F1502.

Im Grunde war ja sowieso alles zwecklos. Ich würde geschlachtet und gegessen werden, egal ob ich brav oder rebellisch war

Vorgeschichte: F1503. Danien Wolf: "Ich habe zugeschaut, wie du es gegessen hast und es war ganz seltsam, zu wissen daß du ein Stück von mir ißt und mich magst." sagte Kelo

Danien Wolf erzählt:
Kelo, der Braten, der mit seiner Rolle als Nahrungsmittel völlig zufrieden zu sein schien, hatte sich abends mit seinem Rollstuhl vor eine Maschine gesetzt, die eine Ähnliche Funktion hatte wie der Trichter mit dem man Mastgänse stopft. Er hatte sich so festgeschnallt, daß er Schlauch in seinem Mund reichte und mir erklärt, daß es zu seinen Aufgaben zählen würde, sich so gut wie möglich zu mästen, damit sein Herr möglichst viel von seinem Fleisch hätte. Daher würde er sich abends hinsetzen und sich bemühen, so viel von dem vorbereiteten Nahrungsbrei runterzuschlucken, wie er nur könnte und dann wäre er ja so müde, daß er sowieso beim essen einschlafen würde. Da ich noch nicht im Rollstuhl säße, sollte ich normal essen. Er hatte mir eine viel zu große Schüssel vorgesetzt und gesagt, ich müßte mindestens die aufessen und wenn ich es schaffe auch noch möglichst viel von der daneben. Aber die Schüssel vor mir wäre das mindeste, was ich zu essen hätte.

Tatsächlich war es einfach zu viel und ich hätte am liebsten die Hälfte davon heimlich das Klo heruntergespült. Kelo erklärte mir, daß das ein ganz dummer Gedanke sei. Selbstverständlich wäre es normal, daß es mir zuerst so vorkommen würde, als könne man das gar nicht alles essen, das wäre aber eine Täuschung. Man müßte nur hartnäckig sein. Er fragte mich ob ich so früh wie möglich sterben wollte.
"Nein. Natürlich nicht!" antwortete ich.
"Siehst du, deshalb ist es in deinem Interesse so viel zu essen wie du kannst. Dann braucht Aannann länger um dich aufzuessen und du kannst länger leben." argumentierte er.
"Ja gefällt es dir denn Stück für Stück aufgegessen zu werden?" fragte ich.
"Nein. Aber es ist besser, als gar nicht zu leben, schließlich tut es auch nicht wirklich ernsthaft weh." antwortete er.
"Freut es dich denn wirklich, wenn dir Aannann sagt, daß du gut schmeckst?" fragte ich.
"Ja. natürlich. Ich mag Aannann und mache ihm gerne eine Freude." antwortete er.
Das war wieder einmal so gruselig, daß mir keine weitere Frage einfiel.

Kelo erklärte mir, daß Aannann eine Woche gebraucht hätte, um seinen ersten Unterschenkel aufzuessen, daß er für den zweiten Unterschenkel aber einen Monat gebraucht hätte, deshalb würde es sich tatsächlich lohnen sich gut zu mästen. Es gelang mir tatsächlich die ganze Schüssel zu verdrücken und da mich Kelo hartnäckig dazu aufforderte, aß ich auch noch etwas von der nächsten, obwohl ich mich fühlte als wolle mein Magen platzen.

Am nächsten Morgen stellte ich fest, daß immer noch alles so verrückt war, wie am Vortag.

Kelo bewegte mich dazu, ein ebenso überdimensioniertes Frühstück zu mir zu nehmen, dann erledigten wir zusammen die Hausarbeit. Kelo achtete darauf, daß ich auch bei der Hausarbeit pausenlos eines von den Plätzchen kaute, die an die Notrationen der Armee erinnerten. Dann war Zeit für das Mittagessen, das wieder so viel war, daß ich es schwierig fand, es runterzuschlucken. Kelo verdrückte offensichtlich mühelos die dreifache Menge und erklärte mir, daß sich mästen etwas wäre, was man trainieren müsse und das man dann nach und nach besser beherrschen würde. Ich sollte fleißig üben, dann würde ich länger leben.

Da ich nicht sah, warum mir das schaden könnte, übte ich fleißig.

Im Grunde war ja sowieso alles zwecklos. Ich würde sowieso geschlachtet und gegessen werden, daher machte es keinen echten Unterschied ob ich brav oder rebellisch war.

Kersti

Fortsetzung:
F1505. Danien Wolf: "Und weißt du was das gruseligste ist? Ich fange an, mich genauso zu benehmen!" schloß Diever seine Ausführungen

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben