erste Version: 1/2020
letzte Bearbeitung: 2/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Der Bruder des Prinzen

F1606.

Ich hatte das Privatflugzeug Tage vorher zum Raumhafen geflogen, da ich die Implantate nicht längere Zeit am Stück verwenden konnte, ohne vor Schmerzen die Besinnung zu verlieren

Vorgeschichte: F1571. Tanan LZB45-321-37: Auf dem Weg zum Schiff fragte mich der König, ob das stimmen würde, daß wir völlig zufrieden wären, wenn wir die ganze Zeit in der Schublade bleiben würden

Salich vom Licht erzählt:
Ich hatte das Privatflugzeug schon Tage vorher zum Flughafen geflogen, da ich die Implantate nicht längere Zeit am Stück verwenden konnte, ohne daß die Gefahr bestand, daß ich vor Schmerzen die Besinnung verlor. Ein solcher Flug ging noch, aber zwei? Das wäre ein Glückspiel gewesen. Trotzdem war das eine meiner Pflichten, vor denen ich mich nicht drücken konnte, also war ich jetzt am Raumhafen, wartete auf die Landung der königliche Familie und fürchtete mich vor den Schmerzen, die ich nach dem Flug haben würde.

Ich beobachtete, wie die königliche Familie die Landefähre verließ und wunderte mich, denn es waren zu viele. Die Königin hatte seit Monaten gesagt, sie sei schwanger, bevor sie losgeflogen war, nur hatte es gar nicht so ausgesehen. Jetzt hatte sie zwei Kinder dabei. Einen Säugling, den sie auf dem Arm hatte und ein Kleinkind das ein unbekannter Jugendlicher trug. Er mußte ein Eunuch sein wie ich, denn er hatte keinen Bart und die typischen weichen Züge, die man dadurch bekommt.

Ich ging zu ihnen hin. Der junge Mann hatte es offensichtlich eilig zum Flugzeug zu kommen, denn er kam mir im flotten Schritt entgegen, blieb vor mir stehen, lächelte mich an und stellte sich als der neue Palasttechniker Tanan LZB45-321-37 und das Kind als "Prinz Talis" vor. Natürlich war mir sofort klar, daß da etwas nicht stimmen konnte, denn wenn eine schwangere Frau ein halbes Jahr weg ist, kann sie nachher kein Kind haben, das aussieht als wäre es knapp ein Jahr alt, geschweige denn auch noch ein zweites Kind, das wie ein Säugling wirkt. Abgesehen davon hatte es Gerüchte gegeben, daß bei dem letzten Anschlag, wo der König so schwer verletzt worden war, auch ein gewisses Teil beschädigt worden sei, das zum Kinderkriegen absolut nötig ist. Andererseits hatte ich - nachdem ein lieber freigeborener Freund gestorben war - auch eine Familie gehabt und ich weiß wie ich zu den fünf Kindern gekommen bin, obwohl ich als illegitimer Sohn des Königs kurz nach der Geburt kastriert worden war. Wenn Adelige ihre illegitimen Kinder nicht allesamt kastrieren würden, hätten sie natürlich kein Nachwuchsproblem. Schließlich lebe ich heute noch, während mein königlicher Halbbruder und alle seine zehn legitimen Geschwister längst irgendwelchen Mordanschlägen zum Opfer gefallen sind. Andererseits bin ich recht froh, daß ich noch lebe, weil ich eben nicht als Prinz gezählt habe.

Tanan LZB45-321-37 hatte eine Art mit dem kleinen Jungen umzugehen, die wirkte, als wäre er der Vater. Mir gegenüber verhielt er sich aber wie ein technikbegeisterter Jugendlicher, indem er mich auf eine Weise fragte, wer das Flugzeug fliegen soll, die mir zeigte, daß er meinte, daß jeder unbedingt fliegen will. Wie froh ich war, daß ich nicht mußte, machte ich nicht so deutlich, grübelte aber darüber nach, wie alt ich geworden war.

Wir gingen also ins Cockpit und ich stellte amusiert fest, daß dieses Kleinkind auch ein Technikfan war. Während sich die königliche Familie ganz allmählich dem Passagierabteil näherte, zeigte der kleine Junge auf jede einzelne Anzeige im Armaturenbrett und sagte:
"Da?"
Der junge Mann erklärte auf diese Frage mit einfachen Worten genau, wofür diese Anzeige gut war und mit welchen technischen Funktionen sie verbunden war. Das war richtig süß. Er hatte eine enorm liebe Art mit dem Kind umzugehen. Während dem Start beantwortete er keine Fragen, aber als er in der Luft war, fuhr er damit fort und hatte bis zur Landung praktisch das gesamte Flugzeug einmal erklärt. Natürlich ist es kein Fehler, so viel wie möglich so früh wie möglich zu erklären, aber ich fragte mich, wie viel so ein kleines Kind davon verstehen kann. Andererseits hatte das Kind ja offensichtlich Spaß an den Erklärungen, daher konnte es kein Fehler sein.

Am Palast angekommen nahm der König das Kind mit und sagte zu mir, ich solle meinem Nachfolger alles erklären und mir keine Sorgen machen. Selbstverständlich würde ich am Hof bleiben, so lange ich lebe. Darum hatte ich mir allerdings sowieso keine Sorgen gemacht, denn am Hof wurde das generell so gehandhabt.

Kersti

Fortsetzung:
F1609. Tanan LZB45-321-37: Daher konnte das nur eines bedeuten: Die Vergiftung mußte so weit fortgeschritten sein, daß er sich nach Kräften darum drückte, jemals die Implantate zu verwenden, weil er jedes mal zu heftige Schmerzen hatte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben