erste Version: 2/2020
letzte Bearbeitung: 2/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Kriminelle Adelige und tödliche Sklaven

F1642.

Es gibt nur einen schlimmeren Posten als Sicherheitschef des Sternenreichs - der des Königs

Vorgeschichte: F1641. Tharr vom Licht: "Ich kann aber gar nicht glauben, daß die XZB12s mit ihrer Rolle als Kanonenfutter in unseren Kriegen wirklich zufrieden sind." sagte Sim

Sim vom Licht erzählt:
Ich hatte sowieso mit Tharr sprechen wollen, um meine neuen Erkenntnisse mit ihm zu diskutieren, schließlich war er der intelligenteste Gesprächspartner, der mir zu diesem Zweck zur Verfügung stand. Daher nutzte ich die Gelegenheit, als er mich von sich aus darauf ansprach und setzte mich hin, um alles noch einmal gründlich mit ihm durchzugehen. Nach dem ersten einleitenden Geplänkel holte er sehr weit aus, um zu erklären, warum er den Kriegssklaven vertraut.
"Es war mein erster Tag auf meinem ersten Schiff. Ich hatte gerade mein Zimmer eingeräumt und sah mich auf dem Schiff um, da sah ich zufällig, wie einer meiner gleichaltrigen adeligen Kollegen auf einen Techniker zuging der sich gerade eingestöpselt hatte, um etwas an der Elektronik zu warten und ohne jeden Anlaß mit dem Strafer zu traktieren. Ich bin zu ihm hingegangen und habe ihm gesagt, er soll den Mann in Ruhe arbeiten lassen. Daraufhin hat er mir Prügel angedroht. Ich habe ihm gesagt, daß ich von dem Versuch abraten würde, denn ich hätte ihn jedenfalls nicht bei den Nahkampfübungen gesehen und ich wäre in der Disziplin immer sehr gut gewesen. Er könne die Noten nachsehen, wenn er nichts besseres zu tun hätte. Ich kannte den Typ und den hatte ich sowieso gefressen, denn der tut wirklich nichts außer Ärger machen." begann Tharr seine Erklärung.
Das erklärte natürlich, warum er so schnell angefangen hatte, Ärger zu bekommen. Hier im Palast hätte ihm jeder unterstützt, aber draußen in der Armee?
"Der Typ hat sich verzogen, ohne einen Versuch zu starten, ob das mit den prügeln vielleicht doch noch klappt. Der Techniker hat sich bei mir bedankt, mir erzählt, daß er gerade dabei sei, das Lebenshaltungssystem zu warten und während es ihm relativ egal sei, ob die Waffen nicht funktionieren, weil man ihn gewaltsam an seiner Arbeit hindert, wolle er sich nicht auf einem Schiff aufhalten, wo das Lebenshaltungssystem nicht sicher sei. Du kannst dir vorstellen, daß der erste Teil mich zwar auch nicht begeistert hat, aber beim zweiten Teil seiner Erklärung konnte ich ihm wirklich nur zustimmen. Dann nannte er mir den Namen eines bestimmten Vorgesetzten und sagte mir, dem solle ich den Vorfall melden, der sei froh um jeden guten Offizier, der dazu beitragen will, daß das Schiff nicht auseinanderfällt. Ich bedankte mich für den Rat, ging zu diesem Vorgesetzten und meldete den Vorfall. Selbstverständlich war mir klar, daß ich Rückendeckung von übergeordneter Stelle jederzeit brauchen kann, wenn ich mich mit Adeligen anlege." erklärte er.
Das war noch nicht so, als ich in der Armee gedient habe. Weder daß fleißige Offiziere dermaßen Mangelware waren, noch daß man von den Untergebenen sofort an diese weiterverwiesen wird, wenn man etwas Anständiges macht. Es stellte sich heraus, daß es noch schlimmer war. Tharr beschrieb einen regelrechten Krieg auf dem Schiff. Die Offiziere, die letztlich nur versuchten sicherzustellen, daß so Grundfunktionen wie das Lebenshaltungssystem noch funktionieren, wurden von den adeligen Kriminellen - denen Tharr unterstellte, sie würden ernsthaft glauben, daß Schiffe nur deshalb fliegen, weil sie Angst vor ihren Offizieren haben - mit Mordanschlägen beharkt, die beinahe reichten, um sicherzustellen, daß man sich nicht mehr auf das Lebenshaltungssystem verlassen kann. Und der einzige Grund warum die Vernünftigen den Kampf um ein funktionierendes Lebenshaltungssystem nicht aufgaben war eben, weil es dabei auch ums Überleben ging. Und dann hatte Tharr einen der vielen Mordanschläge auf ihn und seine Arbeitsmannschaft verhindert und mit Beweisen gemeldet. Er bestätigte mir auf meine Rückfrage, daß er damals mit handfesten Beweisen, die zeigten, daß er alles rauskriegen kann, wenn er will, gemeldet hatte, daß Diro der Täter gewesen war. Das erklärte natürlich, warum sich der Kapitän danach gefürchtet hatte, er würde bei seinen eigenen Untaten erwischt und fäschlicherweise an den König gemeldet hatte, Tharr wäre ebenfalls in kriminelle Handlungen verstrickt.
"Als ich nach dieser Vorgeschichte auch noch zur Strafe auf die Thorion versetzt wurde, war ich der Ansicht, daß unsere Armee keine Armee sondern eine kriminelle und völlig nutzlose Organisation ist. Und nachdem mich die XZB12s so freundlich empfangen hatten, waren sie diejenigen, denen ich erzählte, was ich dachte, weil ich annahm, sie müßten genauso denken. Sie erklärten mir dann, daß das so aber auch nicht stimmt, denn man braucht eine Armee, sonst geht man unter."
Tharr gab mir dann sehr detailliert die Argumentationsmuster wieder, die verschiedene Kriegssklaven ihm gegenüber verwendet hatten und wobei sie seine Unterstützung hatten haben wollen. Er erzählte auch, daß die Zuchtmenschen eine schwarze Liste führten und die Kriegssklaven darüber informierten, wer von der Mannschaft der Thorion als Sklavenmörder bekannt ist - mit beweiskräftiger Überwachungsfilmdokumentation - und wer bisher nur lästig war. In seinen ersten zehn Fahrten wurden seines Wissens immer durchweg alle diese Mörder über die Schiffelektronik hingerichtet, alle anderen haben die Fahrt überlebt. Das wüßte er, weil er ab der fünften Fahrt diese Liste auch zu sehen bekommen hätte, damit er wüßte, bei wem er aufpassen muß.

"Meine du Güte, das ist ja echt zum fürchten, wie effizient die sind!" meinte ich.
"Ach nein. Nach den ersten paar Tagen auf der Thorion habe ich mich seit Jahren zum ersten mal wieder richtig sicher gefühlt. Wenn es ein Problem gab, mußte ich mich nur an meinen Vertrauensmann bei den Kriegssklaven wenden und er sorgte für Abhilfe!" gab er zurück und grinste.
Ich schüttelte innerlich den Kopf. Tharr hatte mich offensichtlich einfach bisher noch nicht gut genug gekannt und mir deshalb noch nicht gesteckt, daß er die Kriegssklaven für die einzig mögliche Lösung unserer Probleme hielt. Und mir war der Gedanke so neu, daß ich glaube, daß es sehr klug von ihm gewesen war, mich langsam auf den Schock vorzubereiten. Und um ehrlich zu sein - nicht nur Tharr ist der Typ der froh wäre, wenn er nicht so viel Verantwortung aufgebürdet bekommen hätte. Ich dachte mir schon seit langem, daß es nur einen schlimmeren Posten als den eines Sicherheitschef des Königs in einem so durchgedrehtem Sternenreich gibt - der einzig noch schlimmere Posten ist der des Königs selbst. Das weiß ich, weil ich sein engster Vertrauter bin. Daher kann ich verstehen, warum mein König in Depressionen verfallen ist, nachdem seine Frau bei der Geburt seines letzten Sohnes gestorben ist. Letztlich blieb damit die Regierung an mir hängen, denn mein König hat sich davon nie wieder erholt. Bin ich froh, daß ich nicht König bin!

Kersti

Fortsetzung:
F1643. Sim vom Licht: Ich ging zu Diro und fragte ihn, ob er glaubte, daß Schiffe kein Lebenshaltungsystem brauchen und fliegen, weil sie Angst vor ihren Offizieren haben

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben