F1668.

Tharr war wirklich kein richtiger Freigeborener

Vorgeschichte: F1667. Tharr vom Licht: Als ich dann ein zweites mal losfliegen wollte, um die restlichen Verletzten zu holen, wurde mir das verboten

Treron XZB12-5-13 erzählt:
Bei der Schlacht lief alles ganz anders als normal. Weil wir die Pläne so gut hatten ändern können, schafften es mehr von uns bis zu dem Punkt, wo wir wieder abgeholt werden sollten und Tharr reagierte ausgesprochen ruhig auf den vorgegebenen Schaden an der Landefähre. Daß er den Strafer nicht benutzt, hatte ich ja schon vermutet, aber daß er, den Kapitän so geduldig besänftigt und nachher so zufrieden ist, daß alle in der Landefähre sind, die da hineinpassen, das hätte ich nicht gedacht.

Tharr war wirklich kein richtiger Freigeborener. Der Techniker hat mir nämlich erzählt, daß er ganz furchtbar geschimpft hat, als der Kapitän ihm nicht erlaubt hat, die anderen Verletzten vom Planeten abzuholen. Sie haben ihn aber einfach nicht wieder rausgelassen. Als er dann noch erfahren hat, daß nicht alle Landefähren überhaupt geflogen waren, um Verletzte einzusammeln, ist er vor Wut fast geplatzt.

Sehr viel besorgniserregender war aber seine allgemeine Stimmung. Die eine Hälfte der Zeit wollte er sich selbst umbringen und die andere Hälfte der Zeit alle anderen Offiziere des Schiffes. Ich war mir relativ sicher, daß er nichts dergleichen tun würde, weil er überhaupt keine Ansätze machte, das in die Tat umzusetzen und außerdem verstand ich nicht, warum irgendjemand, der das Glück hat nicht jeden Monat einmal in eine Schlacht geschickt zu werden, wo man kaum Überlebenschancen hat, sich dann plötzlich selbst umbringen wollen könnte. Mir kam das wie eine schwere Geisteskrankheit vor.

Der Kapitän beschwerte sich, daß das Krankenhaus überbelegt wäre, woraufhin Tharr meinte, daß wir ja bei den Verletzten helfen und einige in unseren normalen Schlafräumen unterbringen können. Er diskutierte das aus und setzte sich letztlich damit durch, dann gaben sie ihm den Befehl über die Krankenstation weil niemand die Arbeit machen wollte. Nein, er war wirklich kein richtiger Freigeborener. Er wollte uns wirklich helfen und das wollen Freigeborene nicht. Die gönnen uns auch nichts.

Doch das war nicht alles, danach hat er ständig mit uns darüber geredet, was man noch versuchen könnte, um mehr Verletzte zu retten und hatte einige Ideen die zwar alleine nicht viel gebracht hätten, aber zusammengenommen doch zu Verbesserungen führten.

Er redete dabei auch von etwas, von dem ich bis dahin noch nie gehört hatte. In heute völlig veralteten Schiffstypen hatte man nämlich sogenannte Cryo-Kapseln verwendet, um die Fahrgäste einzuschläfern und sie dann bei Kühlschranktemperaturen zu transportieren, wenn der Flug kurz war. Dann brauchte man viel weniger Lebenshaltungssystem, um sie am Leben zu erhalten. Wenn der Flug länger war, haben sie den Leuten weitere Chemikalien gespritzt und sie eingefroren. Er wußte nicht wirklich viel darüber, aber er dachte, man könne ja mal nachrecherchieren, ob man das irgendwie verwenden kann, um mehr Verletzte in die Landefähren zu kriegen.

In den Datenbanken der Thorion war nichts als ein kurzer Lexikoneintrag über die Cryo-Kapseln zu finden, daher sendeten die Techniker, als wir ins Heimatsystem eintraten, einen Funkspruch mit der Bitte, das nachzurecherchieren, an das Stationsgehirn. Als wir an der Station andockten, lag das Ergebnis vor. Wir änderten also die Materiallisten des Schiffes so, daß die Elektronik automatisch Cryo-Kapseln bestellte, die uns dann geliefert wurden und die Techniker suchten einen Platz, um sie in den Landefähren unterzubringen. Außerdem mußten wir die Landefähren selbst so umbauen, daß man mehr Verletzte darin unterbringen kann und das war gar nicht so einfach.

Außerdem mußten wir natürlich entsprechend auch den Bedarf an medizinischem Material hochsetzen.

Und dann waren wir schließlich wieder in der Zuchtstation und ich habe ihn mit zu meiner Mutter genommen und ihr erzählt was er alles für uns gemacht hat.

Kersti

Fortsetzung:
F1700. Tharr vom Licht: Dann ging ich zu Treron und stellte fest, daß einige der leichter Verletzten in seinem Gruppen-Schlafraum lagen und bereits von seinen Leuten versorgt wurden

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben