F1587.

Außerdem weiß ich immer noch nicht, warum sich eigentlich diese Deckenplatte gelöst hatte, als ich mal wieder versucht hatte einen Strafer gegen einen der Krieger einzusetzen

Vorgeschichte: F1586. Diro von Karst: Tanan LZB45-321-37 wurde mir zunehmend gruselig

Diro von Karst erzählt:
Ich dachte auch noch mal über Saman nach. Daß wir ihn bei der Zuchtstation bestellt hatten, war genau wie das mit den Kindern die Idee des Königs gewesen. Seine Überlegung war, daß er dann jemanden hatte, der nicht in diese ganzen Intrigen verwickelt war, die den Hof umgaben. Ich war mir zunächst nicht sicher, ob das eine gute Idee war, weil ich aus meiner Militärzeit, in der es einmal eine Strafversetzung auf die Thorian, das Kriegssklavenschiff gegeben hatte, wußte wie menschlich unerfahren die Krieger sind.

Außerdem weiß ich immer noch nicht, warum sich eigentlich diese Deckenplatte gelöst hatte, als ich mal wieder versucht hatte einen Strafer gegen einen der Krieger einzusetzen. Ich bin danach im Krankenhaus wieder zu mir gekommen. Außerdem war das Ganze nicht sehr wirkungsvoll gewesen, denn der Krieger hatte lediglich die Arme verschränkt und mich undurchdringlich angesehen. Es hatte darüber eine Verhandlung gegeben, doch der Krieger bestand darauf, daß er doch nicht schuld sei, wenn das Schiff nicht richtig gewartet wäre und natürlich wußte niemand wer die Deckenplatten eigentlich gewartet hatte. Danach hatte ich richtig Angst vor ihnen, denn sie waren durch den Strafer offensichtlich gar nicht zu beeindrucken und sehr gut darin, nicht nachweisbare "Betriebsunfälle" zu organisieren.

Ich habe mich danach nicht mehr in die Bereiche des Schiffes getraut, wo die Krieger frei rumliefen. Ich hatte auch nicht verstanden, warum meine Freunde sich da ebenfalls nicht hintrauten, aber einige der anderen Offiziere mich nur verständnislos ansahen und meinten, die wären doch gutmütig, ich würde mir einbilden, daß die Mordanschläge inszenieren würden.

Inzwischen denke ich, daß die Krieger wirklich sehr gutmütig sind, wenn man sie nicht aufs Blut reizt. Normalerweise beschränken sie sich darauf, Leute die den Strafer benutzen, einfach zu irgnorieren, bis sie das Spiel aufgeben. Nur habe ich mich ja nicht darauf beschränkt, Leute zu bestrafen, wenn sie was falsch gemacht haben. Und die Krieger machen wirklich nicht oft Fehler, sie befolgen Anweisungen zuverlässig und machen wenig Ärger. Aber wenn man den Strafer benutzt, könnte man wirklich Luft sein. Ich hatte zur damaligen Zeit aber Spaß daran gehabt, Leute so lange mit dem Ding zu foltern, bis sie zuckend zusammenbrechen. Nun ja und mit den Kriegern tut man so etwas nicht ungestraft!

Ich hatte diesmal nicht vor, einen Strafer als Foltergerät zu nutzen, deshalb war es wohl ungefährlich, Saman zu befragen, welche geheime Agenda hinter der geänderten Ausbildung für die Leibwache steht. Ich trottete also zur Kaserne der Wache und wurde natürlich sofort nach Betreten des Gebäudes vom wachhabenden Offizier angesprochen, womit er mir dienen konnte. Anfangs hatte mich gewundert, warum das so war, deshalb hatte ich Tharr, den damaligen Chef des Sicherheitsdienstes gefragt, warum eigentlich jedes mal sofort ein Offizier auftaucht, ehe ich irgendjemanden anderes begegne als dem Wachhabenden im Wachhäuschen. Der hatte mir erklärt, daß ein guter Offizier immer darauf achtet, daß Vorgesetzte nicht auf ihren Untergebenen rumhacken. Ich würde hier im Palast Dienst tun, weil ich mich inzwischen gebessert hätte, aber mein schlechter Ruf würde mir immer noch anhängen.

Ich erklärte dem Offizier, daß ich das Ergebnis der letzten Fortbildung der Wache nicht verstanden hatte.
"Das wundert mich nicht, das hat nämlich keiner verstanden. Andererseits dachte ich, sie hätten da einen Plan bei gehabt." antwortete er.
"Eigentlich stammt die Idee von Tanan, dem Palasttechniker. Er meinte daß Saman nicht schießen lernen muß, sondern die richtigen Umgangsformen für einen Leibwächter und deshalb bräuche er Übungen in natürlicherem Umfeld. Das kam mir logisch vor deshalb habe ich den Vorschlag befolgt, aber das Ergebnis hat mich geradezu verblüfft." antwortete ich.
"Inwiefern?"
"Tanan hat mir nachher einen Überwachungsfilm von der Ausbildung gezeigt."
Der Offizier zog sofort ein peinlich berührtes Gesicht.
"Wir alle wissen daß die Leibgarde die beste Garde des Reiches ist. Wie schafft er es also, zu erreichen, daß sie sich benehmen wie in einer Slapstickkomödie?"
Ich war mir nicht so sicher, ob das ganz stimmt, da sich die drei besten Garden in dem Punkt kaum unterscheiden und da sie von ihren gemeinsamen Trainings nicht erzählen, wer da am besten abgeschnitten hat, aber sie war zumindest eine der besten.
"Das haben wir ihn auch gefragt. Er meinte, sie hätten dafür Übungen, aber normale Leute könnten das nicht so gut wie sie, weil sie nicht dafür gezüchtet wären."
Wir waren in sein Büro angekommen und setzten uns hin. Er fragte mich, ob ich etwas trinken will und nachdem er eine kurze Notitz in seinen Laptop eingegeben hatte, wurde uns das Gewünschte serviert.
"Übungen, wie man andere zu Slapstickkomödien animiert oder Übungen, mit denen man sich davor schützt?" fragte ich.
"Beides. Und er hat beides mit uns trainiert. Außerdem hat er uns vorgeführt, daß er sich in einer Menschenmenge verstecken kann, obwohl er eigentlich so auffällig ist, daß das unmöglich sein müßte. Das hat er dann auch mit uns trainiert. Es war die interessanteste Fortbildung, die ich je mitgemacht hatte. Es war aber etwas schwierig, den eigentlichen Leiter der Fortbildung so einzubinden, daß ser sich nicht aufs Abstellgleis geschoben fühlt." meinte er.

Da bei Samans Ankunft als erstes eine Beschwerde gekommen war, was man mit dem naiven Typ denn anfangen sollte, fragte ich auch noch nach, wie er sich inzwischen gemacht hatte. Ich erfuhr, daß man sehr zufrieden mit ihm sei und erstaunt, daß jemand, der zuerst vor dem ersten Baum den er gesehen hat eine halbe Stunde stehengeblieben war und nicht zum weitergehen zu bewegen gewesen sei, sich überhaupt einigermaßen normal zu geben lernen könnte. Aber daß ich ihn an den Techniker weiterverwiesen hatte, sei eine gute Idee gewesen. Er wüßte nicht, was der mit ihm gemacht hätte, aber er hätte sein Versprechen gehalten, daß man Saman nach drei Tagen nicht hätte wiedererkennen können.

Ich sagte, daß mich das freute, daß ich aber trotzdem noch einmal mit Saman selber und allein reden wollte.

Dem Offizier schien das nicht zu gefallen, er schickte dem Kriegssklaven aber eine Nachricht.

Kersti

Fortsetzung:
F1588. Saman XZB12-123-77: Daß Diro von Karst seinen Aufenthalt an Bord unseres Schiffes überlebt hatte, lag nur daran, daß er zu relativ friedlichen Zeiten an Bord gekommen war

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben