erste Version: 2/2020
letzte Bearbeitung: 2/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Kriminelle Adelige und tödliche Sklaven

F1636.

Während mein Vater sich früher nicht für mich interessiert hatte, meckerte er jetzt ständig an mir herum

Vorgeschichte: F1805. : J
F1635. Diro von Karst: Während Tharr vom Licht mir früher nur bedrohlich erschienen war, verbrachte er jetzt viel Zeit damit, mir Dinge zu erklären

Der Prinz, Turin vom hohen Licht erzählt:
Als ich klein war, hatte mein Vater sich nicht für mich interessiert. Alle waren freundlich zu mir, aber ich hatte das Gefühl, daß sie nur freundlich zu mir waren, weil ich der Prinz war. Niemand schien mich zu mögen. Dann wurde ich auf die Universität geschickt und während im Palast alle freundlich getan haben, aber hinter meinem Rücken schlecht über mich geredet haben, war es dort schlimmer. Alle haben freundlich getan, aber man mußte immer aufpassen, daß einen keiner umbringt. Diro lernte ich kennen, weil er der erste war, der mir erklärte, wie man die verschiedenen Fallen erkennt, wie man andere einschüchtert, ohne daß einen ein Vorgesetzter dafür meckern kann und andere Dinge, die mir halfen zu überleben. Und dann wurde er zur Thorion geschickt und ich war wieder allein. Ich stellte auch fest, daß ich von Diro zwar einiges über Selbstverteidigung gelernt hatte, aber bei weitem nicht genug, um mich sicher fühlen zu können. Ich kam ziemlich ins schwimmen und wünschte mir Diro zurück. Während mein Vater sich früher nicht für mich interessiert hatte, meckerte er jetzt ständig an mir herum. Dabei habe ich nur versucht zu überleben und wenn er daran so einen Spaß hat, kann er ja gerne mit mir tauschen.

Irgendwann bestellte er mich zurück in den Palast und ich sollte lernen was ein Prinz lernen muß. Der erste der mit mir redete war Diro. Er hatte sich aus dem Palast davongestohlen und mich schon in dem Schiff besucht, mit dem ich gekommen war. Er sagte mir, daß er sich wirklich freute, mich wiederzusehen und daß ich mich nicht mit Tharr anlegen soll. Wenn ich tue, was er verlangt, würde mir nichts passieren, aber darauf könnte ich mich nicht verlassen, wenn ich ihn wirklich verärgere. Er erzählte mir lauter Sachen, nach denen ich dachte, daß er wirklich ein furchterregender Mensch sein muß.

Dann lernte ich Tharr kennen, stellte fest, daß das mein Halbbruder Tharr vom Licht war. Er war sehr verändert, redete oft ziemlich bissig über die Leute, aber er war eigentlich ganz nett. Er stellte mir lauter Fragen und wenn ich sie beantwortete, sagte er zwar oft, daß er mit den Antworten nicht ganz zufrieden wäre, aber am Ende meinte er nur, er wüßte jetzt, wo ich stehe und was ich lernen muß und das hätte er wissen müssen, weil er den Auftrag hätte mir beizubringen, was ein Prinz können muß, um einen Staat richtig zu führen. Weil mich die Diskrepanz zwischen dem, was er sagte und dem, was Diro über ihn gesagt hatte, irritierte, fragte ich ihn schließlich fragte, warum ich vorher das andere über ihn gehört hätte. Ich hatte Diro nicht erwähnt. Er sagte aber trotzdem, daß Diro das gesagt hatte, weil er ihm zuletzt auf seiner ersten Fahrt auf der Thorion begegnet ist und da Diro damals nur die Sprache der Gewalt gesprochen hätte, hätte er ihm halt gezeigt, daß er das besser kann. Inzwischen hätte Diro einiges dazugelernt, was er ihm damals nicht zugetraut hatte. Er sei aber der Ansicht, daß ich vermutlich auch in der Lage sei, auf weniger bedrohliche Weise zu lernen, daher würde er es zuerst anders versuchen.

Dann sagte er mir, es gäbe jetzt Abendessen und meine erste Aufgabe wäre, mir zu überlegen, was von den Sachen, die es zu essen gibt, am Besten geschmeckt hat und wenn dann die Köchin hereinkommt, soll ich ihr erklären was daran so toll ist. Ich fragte ihn, warum ich das denn machen soll, das wäre doch albern.
"Wie du weißt, bin ich im Palast aufgewachsen und weiß deshalb wie alle über dich geredet haben." sagte er.
Das hatte ich jetzt nicht hören wollen.
"Du hast dich außerdem beschwert, daß niemand dich mag."
Ja, das stimmte. Ich kam jedes mal in so eine Stimmung, wenn ich versetzt wurde und die Freunde, die ich gefunden hatte plötzlich weg waren.
"Nun und um das zu ändern, mußt du lernen, wie man sich benehmen muß, damit die Leute einen mögen. Der Köchin wird es gefallen, wenn du ihr sagst, was dir am Besten geschmeckt hat, weil sie sich Mühe gegeben hat, gut zu kochen und dafür anerkannt werden will. Mach das und sie findet dich nett." erklärte er.
"Ist das wirklich so einfach?" fragte ich.
"Nein. Es gibt viele solche Dinge, die man lernen muß. Das ist nur eines davon. Aber sie funktionieren alle so einfach." erklärte er.

Ich habe getan, was er gesagt hat, war mir nachher aber nicht sicher, ob es wirklich so funktioniert. Ich fragte Diro bei nächster Gelegenheit, was er davon hielt und er meinte, er wäre früher nie für das gelobt worden, was er gemacht hat, das hätte erst sein erster Kapitän nach der Thorion gemacht. Aber bei ihm hätte dieser Trick schon funktioniert, denn er würde den Kapitän jetzt mögen. Nur hätte das halt ein paar Jahre gedauert, weil er ja niemandem getraut hat und gedacht hat, das wäre nur, um ihm in Sicherheit zu wiegen, ehe die nächste Gemeinheit kommt. Der Kapitän hätte aber nichts Gemeines gemacht, daher würde er ihn jetzt mögen. Ich wunderte mich, denn Diro hatte früher wirklich niemanden gemocht. Er hat über alle Leute, die er kannte, schlecht geredet.

Ich fragte ihn nach dem Kapitän und einigen anderen Leuten, die er erwähnte und stellte fest, daß Diro plötzlich nette Dinge über andere Leute sagt. Er hatte sich wirklich sehr verändert.

Ich habe Tharr übrigens auch überwacht, nicht viel, aber ein paar Sachen habe ich mir schon angesehen und wenn jemand ihm etwas Schlechtes über mich gesagt hat, sagte er immer er würde mit mir reden aber schon glauben, daß ich lernen wollte, das besser zu machen. Jedenfalls merkte ich, daß er hinter meinem Rücken nicht schlecht über mich geredet hat und deshalb habe ich mir Mühe gegeben.

Ich stellte mit der Zeit fest, daß Diro recht hatte. Tharr war wirklich gruselig. Ich weiß ja, daß das nicht stimmen kann, aber er schien wirklich alles über mich zu wissen. Er wußte, wann ich mit wem geredet hatte und was ich gesagt hatte, dabei konnte er mich wirklich nicht den ganzen Tag überwachen, schließlich hat er Diro genauso viel erzählt, was er anders machen soll und seine eigentliche Arbeit auch noch erledigt.

Wenn man zu ihm hereinkam hat er auch immer irgendetwas geschrieben, Berichte, Anweisungen und Anderes. Gelesen hat er auch immer ziemlich viel, jedenfalls mehr als ich so ohne weiteres neben der Arbeit, die ich machen sollte, lesen konnte. Er hat mir erklärt, was alles zu der Arbeit eines Sicherheitschefs dazugehört und weil ich nicht glauben konnte, daß das so viel ist, habe ich Sim gefragt, ob das stimmt und der meinte, daß das noch mehr ist, als ich verstanden habe, aber daß man halt nicht alles in ein paar Wochen erklären kann. Er fände es jedenfalls erstaunlich, wie gut Tharr seine Aufgabe erledigen würde, obwohl er vorher ja etwas ganz anderes gemacht hatte.

Jedenfalls wurde mir nach und nach klar, daß mein Vater Tharr als Sicherheitschef hatte haben wollen, weil er wirklich außergewöhnlich intelligent und fleißig war.

Kersti

Fortsetzung:
F1637. Turin vom hohen Licht: Tatsächlich erkenne ich Diro kaum wieder

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben