erste Version: 10/2019
letzte Bearbeitung: 10/2019

Der Löwenmensch

F1483.

Der Schlüssel

Vorgeschichte: F1482. Kersti: D

Der Löwenmensch erzählt:
Den nächsten Schritt des Planes, um mir die Freiheit zu erringen, ging ich ein ganzes Jahr später an, als die Erwachsenen sich längst daran gewöhnt hatten, daß ich mit ihrem Sohn tobte, wann immer sie nicht hinschauten und nicht einmal mehr den Versuch unternahmen mich zu bestrafen.

Inzwischen war ich zwei Jahre alt - was etwa einem vierjährigem Menschenkind entspricht - aber etwa so groß wie ein Zehnjähriger.

Löwenmenschen wie ich sind bei der Geburt kleiner als Menschenbabys, weil meist vier von uns gleichzeitig zur Welt kommen, wachsen schneller heran als diese und sind mit zehn Jahren voll ausgewachsen, anderthalb mal so groß wie ein Mensch, doppelt so breit gebaut und mit scharfen Krallen und furchterregenden Eckzähnen bewaffnet.

Natürlich fand ich mich gar nicht furchterregend, aber mir war klar, daß alle Menschen da völlig anderer Ansicht waren. Ich hatte auch begriffen, daß man mich ohne zu zögern erschießen würde, sollte ich Gorry jemals verletzen. Also bemühte ich mich darum, alle davon zu überzeugen, daß ich niemals einem Menschen ein Härchen krümmen würde. Leider war das gar nicht so einfach, denn sie fanden mich jetzt gar nicht mehr so niedlich.

Außerdem hatte ich wirklich nicht vor, den Rest meines Lebens an der Kette zu liegen.
"Du weißt doch, wo deine Eltern den Schlüssel haben, oder?" fragte ich meinen Freund, als seine Eltern mal wieder weit weg waren.
"Ja. Aber sie haben mir verboten ihn zu nehmen."
"Du kannst ihn doch heimlich nehmen, oder?"
"Na ja das ist gar nicht so einfach ... und wenn sie es merken..."
Es dauerte Wochen, bis ich ihn schließlich überredet hatte und er mir den Schlüssel klaute. Ich versteckte ihn in einer Ritze der Wand und ließ ihn da erst einmal einige Wochen liegen, bis die Eltern meinen mußten, daß das unerklärliche Verschwinden des Schlüssels nichts mit mir zu tun hatte.

Kersti

Fortsetzung:
F1484. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben