F1530.

Dann erklärte ich, daß das eine Grußformel ähnlich unserem "Hals und Beinbruch!" war, mit der Aannann sich immer gerne von seinen guten Freunden verabschiedet hätte

Vorgeschichte: F1519. Danien Wolf: Wir haben den Reptos gesagt, daß wir giftige Drähte im Körper haben, aber wenn sie technische Arbeit für uns hätten, würden wir sie erledigen

Danien Wolf erzählt:
Die Gespräche mit Dira liefen ziemlich schnell und reibungslos über die Bühne, wenn man mal davon absieht, daß Dira eines Tages zu mir kam, mir den letzten Satz eines Schreibens zeigte und in einem völlig entsetzten Tonfall fragte, ob ich ihr sagen könnte, was Err sa Diama damit meinte. Ich warf einen Blick auf den Satz und begann zu lachen. Dann erklärte ich, daß das eine Grußformel ähnlich unserem "Hals und Beinbruch!" war, mit der Aannann sich immer gerne von seinen guten Freunden verabschiedet hätte. Ich versprach, Diama zu sagen, daß sie in Zukunft bitte darauf achten solle, weniger mißverständliche Formulierungen zu wählen und machte mich dann sofort auf, um persönlich mit ihr zu reden. Letztlich wurde das Schreiben neu aufgesetzt, weil Dira und Diama befürchteten, daß es sonst dem Friedensprozeß schaden könnte.

Danach ging es dann mit meinen Leuten, Diras Leuten und der Delegation der Echsen zuerst zu einer Stippvisite bei Diras Mutter und dann zu den endgültigen Verhandlungen beim Glühwürmchenkönig.

Diras Mutter verließ sich ganz auf das Verhandlungsgeschick ihrer Tochter, daher machten wir dort nicht mehr als ein großes Galadinner. Auf der Fahrt schrieb ich alles auf, was den Echsenmilitärs bei dieser denkwürdigen Diskussion so rausgerutscht war, wo ich ihnen mein Bein hatte servieren müssen. Daß ich das aufgeschrieben hatte, meldete ich Dira am Ende der Fahrt und gab ihr eine Version meiner Aufzeichnungen, damit sie und mein eigenes Volk diese Informationen auch sicher hatten.

Die Glühwürmchen waren weitaus mißtrauischer. Sie verhielten sich so, als wären sie absolut sicher, daß man mich gegen jemand völlig anderen ausgetauscht hätte, der nur zufällig meinem alten Paßbild ähnlich sah und exakt dieselben Gene hatte, wenn man mal davon absah, daß ich wesentlich fetter geworden war, keinen Bart mehr hatte und mir ein Bein und noch andere Teile fehlten. Das mit den Genen hatten sie untersucht, anders konnte ich mir nicht erklären, warum sie unbedingt diese Blut- und Gewebeproben von mir hatten haben wollen. Sie hatten meine Gesundheit vorgeschoben, aber da gab es nun mal kein Problem, das man so hätte lösen können.

Ich gab auch dem Militär, der als erstes mit mir sprechen wollte diese Aufzeichnungen und erfuhr von ihm, daß sie keine vernünftigen Aufzeichnungen der Schlacht hätten und daß ich alles aufschreiben sollte, woran ich mich erinnere. Ich begann mit der Arbeit.

Eines Tages war ich in meiner Mittagspause mit dem Rollstuhl in der Hauptstadt unterwegs und sah dort jemanden, den ich kannte. Es war eines der Glühwürmchen, die damals bei meiner letzten Schlacht dabei gewesen waren. Kennengelernt hatte ich ihn allerdings viel früher, nämlich auf dem Schiff, wo ich auch meinen späteren ersten Offizier kennengelernt hatte. Anfangs war er ein Problem gewesen, wie alle Glühwürmchen, die es für ein Zeichen von Adel hielten, die Arbeit andere tun zu lassen. Das mag noch angehen, wenn es um so Sachen geht, wie sich essen servieren zu lassen, aber ganz bestimmt nicht, wenn man das Wissen erlernen muß, das man braucht, um seine Arbeit als Militär zu machen. Er selbst hatte aber zu denjenigen gehört, die sich auf ihrer ersten Reise mit Dira sichtlich gebessert hatten und daher eine gute Leistungsbewertung bekommen hatten. Er hatte am Ende dieser Fahrt zwar nicht den gesamten Ausbildungsrückstand der Glühwürmchen aufgeholt, aber er hatte fleißig gelernt, war stolz auf seine Leistung und auf so etwas kann man aufbauen. Daher hatte er zu dem einen Drittel der Glühwürmchenoffiziere gehört, die nach Diras erstem Crashkurs für Glühwürmchen schnell aufgestiegen waren. Diejenigen, die entweder nicht ganz so fleißig gewesen oder nicht ganz so klug waren, waren auch noch ganz gut vorangekommen aber etwa 10% der Glühwürmchen waren wirklich zu nichts zu gebrauchen gewesen, weil sie auf ihrer Arbeitsverweigerung und Arroganz beharrten.

Ich sprach meinen alten Kameraden also an, wir setzten uns in ein Cafe. Ich fragte ihm, wie es ihm seit unserer letzten Begegnung ergangen war und erzählte ihm auch eine Kurzfassung meiner Geschichte. Dabei erfuhr ich, daß die Glühwürmchen sehr wohl vollständige Berichte meiner letzten Schlacht erhalten hatten und dachte mir, daß da wohl jemand mir gegenüber sehr mißtrauisch war. Ich dachte auf dem Rückweg zu meinem Schlafzimmer im Palast darüber nach und kam zu dem Schluß, daß es am Klügsten war, den Bericht einfach genauso weiterzuschreiben, wie ich ihn angefangen hatte.

Bei dem nächsten Gespräch mit dem Militär wurde ich auf das Gespräch mit meinem alten Kameraden angesprochen, sagte auch, daß er mir gesagt hatte, daß sie vollständige Berichte hätten und meinte dazu nur, daß ich ihnen selbstverständlich trotzdem gerne meine Sicht der Dinge schildern würde, falls es ihnen etwas bringt, wenn ich eine weitere Version liefere. Er hatte plötzlich kein besonderes Interesse mehr an der eigentlichen Schlacht sondern meinte, ich solle mich auf den Teil beginnend mit meiner Gefangennahme konzentrieren.

Ich tat wie befohlen, gab ihm aber das, was ich schon über den Anfang der Schlacht geschrieben hatte.

Jedenfalls war mir spätestens nach diesem Gespräch klar, daß sie voll auf Verschwörungstheorien waren und da auch so schnell nicht mehr runterkommen würden.

Kersti

Fortsetzung:
F1539. Danien Wolf: Wahrscheinlich war das Palastgehirn Geron vom Silbersee der politisch bestinformierte Mensch der gesamten Glühwürmchenkultur und niemand dachte darüber nach, was er alles wußte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben