F1689.

Toll jetzt ist ein zweijähriges Kind schon ein besserer Sicherheitschef als ich

Vorgeschichte: F1688. Diro von Karst: Ich raffte mich also auf und versuchte der Sicherheitschef zu sein, den er brauchte

Diro von Karst erzählt:
Wenn ich sage, daß ich versuchte, der Sicherheitschef zu sein, den Tharr braucht, meine ich damit, daß ich mich den größten Teil der Zeit so fühlte, daß ich am liebsten zu Tharr gerannt wäre, um ihn um Rat zu fragen. Das ging natürlich nicht, da er mehrere Wochen Raumflug entfernt lebte und da zu viele wichtige Leute umgekommen waren, hatte ich in Selis einen sehr unerfahrenen Stellvertreter.

Falls Sim mir etwas Böses hatte antun wollen, hatte er genau das Richtige gefunden, indem er Selbstmord begangen hatte, nachdem der alte König umgekommen war. Ich hätte ihn oft dafür verfluchen können, während ich rätselte, was wohl der richtigste Umgang mit den vielen Problemen war, für die ich noch nie zuvor eine Antwort finden hatte müssen. Selis besuchte Übungen, bei denen die Elitetruppen der Raumhafenpolizei und der Planetaren Polizei gemeinsam mit einer Gruppe der Palastwache übten und jedesmal wenn er zurückkehrte hatte eine Antwort auf eine ganze Reihe meiner schwierigsten Fragen. Als mir das Muster auffiel, fragte ich nach und er erklärte, daß ihm seine Kollegen selbstverständlich gerne erklären, wie man solche verbreiteten Probleme üblicherweise handhabt. Ich beneidete ihn sofort um die erfahrenen Leute, die ihn jederzeit gerne berieten. Mich fanden sie unsympathisch und wollten mich nicht auf den Übungen sehen. Da die Leiter der beiden Polizeitruppen illegitime Halbbrüder des vorherigen Königs gewesen waren und ihre Meinung ihrem Neffen gegenüber sehr eindeutig vertreten hatten, hatte Turin gemeint, es wäre klüger, sich nach ihren Wünschen zu richten und ich fürchte er hatte recht.

Außerdem gab es da zwei kleine Technikerkinder, die immer mit einem größeren Techniker zusammenhingen, der mit ihnen von der Zuchtstation gekommen war und von ihm die Bedeutung jeder Schraube in jedem technischen Gerät erfahren wollten. Das Mädchen konnte noch nicht sprechen, aber ich konnte sehen, wie es immer hinter dem großen Bruder herkrabbelte und aufmerksam zuhörte, wenn der junge Mann erklärte, wie alles funktioniert. Als ich ein Kind war, hatte es niemanden gegeben, der mir hätte erklären wollen, wie technische Geräte funktionieren, dabei hätte mich das auch interessiert. Den älteren Jungen mußte ich Prinz Talis nennen, die jüngere Schwester Prinzessin Sima. Und sollte ich sie auch nur schief angucken war sowohl der Techniker als auch mein König sauer. Jedenfalls war jeder zweite Satz falsch und ich sollte was anderes sagen. Oft kam ich nicht dahinter, welcher Satz denn in ihren Augen richtig gewesen wäre!

Dann kam eines Tages der zweijährige Prinz Talis zu seinem Vater und erzählte ihm, daß der Mann in den Überwachungskameras gesehen hatte, daß die bösen Leute Papa umbringen wollen. Der König rief mich, der Prinz rief den richtigen Überwachungsfilm auf, zeigte ihn mir und ich dachte mir:
"Toll jetzt ist ein zweijähriges Kind schon ein besserer Sicherheitschef als ich." dann wurde mir klar, daß das Unsinn war. Das konnte gar nicht von dem Kind stammen. Das mußte einem Erwachsenen aufgefallen sein. Ich ging also zu dem Techniker und sprach ihn darauf an. Daraufhin machte er mir klar, daß er eine ganze Menge tut, damit dem Kleinen nichts passiert, aber ich bin ihm gleichgültig und der König auch. Einen Augenblick starrte ich ihn erstaunt an, weil mir noch nie ein Techniker so etwas gesagt hatte. Dann riß ich mich zusammen und erklärte dem König beim Abendessen, daß ich mir zu unerfahren vorkomme und mir ständig Sorgen mache, daß ich etwas wichtiges übersehe. Er war daraufhin der Ansicht, wir sollten Tharr bitten, uns einen erfahrenen Krieger zu schicken.

Ich hatte so meine Zweifel an dem Gedanken, die sich zunächst auch zu bestätigen schienen, als mich Selis fragte, was er mit naiven Kerl anfangen sollte. Ich verwies ihn an den Techniker Tanan LZB45-321-37 weiter, der behauptete, daß er drei Tage bräuchte, um den Krieger einzuführen, dann würde der sich schon zurechtfinden. Er hielt sein Versprechen.

Das allerdings war mir völlig unverständlich, wenn man bedenkt, daß ich seit Jahren versuche rauszukriegen, wie man sich verhalten muß, um als anständiger Mann durchzugehen. Wie man daran erkennen kann, daß mich nur ein halb krimineller und sehr verzweifelter Kapitän hatte anstellen wollen, habe ich das immer noch nicht geschafft. Ich konnte von Glück reden, daß Tharr und Konsorten so gründlich darin sind, jedem beizubringen, daß man erstickt, wenn man das Lebenshaltungssystem nicht in Ordnung hält, sonst wäre ich in ein Schiff gestiegen, dessen Lebenshaltungssystem auf halber Strecke ausgefallen wäre. Stattdessen habe ich ihnen eins gebaut, daß die Redundanzen im Lebenshaltungssystem hat, die ein Kriegsschiff besitzt. Der Kapitän hatte danach etwas suchen müssen, bis er einen neuen Techniker gefunden hatte und der hatte keine formale Ausbildung, aber offensichtlich schon ein paar Jahre erfolgreich in dem Beruf gearbeitet. Der Mann mußte seinen Beruf beherrschen, sonst hätte sein vorhergebender Arbeitsgeber ihn nicht besser bezahlt als den studierten Techniker, den er eingestellt und viel zu schlecht bezahlt hatte.

Kersti

Fortsetzung:
F1583. Tanan LZB45-321-37: Kaum war der Krieger im Palast angekommen, rief mich der Hauptmann der Palastwache an und fragte mich, was er mit dem Typ anfangen sollte, der wäre vor dem ersten Baum, an dem sie vorbeigekommen waren, stehengeblieben und hätte überhaupt nicht mehr weitergehen wollen

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben