erste Version: 3/2020
letzte Bearbeitung: 3/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Kriminelle Adelige und tödliche Sklaven

F1663.

Mit den Technikern war es ganz anders als mit den Kriegssklaven. Sie waren wesentlich reservierter

Vorgeschichte: F1662. Seman LZB7-200-30: Wir hatten es zu oft erlebt, daß sie uns Dinge nur deshalb verboten haben, weil wir sie wollten

Tharr vom Licht erzählt:
Mit den Technikern war es ganz anders als mit den Kriegssklaven. Sie waren wesentlich reservierter und ich hatte den Eindruck, daß sie mir kein Vertrauen entgegenbrachten. Sie sagten mir einfach nicht, was sie gerne geändert haben wollten. Schließlich fragte ich Treron um Rat.
"Das wundert mich micht. Sie sind keine Krieger und können sich deshalb nicht so gut wehren." meinte der, "Aber mach dir keine Sorgen. Morgen beginnt die nächste Phase, in der alle, wo kein triftiger Grund dagegen spricht, sich frei in der Zuchtstation bewegen dürfen. Dann werden wir mit ihnen reden und es wird sich bessern."
Von diesen 'triftigen Gründen' war ich mehr als angenervt, weil ich das meiste davon beim besten Willen nicht triftig finden konnte. Treron nahm das viel gelassener.

Zumindest mein Assistent begann an dem Tag tatsächlich langsam aufzutauen. Er fragte mich nämlich, ob bei den Kriegssklaven wirklich kein Strafer verwendet wird und ich erzählte ihm ein paar Anekdoten darüber, wie die Kriegssklaven auf Leute reagieren, die den Strafer benutzen. Danach begann er plötzlich, wenn ich mit ihm redete, sarkastische Bemerkungen über kriminelle Adelige zu machen. Mir fielen die passenden Ergänzungen dazu selbstverständlich sofort ein. Die hatte ich nämlich gefressen und ich erzählte ihm, meine persönlichen Gründe dafür. In Gegenwart von Menschen, die er unter Freigeborene einstufte, verhielt er sich aber weiterhin so reserviert. Das war natürlich sehr gut so, denn es hätte meine Autorität untergraben, wenn es anders wäre. Aber ich war froh, daß er mir jetzt langsam Vertrauen entgegenzubringen schien.

Ich befragte ihn vorsichtig, wie es eigentlich auf der Zuchtstation zugegangen war, bevor ich gekommen war und kam zu dem Schluß, daß Treron recht hatte. Die Techniker konnten sich schlechter wehren und hatten sich deshalb ganz in sich zurückgezogen gehabt. Sie waren und blieben immer noch sehr vorsichtig, daher kamen von ihnen bei weitem nicht so viele Verbesserungsvorschläge wie von den Kriegern, die ich ja inzwischen auch weit länger kannte.

Immerhin sah man sie jetzt etwas öfter lächeln, was wohl ein gutes Zeichen war.

Zu meinen ersten Tätigkeiten, bevor ich den König aus dem Schiff gelassen hatte, gehörte, daß ich das Lebenshaltungssystem grob geprüft hatte. Da mir einige Berichte seltsam erschienen, hatte ich stichpunktartig bis ins einzelne untersucht und dabei festgestellt, daß irgendjemand das wohl bemerkt haben mußte und es während ich las änderte. Ich lud daher beim nächsten Abschnitt die Daten zunächst auf mein Tablet, dann las ich den Bericht im Computer und schließlich las ich die Tabletversion, die tatsächlich anders war. Dabei sah ich dann, was sie gemacht hatten.

Die Veränderungen waren nicht so tödlich wie bei den Kriegern und auch nicht so geschickt gemacht, daher rief ich meinen persönlichen Assistenten, erzählte ihm, daß die Kriegssklaven auf der Thorion das halbe Schiff für ihre Zwecke umprogrammiert hatten und sagte ihm, daß sie bei denen Unterricht nehmen sollten. Er sah mich an wie ein Auto. Ich erzählte ihm von den Todesfällen bei meinen ersten beiden Tagen auf der Thorion und daß danach das Leben auf dem Schiff erträglich gewesen war. Wir hätten das natürlich, als ich der Kapitän war, anders gemacht und das würden wir auch hier ohne Mordanschläge regeln. Aber ich hätte erlebt, wie es in der Flotte zuging und wenn das Lebenshaltungssystem ausfällt, weil die Techniker nicht arbeiten können oder wenn die Kriminellen unter den Adeligen mit ihren Mordanschlägen durchkommen, gibt es mehr Tote, als wenn man an denen, die sich am schlimmsten benehmen, ein Exempel statuiert. Die Kurse beginnen wir sofort, da ich niemanden in die Welt hinausschicken will, der sich nicht wehren kann. Diese Variante wäre natürlich höchst inoffiziell, aber ich wolle, daß die kämpferischen Fortbildungskurse auf lange Sicht auch offiziell abgesegnet werden und wolle dafür eine Studie mit einer möglicht harmlosen Begründung haben, erklärte ich. Sie sollen sich schon mal Gedanken machen.

Natürlich hatten die Krieger längst damit begonnen, aber es konnte nur gut sein, wenn er das auch von mir hörte. Sonst würden sie den Kriegern einfach nicht glauben, daß das durch mich abgesegnet ist, daß sie also dafür Rückendeckung haben. Es durfte ja auch nicht rauskommen. Andererseits kannte ich das Stationsgehirn, weil ich mich mit ihm hatte abstimmen müssen, damit meine Krieger auf der Station die nötige Unterstützung kriegen, daher brauchte ich mir darum keine Sorgen zu machen.

Kersti

Fortsetzung:
F1664. Seman LZB7-200-30: Ich hätte Tharrs Akte durchlesen sollen, bevor ich das erste mal mit ihm rede

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben