erste Version: 11/2019
letzte Bearbeitung: 11/2019

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Verhandlungen mit Glühwürmchen

F1522.

Das Schiff war ein Gehirnschiff, in das eine von den Technikern regelrecht eingebaut worden war

Vorgeschichte: F1521. Dira von Leuenhorst: Der Schiffstechniker, der in einer Schublade an der Rückwand des Cockpits regelrecht ins Schiff eingebaut war, sagte, daß er mit meinen Leuten reden müsse und das ginge nicht anders, weil die Leute im Mannschaftsabteil mit Kälteschlafmedikamenten in Tiefschlaf versetzt würden

Dira von Leuenhorst erzählt:
Geson behielt auch recht, was Bevörderungen anging. Diese begründete der König nicht mit meiner Hilfe für die Kriegssklaven, sondern mit unserem Aussbildungsstand, der höher war, als bei seiner Armee. Außerdem hatten sie immer Personalmangel, was wir nicht hatten - uns hatte es immer an Schiffen gemangelt. Daher wolle er mir in einem erheblich größeren Schiff die Flotille der Beiboote und damit zehn mal so viele Leute wie vorher unter meinem Befehl geben. Von meiner Mannschaft wurde jeder bevördert, wo ich nicht eingetragen hatte, daß er einen höheren Rang nicht bewältigen würde und einige meiner Offiziere erhielten ein eigenes Schiff.

"Außerdem habe ich noch eine persönliche Bitte. Prinz Talis, mein ältester Sohn, ist jetzt zehn Jahre alt und hat sein Studium abgeschlossen. Ich würde ihn gerne an einer Stelle unterbingen, wo keine Kriminellen herumlaufen. Daher dachte ich, daß ich ihn als untergeordneten Offizier zu dir in die Abteilung schicken möchte." sagte der König zu mir.
Ich sagte natürlich, daß mir das eine Ehre wäre. Andererseits fragte ich mich, warum er niemanden unter den Offizieren seines eigenen Landes hatte, dem er genug Vertrauen entgegenbrachte, um ihm den Jungen anzuvertrauen. Ich hatte aber keine Ahnung wie ich diese Frage stellen könnte, ohne dabei grob unhöflich zu werden.

Mein neues Schiff war ein Gehirnschiff, in das eine von den Technikern regelrecht eingebaut worden war. Mir war die Vorstellung von einem in ein Schiff eingebauten Gehirn richtig gruselig, außerdem war ich mir nicht so ganz im Klaren, wie man sich denn auf so einem Schiff verhält. Ich fragte also einen meiner Untergebenen von den Glühwürmchen danach, schließlich sollte er die Umgangsformen kennen. Er behauptete da müsse man nichts beachten, schließlich hätten die Techniker keine Gefühle.
"Also hören sie mal, wie können sie so etwas behaupten. Das sind Menschen!" gab ich zurück.
"Die sind doch völlig verkabelt, das sind doch keine richtigen Menschen mehr." gab der junge Offizier zurück.
"Habe ich das richtig verstanden - erst zwingt ihr ihnen diese unglaublich grausamen Operationen auf und dann sprecht ihr ihnen die Gefühle ab, um ja nur nicht zur Kenntnis nehmen zu müssen was für rücksichtslose Typen ihr seid?" fragte ich kalt.
"Die haben wirklich keine Gefühle. Das sind halbe Maschinen!"
"Das ist unglaublich. So lange ich hier die Befehle gebe, werden Zuchtmenschen genau mit der selben Höflichkeit behandelt wie jeder andere auch, ist das klar?" sagte ich kalt.
"Dira von Leuenhorst hat völlig recht. Wir sind Menschen." ertönte eine Stimme aus den Lautsprechern des Schiffsaufzuges.
"Danke." antwortete ich und fragte das Schiff, was es für angemessene Höflichkeit halten würde.
"Wir Zuchtmenschen verabschieden uns, wenn wir die Station verlassen und sagen guten Tag, wenn wir das Schiff betreten und in umgekehrter Richtung umgekehrt. Außer natürlich man rennt gerade ständig hin und her, um was zu erledigen."
Mit Erschrecken wurde mir klar, daß ich diese Höflichkeitsform im Palast, wo es auch ein Gehirn gegeben hatte, nicht beachtet hatte, wenn ich dort als Diplomatin zu Gast gewesen war.
"Also gut, dann werde ich das auch so machen, Alina LZB103-200-17. Guten Tag und vielen Dank für die Auskunft."
"Guten Tag Dira und willkommen an Bord. Wir haben uns alle sehr gefreut, daß du kommen wirst und die Piloten und ihre Techniker warten bereits im Konferenzsaal."

Wie der König gesagt hatte, waren in der Hälfte der Mannschaftstransporter sowohl die Piloten als auch die Schiffstechniker Zuchtmenschen, beim Rest nur die Schiffstechniker. Mehr von der Sorte standen nicht zur Verfügung, daher hatten wir von meinen eigenen untergeordneten Offizieren dorthin versetzt. Ich begrüßte sie und erklärte ihnen, daß der König von uns erwarten würde, daß das Schlachtfeld gründlich abgesucht wird, damit kein Verletzter unbehandelt liegen bleibt.

Talis hing immer mit einem anderen Neuling zusammen, der im Gegensatz zu dem Jungen aber erwachsen war. Außerdem hatte er einen XZB12 dabei, von dem mir gesagt worden war, daß ich ihn immer zusammen mit dem Prinzen einsetzen sollte. Damit war der XZB12 der Vorgesetzte des Prinzen, denn er hatte einen wesentlich höheren militärischen Rang, auch wenn er einige Jahre bei der Leibwache des Königshauses gedient hatte.

Ich achtete sehr darauf, daß der Prinz genauso behandelt wurde wie alle anderen, was ihm zu gefallen schien, obwohl das bei den Glühwürmchen so gar nicht üblich war. Nun ja, ganz genauso ging ja nicht, denn er war noch ein Kind und brauchte deshalb mehr Pausen. Außerdem konnte ich ihm natürlich keine Aufgabe zuteilen, für die man die Körperkraft eines Erwachsenen brauchte.

Vom Schiffsbetrieb war ich ziemlich schnell so angenervt, daß ich mich meist bei meinen eigenen Leuten in den Beiboothangars aufhielt. Dort waren auch die Schlafsääle für die Fußtruppen, die wir zu Boden fliegen sollten. Sie waren, wie sie mir erzählten, ihren Eltern abgekauft worden. Offensichtlich war es bei den Glühwürmchen üblich, daß arme Eltern ihre älteren Kinder als schlecht ausgebildete Fußsoldaten verkauften, um eine bessere Ausbildung für deren jüngere Geschwister bezahlen zu können. Bei dem was als Grundausbildung für Soldaten durchging, war ihnen nicht genug beigebracht worden, daß sie überhaupt wußten, wie man ihre Ausrüstung optimal pflegt und benutzt. Ich besprach das Problem mit meinen Piloten und Schiffstechnikern, die meinten, daß sie als Techniker dazu nicht die idealen Ausbilder wären, dafür bräuchte man eigentlich Kriegssklaven, aber sie würden sehen, was sie tun könnten, um das Problem zu beheben.

Allerdings hatten sie untertrieben. Sie schafften es irgendwie, den jungen Soldaten sowohl das nötige Fachwissen beizubringen, als auch dafür zu sorgen, daß sie körperlich deutlich fitter und kämpferisch kompetenter wurden. Darüber hinaus waren sie in der Lage, ihnen irgendwie Korpsgeist und eine große Portion Humor einzuflößen, so daß die gedrückte Stimmung, die mir zuerst aufgefallen war, wie weggeblasen war.

Außerhalb der Beiboothangars lebten dagegen die Bessergestellten. Sie waren arrogant, von ihrer eigenen Wichtigkeit überzeugt und hielten es für ein Zeichen von Adel ihre Inkompetenz zu pflegen. Es gab von dieser Regel auch Ausnahmen, aber nicht viele. Außerdem besuchten die Ausnahmen uns zusammen mit den anderen Technikern des Schiffes in den Beiboothangars, um dort ihre Pausen zu machen, ohne daß man sie dabei unterbricht.

Kersti

Fortsetzung:
F1452. Dira von Leuenhorst: "Es ist alles dermaßen ruhig und höflich zugegangen, da konnte man überhaupt nicht ernsthaft an Aufstand denken." meinte einer meiner Offiziere

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben