde, daß ich es nicht schaffen konnte, den vorgeschriebenen Anteil abzubezahlen. Aber es war sinnlos, sich darüber aufzuregen.

Kersti

Fortsetzung:
F1472. Jender LZB99-950-41: Dann schnitt er mir beide Zeigefinger am mittleren Gelenk ab, zum Zeichen, daß ich für den Rest meines Lebens entehrt war.

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben