erste Version: 4/2021
letzte Bearbeitung: 4/2021

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Gruselige Experimente

F1499.

Jedes mal, wenn ich wieder einen deutlich jüngeren Techniker kennenlerne, als den jüngsten, den ich bis dahin kenne, bin ich geradezu schockiert, wie intelligent Menschen sein können

Vorgeschichte: F2043. Xeros LZB201-75-150: Mir wurde klar, daß ich keine Ahnung von Geschichte hatte, sondern das was ich auf der Zuchtstation erlebt hatte, mit der ganzen Welt verwechselt hatte

Jender LZB99-950-41 erzählt:
Jedes mal, wenn ich wieder einen deutlich jüngeren Techniker kennenlerne, als den jüngsten, den ich bis dahin kenne, bin ich geradezu schockiert, wie intelligent Menschen sein können. Wir werden auf Intelligenz gezüchtet und deshalb sind die jüngeren von uns intelligenter als die älteren. Trotzdem erziehen natürlich die Erwachsenen die Kinder und man muß sich wie ein selbstbewußter Erwachsener verhalten, damit etwas bei herauskommt.

Als ich selber noch jung war, verstand ich die irritierten und verunsicherten Reaktionen derjenigen Freigeborenen, die ich besser kennenlernte, weil sie freundlicher waren als die meisten, nicht, denn ich zählte immer noch zu den intelligentesten Menschen, die es damals gab. Mein Freund Teros LZB99-973-12, der zu den ersten Zuchtmenschen zählte, die sie zum Gehirnschiff gemacht hatten, war zwar erkennbar intelligenter als ich, aber der Unterschied war so, daß ich keine Schwierigkeiten hatte, seinen Gedankengängen zu folgen. Es leben noch ein paar von den Gehirnschiffen meiner Generation, aber wer zu meiner Zeit zum Techniker gemacht wurde, ist inzwischen tot. Daß ich überlebt habe, habe ich der Tatsache zu verdanken, daß Teros mich gezwungen hat, eine Operation über mich ergehen zu lassen, bei der meine ersten Implantate durch die neu entwickelten ungiftigen ersetzt wurden. Ich habe mich damals mit ihm darüber gestritten, weil ich nicht noch einmal eine so furchtbare Quälerei erleben wollte, aber inzwischen bin ich froh, daß er das getan hat, denn die Qual die ich damals gut eine Woche lang erlebt hatte, hätte ich sonst einige Jahre später ein Jahr lang zu ertragen gehabt, bis ich schließlich an der Vergiftung gestorben wäre. Da Teros mich als sein Kapitän ausgewählt hat, hatte zudem bedeutet, daß ich von da ab als Offizier zählte und die lebensverlängernde Behandlung erhalten habe, mit der man tausende an Jahren alt werden kann. Nun ja und dann war er im Krieg zerschossen worden und kehrte nicht mehr zurück.

Teros hatte also wenig Glück in seinem Leben gehabt, ich dafür mehr, indem sie auf der Zuchtstation die Aufzeichnungen frisierten, damit mir nicht die Kosten für Teros Schiff angehängt wurden, wie das die Gesetze eigentlich erfordert hätten. Da ich in der Zeit auf der Station selbst arbeitete, und die als Gehirnschiffe vorgesehenen jungen Leute von ihrer militärischen Ausbildung an der Universität zurückkehrten, hatte ich Gelegenheit Kareth kennenzulernen, der mich nach der Operation als sein Kapitän auswählte. Diesmal war ich auf dem Schiff, als es im Krieg zerschossen wurde und man konnte die Papiere nicht so frisieren, daß der Eindruck entstand, ich wäre zu dem Zeitpunkt nicht Kapitän gewesen. Weil Kareth entgegen den damals üblichen Gepflogenheiten dafür gesorgt hatte, daß jeder Sklave auf seinem Schiff einen Raumanzug oder ein Rettungsboot zur Verfügung hat, habe ich das mit allen überlebt, die bei der Schlacht selbst nicht umgekommen sind und jetzt bin ich wieder einfacher Techniker.

Xeros war schockierend intelligent, denn er war die neueste Generation Zuchtmensch und inzwischen verstehe ich sehr gut, warum die Freigeborenen ein Problem mit unserer Intelligenz haben. Ich erklärte ihm jedenfalls oft, daß er die Dinge vereinfachen muß, damit ich ihn verstehen kann und es fiel ihm sehr schwer, die richtigen Vereinfachungen zu finden, weil er noch so jung war und das erst lernen mußte. Trotzdem lief er wie eines dieser Hündchen hinterher, das die Erdenmenschen haben und die sich immer so freuen, wenn jemand wiederkommt, den sie kennen und mögen gelernt haben. Ich verstehe jedenfalls, warum manche Erdenmenschen ihre Hunde so sehr mögen. Xeros stellte mir auch dauernd Fragen, die ich ihm beantworten sollte und nach einer kurzen Antwort schickte ich ihn dann auf eine neue Datenbankrecherche zur Vertiefung seines Wissens. Ich konnte ihm nämlich unmöglich so viel erklären wie er wissen wollte, denn er war nicht nur viel intelligenter als ich, sondern er hatte auch einen viel umfassenderen Datenanschluß, mit dem er innerhalb weniger Tage so viel Wissen herunterladen konnte, wie ich in einem ganzen Jahr nicht und er mußte seine Intelligenz nutzen, um nicht unglücklich zu werden.

Kersti

Fortsetzung:
F2045. Xeros LZB201-75-150: Mir fiel irgendwann auf, daß die Hautmusterabfolge die Struktur einer Art Sprache hatte, mit Grammatik und allem drum und dran

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben