erste Version: 12/2019
letzte Bearbeitung: 12/2019

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Der Bruder des Prinzen

F1571.

Auf dem Weg zum Schiff fragte mich der König, ob das stimmen würde, daß wir völlig zufrieden wären, wenn wir die ganze Zeit in der Schublade bleiben würden

Vorgeschichte: F1570. Tanan LZB45-321-37: Wir hörten alle, daß der König gekommen war, um hier zwei Kinder zu adoptieren

Tanan LZB45-321-37 erzählt:
Ich hätte meine Mutter natürlich sowieso besucht, denn sie war immerhin meine Mutter. Ich sollte aber auch möglichst viel Zeit mit meinen jüngeren Geschwistern verbringen, damit sie mich wenigstens einigermaßen kannten, wenn wir zum Hauptplaneten abfliegen, wo die Prinz und Prinzessin sein sollen. So kleine Kinder wissen noch nicht, wie man sich Überwachungsfilme ansieht und deshalb hatten sie mich vor diesem Besuch noch nicht einmal gesehen.

Wir haben ihnen erklärt, daß sie mit dem König und der Königin mitgehen müssen und daß das letztlich gut für sie ist, aber natürlich finden sie das nicht gut, denn ein so kleines Kind will noch nicht von seiner Mutter getrennt werden und mit völlig Fremden mitgehen. Als Erwachsener findet man es gut, endlich aus dieser Schule rauszukommen, aber für so kleine Kinder ist das furchtbar, denn sie brauchen ihre Mutter doch noch ganz dringend.

Die Königin war sich dieses Problems offensichtlich bewußt, denn sie kam täglich vorbei, manchmal einmal, wenn sie Zeit dazu fand aber auch mehrfach pro Tag und sie aß im Kindergarten, um mehr Zeit mit dem Kind zu verbringen, das sie mitnehmen wollte. Ich fand, daß das für die Königin sprach, aber da ich mehr Zeit hatte, verbrachte ich auch mehr Zeit mit den Kindern als sie, spielte mit meinem einjährigen Bruder und nahm meine kleine Schwester, die noch ein Säugling war, auf den Arm. Die anderen Kinder beschwerten sich schon, daß ich die beiden bevorzuge, dabei wollten sie doch auch mit mir spielen.

Als der König die Kinder abholte, um loszufliegen, kam ich mit auf das Schiff, das mir inzwischen vertrauter geworden war, weil ich jede Nacht dort übernachtet hatte. Wenn der König, seine Frau oder irgendeiner der Bediensteten mich dort sah, haben sie mich freundlich begrüßt und ein paar Worte mit mir gewechselt. Sie schienen mich jedenfalls nicht mit einem Gegenstand zu verwechseln, wie so manche Freigeborene das machen.

Auf dem Weg zum Schiff fragte mich der König, ob das stimmen würde, daß wir völlig zufrieden wären, wenn wir die ganze Zeit in der Schublade bleiben würden. Ich antwortete, daß ich mich selbstverständlich an die Anweisung halten würde, sollte er mir das befehlen, aber auch gerne auf der Reise etwas arbeiten würde. Er sagte dazu, daß er sich doch gedacht hätte, daß ich lieber draußen bleiben wolle und er hätte seinem Schiff entsprechende Anweisungen gegeben. Ich dürfe mich während der Reise im Schiff frei bewegen, nur wenn zu den Zeiten, wo sie für sich allein sein wollten nicht das Wohnzimmer betreten und ihr Schlafzimmer sei selbstverständich sowieso tabu, es sei denn, dort müßte die Elektronik repariert werden. Ich lächelte und bedankte mich. Er hatte mich völlig richtig verstanden, selbstverständlich fand ich es besser rauszukönnen, wenn ich wollte. Ich hätte mich nur nie gewagt, das noch direkter zu sagen, weil es einfach zu viele Freigeborene gibt, die jedesmal, wenn man einen Wunsch äußert, das zum Anlaß nehmen, sicherzustellen, daß man das Gewünschte nicht bekommt. Wenn man anbietet, jede gewünscht Arbeit zu tun, wird man aber auch von dieser Sorte nicht bestraft. Trotzdem nimmt das Schiff jede Arbeitsanweisung als Anlaß, den betreffenden Techniker die ganze Reise nicht einzusperren, indem die Schublade nicht verriegelt wird. Da das die normale Vorgehensweise war, wäre ich nicht wirklich unzufrieden gewesen, wenn er mir befohlen hätte, für die Reise in der Schublade zu bleiben und die Zeit hätte ich mir schon irgendwie vertrieben, aber so war es doch viel besser!

Die Kinder weinten auf der Reise viel und das zehrte bei uns allen an den Nerven. Die Königin sagte mir öfter, daß sie froh war, nachts nicht aufstehen zu müssen, weil ich sofort, wenn ich die Kinder hörte, bei den Kindern war. Ehrlich gesagt, verstand ich das nicht, denn ich mußte mich ja erst einmal ausstöpseln und die Schublade rausfahren lassen, um zu den Kinderbettchen zu kommen. Warum war ich dann schneller als sie, die einfach nur aufstehen mußte? Für die Arbeit wurde ich jedenfalls nicht wirklich gebraucht, daher war es kein Problem, wenn ich mich nachts um die Kinder kümmerte.

Mich beunruhigte aber, daß der König oft so böse guckte, wenn er ins Zimmer kam. Zwar sagten mir alle, daß ich mir keine Sorgen machen mußte, so lange er nichts sagt, aber er guckte trotzdem böse und ich wußte einfach nicht, was ich falsch gemacht haben könnte.

Kersti

Fortsetzung:
F1606. Salich vom Licht: Ich hatte das Privatflugzeug Tage vorher zum Raumhafen geflogen, da ich die Implantate nicht längere Zeit am Stück verwenden konnte, ohne vor Schmerzen die Besinnung zu verlieren

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben