F1812.

Jedenfalls legte ich nach der Reise an der Station an, meldete, wie alles war und hatte eine Versetzung in der Hand, bei der ich Kapitän blieb

Vorgeschichte: F1811. Silvar Zinnmine: Als ich auf die Thorion versetzt wurde, war ich fertig mit der Welt

Silvar Zinnmine erzählt:
Drei Tage später war ich Kapitän. Ich weiß nicht, wie ich zu der Ehre kam, aber es hatte alles natürlich damit zu tun, daß alle Vorgesetzten tot waren. Ich war gar nicht begeistert, denn es hieß, daß ich dafür zuständig war, den Morden ein Ende zu bereiten und dazu fühlte ich mich gar nicht in der Lage.

Meine Versuche, herauszufinden, wer für die Morde, um die mich nun kümmern mußte, verantwortlich war, bestätigten mich auch in meinem Unfähigkeitsgefühl, denn niemand gab zu, irgendetwas darüber zu wissen und wenn man einen XZB12 befragte, der eigentlich etwas gesehen haben können müßte, war die Antwort auch niemals erhellend.

Einer von ihnen hatte beispielsweise sehen müssen, wie es gekommen war, daß ein Adeliger einen Techniker von einem Fahrstuhl hat überfahren lassen - und dann unerwarteter Weise zwei Leichen von diesem XZB12 aus dem Fahrstuhlschacht geholt wurden. Eine davon war die des Mörders selbst. Ich hegte ja den Verdacht, daß einer der anderen Techniker dafür verantwortlich war.
"Das kann ich ihnen nicht sagen. Sehen sie sich doch die Überwachungsfilme an. Darauf kann man so etwas normalerweise erkennen." erklärte er mir scheinbar hilfsbereit.
Es gab Handbücher über die XZB12s und was sie können und nicht können sollten. Laut den Handbüchern hatten sie keinerlei Ahnung, daß es diese Überwachungsfilme überhaupt gab. Laut den Handbüchern waren sie auch strohdumm und hatten außer dem Umgang mit Waffen nichts gelernt. Die Höflichkeitsformen, mit denen sie mich am zweiten Tag angeredet haben, sollten sie in ihrem ganzen Leben noch nie gehört haben.

Ehrlich gesagt, glaubte ich, daß sie sich dümmer stellen, als sie sind und außerdem glaubte ich, daß er wußte, wer den kriminellen Adeligen umgebracht hatte. Aber erstens wagte ich mich nicht, den Strafer zu benutzen und zweitens hatte der Kriminelle Adelige die Strafe verdient, die er bekommen hatte und der Techniker nicht. Ich gab auf und trug zutiefst entmutigt ein, daß es nicht möglich sei, herauszufinden wer schuld an dem Mord war. Am Ende würde sicherlich ich - zur Thorion versetzt werden? - Ach nein, da war ich ja schon. Dann konnte es mir auch wirklich egal sein.

Zwei Tage später hörten die Morde ohne erkennbaren Grund einfach auf, nur waren da schon 70% der Offiziere tot. Ich fragte mich, wie man die ganze Arbeit schaffen sollte, was aber merkwürdigerweise ganz gut funktionierte. Das Lebenshaltungssystem war seltsamerweise auch ganz gut in Schuß.

Warum allerdings alle Landefähren technische Ausfälle hatten, die sich erst beheben ließen, nachdem jede von ihnen so voll war, daß das Ersatzlebenshaltungssystem bis zur Belastungsgrenze mit beansprucht wurde, war mir auch unklar. Andererseits brachte ich es auch nicht fertig, mich darüber zu ärgern. Wie gesagt, ich war ja schon auf der Thorion.

Dann hörte ich, wie viele Verletzte sie mitgebracht haben und fragte den Oberarzt, wie sie das bewältigen wollten.
"Das habe ich mich auch gefragt, aber die gezüchteten Krankenpfleger sind der Ansicht, das wäre kein Problem, die Kriegssklaven würden sie bei der Pflege unterstützen."
Das sah ich mir über die Überwachung an und stellte fest, daß die XZB12s offensichtlich das lupenreine Fachschinesisch verstanden, mit dem die Pfleger ihnen Anweisungen gaben, die ich selbst dann nicht hätte ausführen können, wenn ich es verstanden hätte. Die XZB12s verhielten sich wie ausgebildete Krankenpfleger und wirkten dabei sehr routiniert. Sie benutzten diese Medizinchinesisch auch gegenüber ihren Patienten, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, daß jeder diese Fachsprache beherrscht.

Als ich den Eindruck hatte, daß sie nicht mehr zu viel zu tun hatten, um für so etwas Zeit zu haben, ließ ich mir einen der älteren XZB12s bringen und fragte ihn, wo er denn das gelernt hätte.
"Die Pfleger haben uns die Krankenpflegekurse gegeben, damit wir ihnen helfen können. Natürlich haben selbst die jüngsten zwanzig Jahre mehr Ausbildung als wir, aber wir haben schon genug gelernt, um ihnen ein bißchen zu helfen." meinte er.
Wenn die Handbücher über die XZB12s recht hätten, hätten sie nicht einmal in der Lage sein sollen, diese Kurse zu verstehen!

Jedenfalls legte ich nach der Reise an der Station an, meldete, wie alles war und hatte eine Versetzung in der Hand, bei der ich Kapitän blieb. Das allerdings war mir völlig unverständlich. Mir erklärte das auch keiner. Ich war einfach von da ab Kapitän und meine untergebenen Offiziere von der Thorion waren meine Untergebenen, nur ergänzt durch junge Leute direkt von der Universität und die nötigen Techniker und Fußtruppen.

Ich war nie besonders gut im Studium gewesen, aber da ich wenigstens im Schiff keine kriminellen Adeligen mehr über mir hatte, lief alles viel besser und wenn von der Uni ein krimineller Offizier kam, buchtete ich ihn ein, bis er sich benahm und eventuelle politische Folgen waren mir egal, schließlich war ich schon auf der Thorion gewesen und wußte, an wen man sich wenden muß, wenn man da überleben will.

Als ich da gewesen war, waren vielleicht die Hälfte der Besatzung XZB12s gewesen, in den folgenden Jahren stieg die Quote so an, daß auf der Thorion nur noch XRB12s die Fußtruppen stellten.

Kersti

Fortsetzung:
F1713. Treron XZB12-5-13: "Der Pilot ist leichtfertigerweise aus der Landefähre ausgestiegen und irgendeiner seiner Feinde muß wohl doch noch am Leben gewesen sein, jedenfalls hat ihn jemand erschossen." antwortete ich

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben